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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Die Vielhufer oder Dickhäuter. -- Das Buschschwein.
mit Ausnahme des Bartes, die Beine und der Schwanz sind dunkelgrauschwarz. Ein Streifen,
welcher über das Kreuz läuft, und die Ohrpinsel sind weiß, die Ringe um die Augen gelblich.

Das Buschschwein (Sus-Potamochoerus-africanus) ist am ganzen Leibe mit fast gleichmäßig
langen Vorsten behaart; nur auf dem Nacken bildet sich eine liegende Mähne und an den Wangen
ein ziemlich starker Bart. Die Färbung des Leibes ist ein röthliches Graubraun; das Gesicht ist
fahlgrau, der Bart und die Mähne sind weißlichgrau. Schwarze Ringe umgeben die Augen, und ein
schwarzer Streif läuft über die Wangen. Ohren und Beine sind dunkelbraunschwarz.

Einige Forscher wollten diese Schweine blos als Abart von den vorigen gelten lassen; seitdem
jedoch beide Arten lebend im englischen Thiergarten sich befinden, hat diese Ansicht ihre Stichhaltig-
keit verloren.

Alle diese Schweine leben wild unter ähnlichen Verhältnissen, wie unser Wildschwein, und
lassen sich sehr leicht zähmen, sind auch jedenfalls seit den ältesten Zeiten als Hausthiere gehalten
worden. So unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß sie einen wesentlichen Einfluß mit auf die
Rassenbildung der zahmen Schweine ausgeübt haben. Bisjetzt ist es noch gar nicht möglich gewesen,
alle die verschiedenen Rassen kennen zu lernen; denn die Schweine sind von jeher am wenigsten
beachtet worden. Wir wollen deshalb auch blos die allerwichtigsten Spielarten des nützlichen Haus-
thieres hier auführen.

Von unserem Wildschweine stammen wahrscheinlich die größte Menge der Rassen ab, welche wir
hier in Europa haben. Nach Fitzinger lassen sich alle diese Spielarten auf zwei Hauptabtheilungen
zurückführen: auf das krause und das großohrige Hausschwein nämlich. Von ersterem sollen die im
Süden Europas, von letzterem die im Norden verbreiteten Rassen abstammen. Da unterscheidet
man nun das mongolitzer oder türkische, das ungarische, sirmische, polnische, Zwerg- und spanische
Hausschwein einerseits, das mährische, deutsche, langborstige, baierische, jütländische, französische
und englische Schwein andererseits. Alle diese Rassen aber zerfallen wieder in eine Menge von Un-
terrassen. Besonders wichtig sind die ungarischen und polnischen Schweine, das deutsche Haus-
schwein und das englische, welches letztere oft das ungeheure Gewicht von 1000 bis 1200 Pfund
erreicht und zuweilen bis neunzehn Junge wirft. Die Engländer sind, wie bekannt, vortreffliche
Viehzüchter, und haben auch der Schweinezucht von jeher größere Theilnahme gewidmet, als wir
Deutschen. Deshalb unterscheidet man gerade in England die meisten Spielarten der Schweine, und
zieht dort Thiere, welche auf den ersten Blick hin kaum noch Aehnlichkeit mit dem eigentlichen
Schweine zeigen, so eigenthümlich verdickt und verunstaltet sich ihr Leib.

Von dem weißbärtigen Schweine soll das chinesische Hausschwein abstammen, welches in der
Neuzeit viel mit den anderen Rassen gekreuzt worden ist und zur Erzeugung einer Menge von Spiel-
arten beigetragen hat. Die angenommene Stammart lebt wild in den Wäldern von Japan und
unterscheidet sich von unserem Wildschweine durch die viel geringere Größe, die kürzeren Läufe und
die kleinen, kurzen Ohren, die andere Kopfbildung und die Färbung. Das eigentliche chinesische
Schwein ist ein zwergartiges Thierchen, welches sehr zur Fettbildung geneigt und im hohen Grade
fruchtbar ist. Jn China wird die Zucht im großartigen Maßstabe betrieben, und die Züchter halten
dort namentlich darauf, daß die Mastschweine sich so wenig als möglich bewegen, weshalb sie bei einer
Ortsveränderung ihre lieben Thierchen in einer Art von Säufte wegtragen. Europäer erklären das
Fleisch der in China geschlachteten chinesischen Schweine für ungenießbar. Nur wenn es nach Art der
Chinesen in lange Streifen zerschnitten und in der Sonne getrocknet worden ist, soll es uns zusagen.
Das portugiesische Hausschwein soll auch von derselben Stammart herrühren.

Als Abkömmling des indischen Schweins betrachtet man das in Siam lebende Hausschwein,
welches über das ganze südliche Asien und die Jnseln der Südsee verbreitet ist und auf den Gesell-
schafts- und Freundschaftsinseln schon seit undenklichen Zeiten gezogen worden ist; denn die Euro-
päer fanden bei der Entdeckung jener Eilande bereits Massen von Schweinen im Besitz der dortigen
Einwohner. Später führte man sie nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung, nach Guinea und

Die Vielhufer oder Dickhäuter. — Das Buſchſchwein.
mit Ausnahme des Bartes, die Beine und der Schwanz ſind dunkelgrauſchwarz. Ein Streifen,
welcher über das Kreuz läuft, und die Ohrpinſel ſind weiß, die Ringe um die Augen gelblich.

Das Buſchſchwein (Sus-Potamochoerus-africanus) iſt am ganzen Leibe mit faſt gleichmäßig
langen Vorſten behaart; nur auf dem Nacken bildet ſich eine liegende Mähne und an den Wangen
ein ziemlich ſtarker Bart. Die Färbung des Leibes iſt ein röthliches Graubraun; das Geſicht iſt
fahlgrau, der Bart und die Mähne ſind weißlichgrau. Schwarze Ringe umgeben die Augen, und ein
ſchwarzer Streif läuft über die Wangen. Ohren und Beine ſind dunkelbraunſchwarz.

Einige Forſcher wollten dieſe Schweine blos als Abart von den vorigen gelten laſſen; ſeitdem
jedoch beide Arten lebend im engliſchen Thiergarten ſich befinden, hat dieſe Anſicht ihre Stichhaltig-
keit verloren.

Alle dieſe Schweine leben wild unter ähnlichen Verhältniſſen, wie unſer Wildſchwein, und
laſſen ſich ſehr leicht zähmen, ſind auch jedenfalls ſeit den älteſten Zeiten als Hausthiere gehalten
worden. So unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß ſie einen weſentlichen Einfluß mit auf die
Raſſenbildung der zahmen Schweine ausgeübt haben. Bisjetzt iſt es noch gar nicht möglich geweſen,
alle die verſchiedenen Raſſen kennen zu lernen; denn die Schweine ſind von jeher am wenigſten
beachtet worden. Wir wollen deshalb auch blos die allerwichtigſten Spielarten des nützlichen Haus-
thieres hier auführen.

Von unſerem Wildſchweine ſtammen wahrſcheinlich die größte Menge der Raſſen ab, welche wir
hier in Europa haben. Nach Fitzinger laſſen ſich alle dieſe Spielarten auf zwei Hauptabtheilungen
zurückführen: auf das krauſe und das großohrige Hausſchwein nämlich. Von erſterem ſollen die im
Süden Europas, von letzterem die im Norden verbreiteten Raſſen abſtammen. Da unterſcheidet
man nun das mongolitzer oder türkiſche, das ungariſche, ſirmiſche, polniſche, Zwerg- und ſpaniſche
Hausſchwein einerſeits, das mähriſche, deutſche, langborſtige, baieriſche, jütländiſche, franzöſiſche
und engliſche Schwein andererſeits. Alle dieſe Raſſen aber zerfallen wieder in eine Menge von Un-
terraſſen. Beſonders wichtig ſind die ungariſchen und polniſchen Schweine, das deutſche Haus-
ſchwein und das engliſche, welches letztere oft das ungeheure Gewicht von 1000 bis 1200 Pfund
erreicht und zuweilen bis neunzehn Junge wirft. Die Engländer ſind, wie bekannt, vortreffliche
Viehzüchter, und haben auch der Schweinezucht von jeher größere Theilnahme gewidmet, als wir
Deutſchen. Deshalb unterſcheidet man gerade in England die meiſten Spielarten der Schweine, und
zieht dort Thiere, welche auf den erſten Blick hin kaum noch Aehnlichkeit mit dem eigentlichen
Schweine zeigen, ſo eigenthümlich verdickt und verunſtaltet ſich ihr Leib.

Von dem weißbärtigen Schweine ſoll das chineſiſche Hausſchwein abſtammen, welches in der
Neuzeit viel mit den anderen Raſſen gekreuzt worden iſt und zur Erzeugung einer Menge von Spiel-
arten beigetragen hat. Die angenommene Stammart lebt wild in den Wäldern von Japan und
unterſcheidet ſich von unſerem Wildſchweine durch die viel geringere Größe, die kürzeren Läufe und
die kleinen, kurzen Ohren, die andere Kopfbildung und die Färbung. Das eigentliche chineſiſche
Schwein iſt ein zwergartiges Thierchen, welches ſehr zur Fettbildung geneigt und im hohen Grade
fruchtbar iſt. Jn China wird die Zucht im großartigen Maßſtabe betrieben, und die Züchter halten
dort namentlich darauf, daß die Maſtſchweine ſich ſo wenig als möglich bewegen, weshalb ſie bei einer
Ortsveränderung ihre lieben Thierchen in einer Art von Säufte wegtragen. Europäer erklären das
Fleiſch der in China geſchlachteten chineſiſchen Schweine für ungenießbar. Nur wenn es nach Art der
Chineſen in lange Streifen zerſchnitten und in der Sonne getrocknet worden iſt, ſoll es uns zuſagen.
Das portugieſiſche Hausſchwein ſoll auch von derſelben Stammart herrühren.

Als Abkömmling des indiſchen Schweins betrachtet man das in Siam lebende Hausſchwein,
welches über das ganze ſüdliche Aſien und die Jnſeln der Südſee verbreitet iſt und auf den Geſell-
ſchafts- und Freundſchaftsinſeln ſchon ſeit undenklichen Zeiten gezogen worden iſt; denn die Euro-
päer fanden bei der Entdeckung jener Eilande bereits Maſſen von Schweinen im Beſitz der dortigen
Einwohner. Später führte man ſie nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung, nach Guinea und

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[736/0778] Die Vielhufer oder Dickhäuter. — Das Buſchſchwein. mit Ausnahme des Bartes, die Beine und der Schwanz ſind dunkelgrauſchwarz. Ein Streifen, welcher über das Kreuz läuft, und die Ohrpinſel ſind weiß, die Ringe um die Augen gelblich. Das Buſchſchwein (Sus-Potamochoerus-africanus) iſt am ganzen Leibe mit faſt gleichmäßig langen Vorſten behaart; nur auf dem Nacken bildet ſich eine liegende Mähne und an den Wangen ein ziemlich ſtarker Bart. Die Färbung des Leibes iſt ein röthliches Graubraun; das Geſicht iſt fahlgrau, der Bart und die Mähne ſind weißlichgrau. Schwarze Ringe umgeben die Augen, und ein ſchwarzer Streif läuft über die Wangen. Ohren und Beine ſind dunkelbraunſchwarz. Einige Forſcher wollten dieſe Schweine blos als Abart von den vorigen gelten laſſen; ſeitdem jedoch beide Arten lebend im engliſchen Thiergarten ſich befinden, hat dieſe Anſicht ihre Stichhaltig- keit verloren. Alle dieſe Schweine leben wild unter ähnlichen Verhältniſſen, wie unſer Wildſchwein, und laſſen ſich ſehr leicht zähmen, ſind auch jedenfalls ſeit den älteſten Zeiten als Hausthiere gehalten worden. So unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß ſie einen weſentlichen Einfluß mit auf die Raſſenbildung der zahmen Schweine ausgeübt haben. Bisjetzt iſt es noch gar nicht möglich geweſen, alle die verſchiedenen Raſſen kennen zu lernen; denn die Schweine ſind von jeher am wenigſten beachtet worden. Wir wollen deshalb auch blos die allerwichtigſten Spielarten des nützlichen Haus- thieres hier auführen. Von unſerem Wildſchweine ſtammen wahrſcheinlich die größte Menge der Raſſen ab, welche wir hier in Europa haben. Nach Fitzinger laſſen ſich alle dieſe Spielarten auf zwei Hauptabtheilungen zurückführen: auf das krauſe und das großohrige Hausſchwein nämlich. Von erſterem ſollen die im Süden Europas, von letzterem die im Norden verbreiteten Raſſen abſtammen. Da unterſcheidet man nun das mongolitzer oder türkiſche, das ungariſche, ſirmiſche, polniſche, Zwerg- und ſpaniſche Hausſchwein einerſeits, das mähriſche, deutſche, langborſtige, baieriſche, jütländiſche, franzöſiſche und engliſche Schwein andererſeits. Alle dieſe Raſſen aber zerfallen wieder in eine Menge von Un- terraſſen. Beſonders wichtig ſind die ungariſchen und polniſchen Schweine, das deutſche Haus- ſchwein und das engliſche, welches letztere oft das ungeheure Gewicht von 1000 bis 1200 Pfund erreicht und zuweilen bis neunzehn Junge wirft. Die Engländer ſind, wie bekannt, vortreffliche Viehzüchter, und haben auch der Schweinezucht von jeher größere Theilnahme gewidmet, als wir Deutſchen. Deshalb unterſcheidet man gerade in England die meiſten Spielarten der Schweine, und zieht dort Thiere, welche auf den erſten Blick hin kaum noch Aehnlichkeit mit dem eigentlichen Schweine zeigen, ſo eigenthümlich verdickt und verunſtaltet ſich ihr Leib. Von dem weißbärtigen Schweine ſoll das chineſiſche Hausſchwein abſtammen, welches in der Neuzeit viel mit den anderen Raſſen gekreuzt worden iſt und zur Erzeugung einer Menge von Spiel- arten beigetragen hat. Die angenommene Stammart lebt wild in den Wäldern von Japan und unterſcheidet ſich von unſerem Wildſchweine durch die viel geringere Größe, die kürzeren Läufe und die kleinen, kurzen Ohren, die andere Kopfbildung und die Färbung. Das eigentliche chineſiſche Schwein iſt ein zwergartiges Thierchen, welches ſehr zur Fettbildung geneigt und im hohen Grade fruchtbar iſt. Jn China wird die Zucht im großartigen Maßſtabe betrieben, und die Züchter halten dort namentlich darauf, daß die Maſtſchweine ſich ſo wenig als möglich bewegen, weshalb ſie bei einer Ortsveränderung ihre lieben Thierchen in einer Art von Säufte wegtragen. Europäer erklären das Fleiſch der in China geſchlachteten chineſiſchen Schweine für ungenießbar. Nur wenn es nach Art der Chineſen in lange Streifen zerſchnitten und in der Sonne getrocknet worden iſt, ſoll es uns zuſagen. Das portugieſiſche Hausſchwein ſoll auch von derſelben Stammart herrühren. Als Abkömmling des indiſchen Schweins betrachtet man das in Siam lebende Hausſchwein, welches über das ganze ſüdliche Aſien und die Jnſeln der Südſee verbreitet iſt und auf den Geſell- ſchafts- und Freundſchaftsinſeln ſchon ſeit undenklichen Zeiten gezogen worden iſt; denn die Euro- päer fanden bei der Entdeckung jener Eilande bereits Maſſen von Schweinen im Beſitz der dortigen Einwohner. Später führte man ſie nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung, nach Guinea und

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 736. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/778>, abgerufen am 12.05.2024.