Gefahr ihres Lebens und zeigen eine außerordentliche Liebe zu ihnen: die zahmen sind stumpf gegen die eigenen Kinder, wie gegen alles Vernünftige; sie glotzen den Menschen unendlich dumm und gleichgiltig an, wenn er ihnen ihre Lämmer wegnimmt. Nach verhältnißmäßig kurzer Zeit sind die Jungen selbständig geworden und bereits vor ihrem erfüllten ersten Lebensjahre selbst wieder fortpflanzungsfähig.
Fast alle wilden Arten lassen sich ohne große Mühe zähmen und behalten ihre Munterkeit wenig- steus durch ein paar Geschlechter hindurch; denn sie pflanzen sich ohne Umstände in der Gefangenschaft fort. An Leute, welche sich viel mit ihnen abgeben, schließen sie sich innig an, folgen ihrem Rufe, nehmen gern Liebkosungen entgegen und können einen so hohen Grad von Zähmung erlangen, daß sie mit anderen Hausthieren auf die Weide gesandt werden dürfen, ohne daß ihnen große Lust ankommt, günstige Augenblicke zur Wiedererlangung ihrer Freiheit zu benutzen. Die zahmen Schafe sind schon seit undenklichen Zeiten zu Hausthieren geworden; man kennt auch bei ihnen nicht ihre Stammeltern. Der Mensch hat sie ihres hohen Nutzens wegen über die ganze Erde mit sich verbreitet und mit Erfolg auch in solchen Ländern eingeführt, welche ihnen ursprünglich ganz fremd waren. Sämmtliche Theile des Schafes werden verwandt; Wolle und Mist aber werfen den meisten Ertrag ab.
Die Jagd der Wildschafe wird ihrer Gefährlichkeit halber mit Leidenschaft betrieben und gibt des wohlschmeckenden Fleisches, der gesuchten Hörner und des vortrefflichen Felles wegen, einen guten Ertrag.
Wie immer stellen wir auch hier eine wilde Art oben an, welche als Uebergangsthier von den Ziegen zu den Schafen betrachtet werden kann. Das afrikanische Mähnenschaf (Ammotragus Tragelaphus) wird in vielen thierkundlichen Werken unter den Ziegen mit aufgeführt, weil es mit diesen ebenso viele Verwandtschaft hat, als mit den Schafen. Die Hörner unterscheiden es von den eigentlichen Ziegen, obgleich auch sie noch an das Ziegengehörn erinnern: dagegen fehlen ihm die Thränengruben und die so ausgezeichnete Nase der Schafe, mit welchen es das allgemeine Gepräge seiner Gestalt und das Betragen gemein hat. Das bezeichnendste Merkmal des Thieres ist eine starke Haarmähne, welche am Oberhalse beginnt und bis zur Brust herabreicht, sich auch noch auf den Vorderbeinen bis unter das Beugegelenk der Ferse fortsetzt. Diese Mähne hat unserem Thiere den französischen Namen "Moufflon a manchettes" eingetragen. Die Hörner, welche etwa 2 Fuß lang werden, sind unten beinahe vierkantig, oben zusammengedrückt, auf der Außenseite tiefgefurcht; sie steigen erst gerade aufwärts, krümmen sich dann nach hinten und wenden sich mit den Spitzen etwas nach innen. Das Haarkleid ist mit Ausnahme der Mähne und der ziemlich kurzen Schwanzquaste wie bei den Ziegen, denn die Haare sind steif und liegen glatt am Leibe an. Auf der Oberseite ist das Mähnenschaf fahlroth oder dunkelgelb gefärbt; die Spitzen der Haare sind aber weiß, und deshalb er- scheint der Pelz etwas gesprenkelt. Die untere und die innere Seite der Gliedmaßen sind weiß; über den Rücken verläuft eine dunklere Binde. Ein völlig ausgewachsener Bock wird etwa 6 Fuß lang und 31/2 Fuß hoch.
Bereits im Jahre 1561 beschrieb Cajus Britanicus das Mähnenschaf, dessen Fell ihm aus Mauritanien gebracht worden war. Seitdem verging eine lange Zeit, ehe wieder Etwas über das Thier verlautete. Erst Pennant und später Geoffroy erwähnen es von neuem; letzterer fand es in der Nähe Kairos im Gebirge auf. Andere Forscher haben es am oberen Nil und in Abissinien beobachtet; ja, man will es selbst am Sinai bemerkt haben. Am häufigsten dürfte es im Atlas sich finden. Ueber feine Lebensweise war bisher so gut als Nichts bekannt und ich würde demgemäß, da mir das Thier auf meiner Reise in Afrika nie vorgekommen ist, eben auch Nichts berichten können, hätte mein Freund Dr.Buvry nicht die Güte gehabt, mir Nachstehendes zur Benutzung zu über- lassen.
"Das Mähnenschaf wird im südlichen Algerien von den Einheimischen im allgemeinen Arui genannt, während der Widder Feschthal, das Schaf Massa und das Junge Charuf heißt. Jn
Das afrikaniſche Mähnenſchaf.
Gefahr ihres Lebens und zeigen eine außerordentliche Liebe zu ihnen: die zahmen ſind ſtumpf gegen die eigenen Kinder, wie gegen alles Vernünftige; ſie glotzen den Menſchen unendlich dumm und gleichgiltig an, wenn er ihnen ihre Lämmer wegnimmt. Nach verhältnißmäßig kurzer Zeit ſind die Jungen ſelbſtändig geworden und bereits vor ihrem erfüllten erſten Lebensjahre ſelbſt wieder fortpflanzungsfähig.
Faſt alle wilden Arten laſſen ſich ohne große Mühe zähmen und behalten ihre Munterkeit wenig- ſteus durch ein paar Geſchlechter hindurch; denn ſie pflanzen ſich ohne Umſtände in der Gefangenſchaft fort. An Leute, welche ſich viel mit ihnen abgeben, ſchließen ſie ſich innig an, folgen ihrem Rufe, nehmen gern Liebkoſungen entgegen und können einen ſo hohen Grad von Zähmung erlangen, daß ſie mit anderen Hausthieren auf die Weide geſandt werden dürfen, ohne daß ihnen große Luſt ankommt, günſtige Augenblicke zur Wiedererlangung ihrer Freiheit zu benutzen. Die zahmen Schafe ſind ſchon ſeit undenklichen Zeiten zu Hausthieren geworden; man kennt auch bei ihnen nicht ihre Stammeltern. Der Menſch hat ſie ihres hohen Nutzens wegen über die ganze Erde mit ſich verbreitet und mit Erfolg auch in ſolchen Ländern eingeführt, welche ihnen urſprünglich ganz fremd waren. Sämmtliche Theile des Schafes werden verwandt; Wolle und Miſt aber werfen den meiſten Ertrag ab.
Die Jagd der Wildſchafe wird ihrer Gefährlichkeit halber mit Leidenſchaft betrieben und gibt des wohlſchmeckenden Fleiſches, der geſuchten Hörner und des vortrefflichen Felles wegen, einen guten Ertrag.
Wie immer ſtellen wir auch hier eine wilde Art oben an, welche als Uebergangsthier von den Ziegen zu den Schafen betrachtet werden kann. Das afrikaniſche Mähnenſchaf (Ammotragus Tragelaphus) wird in vielen thierkundlichen Werken unter den Ziegen mit aufgeführt, weil es mit dieſen ebenſo viele Verwandtſchaft hat, als mit den Schafen. Die Hörner unterſcheiden es von den eigentlichen Ziegen, obgleich auch ſie noch an das Ziegengehörn erinnern: dagegen fehlen ihm die Thränengruben und die ſo ausgezeichnete Naſe der Schafe, mit welchen es das allgemeine Gepräge ſeiner Geſtalt und das Betragen gemein hat. Das bezeichnendſte Merkmal des Thieres iſt eine ſtarke Haarmähne, welche am Oberhalſe beginnt und bis zur Bruſt herabreicht, ſich auch noch auf den Vorderbeinen bis unter das Beugegelenk der Ferſe fortſetzt. Dieſe Mähne hat unſerem Thiere den franzöſiſchen Namen „Moufflon à manchettes‟ eingetragen. Die Hörner, welche etwa 2 Fuß lang werden, ſind unten beinahe vierkantig, oben zuſammengedrückt, auf der Außenſeite tiefgefurcht; ſie ſteigen erſt gerade aufwärts, krümmen ſich dann nach hinten und wenden ſich mit den Spitzen etwas nach innen. Das Haarkleid iſt mit Ausnahme der Mähne und der ziemlich kurzen Schwanzquaſte wie bei den Ziegen, denn die Haare ſind ſteif und liegen glatt am Leibe an. Auf der Oberſeite iſt das Mähnenſchaf fahlroth oder dunkelgelb gefärbt; die Spitzen der Haare ſind aber weiß, und deshalb er- ſcheint der Pelz etwas geſprenkelt. Die untere und die innere Seite der Gliedmaßen ſind weiß; über den Rücken verläuft eine dunklere Binde. Ein völlig ausgewachſener Bock wird etwa 6 Fuß lang und 3½ Fuß hoch.
Bereits im Jahre 1561 beſchrieb Cajus Britanicus das Mähnenſchaf, deſſen Fell ihm aus Mauritanien gebracht worden war. Seitdem verging eine lange Zeit, ehe wieder Etwas über das Thier verlautete. Erſt Pennant und ſpäter Geoffroy erwähnen es von neuem; letzterer fand es in der Nähe Kairos im Gebirge auf. Andere Forſcher haben es am oberen Nil und in Abiſſinien beobachtet; ja, man will es ſelbſt am Sinai bemerkt haben. Am häufigſten dürfte es im Atlas ſich finden. Ueber feine Lebensweiſe war bisher ſo gut als Nichts bekannt und ich würde demgemäß, da mir das Thier auf meiner Reiſe in Afrika nie vorgekommen iſt, eben auch Nichts berichten können, hätte mein Freund Dr.Buvry nicht die Güte gehabt, mir Nachſtehendes zur Benutzung zu über- laſſen.
„Das Mähnenſchaf wird im ſüdlichen Algerien von den Einheimiſchen im allgemeinen Arui genannt, während der Widder Feſchthal, das Schaf Maſſa und das Junge Charuf heißt. Jn
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und gleichgiltig an, wenn er ihnen ihre Lämmer wegnimmt. Nach verhältnißmäßig kurzer Zeit ſind
die Jungen ſelbſtändig geworden und bereits vor ihrem erfüllten erſten Lebensjahre ſelbſt wieder
fortpflanzungsfähig.
Faſt alle wilden Arten laſſen ſich ohne große Mühe zähmen und behalten ihre Munterkeit wenig-
ſteus durch ein paar Geſchlechter hindurch; denn ſie pflanzen ſich ohne Umſtände in der Gefangenſchaft
fort. An Leute, welche ſich viel mit ihnen abgeben, ſchließen ſie ſich innig an, folgen ihrem Rufe,
nehmen gern Liebkoſungen entgegen und können einen ſo hohen Grad von Zähmung erlangen, daß ſie
mit anderen Hausthieren auf die Weide geſandt werden dürfen, ohne daß ihnen große Luſt ankommt,
günſtige Augenblicke zur Wiedererlangung ihrer Freiheit zu benutzen. Die zahmen Schafe ſind ſchon
ſeit undenklichen Zeiten zu Hausthieren geworden; man kennt auch bei ihnen nicht ihre Stammeltern.
Der Menſch hat ſie ihres hohen Nutzens wegen über die ganze Erde mit ſich verbreitet und mit Erfolg
auch in ſolchen Ländern eingeführt, welche ihnen urſprünglich ganz fremd waren. Sämmtliche Theile
des Schafes werden verwandt; Wolle und Miſt aber werfen den meiſten Ertrag ab.
Die Jagd der Wildſchafe wird ihrer Gefährlichkeit halber mit Leidenſchaft betrieben und gibt des
wohlſchmeckenden Fleiſches, der geſuchten Hörner und des vortrefflichen Felles wegen, einen guten
Ertrag.
Wie immer ſtellen wir auch hier eine wilde Art oben an, welche als Uebergangsthier von den
Ziegen zu den Schafen betrachtet werden kann. Das afrikaniſche Mähnenſchaf (Ammotragus
Tragelaphus) wird in vielen thierkundlichen Werken unter den Ziegen mit aufgeführt, weil es mit
dieſen ebenſo viele Verwandtſchaft hat, als mit den Schafen. Die Hörner unterſcheiden es von den
eigentlichen Ziegen, obgleich auch ſie noch an das Ziegengehörn erinnern: dagegen fehlen ihm die
Thränengruben und die ſo ausgezeichnete Naſe der Schafe, mit welchen es das allgemeine Gepräge
ſeiner Geſtalt und das Betragen gemein hat. Das bezeichnendſte Merkmal des Thieres iſt eine
ſtarke Haarmähne, welche am Oberhalſe beginnt und bis zur Bruſt herabreicht, ſich auch noch auf den
Vorderbeinen bis unter das Beugegelenk der Ferſe fortſetzt. Dieſe Mähne hat unſerem Thiere den
franzöſiſchen Namen „Moufflon à manchettes‟ eingetragen. Die Hörner, welche etwa 2 Fuß lang
werden, ſind unten beinahe vierkantig, oben zuſammengedrückt, auf der Außenſeite tiefgefurcht; ſie
ſteigen erſt gerade aufwärts, krümmen ſich dann nach hinten und wenden ſich mit den Spitzen etwas
nach innen. Das Haarkleid iſt mit Ausnahme der Mähne und der ziemlich kurzen Schwanzquaſte
wie bei den Ziegen, denn die Haare ſind ſteif und liegen glatt am Leibe an. Auf der Oberſeite iſt das
Mähnenſchaf fahlroth oder dunkelgelb gefärbt; die Spitzen der Haare ſind aber weiß, und deshalb er-
ſcheint der Pelz etwas geſprenkelt. Die untere und die innere Seite der Gliedmaßen ſind weiß; über
den Rücken verläuft eine dunklere Binde. Ein völlig ausgewachſener Bock wird etwa 6 Fuß lang
und 3½ Fuß hoch.
Bereits im Jahre 1561 beſchrieb Cajus Britanicus das Mähnenſchaf, deſſen Fell ihm
aus Mauritanien gebracht worden war. Seitdem verging eine lange Zeit, ehe wieder Etwas über
das Thier verlautete. Erſt Pennant und ſpäter Geoffroy erwähnen es von neuem; letzterer fand
es in der Nähe Kairos im Gebirge auf. Andere Forſcher haben es am oberen Nil und in Abiſſinien
beobachtet; ja, man will es ſelbſt am Sinai bemerkt haben. Am häufigſten dürfte es im Atlas ſich
finden. Ueber feine Lebensweiſe war bisher ſo gut als Nichts bekannt und ich würde demgemäß, da
mir das Thier auf meiner Reiſe in Afrika nie vorgekommen iſt, eben auch Nichts berichten können,
hätte mein Freund Dr. Buvry nicht die Güte gehabt, mir Nachſtehendes zur Benutzung zu über-
laſſen.
„Das Mähnenſchaf wird im ſüdlichen Algerien von den Einheimiſchen im allgemeinen Arui
genannt, während der Widder Feſchthal, das Schaf Maſſa und das Junge Charuf heißt. Jn
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 597. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/627>, abgerufen am 23.11.2024.
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