Die Stimme aller plumpen Thiere ist ein widerliches, wieherndes Gebrüll oder Grunzen und Brummen.
Sämmtliche Arten dieser noch lebenden Riesen vermehren sich schwach. Die Weibchen bringen nach langer Tragzeit nur ein einziges Junge zur Welt, welches von ihnen sehr geliebt und bei Gefahr mit rasender Wuth vertheidigt wird. Das Wachsthum geht äußerst langsam vor sich; dafür scheinen aber auch Alle ein hohes Alter erreichen zu können.
Jung eingefangene werden leicht zahm und lassen sich ziemlich Viel gefallen, obwohl ihnen nie- mals ganz zu trauen ist. Sie sind zu dumm, als daß sie einer höheren Zähmung zugänglich sein könnten. Manche zeigen eine gewisse Anhänglichkeit und Liebe an ihren Pfleger. Viel will dies Alles nicht bedeuten. Sämmtliche plumpen Thiere vertragen sich nicht mit dem Menschen und seinen Getreuen. Da, wo der Herrscher der Erde auch wirklich zur Herrschaft kommt, müssen sie weichen: sie hausen zu verheerend in seinem Gebiete, als daß er ihre Nähe dulden könnte.
Der Werth des erlegten plumpen Thieres ist durchaus nicht unbedeutend. Man benutzt Fleisch und Fett, Haut und Knochen, Horn und Zähne auf mancherlei Art, allein niemals wird man da- mit nur annähernd den Schaden aufwiegen können, welchen diese gefräßigen Ungeheuer anrichten. --
Die erste Sippe der Familie enthält die Nashörner (Rhinoceros), von denen gegenwärtig, so- viel bekannt, sechs oder, wie Andere wollen, sieben Arten unsere Erde bewohnen. Von den vorwelt- lichen Arten hat man bisjetzt ungefähr ebensoviel, zum Theil sehr merkwürdige Arten aufgefunden. Die lebenden lassen sich in drei verschiedene Gruppen bringen, in solche mit einem Horn und faltiger oder schilderartig aufliegender Haut, in solche mit zwei Hörnern mit Faltenhaut und endlich in solche mit zwei Hörnern und glatter Haut. Ehe wir sie aber einzeln betrachten, müssen wir einen Blick auf die Eigenthümlichkeiten der Sippschaft werfen.
Die Nashörner sind zwar nicht die Plumpesten unter den Plumpen, aber doch sehr mißgestaltete Dickhäuter von ansehnlicher Größe mit schwerem Rumpf, kurzem Hals, verlängertem Kopf, kurzen, dicken Gliedmaßen und Füßen, deren drei Zehen kleine, schwache Hufe tragen. Die dicke Haut der jetztlebenden ist nackt, während sie bei den vorweltlichen mit einem dichten, doppelten Haarkleid be- deckt war. Am Kopfe verlängert sich namentlich der Antlitztheil bedeutend. Er dient zur Unterlage für ein oder zwei Hörner, für ein größeres vorn und ein kleineres hinten. Plumpe und kräftige Formen zeigen sich auch im Geripp. Der Schädel erscheint sehr lang und viel niedriger, als bei den übrigen Dickhäutern, die Stirnbeine nehmen den vierten oder dritten Theil der Schädellänge ein und verbinden sich unmittelbar mit den breiten und starken Nasenbeinen, welche die Nasenhöhle überwöl- ben oder von einer mittleren Scheidewand noch gestützt werden. Da, wo das Horn ruht, ist dieser Knochen uneben, rauh, höckerig und wird Dies umsomehr, je größer die Hörner sind. Der Zwischen- kiefer ist blos bei den Arten, welche bleibende Schneidezähne haben, ansehnlich; bei jenen aber, welche diese Zähne in frühester Jugend verlieren, verkümmert er gänzlich. Die Wirbelsäule wird von star- ken, mit langen Dornen besetzten Wirbelkörpern gebildet; 19 bis 20 von ihnen tragen stark ge- krümmte, dicke und breite Rippen, das Zwerchfell setzt sich aber schon am 14. bis 17. Wirbel an. Bereits in früher Jugend verwachsen die fünf Wirbel, welche das Kreuzbein bilden, zu einem Gan- zen. Der Schwanz besteht aus 22 bis 23 Wirbeln. An allen übrigen Knochen ist ihre Stärke und Plumpheit das Auffallendste. Der Zahnbau ist eigenthümlich abweichend von dem der übrigen Mit- glieder der Familie. Regelmäßig fehlen die Eckzähne und gewöhnlich auch die vier Schneidezähne in beiden Kiefern. Sie waren zwar vorhanden, verkümmern aber sobald, daß man sie hat gänzlich leugnen wollen. Sieben Backzähne in jedem Kiefer bilden das übrige Gebiß. Jeder einzelne scheint aus mehreren Hügeln und Pfeilern zusammengeschmolzen zu sein. Die Kauflächen nutzen sich mit der Zeit mehr und mehr ab, und so entstehen verschiedenartige Zeichnungen.
Die Vielhufer oder Dickhäuter. — Die Nashörner.
Die Stimme aller plumpen Thiere iſt ein widerliches, wieherndes Gebrüll oder Grunzen und Brummen.
Sämmtliche Arten dieſer noch lebenden Rieſen vermehren ſich ſchwach. Die Weibchen bringen nach langer Tragzeit nur ein einziges Junge zur Welt, welches von ihnen ſehr geliebt und bei Gefahr mit raſender Wuth vertheidigt wird. Das Wachsthum geht äußerſt langſam vor ſich; dafür ſcheinen aber auch Alle ein hohes Alter erreichen zu können.
Jung eingefangene werden leicht zahm und laſſen ſich ziemlich Viel gefallen, obwohl ihnen nie- mals ganz zu trauen iſt. Sie ſind zu dumm, als daß ſie einer höheren Zähmung zugänglich ſein könnten. Manche zeigen eine gewiſſe Anhänglichkeit und Liebe an ihren Pfleger. Viel will dies Alles nicht bedeuten. Sämmtliche plumpen Thiere vertragen ſich nicht mit dem Menſchen und ſeinen Getreuen. Da, wo der Herrſcher der Erde auch wirklich zur Herrſchaft kommt, müſſen ſie weichen: ſie hauſen zu verheerend in ſeinem Gebiete, als daß er ihre Nähe dulden könnte.
Der Werth des erlegten plumpen Thieres iſt durchaus nicht unbedeutend. Man benutzt Fleiſch und Fett, Haut und Knochen, Horn und Zähne auf mancherlei Art, allein niemals wird man da- mit nur annähernd den Schaden aufwiegen können, welchen dieſe gefräßigen Ungeheuer anrichten. —
Die erſte Sippe der Familie enthält die Nashörner (Rhinoceros), von denen gegenwärtig, ſo- viel bekannt, ſechs oder, wie Andere wollen, ſieben Arten unſere Erde bewohnen. Von den vorwelt- lichen Arten hat man bisjetzt ungefähr ebenſoviel, zum Theil ſehr merkwürdige Arten aufgefunden. Die lebenden laſſen ſich in drei verſchiedene Gruppen bringen, in ſolche mit einem Horn und faltiger oder ſchilderartig aufliegender Haut, in ſolche mit zwei Hörnern mit Faltenhaut und endlich in ſolche mit zwei Hörnern und glatter Haut. Ehe wir ſie aber einzeln betrachten, müſſen wir einen Blick auf die Eigenthümlichkeiten der Sippſchaft werfen.
Die Nashörner ſind zwar nicht die Plumpeſten unter den Plumpen, aber doch ſehr mißgeſtaltete Dickhäuter von anſehnlicher Größe mit ſchwerem Rumpf, kurzem Hals, verlängertem Kopf, kurzen, dicken Gliedmaßen und Füßen, deren drei Zehen kleine, ſchwache Hufe tragen. Die dicke Haut der jetztlebenden iſt nackt, während ſie bei den vorweltlichen mit einem dichten, doppelten Haarkleid be- deckt war. Am Kopfe verlängert ſich namentlich der Antlitztheil bedeutend. Er dient zur Unterlage für ein oder zwei Hörner, für ein größeres vorn und ein kleineres hinten. Plumpe und kräftige Formen zeigen ſich auch im Geripp. Der Schädel erſcheint ſehr lang und viel niedriger, als bei den übrigen Dickhäutern, die Stirnbeine nehmen den vierten oder dritten Theil der Schädellänge ein und verbinden ſich unmittelbar mit den breiten und ſtarken Naſenbeinen, welche die Naſenhöhle überwöl- ben oder von einer mittleren Scheidewand noch geſtützt werden. Da, wo das Horn ruht, iſt dieſer Knochen uneben, rauh, höckerig und wird Dies umſomehr, je größer die Hörner ſind. Der Zwiſchen- kiefer iſt blos bei den Arten, welche bleibende Schneidezähne haben, anſehnlich; bei jenen aber, welche dieſe Zähne in früheſter Jugend verlieren, verkümmert er gänzlich. Die Wirbelſäule wird von ſtar- ken, mit langen Dornen beſetzten Wirbelkörpern gebildet; 19 bis 20 von ihnen tragen ſtark ge- krümmte, dicke und breite Rippen, das Zwerchfell ſetzt ſich aber ſchon am 14. bis 17. Wirbel an. Bereits in früher Jugend verwachſen die fünf Wirbel, welche das Kreuzbein bilden, zu einem Gan- zen. Der Schwanz beſteht aus 22 bis 23 Wirbeln. An allen übrigen Knochen iſt ihre Stärke und Plumpheit das Auffallendſte. Der Zahnbau iſt eigenthümlich abweichend von dem der übrigen Mit- glieder der Familie. Regelmäßig fehlen die Eckzähne und gewöhnlich auch die vier Schneidezähne in beiden Kiefern. Sie waren zwar vorhanden, verkümmern aber ſobald, daß man ſie hat gänzlich leugnen wollen. Sieben Backzähne in jedem Kiefer bilden das übrige Gebiß. Jeder einzelne ſcheint aus mehreren Hügeln und Pfeilern zuſammengeſchmolzen zu ſein. Die Kauflächen nutzen ſich mit der Zeit mehr und mehr ab, und ſo entſtehen verſchiedenartige Zeichnungen.
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Die Vielhufer oder Dickhäuter. — Die Nashörner.
Die Stimme aller plumpen Thiere iſt ein widerliches, wieherndes Gebrüll oder Grunzen und
Brummen.
Sämmtliche Arten dieſer noch lebenden Rieſen vermehren ſich ſchwach. Die Weibchen bringen nach
langer Tragzeit nur ein einziges Junge zur Welt, welches von ihnen ſehr geliebt und bei Gefahr mit
raſender Wuth vertheidigt wird. Das Wachsthum geht äußerſt langſam vor ſich; dafür ſcheinen aber
auch Alle ein hohes Alter erreichen zu können.
Jung eingefangene werden leicht zahm und laſſen ſich ziemlich Viel gefallen, obwohl ihnen nie-
mals ganz zu trauen iſt. Sie ſind zu dumm, als daß ſie einer höheren Zähmung zugänglich ſein
könnten. Manche zeigen eine gewiſſe Anhänglichkeit und Liebe an ihren Pfleger. Viel will
dies Alles nicht bedeuten. Sämmtliche plumpen Thiere vertragen ſich nicht mit dem Menſchen und
ſeinen Getreuen. Da, wo der Herrſcher der Erde auch wirklich zur Herrſchaft kommt, müſſen ſie
weichen: ſie hauſen zu verheerend in ſeinem Gebiete, als daß er ihre Nähe dulden könnte.
Der Werth des erlegten plumpen Thieres iſt durchaus nicht unbedeutend. Man benutzt Fleiſch
und Fett, Haut und Knochen, Horn und Zähne auf mancherlei Art, allein niemals wird man da-
mit nur annähernd den Schaden aufwiegen können, welchen dieſe gefräßigen Ungeheuer anrichten. —
Die erſte Sippe der Familie enthält die Nashörner (Rhinoceros), von denen gegenwärtig, ſo-
viel bekannt, ſechs oder, wie Andere wollen, ſieben Arten unſere Erde bewohnen. Von den vorwelt-
lichen Arten hat man bisjetzt ungefähr ebenſoviel, zum Theil ſehr merkwürdige Arten aufgefunden.
Die lebenden laſſen ſich in drei verſchiedene Gruppen bringen, in ſolche mit einem Horn und
faltiger oder ſchilderartig aufliegender Haut, in ſolche mit zwei Hörnern mit Faltenhaut und endlich
in ſolche mit zwei Hörnern und glatter Haut. Ehe wir ſie aber einzeln betrachten, müſſen wir einen
Blick auf die Eigenthümlichkeiten der Sippſchaft werfen.
Die Nashörner ſind zwar nicht die Plumpeſten unter den Plumpen, aber doch ſehr mißgeſtaltete
Dickhäuter von anſehnlicher Größe mit ſchwerem Rumpf, kurzem Hals, verlängertem Kopf, kurzen,
dicken Gliedmaßen und Füßen, deren drei Zehen kleine, ſchwache Hufe tragen. Die dicke Haut der
jetztlebenden iſt nackt, während ſie bei den vorweltlichen mit einem dichten, doppelten Haarkleid be-
deckt war. Am Kopfe verlängert ſich namentlich der Antlitztheil bedeutend. Er dient zur Unterlage
für ein oder zwei Hörner, für ein größeres vorn und ein kleineres hinten. Plumpe und kräftige
Formen zeigen ſich auch im Geripp. Der Schädel erſcheint ſehr lang und viel niedriger, als bei den
übrigen Dickhäutern, die Stirnbeine nehmen den vierten oder dritten Theil der Schädellänge ein und
verbinden ſich unmittelbar mit den breiten und ſtarken Naſenbeinen, welche die Naſenhöhle überwöl-
ben oder von einer mittleren Scheidewand noch geſtützt werden. Da, wo das Horn ruht, iſt dieſer
Knochen uneben, rauh, höckerig und wird Dies umſomehr, je größer die Hörner ſind. Der Zwiſchen-
kiefer iſt blos bei den Arten, welche bleibende Schneidezähne haben, anſehnlich; bei jenen aber, welche
dieſe Zähne in früheſter Jugend verlieren, verkümmert er gänzlich. Die Wirbelſäule wird von ſtar-
ken, mit langen Dornen beſetzten Wirbelkörpern gebildet; 19 bis 20 von ihnen tragen ſtark ge-
krümmte, dicke und breite Rippen, das Zwerchfell ſetzt ſich aber ſchon am 14. bis 17. Wirbel an.
Bereits in früher Jugend verwachſen die fünf Wirbel, welche das Kreuzbein bilden, zu einem Gan-
zen. Der Schwanz beſteht aus 22 bis 23 Wirbeln. An allen übrigen Knochen iſt ihre Stärke und
Plumpheit das Auffallendſte. Der Zahnbau iſt eigenthümlich abweichend von dem der übrigen Mit-
glieder der Familie. Regelmäßig fehlen die Eckzähne und gewöhnlich auch die vier Schneidezähne in
beiden Kiefern. Sie waren zwar vorhanden, verkümmern aber ſobald, daß man ſie hat gänzlich
leugnen wollen. Sieben Backzähne in jedem Kiefer bilden das übrige Gebiß. Jeder einzelne ſcheint
aus mehreren Hügeln und Pfeilern zuſammengeſchmolzen zu ſein. Die Kauflächen nutzen ſich mit
der Zeit mehr und mehr ab, und ſo entſtehen verſchiedenartige Zeichnungen.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/794>, abgerufen am 23.11.2024.
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