ten und getrocknet, das Fell aber auf einfache Art gegerbt wird. Natürlich wird der bei weitem größte Theil den Wölfen überlassen."
"Da die lange Kopfmähne des Büffels demselben die Augen verdeckt und ihn am klaren Sehen und Unterscheiden hindert, wird es dem Gegner umsoleichter, selbst ohne Pferd auf Beute auszu- gehen. Er befestigt dann eine Wolfshaut an seinem Kopfe und Körper, und indem er seine Waffen vor sich hinschiebt, geht er auf Händen und Füßen im Zickzack auf sein Ziel los. Wenn dann der Wind nicht plötzlich den Jndianer in der Kleidung verräth, so gelingt es dem Schlauen sicher, aus nächster Nähe einen Büffel zu erlegen, ohne daß dadurch die übrige Herde aus der Ruhe gestört würde. Selbst den Knall der Büchse scheuen diese Thiere nicht, so lange sie mit ihren feinen Ge- ruchswerkzeugen die Anwesenheit eines Menschen nicht wahrnehmen. Ein wohl verborgener Schütz vermag manchen Büffel einer ruhig grasenden Herde ohne große Störung mit der Kugel zu fällen: das Todesröcheln des verwundeten veranlaßt höchstens den einen oder den anderen, den mähnigen Kopf auf einige Augenblicke forschend zu erheben; dann geht er wieder an seine Lieblingsbeschäftigung, an das Grasen."
"Zu allen Jahreszeiten wird dem armen Büffel nachgestellt, selbst dann, wenn der Schnee- sturm die Niederung mit einer tiefen Decke überzogen hat und die beliebte Jagd mit den Pferden unmöglich geworden ist. Langsam nur kann sich dann die Herde durch den mehrere Fuß hohen Schnee wühlen; der sinnreiche Jndianer aber hat sich breite, geflochtene Schneeschuhe an die leichten Füße befestigt, und, ohne auf dem unsicheren Boden einzubrechen, eilt er schnell an den mühsam waden- den Niesen heran und stößt das wehrlose Thier mit der Lanze nieder."
"Auf solche Weise werden mehr Büffel der unbezwinglichen Jagdlust, als dem wirtlichen Nutzen geopfert. Man führt den Ausrottungskrieg gegen die Zierde der Grassteppen auf unbarm- herzige Weise fort. Keinem Gedanken an Schonung wird Raum werden, bis der letzte Büffel, bald nachher die letzte Rothhaut und mit ihr die einzige Naturdichtung des großen nordamerikanischen Fest- landes verschwunden sein wird."
John Franklin sah eine eigenthümliche Bisonjagd unweit Carlston. Man hatte eine unge- heure Strecke mit Pfählen umzäunt und mit Schneemauern umgeben. Auf der einen Seite war der Schnee bis zur Höhe der Pfähle aufgeworfen und rampenartig geebnet. Zu diesem Pferche trieben berittene Jndianer eine Bisonherde und zwangen sie durch entsetzliches Geschrei und durch Flintenschüsse da hinein zu springen, wo sie dann leicht erlegt wurden.
Von anderen Reisenden erfahren wir noch mehr über diese Jagden. Audubon theilt uns mit, daß man vom Fort Union aus sogar mit Kanonen unter die Herden schoß. Fröbel erzählt, daß immer, wenn seine Reisegesellschaft Fleisch bedurfte, ein tüchtiger Reiter ausgesandt wurde, solches her- beizuschaffen. Der Mann ritt mitten unter die Herden, welche ihn wenig beachteten, wählte sich ein Thier aus, spreugte auf dieses zu und brachte den kleinen Trupp, zu welchem es gehörte, ins Fliehen; er verfolgte jetzt das gewählte Opfer, bis er ihm den Revolver an die linke Schulter setzen und schießen konnte. Von Widersetzlichkeiten eines Bison wurde Nichts beobachtet. Die benachbarten Herden wichen während der Jagd nur ein wenig zur Seite.
Ein Mejikaner, welcher bei Fröbel's Karavane war und früher acht Jahre lang als Sklave unter den Komanchen gedient hatte, zeigte sich so geschickt in Handhabung der Wurfschlinge, daß er nicht blos Bisonkälber, sondern auch erwachsene Kühe damit fing. Er warf diesen die Schlinge um den Hals, und wenn sie dann stehen blieben, um sich loszumachen, ritt er an sie heran, wickelte ihnen die Leine um die Füße, zog sie so fest zusammen, daß die Thiere stürzten, sprang dann schnell vom Pferde und band das Ende der Leine fest um die Füße, worauf das Thier geschlachtet und zerlegt wurde. Haut, Geripp und was man sonst nicht wollte, verblieb den Geiern und Wölfen.
Nicht immer laufen alle Bisonjagden so gut ab, als es nach dem bisher Mitgetheilten scheinen möchte. Wyeth sah, daß ein Jndianer, welcher einem verwundeten Bison noch zusetzte, hart büßen
Der Biſon.
ten und getrocknet, das Fell aber auf einfache Art gegerbt wird. Natürlich wird der bei weitem größte Theil den Wölfen überlaſſen.‟
„Da die lange Kopfmähne des Büffels demſelben die Augen verdeckt und ihn am klaren Sehen und Unterſcheiden hindert, wird es dem Gegner umſoleichter, ſelbſt ohne Pferd auf Beute auszu- gehen. Er befeſtigt dann eine Wolfshaut an ſeinem Kopfe und Körper, und indem er ſeine Waffen vor ſich hinſchiebt, geht er auf Händen und Füßen im Zickzack auf ſein Ziel los. Wenn dann der Wind nicht plötzlich den Jndianer in der Kleidung verräth, ſo gelingt es dem Schlauen ſicher, aus nächſter Nähe einen Büffel zu erlegen, ohne daß dadurch die übrige Herde aus der Ruhe geſtört würde. Selbſt den Knall der Büchſe ſcheuen dieſe Thiere nicht, ſo lange ſie mit ihren feinen Ge- ruchswerkzeugen die Anweſenheit eines Menſchen nicht wahrnehmen. Ein wohl verborgener Schütz vermag manchen Büffel einer ruhig graſenden Herde ohne große Störung mit der Kugel zu fällen: das Todesröcheln des verwundeten veranlaßt höchſtens den einen oder den anderen, den mähnigen Kopf auf einige Augenblicke forſchend zu erheben; dann geht er wieder an ſeine Lieblingsbeſchäftigung, an das Graſen.‟
„Zu allen Jahreszeiten wird dem armen Büffel nachgeſtellt, ſelbſt dann, wenn der Schnee- ſturm die Niederung mit einer tiefen Decke überzogen hat und die beliebte Jagd mit den Pferden unmöglich geworden iſt. Langſam nur kann ſich dann die Herde durch den mehrere Fuß hohen Schnee wühlen; der ſinnreiche Jndianer aber hat ſich breite, geflochtene Schneeſchuhe an die leichten Füße befeſtigt, und, ohne auf dem unſicheren Boden einzubrechen, eilt er ſchnell an den mühſam waden- den Nieſen heran und ſtößt das wehrloſe Thier mit der Lanze nieder.‟
„Auf ſolche Weiſe werden mehr Büffel der unbezwinglichen Jagdluſt, als dem wirtlichen Nutzen geopfert. Man führt den Ausrottungskrieg gegen die Zierde der Grasſteppen auf unbarm- herzige Weiſe fort. Keinem Gedanken an Schonung wird Raum werden, bis der letzte Büffel, bald nachher die letzte Rothhaut und mit ihr die einzige Naturdichtung des großen nordamerikaniſchen Feſt- landes verſchwunden ſein wird.‟
John Franklin ſah eine eigenthümliche Biſonjagd unweit Carlston. Man hatte eine unge- heure Strecke mit Pfählen umzäunt und mit Schneemauern umgeben. Auf der einen Seite war der Schnee bis zur Höhe der Pfähle aufgeworfen und rampenartig geebnet. Zu dieſem Pferche trieben berittene Jndianer eine Biſonherde und zwangen ſie durch entſetzliches Geſchrei und durch Flintenſchüſſe da hinein zu ſpringen, wo ſie dann leicht erlegt wurden.
Von anderen Reiſenden erfahren wir noch mehr über dieſe Jagden. Audubon theilt uns mit, daß man vom Fort Union aus ſogar mit Kanonen unter die Herden ſchoß. Fröbel erzählt, daß immer, wenn ſeine Reiſegeſellſchaft Fleiſch bedurfte, ein tüchtiger Reiter ausgeſandt wurde, ſolches her- beizuſchaffen. Der Mann ritt mitten unter die Herden, welche ihn wenig beachteten, wählte ſich ein Thier aus, ſpreugte auf dieſes zu und brachte den kleinen Trupp, zu welchem es gehörte, ins Fliehen; er verfolgte jetzt das gewählte Opfer, bis er ihm den Revolver an die linke Schulter ſetzen und ſchießen konnte. Von Widerſetzlichkeiten eines Biſon wurde Nichts beobachtet. Die benachbarten Herden wichen während der Jagd nur ein wenig zur Seite.
Ein Mejikaner, welcher bei Fröbel’s Karavane war und früher acht Jahre lang als Sklave unter den Komanchen gedient hatte, zeigte ſich ſo geſchickt in Handhabung der Wurfſchlinge, daß er nicht blos Biſonkälber, ſondern auch erwachſene Kühe damit fing. Er warf dieſen die Schlinge um den Hals, und wenn ſie dann ſtehen blieben, um ſich loszumachen, ritt er an ſie heran, wickelte ihnen die Leine um die Füße, zog ſie ſo feſt zuſammen, daß die Thiere ſtürzten, ſprang dann ſchnell vom Pferde und band das Ende der Leine feſt um die Füße, worauf das Thier geſchlachtet und zerlegt wurde. Haut, Geripp und was man ſonſt nicht wollte, verblieb den Geiern und Wölfen.
Nicht immer laufen alle Biſonjagden ſo gut ab, als es nach dem bisher Mitgetheilten ſcheinen möchte. Wyeth ſah, daß ein Jndianer, welcher einem verwundeten Biſon noch zuſetzte, hart büßen
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Der Biſon.
ten und getrocknet, das Fell aber auf einfache Art gegerbt wird. Natürlich wird der bei weitem
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„Da die lange Kopfmähne des Büffels demſelben die Augen verdeckt und ihn am klaren Sehen
und Unterſcheiden hindert, wird es dem Gegner umſoleichter, ſelbſt ohne Pferd auf Beute auszu-
gehen. Er befeſtigt dann eine Wolfshaut an ſeinem Kopfe und Körper, und indem er ſeine Waffen
vor ſich hinſchiebt, geht er auf Händen und Füßen im Zickzack auf ſein Ziel los. Wenn dann der
Wind nicht plötzlich den Jndianer in der Kleidung verräth, ſo gelingt es dem Schlauen ſicher, aus
nächſter Nähe einen Büffel zu erlegen, ohne daß dadurch die übrige Herde aus der Ruhe geſtört
würde. Selbſt den Knall der Büchſe ſcheuen dieſe Thiere nicht, ſo lange ſie mit ihren feinen Ge-
ruchswerkzeugen die Anweſenheit eines Menſchen nicht wahrnehmen. Ein wohl verborgener Schütz
vermag manchen Büffel einer ruhig graſenden Herde ohne große Störung mit der Kugel zu fällen:
das Todesröcheln des verwundeten veranlaßt höchſtens den einen oder den anderen, den mähnigen
Kopf auf einige Augenblicke forſchend zu erheben; dann geht er wieder an ſeine Lieblingsbeſchäftigung,
an das Graſen.‟
„Zu allen Jahreszeiten wird dem armen Büffel nachgeſtellt, ſelbſt dann, wenn der Schnee-
ſturm die Niederung mit einer tiefen Decke überzogen hat und die beliebte Jagd mit den Pferden
unmöglich geworden iſt. Langſam nur kann ſich dann die Herde durch den mehrere Fuß hohen Schnee
wühlen; der ſinnreiche Jndianer aber hat ſich breite, geflochtene Schneeſchuhe an die leichten Füße
befeſtigt, und, ohne auf dem unſicheren Boden einzubrechen, eilt er ſchnell an den mühſam waden-
den Nieſen heran und ſtößt das wehrloſe Thier mit der Lanze nieder.‟
„Auf ſolche Weiſe werden mehr Büffel der unbezwinglichen Jagdluſt, als dem wirtlichen
Nutzen geopfert. Man führt den Ausrottungskrieg gegen die Zierde der Grasſteppen auf unbarm-
herzige Weiſe fort. Keinem Gedanken an Schonung wird Raum werden, bis der letzte Büffel, bald
nachher die letzte Rothhaut und mit ihr die einzige Naturdichtung des großen nordamerikaniſchen Feſt-
landes verſchwunden ſein wird.‟
John Franklin ſah eine eigenthümliche Biſonjagd unweit Carlston. Man hatte eine unge-
heure Strecke mit Pfählen umzäunt und mit Schneemauern umgeben. Auf der einen Seite war der
Schnee bis zur Höhe der Pfähle aufgeworfen und rampenartig geebnet. Zu dieſem Pferche trieben
berittene Jndianer eine Biſonherde und zwangen ſie durch entſetzliches Geſchrei und durch Flintenſchüſſe
da hinein zu ſpringen, wo ſie dann leicht erlegt wurden.
Von anderen Reiſenden erfahren wir noch mehr über dieſe Jagden. Audubon theilt uns mit,
daß man vom Fort Union aus ſogar mit Kanonen unter die Herden ſchoß. Fröbel erzählt, daß
immer, wenn ſeine Reiſegeſellſchaft Fleiſch bedurfte, ein tüchtiger Reiter ausgeſandt wurde, ſolches her-
beizuſchaffen. Der Mann ritt mitten unter die Herden, welche ihn wenig beachteten, wählte ſich ein
Thier aus, ſpreugte auf dieſes zu und brachte den kleinen Trupp, zu welchem es gehörte, ins Fliehen;
er verfolgte jetzt das gewählte Opfer, bis er ihm den Revolver an die linke Schulter ſetzen und
ſchießen konnte. Von Widerſetzlichkeiten eines Biſon wurde Nichts beobachtet. Die benachbarten
Herden wichen während der Jagd nur ein wenig zur Seite.
Ein Mejikaner, welcher bei Fröbel’s Karavane war und früher acht Jahre lang als Sklave
unter den Komanchen gedient hatte, zeigte ſich ſo geſchickt in Handhabung der Wurfſchlinge, daß er
nicht blos Biſonkälber, ſondern auch erwachſene Kühe damit fing. Er warf dieſen die Schlinge um
den Hals, und wenn ſie dann ſtehen blieben, um ſich loszumachen, ritt er an ſie heran, wickelte
ihnen die Leine um die Füße, zog ſie ſo feſt zuſammen, daß die Thiere ſtürzten, ſprang dann ſchnell
vom Pferde und band das Ende der Leine feſt um die Füße, worauf das Thier geſchlachtet
und zerlegt wurde. Haut, Geripp und was man ſonſt nicht wollte, verblieb den Geiern und
Wölfen.
Nicht immer laufen alle Biſonjagden ſo gut ab, als es nach dem bisher Mitgetheilten ſcheinen
möchte. Wyeth ſah, daß ein Jndianer, welcher einem verwundeten Biſon noch zuſetzte, hart büßen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/687>, abgerufen am 23.11.2024.
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