wenig Stunden so ab, daß er sich stellt, um entweder den Kampf aufzunehmen, oder sich ruhig in sein Schicksal zu ergeben. Jn früherer Zeit fing man dieses Wild, welches den Pflanzungen oft großen Schaden that, in Schnellgalgen, welche in der Umzäunung der Felder und Gärten ange- bracht worden.
Man behauptet, daß die Zeit der Paarung bei den wildlebenden nicht an eine bestimmte Jahres- zeit gebunden wäre; wenigstens will man in jedem Monat des Jahres trächtige Kühe und Junge gefunden haben. Die Dauer der Tragzeit beträgt 282 Tage; so beobachtete man an gefangenen. Der Paarung selbst gehen heftige Kämpfe der Männchen voraus.
Jn der Neuzeit sind die Elandantilopen in den Thiergärten Europas eine gewöhnliche Erschei- nung geworden. Sie stammen, wie Weinland berichtet, sämmtlich von zwei Paaren ab, welche im Jahre 1840 und 1851 durch den Earl von Derby in England eingeführt wurden. Ein Nachkomme des ersten Paares, welcher im Jahre 1846 geboren wurde, lebt heute noch. Von Lon- don aus kamen die Thiere zunächst in die Gärten und Parks Großbritanniens, und von dort aus wieder nach den Thiergärten des übrigen Europas. Sie halten sich gut, werden sehr bald zahm, zeigen die Gutmüthigkeit und Dummheit des Rindes und pflanzen sich ohne Umstände fort. Man hat sie deshalb als sehr geeignet zur Einbürgerung in Europa erkannt und bereits mehrfach gün- stige Versuche gemacht. Die Engländer nahmen sich der Sache mit besonderem Ernste an. Jn dem Regentspark sind schon alle zu erwartenden Jungen im voraus von reichen Gutsbesitzern bestellt, und wahrscheinlich wird man nach geraumer Zeit diese Antilope auf allen größeren Gütern unter den Rindern weiden sehen.
Vor einigen Jahren wurde ein junger Bulle geschlachtet und sein Fleisch sowohl auf der könig- lichen Tafel zu Windsor, wie an einer Tafel in den Tuillerien zu Paris und auch an einer Tafel von Lords und Gemeinen gekostet und daran die richtige Mischung von Feistlagen zwischen den Muskel- fasern als besonders vorzüglich gerühmt. Die Engländer, welche man hierin als gute Richter an- erkennen muß, behaupten, daß es gar kein besseres Fleisch gäbe. Sie bestätigen hierdurch die Berichte früherer Reisenden in Südafrika, welche einstimmig im Lobe des Wildprets der Eland- antilope sind. Am Kap bildet das Fleisch einen nicht unbedeutenden Handelsgegenstand. Es hält sich geräuchert vortrefflich und kann dann weit versandt werden. Das wohlschmeckende Feist benutzt man hauptsächlich zu Spicken des Bratens anderer Antilopen und Jagdthiere. Aus der dicken Haut gerbt man ein gutes, haltbares Leder; die Hörner und Knochen werden von den Hottentotten benutzt.
Jn der Neuzeit ist eine indische Antilope, welche die Reisenden unter dem Namen "blauer Ochse" oft erwähnen, der Nilgau (Portax pictus), häufig zu uns gekommen, während dasselbe Thier in früheren Jahrhunderten selbst in Jndien nur höchst selten in der Gefangenschaft gesehen wurde. Der Nilgau ist ebensowohl in der Gestalt, als in der Färbung eine der ausgezeichnetsten Arten der großen Antilopenfamilie; er erscheint gewissermaßen als ein Mittelding zwischen Hirsch und Rind. Der Kopf, Hals und die Beine sind kurz gebaut, die übrigen Leibestheile erinnern an die der Stiere. Der Leib ist schwach gestreckt, ziemlich dick, am Widerrist höher, an der Brust stärker und breiter, als am Hintertheil, auf den Schultern mit einem schwachen Höcker bedeckt. Der Hals ist mäßig lang, der Kopf schmal, schlank, schwach gewölbt an der Stirn, breit an der Schnauze, mit lang geschlitzten Nasenlöchern, behaarter Oberlippe, mittelgroßen, lebhaften Augen, kleinen, aber tiefen Thränengruben, großen und langen Ohren und aufrecht stehenden, kegelförmigen, sanft halbmondförmig gebogenen Hör- nern, welche beiden Geschlechtern zukommen, beim Weibchen aber viel kürzer, als beim Männchen sind oder ihm auch gänzlich fehlen. Sie werden nur etwa 7 Zoll lang, sind dick an der Wurzel und vorn schwach gekielt. Die Läufe sind hoch und verhältnißmäßig stark; die Füße haben große, breite Hufe und abgeplattete und abgestumpfte Afterklauen. Der Wedel reicht bis zum Fesselgelenk herab und ist zu
Die Kanna. Der Nilgau.
wenig Stunden ſo ab, daß er ſich ſtellt, um entweder den Kampf aufzunehmen, oder ſich ruhig in ſein Schickſal zu ergeben. Jn früherer Zeit fing man dieſes Wild, welches den Pflanzungen oft großen Schaden that, in Schnellgalgen, welche in der Umzäunung der Felder und Gärten ange- bracht worden.
Man behauptet, daß die Zeit der Paarung bei den wildlebenden nicht an eine beſtimmte Jahres- zeit gebunden wäre; wenigſtens will man in jedem Monat des Jahres trächtige Kühe und Junge gefunden haben. Die Dauer der Tragzeit beträgt 282 Tage; ſo beobachtete man an gefangenen. Der Paarung ſelbſt gehen heftige Kämpfe der Männchen voraus.
Jn der Neuzeit ſind die Elandantilopen in den Thiergärten Europas eine gewöhnliche Erſchei- nung geworden. Sie ſtammen, wie Weinland berichtet, ſämmtlich von zwei Paaren ab, welche im Jahre 1840 und 1851 durch den Earl von Derby in England eingeführt wurden. Ein Nachkomme des erſten Paares, welcher im Jahre 1846 geboren wurde, lebt heute noch. Von Lon- don aus kamen die Thiere zunächſt in die Gärten und Parks Großbritanniens, und von dort aus wieder nach den Thiergärten des übrigen Europas. Sie halten ſich gut, werden ſehr bald zahm, zeigen die Gutmüthigkeit und Dummheit des Rindes und pflanzen ſich ohne Umſtände fort. Man hat ſie deshalb als ſehr geeignet zur Einbürgerung in Europa erkannt und bereits mehrfach gün- ſtige Verſuche gemacht. Die Engländer nahmen ſich der Sache mit beſonderem Ernſte an. Jn dem Regentspark ſind ſchon alle zu erwartenden Jungen im voraus von reichen Gutsbeſitzern beſtellt, und wahrſcheinlich wird man nach geraumer Zeit dieſe Antilope auf allen größeren Gütern unter den Rindern weiden ſehen.
Vor einigen Jahren wurde ein junger Bulle geſchlachtet und ſein Fleiſch ſowohl auf der könig- lichen Tafel zu Windſor, wie an einer Tafel in den Tuillerien zu Paris und auch an einer Tafel von Lords und Gemeinen gekoſtet und daran die richtige Miſchung von Feiſtlagen zwiſchen den Muskel- faſern als beſonders vorzüglich gerühmt. Die Engländer, welche man hierin als gute Richter an- erkennen muß, behaupten, daß es gar kein beſſeres Fleiſch gäbe. Sie beſtätigen hierdurch die Berichte früherer Reiſenden in Südafrika, welche einſtimmig im Lobe des Wildprets der Eland- antilope ſind. Am Kap bildet das Fleiſch einen nicht unbedeutenden Handelsgegenſtand. Es hält ſich geräuchert vortrefflich und kann dann weit verſandt werden. Das wohlſchmeckende Feiſt benutzt man hauptſächlich zu Spicken des Bratens anderer Antilopen und Jagdthiere. Aus der dicken Haut gerbt man ein gutes, haltbares Leder; die Hörner und Knochen werden von den Hottentotten benutzt.
Jn der Neuzeit iſt eine indiſche Antilope, welche die Reiſenden unter dem Namen „blauer Ochſe‟ oft erwähnen, der Nilgau (Portax pictus), häufig zu uns gekommen, während daſſelbe Thier in früheren Jahrhunderten ſelbſt in Jndien nur höchſt ſelten in der Gefangenſchaft geſehen wurde. Der Nilgau iſt ebenſowohl in der Geſtalt, als in der Färbung eine der ausgezeichnetſten Arten der großen Antilopenfamilie; er erſcheint gewiſſermaßen als ein Mittelding zwiſchen Hirſch und Rind. Der Kopf, Hals und die Beine ſind kurz gebaut, die übrigen Leibestheile erinnern an die der Stiere. Der Leib iſt ſchwach geſtreckt, ziemlich dick, am Widerriſt höher, an der Bruſt ſtärker und breiter, als am Hintertheil, auf den Schultern mit einem ſchwachen Höcker bedeckt. Der Hals iſt mäßig lang, der Kopf ſchmal, ſchlank, ſchwach gewölbt an der Stirn, breit an der Schnauze, mit lang geſchlitzten Naſenlöchern, behaarter Oberlippe, mittelgroßen, lebhaften Augen, kleinen, aber tiefen Thränengruben, großen und langen Ohren und aufrecht ſtehenden, kegelförmigen, ſanft halbmondförmig gebogenen Hör- nern, welche beiden Geſchlechtern zukommen, beim Weibchen aber viel kürzer, als beim Männchen ſind oder ihm auch gänzlich fehlen. Sie werden nur etwa 7 Zoll lang, ſind dick an der Wurzel und vorn ſchwach gekielt. Die Läufe ſind hoch und verhältnißmäßig ſtark; die Füße haben große, breite Hufe und abgeplattete und abgeſtumpfte Afterklauen. Der Wedel reicht bis zum Feſſelgelenk herab und iſt zu
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[557/0587]
Die Kanna. Der Nilgau.
wenig Stunden ſo ab, daß er ſich ſtellt, um entweder den Kampf aufzunehmen, oder ſich ruhig in
ſein Schickſal zu ergeben. Jn früherer Zeit fing man dieſes Wild, welches den Pflanzungen oft
großen Schaden that, in Schnellgalgen, welche in der Umzäunung der Felder und Gärten ange-
bracht worden.
Man behauptet, daß die Zeit der Paarung bei den wildlebenden nicht an eine beſtimmte Jahres-
zeit gebunden wäre; wenigſtens will man in jedem Monat des Jahres trächtige Kühe und Junge
gefunden haben. Die Dauer der Tragzeit beträgt 282 Tage; ſo beobachtete man an gefangenen.
Der Paarung ſelbſt gehen heftige Kämpfe der Männchen voraus.
Jn der Neuzeit ſind die Elandantilopen in den Thiergärten Europas eine gewöhnliche Erſchei-
nung geworden. Sie ſtammen, wie Weinland berichtet, ſämmtlich von zwei Paaren ab, welche
im Jahre 1840 und 1851 durch den Earl von Derby in England eingeführt wurden. Ein
Nachkomme des erſten Paares, welcher im Jahre 1846 geboren wurde, lebt heute noch. Von Lon-
don aus kamen die Thiere zunächſt in die Gärten und Parks Großbritanniens, und von dort aus
wieder nach den Thiergärten des übrigen Europas. Sie halten ſich gut, werden ſehr bald zahm,
zeigen die Gutmüthigkeit und Dummheit des Rindes und pflanzen ſich ohne Umſtände fort. Man
hat ſie deshalb als ſehr geeignet zur Einbürgerung in Europa erkannt und bereits mehrfach gün-
ſtige Verſuche gemacht. Die Engländer nahmen ſich der Sache mit beſonderem Ernſte an. Jn dem
Regentspark ſind ſchon alle zu erwartenden Jungen im voraus von reichen Gutsbeſitzern beſtellt, und
wahrſcheinlich wird man nach geraumer Zeit dieſe Antilope auf allen größeren Gütern unter den
Rindern weiden ſehen.
Vor einigen Jahren wurde ein junger Bulle geſchlachtet und ſein Fleiſch ſowohl auf der könig-
lichen Tafel zu Windſor, wie an einer Tafel in den Tuillerien zu Paris und auch an einer Tafel von
Lords und Gemeinen gekoſtet und daran die richtige Miſchung von Feiſtlagen zwiſchen den Muskel-
faſern als beſonders vorzüglich gerühmt. Die Engländer, welche man hierin als gute Richter an-
erkennen muß, behaupten, daß es gar kein beſſeres Fleiſch gäbe. Sie beſtätigen hierdurch die
Berichte früherer Reiſenden in Südafrika, welche einſtimmig im Lobe des Wildprets der Eland-
antilope ſind. Am Kap bildet das Fleiſch einen nicht unbedeutenden Handelsgegenſtand. Es hält
ſich geräuchert vortrefflich und kann dann weit verſandt werden. Das wohlſchmeckende Feiſt benutzt
man hauptſächlich zu Spicken des Bratens anderer Antilopen und Jagdthiere. Aus der dicken Haut
gerbt man ein gutes, haltbares Leder; die Hörner und Knochen werden von den Hottentotten benutzt.
Jn der Neuzeit iſt eine indiſche Antilope, welche die Reiſenden unter dem Namen „blauer
Ochſe‟ oft erwähnen, der Nilgau (Portax pictus), häufig zu uns gekommen, während daſſelbe
Thier in früheren Jahrhunderten ſelbſt in Jndien nur höchſt ſelten in der Gefangenſchaft geſehen
wurde. Der Nilgau iſt ebenſowohl in der Geſtalt, als in der Färbung eine der ausgezeichnetſten
Arten der großen Antilopenfamilie; er erſcheint gewiſſermaßen als ein Mittelding zwiſchen Hirſch und
Rind. Der Kopf, Hals und die Beine ſind kurz gebaut, die übrigen Leibestheile erinnern an die
der Stiere. Der Leib iſt ſchwach geſtreckt, ziemlich dick, am Widerriſt höher, an der Bruſt ſtärker und
breiter, als am Hintertheil, auf den Schultern mit einem ſchwachen Höcker bedeckt. Der Hals iſt mäßig
lang, der Kopf ſchmal, ſchlank, ſchwach gewölbt an der Stirn, breit an der Schnauze, mit lang geſchlitzten
Naſenlöchern, behaarter Oberlippe, mittelgroßen, lebhaften Augen, kleinen, aber tiefen Thränengruben,
großen und langen Ohren und aufrecht ſtehenden, kegelförmigen, ſanft halbmondförmig gebogenen Hör-
nern, welche beiden Geſchlechtern zukommen, beim Weibchen aber viel kürzer, als beim Männchen ſind
oder ihm auch gänzlich fehlen. Sie werden nur etwa 7 Zoll lang, ſind dick an der Wurzel und vorn
ſchwach gekielt. Die Läufe ſind hoch und verhältnißmäßig ſtark; die Füße haben große, breite Hufe und
abgeplattete und abgeſtumpfte Afterklauen. Der Wedel reicht bis zum Feſſelgelenk herab und iſt zu
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/587>, abgerufen am 23.11.2024.
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