ben erinnert der Delfin durchaus an die beschriebenen Verwandten; nur ist er womöglich noch spiellustiger und launenhafter. Bald treibt er sich, von allen Küsten entfernt, im hohen Meere herum, bald steigt er hoch in den Flüssen empor: er ist überall zu finden. Gewöhnlich sieht man ihn in Trupps von 6 bis 10 Stücken. Diese kommen von weitem auf die Schiffe zu und umschwär- men und umspielen diese lange Zeit, ehe sie wieder eine andere Richtung nehmen. Ohne Unterlaß tauchen sie auf und nieder, und jedesmal, wenn der dunkle Rücken über der Oberfläche erscheint, vernimmt man einen schnaubenden Ton und sieht einen niederen Strahl aufsteigen.
Das Gebiß bekundet deutlich genug, daß der Delfin zu den schlimmsten Räubern des Meeres gehört. Seine Nahrung besteht einzig und allein aus Fischen, Krebsen, Sepien und anderen See- thieren. Am liebsten jagt er den Sardellen, den Häringen und den fliegenden Fischen nach. Er ist es hauptsächlich, welcher diese sonderbaren Bewohner des Meeres über den Wasserspiegel emportreibt; denn gar nicht selten sieht man ihn selbst hinter den aufgestiegenen und dahinrauschenden Flugfischen sich emporschnellen und dann eilig in der von ihnen angegebenen Richtung weiter schwimmen. Nach drei- bis viermaligem Auftreiben hat er die fliegenden Fische gewöhnlich so abgehetzt, daß sie ihm leicht zur Beute werden. Bei dieser Fangart sind die Möven, Tölpel und andere Seevögel seine treuen Gehilfen; sie verfolgen die aus dem Wasser in die Luft getriebenen Fische während des Flie- gens und jagen sie nun wiederum dem unten auflauernden Räuber zu.
Zehn Monate nach der Paarung, welche im Herbst geschieht, wirft das Weibchen ein, sel- teuer zwei Junge von 11/2 bis 2 Fuß Länge, und beweist ihm bis zum erlangten Wachsthum die größte Zärtlichkeit. Wie behauptet wird, sind die Jungen erst nach zehn Jahren vollkommen erwach- sen, dafür sollen sie aber auch, wie ein alter griechischer Schriftsteller angibt, bis hundertunddreißig Jahre alt werden. Fischer, welche gefangenen Delfinen Stücke aus der Schwanzfinne geschnitten hatten, wollen in Erfahrung gebracht haben, daß die Lebensdauer zwischen fünfundzwanzig bis dreißig Jahre beträgt.
Der Delfin hat in dem Schwertfisch einen schlimmeren Feind, als in dem Menschen; denn dieser verfolgt ihn nur, wenn ihn Mangel an frischem Fleisch dazu treibt. Noch heutigen Ta- ges genießt der Delfin die Liebe Seitens des Menschen, welche ihm schon im Alterthum wurde. Doch vereinigen sich hier und da wohl einige Fischer, umringen mit ihren Boten nach altgriechi- scher Fangweise eine Schar von Delfinen, erschrecken sie durch plötzliches Geschrei und versuchen, sie nach dem Strande hinzutreiben, wo sie angsterfüllt auf das Trockene laufen. Dann ver- nimmt man ein seufzerartiges Gestöhn von den zu Tode geängstigten Thieren. Früher verzehrte man Fleisch und Speck der gefangenen, namentlich in katholischen Ländern während der Fastenzeit, weil der Delfin von den Pfaffen selbstverständlich als echter Fisch angesehen wurde. Die Eng- länder und Franzosen richten das Fleisch in künstlicher Weise zu, und erzielen dadurch eine wenig- stens ziemlich schmackhafte Speise. Gegenwärtig ist man aber fast überall von dem Genusse ab- gekommen. Bei den alten Römern spielte der Delfin eine Rolle in der Heilkunde. Die Leber galt für ein vortreffliches Mittel bei Anfällen von Wechselfiebern; mit dem Leberthran heilte man Ge- schwüre, mit dem Rauch des angezündeten Specks Unterleibsbeschwerden. Es wurden ganze Del- sine verbrannt und die gewonnene Asche mit Honig vermischt und dann zu allerhand Quacksalbereien verwandt. Gegenwärtig will man auch von dieser Benutzung des Wals Nichts mehr wissen.
Mehrere zu unserer Familie zählende Mitglieder zeichnen sich durch ihre eigenthümlich ver- längerte, schnabelartige Schnauze aus. Diese ist aber bei den verschiedenen Arten so abwechselnd gestaltet und bezahnt, daß man die Schnauzendelfine wiederum in verschiedene Sippen ge- theilt hat. Einige bewohnen das Weltmeer, die beiden anderen dagegen den größten und den hei- ligsten Strom der Erde.
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Der gemeine Delfin.
ben erinnert der Delfin durchaus an die beſchriebenen Verwandten; nur iſt er womöglich noch ſpielluſtiger und launenhafter. Bald treibt er ſich, von allen Küſten entfernt, im hohen Meere herum, bald ſteigt er hoch in den Flüſſen empor: er iſt überall zu finden. Gewöhnlich ſieht man ihn in Trupps von 6 bis 10 Stücken. Dieſe kommen von weitem auf die Schiffe zu und umſchwär- men und umſpielen dieſe lange Zeit, ehe ſie wieder eine andere Richtung nehmen. Ohne Unterlaß tauchen ſie auf und nieder, und jedesmal, wenn der dunkle Rücken über der Oberfläche erſcheint, vernimmt man einen ſchnaubenden Ton und ſieht einen niederen Strahl aufſteigen.
Das Gebiß bekundet deutlich genug, daß der Delfin zu den ſchlimmſten Räubern des Meeres gehört. Seine Nahrung beſteht einzig und allein aus Fiſchen, Krebſen, Sepien und anderen See- thieren. Am liebſten jagt er den Sardellen, den Häringen und den fliegenden Fiſchen nach. Er iſt es hauptſächlich, welcher dieſe ſonderbaren Bewohner des Meeres über den Waſſerſpiegel emportreibt; denn gar nicht ſelten ſieht man ihn ſelbſt hinter den aufgeſtiegenen und dahinrauſchenden Flugfiſchen ſich emporſchnellen und dann eilig in der von ihnen angegebenen Richtung weiter ſchwimmen. Nach drei- bis viermaligem Auftreiben hat er die fliegenden Fiſche gewöhnlich ſo abgehetzt, daß ſie ihm leicht zur Beute werden. Bei dieſer Fangart ſind die Möven, Tölpel und andere Seevögel ſeine treuen Gehilfen; ſie verfolgen die aus dem Waſſer in die Luft getriebenen Fiſche während des Flie- gens und jagen ſie nun wiederum dem unten auflauernden Räuber zu.
Zehn Monate nach der Paarung, welche im Herbſt geſchieht, wirft das Weibchen ein, ſel- teuer zwei Junge von 1½ bis 2 Fuß Länge, und beweiſt ihm bis zum erlangten Wachsthum die größte Zärtlichkeit. Wie behauptet wird, ſind die Jungen erſt nach zehn Jahren vollkommen erwach- ſen, dafür ſollen ſie aber auch, wie ein alter griechiſcher Schriftſteller angibt, bis hundertunddreißig Jahre alt werden. Fiſcher, welche gefangenen Delfinen Stücke aus der Schwanzfinne geſchnitten hatten, wollen in Erfahrung gebracht haben, daß die Lebensdauer zwiſchen fünfundzwanzig bis dreißig Jahre beträgt.
Der Delfin hat in dem Schwertfiſch einen ſchlimmeren Feind, als in dem Menſchen; denn dieſer verfolgt ihn nur, wenn ihn Mangel an friſchem Fleiſch dazu treibt. Noch heutigen Ta- ges genießt der Delfin die Liebe Seitens des Menſchen, welche ihm ſchon im Alterthum wurde. Doch vereinigen ſich hier und da wohl einige Fiſcher, umringen mit ihren Boten nach altgriechi- ſcher Fangweiſe eine Schar von Delfinen, erſchrecken ſie durch plötzliches Geſchrei und verſuchen, ſie nach dem Strande hinzutreiben, wo ſie angſterfüllt auf das Trockene laufen. Dann ver- nimmt man ein ſeufzerartiges Geſtöhn von den zu Tode geängſtigten Thieren. Früher verzehrte man Fleiſch und Speck der gefangenen, namentlich in katholiſchen Ländern während der Faſtenzeit, weil der Delfin von den Pfaffen ſelbſtverſtändlich als echter Fiſch angeſehen wurde. Die Eng- länder und Franzoſen richten das Fleiſch in künſtlicher Weiſe zu, und erzielen dadurch eine wenig- ſtens ziemlich ſchmackhafte Speiſe. Gegenwärtig iſt man aber faſt überall von dem Genuſſe ab- gekommen. Bei den alten Römern ſpielte der Delfin eine Rolle in der Heilkunde. Die Leber galt für ein vortreffliches Mittel bei Anfällen von Wechſelfiebern; mit dem Leberthran heilte man Ge- ſchwüre, mit dem Rauch des angezündeten Specks Unterleibsbeſchwerden. Es wurden ganze Del- ſine verbrannt und die gewonnene Aſche mit Honig vermiſcht und dann zu allerhand Quackſalbereien verwandt. Gegenwärtig will man auch von dieſer Benutzung des Wals Nichts mehr wiſſen.
Mehrere zu unſerer Familie zählende Mitglieder zeichnen ſich durch ihre eigenthümlich ver- längerte, ſchnabelartige Schnauze aus. Dieſe iſt aber bei den verſchiedenen Arten ſo abwechſelnd geſtaltet und bezahnt, daß man die Schnauzendelfine wiederum in verſchiedene Sippen ge- theilt hat. Einige bewohnen das Weltmeer, die beiden anderen dagegen den größten und den hei- ligſten Strom der Erde.
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Der gemeine Delfin.
ben erinnert der Delfin durchaus an die beſchriebenen Verwandten; nur iſt er womöglich noch
ſpielluſtiger und launenhafter. Bald treibt er ſich, von allen Küſten entfernt, im hohen Meere
herum, bald ſteigt er hoch in den Flüſſen empor: er iſt überall zu finden. Gewöhnlich ſieht man ihn
in Trupps von 6 bis 10 Stücken. Dieſe kommen von weitem auf die Schiffe zu und umſchwär-
men und umſpielen dieſe lange Zeit, ehe ſie wieder eine andere Richtung nehmen. Ohne Unterlaß
tauchen ſie auf und nieder, und jedesmal, wenn der dunkle Rücken über der Oberfläche erſcheint,
vernimmt man einen ſchnaubenden Ton und ſieht einen niederen Strahl aufſteigen.
Das Gebiß bekundet deutlich genug, daß der Delfin zu den ſchlimmſten Räubern des Meeres
gehört. Seine Nahrung beſteht einzig und allein aus Fiſchen, Krebſen, Sepien und anderen See-
thieren. Am liebſten jagt er den Sardellen, den Häringen und den fliegenden Fiſchen nach. Er iſt es
hauptſächlich, welcher dieſe ſonderbaren Bewohner des Meeres über den Waſſerſpiegel emportreibt;
denn gar nicht ſelten ſieht man ihn ſelbſt hinter den aufgeſtiegenen und dahinrauſchenden Flugfiſchen
ſich emporſchnellen und dann eilig in der von ihnen angegebenen Richtung weiter ſchwimmen. Nach
drei- bis viermaligem Auftreiben hat er die fliegenden Fiſche gewöhnlich ſo abgehetzt, daß ſie ihm
leicht zur Beute werden. Bei dieſer Fangart ſind die Möven, Tölpel und andere Seevögel ſeine
treuen Gehilfen; ſie verfolgen die aus dem Waſſer in die Luft getriebenen Fiſche während des Flie-
gens und jagen ſie nun wiederum dem unten auflauernden Räuber zu.
Zehn Monate nach der Paarung, welche im Herbſt geſchieht, wirft das Weibchen ein, ſel-
teuer zwei Junge von 1½ bis 2 Fuß Länge, und beweiſt ihm bis zum erlangten Wachsthum die
größte Zärtlichkeit. Wie behauptet wird, ſind die Jungen erſt nach zehn Jahren vollkommen erwach-
ſen, dafür ſollen ſie aber auch, wie ein alter griechiſcher Schriftſteller angibt, bis hundertunddreißig
Jahre alt werden. Fiſcher, welche gefangenen Delfinen Stücke aus der Schwanzfinne geſchnitten
hatten, wollen in Erfahrung gebracht haben, daß die Lebensdauer zwiſchen fünfundzwanzig bis
dreißig Jahre beträgt.
Der Delfin hat in dem Schwertfiſch einen ſchlimmeren Feind, als in dem Menſchen; denn
dieſer verfolgt ihn nur, wenn ihn Mangel an friſchem Fleiſch dazu treibt. Noch heutigen Ta-
ges genießt der Delfin die Liebe Seitens des Menſchen, welche ihm ſchon im Alterthum wurde.
Doch vereinigen ſich hier und da wohl einige Fiſcher, umringen mit ihren Boten nach altgriechi-
ſcher Fangweiſe eine Schar von Delfinen, erſchrecken ſie durch plötzliches Geſchrei und verſuchen,
ſie nach dem Strande hinzutreiben, wo ſie angſterfüllt auf das Trockene laufen. Dann ver-
nimmt man ein ſeufzerartiges Geſtöhn von den zu Tode geängſtigten Thieren. Früher verzehrte
man Fleiſch und Speck der gefangenen, namentlich in katholiſchen Ländern während der Faſtenzeit,
weil der Delfin von den Pfaffen ſelbſtverſtändlich als echter Fiſch angeſehen wurde. Die Eng-
länder und Franzoſen richten das Fleiſch in künſtlicher Weiſe zu, und erzielen dadurch eine wenig-
ſtens ziemlich ſchmackhafte Speiſe. Gegenwärtig iſt man aber faſt überall von dem Genuſſe ab-
gekommen. Bei den alten Römern ſpielte der Delfin eine Rolle in der Heilkunde. Die Leber galt
für ein vortreffliches Mittel bei Anfällen von Wechſelfiebern; mit dem Leberthran heilte man Ge-
ſchwüre, mit dem Rauch des angezündeten Specks Unterleibsbeſchwerden. Es wurden ganze Del-
ſine verbrannt und die gewonnene Aſche mit Honig vermiſcht und dann zu allerhand Quackſalbereien
verwandt. Gegenwärtig will man auch von dieſer Benutzung des Wals Nichts mehr wiſſen.
Mehrere zu unſerer Familie zählende Mitglieder zeichnen ſich durch ihre eigenthümlich ver-
längerte, ſchnabelartige Schnauze aus. Dieſe iſt aber bei den verſchiedenen Arten ſo abwechſelnd
geſtaltet und bezahnt, daß man die Schnauzendelfine wiederum in verſchiedene Sippen ge-
theilt hat. Einige bewohnen das Weltmeer, die beiden anderen dagegen den größten und den hei-
ligſten Strom der Erde.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 851. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/899>, abgerufen am 23.11.2024.
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