beiden Seiten und an seiner Spitze mit langem, oben aber mit kurzem Haar bekleidet, so daß er einer gleichfahnigen Feder ähnelt. Das Weibchen hat zwei Paar Zitzen. Eine kurze, platt anlie- gende, steife Behaarung bedeckt den Körper. Auf dem Nacken verlängert sie sich zu einer aufrecht stehenden Mähne, am Vorderhals, unterhalb der Kehle, zu einem Büschel, welcher lang und tief herabhängt. Ein dunkelbraunes Aschgrau mit einem schwachen Anflug ins Bläuliche ist die allge- meine Färbung. Das einzelne Haar ist in seiner unteren Hälfte weiß oder fahl, in der oberen schwarzbraun oder blaugrau. Der Vordertheil des Bauches, die Vorderbeine, die Außenseite der Hinterschenkel sind schwärzlichgrau, die Hinterbeine schwarz, der mittlere und hintere Theil des Bauches und die Jnnenseite der Schenkel aber weiß. Zwei Querbinden von derselben Färbung verlaufen über die Fußwurzel, die Fesseln ringartig umgebend; ein großer, halbmondförmiger Flecken steht an
[Abbildung]
Der Nilgau (Portax pictus).
der Kehle. Der Scheitel, die Stirn, die Nackenmähne und der Halsbüschel sind schwärzlich. Alte Weibchen sehen mehr fahl aus, oft hirschartig graubraun. Erwachsene Böcke werden an der Schul- ter 4 Fuß hoch und über 6 Fuß lang.
Ostindien und Kaschmir, am häufigsten der Landstrich zwischen Delhi und Lahore, sind die Heimat unseres Thieres. Jn den Küstenländern ist es selten, im Jnneren häufig.
Ueber die Lebensweise des Nilgaus ist bisjetzt wenig bekannt. Man weiß nur, daß er ge- wöhnlich in Paaren lebt, am liebsten an den Rändern der Dchungeln, in deren Mitte er, aus Furcht vor dem Tiger, nicht einzudringen wagt. Ueberzählige Böcke müssen einsiedeln, bestehen aber hef- tige Kämpfe mit ihres Gleichen um die Thiere. Der Nilgau ist viel entschlossener und bösartiger, als alle seine Verwandten. Verfolgt, soll er sich wüthend gegen den Jäger kehren, auf die Beugen
Die Antilopen. — Der Nilgau.
beiden Seiten und an ſeiner Spitze mit langem, oben aber mit kurzem Haar bekleidet, ſo daß er einer gleichfahnigen Feder ähnelt. Das Weibchen hat zwei Paar Zitzen. Eine kurze, platt anlie- gende, ſteife Behaarung bedeckt den Körper. Auf dem Nacken verlängert ſie ſich zu einer aufrecht ſtehenden Mähne, am Vorderhals, unterhalb der Kehle, zu einem Büſchel, welcher lang und tief herabhängt. Ein dunkelbraunes Aſchgrau mit einem ſchwachen Anflug ins Bläuliche iſt die allge- meine Färbung. Das einzelne Haar iſt in ſeiner unteren Hälfte weiß oder fahl, in der oberen ſchwarzbraun oder blaugrau. Der Vordertheil des Bauches, die Vorderbeine, die Außenſeite der Hinterſchenkel ſind ſchwärzlichgrau, die Hinterbeine ſchwarz, der mittlere und hintere Theil des Bauches und die Jnnenſeite der Schenkel aber weiß. Zwei Querbinden von derſelben Färbung verlaufen über die Fußwurzel, die Feſſeln ringartig umgebend; ein großer, halbmondförmiger Flecken ſteht an
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Der Nilgau (Portax pictus).
der Kehle. Der Scheitel, die Stirn, die Nackenmähne und der Halsbüſchel ſind ſchwärzlich. Alte Weibchen ſehen mehr fahl aus, oft hirſchartig graubraun. Erwachſene Böcke werden an der Schul- ter 4 Fuß hoch und über 6 Fuß lang.
Oſtindien und Kaſchmir, am häufigſten der Landſtrich zwiſchen Delhi und Lahore, ſind die Heimat unſeres Thieres. Jn den Küſtenländern iſt es ſelten, im Jnneren häufig.
Ueber die Lebensweiſe des Nilgaus iſt bisjetzt wenig bekannt. Man weiß nur, daß er ge- wöhnlich in Paaren lebt, am liebſten an den Rändern der Dchungeln, in deren Mitte er, aus Furcht vor dem Tiger, nicht einzudringen wagt. Ueberzählige Böcke müſſen einſiedeln, beſtehen aber hef- tige Kämpfe mit ihres Gleichen um die Thiere. Der Nilgau iſt viel entſchloſſener und bösartiger, als alle ſeine Verwandten. Verfolgt, ſoll er ſich wüthend gegen den Jäger kehren, auf die Beugen
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Die Antilopen. — Der Nilgau.
beiden Seiten und an ſeiner Spitze mit langem, oben aber mit kurzem Haar bekleidet, ſo daß er
einer gleichfahnigen Feder ähnelt. Das Weibchen hat zwei Paar Zitzen. Eine kurze, platt anlie-
gende, ſteife Behaarung bedeckt den Körper. Auf dem Nacken verlängert ſie ſich zu einer aufrecht
ſtehenden Mähne, am Vorderhals, unterhalb der Kehle, zu einem Büſchel, welcher lang und tief
herabhängt. Ein dunkelbraunes Aſchgrau mit einem ſchwachen Anflug ins Bläuliche iſt die allge-
meine Färbung. Das einzelne Haar iſt in ſeiner unteren Hälfte weiß oder fahl, in der oberen
ſchwarzbraun oder blaugrau. Der Vordertheil des Bauches, die Vorderbeine, die Außenſeite der
Hinterſchenkel ſind ſchwärzlichgrau, die Hinterbeine ſchwarz, der mittlere und hintere Theil des Bauches
und die Jnnenſeite der Schenkel aber weiß. Zwei Querbinden von derſelben Färbung verlaufen
über die Fußwurzel, die Feſſeln ringartig umgebend; ein großer, halbmondförmiger Flecken ſteht an
[Abbildung Der Nilgau (Portax pictus).]
der Kehle. Der Scheitel, die Stirn, die Nackenmähne und der Halsbüſchel ſind ſchwärzlich. Alte
Weibchen ſehen mehr fahl aus, oft hirſchartig graubraun. Erwachſene Böcke werden an der Schul-
ter 4 Fuß hoch und über 6 Fuß lang.
Oſtindien und Kaſchmir, am häufigſten der Landſtrich zwiſchen Delhi und Lahore, ſind die
Heimat unſeres Thieres. Jn den Küſtenländern iſt es ſelten, im Jnneren häufig.
Ueber die Lebensweiſe des Nilgaus iſt bisjetzt wenig bekannt. Man weiß nur, daß er ge-
wöhnlich in Paaren lebt, am liebſten an den Rändern der Dchungeln, in deren Mitte er, aus Furcht
vor dem Tiger, nicht einzudringen wagt. Ueberzählige Böcke müſſen einſiedeln, beſtehen aber hef-
tige Kämpfe mit ihres Gleichen um die Thiere. Der Nilgau iſt viel entſchloſſener und bösartiger,
als alle ſeine Verwandten. Verfolgt, ſoll er ſich wüthend gegen den Jäger kehren, auf die Beugen
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/588>, abgerufen am 23.11.2024.
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