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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Die Antitopen. -- Die vierhörnige Antilope oder Schikara.
Art, sondern sind als sonderbare Ausnahmen zu betrachten. Kein einzig wildlebendes Thier zeigt
eine ähnliche Wncherung der Hörner, außer der genannten Antilope. Sie steht deshalb, nach den
bisherigen Erfahrungen wenigstens, ganz vereinzelt für sich da. Ein Reisender will zwar noch eine
ihr verwandte Art gefunden haben, allein bei unserer so geringen Kenntniß der einen Art sind wir
noch nicht im Stande zu entscheiden, ob die betreffende Abweichung eine nur auf Alters- oder Ge-
schlechtsverschiedenheit beruhende ist, oder nicht. Die vierhörnige Antilope oder Schikara ist
ein kleines, zierliches Thier. Jhre Länge beträgt 21/4 Fuß, die des Schwanzes 5 Zoll, die Höhe
am Widerrist 20 Zoll. Das vordere Hörnerpaar sitzt oberhalb des vorderen Augenwinkels und ist
etwas nach rückwärts geneigt, das hintere Paar steht über dem hinteren Augenwinkel, neigt sich in
seiner unteren Hälfte stark nach hinten und krümmt sich in der oberen nach vorn. Es ist unten ge-
ringelt, nach der Spitze aber glatt und gerundet. Große abgerundete Ohren, lang ausgezogene
Thränengruben, eine breite, nackte Nasenkuppe, schlanke Läufe und ein langes und straffes Haar-
kleid, welches auf der oberen Seite braunfahl, unten weiß und bei dem Weibchen lichter, als beim
Männchen ist, kennzeichnen das Thier noch außerdem.

[Abbildung] Die vierhörnige Antilope (Tetracerus quadrieoruis).

Nach Hartwicke's Berichten ist die Schikara in Jndien durchaus nicht selten, in den westlichen
Gegenden Bengalens sogar häufig. Sie bewohnt dort die Hügel und die bewaldeten Gegenden.
Jhre große Scheuheit und Behendigkeit macht die Beobachtung der frei lebenden schwierig, und von
den wenigen, welche man in der Gefangenschaft hielt, weiß man auch blos, daß selbst jung einge-
fangene mit zunehmendem Alter immer bösartig wurden. Böcke zeigten sich zur Brunstzeit so aufgeregt,
daß sie dreist auf jedes andere Hausthier losgingen und mit boshafter Entschlossenheit selbst den be-
kannten Wärter angriffen, der sie täglich fütterte. Die Gefangenen, welche Hartwicke hielt,
pflanzten sich fort. Das Weibchen setzte zwei Kälber auf ein Mal.



Mehrere Naturforscher vereinigen unter dem Namen der Kuhantilopen mehrere große,
plumpe Arten der Familie, mit schraubenartig gewundenen Hörnern, mehr oder weniger hohem

Die Antitopen. — Die vierhörnige Antilope oder Schikara.
Art, ſondern ſind als ſonderbare Ausnahmen zu betrachten. Kein einzig wildlebendes Thier zeigt
eine ähnliche Wncherung der Hörner, außer der genannten Antilope. Sie ſteht deshalb, nach den
bisherigen Erfahrungen wenigſtens, ganz vereinzelt für ſich da. Ein Reiſender will zwar noch eine
ihr verwandte Art gefunden haben, allein bei unſerer ſo geringen Kenntniß der einen Art ſind wir
noch nicht im Stande zu entſcheiden, ob die betreffende Abweichung eine nur auf Alters- oder Ge-
ſchlechtsverſchiedenheit beruhende iſt, oder nicht. Die vierhörnige Antilope oder Schikara iſt
ein kleines, zierliches Thier. Jhre Länge beträgt 2¼ Fuß, die des Schwanzes 5 Zoll, die Höhe
am Widerriſt 20 Zoll. Das vordere Hörnerpaar ſitzt oberhalb des vorderen Augenwinkels und iſt
etwas nach rückwärts geneigt, das hintere Paar ſteht über dem hinteren Augenwinkel, neigt ſich in
ſeiner unteren Hälfte ſtark nach hinten und krümmt ſich in der oberen nach vorn. Es iſt unten ge-
ringelt, nach der Spitze aber glatt und gerundet. Große abgerundete Ohren, lang ausgezogene
Thränengruben, eine breite, nackte Naſenkuppe, ſchlanke Läufe und ein langes und ſtraffes Haar-
kleid, welches auf der oberen Seite braunfahl, unten weiß und bei dem Weibchen lichter, als beim
Männchen iſt, kennzeichnen das Thier noch außerdem.

[Abbildung] Die vierhörnige Antilope (Tetracerus quadrieoruis).

Nach Hartwicke’s Berichten iſt die Schikara in Jndien durchaus nicht ſelten, in den weſtlichen
Gegenden Bengalens ſogar häufig. Sie bewohnt dort die Hügel und die bewaldeten Gegenden.
Jhre große Scheuheit und Behendigkeit macht die Beobachtung der frei lebenden ſchwierig, und von
den wenigen, welche man in der Gefangenſchaft hielt, weiß man auch blos, daß ſelbſt jung einge-
fangene mit zunehmendem Alter immer bösartig wurden. Böcke zeigten ſich zur Brunſtzeit ſo aufgeregt,
daß ſie dreiſt auf jedes andere Hausthier losgingen und mit boshafter Entſchloſſenheit ſelbſt den be-
kannten Wärter angriffen, der ſie täglich fütterte. Die Gefangenen, welche Hartwicke hielt,
pflanzten ſich fort. Das Weibchen ſetzte zwei Kälber auf ein Mal.



Mehrere Naturforſcher vereinigen unter dem Namen der Kuhantilopen mehrere große,
plumpe Arten der Familie, mit ſchraubenartig gewundenen Hörnern, mehr oder weniger hohem

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[560/0590] Die Antitopen. — Die vierhörnige Antilope oder Schikara. Art, ſondern ſind als ſonderbare Ausnahmen zu betrachten. Kein einzig wildlebendes Thier zeigt eine ähnliche Wncherung der Hörner, außer der genannten Antilope. Sie ſteht deshalb, nach den bisherigen Erfahrungen wenigſtens, ganz vereinzelt für ſich da. Ein Reiſender will zwar noch eine ihr verwandte Art gefunden haben, allein bei unſerer ſo geringen Kenntniß der einen Art ſind wir noch nicht im Stande zu entſcheiden, ob die betreffende Abweichung eine nur auf Alters- oder Ge- ſchlechtsverſchiedenheit beruhende iſt, oder nicht. Die vierhörnige Antilope oder Schikara iſt ein kleines, zierliches Thier. Jhre Länge beträgt 2¼ Fuß, die des Schwanzes 5 Zoll, die Höhe am Widerriſt 20 Zoll. Das vordere Hörnerpaar ſitzt oberhalb des vorderen Augenwinkels und iſt etwas nach rückwärts geneigt, das hintere Paar ſteht über dem hinteren Augenwinkel, neigt ſich in ſeiner unteren Hälfte ſtark nach hinten und krümmt ſich in der oberen nach vorn. Es iſt unten ge- ringelt, nach der Spitze aber glatt und gerundet. Große abgerundete Ohren, lang ausgezogene Thränengruben, eine breite, nackte Naſenkuppe, ſchlanke Läufe und ein langes und ſtraffes Haar- kleid, welches auf der oberen Seite braunfahl, unten weiß und bei dem Weibchen lichter, als beim Männchen iſt, kennzeichnen das Thier noch außerdem. [Abbildung Die vierhörnige Antilope (Tetracerus quadrieoruis).] Nach Hartwicke’s Berichten iſt die Schikara in Jndien durchaus nicht ſelten, in den weſtlichen Gegenden Bengalens ſogar häufig. Sie bewohnt dort die Hügel und die bewaldeten Gegenden. Jhre große Scheuheit und Behendigkeit macht die Beobachtung der frei lebenden ſchwierig, und von den wenigen, welche man in der Gefangenſchaft hielt, weiß man auch blos, daß ſelbſt jung einge- fangene mit zunehmendem Alter immer bösartig wurden. Böcke zeigten ſich zur Brunſtzeit ſo aufgeregt, daß ſie dreiſt auf jedes andere Hausthier losgingen und mit boshafter Entſchloſſenheit ſelbſt den be- kannten Wärter angriffen, der ſie täglich fütterte. Die Gefangenen, welche Hartwicke hielt, pflanzten ſich fort. Das Weibchen ſetzte zwei Kälber auf ein Mal. Mehrere Naturforſcher vereinigen unter dem Namen der Kuhantilopen mehrere große, plumpe Arten der Familie, mit ſchraubenartig gewundenen Hörnern, mehr oder weniger hohem

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/590>, abgerufen am 23.11.2024.