Die Antilopen. -- Der Blaubock. Der eigentliche Wasserbock.
landes, wo sie fast gänzlich ausgerottet sind. Wie weit sie nach Norden hin sich verbreiteten, ist nicht mit Bestimmtheit ermittelt worden. Jn alten Zeiten sollen sie im Kaplande häufig gewesen sein. Der letzte Blaubock im Gebiet der Ansiedelung wurde schon vor mehr als sechzig Jahren erlegt. Gesellig, wie die anderen Antilopen, leben auch unsere Thiere in kleinen, nur aus höchstens zehn bis zwölf Stück bestehenden Trupps zusammen. Alle Bewegungen verrathen Kraft und Ausdauer. An Sinnesschärfe und Verstand stehen die Pferdeantilopen durchaus nicht hinter den Verwandten zurück.
Zu ihren Eigenthümlichkeiten gehört, daß die Böcke immer die Leitung übernehmen, niemals die Altthiere. Der wachsame Anführer benachrichtigt bei Gefahr seine Herden durch ein Schneuzen, darauf hin sammelt sich augenblicklich Alles um ihn, und dahin geht's in wilder Flucht. Die Brunst beginnt gegen das Ende der Regenzeit. Sie würde den Jägern die beste Gelegenheit geben, gute Beute zu machen, falls er diese brauchen könnte: denn gerade zur Brunstzeit verbreiten die Männchen einen so durchdringenden Bockgeruch, daß nicht einmal eine Hottentottenzunge sich mit dem Fleische befreunden mag. Mit Beginn der nächstjährigen Regen, also zur Zeit des dortigen Frühjahres, setzt das alte Thier ein Junges, welches von beiden Eltern geführt und nöthigenfalls beschützt wird. Die Eingeborenen Westafrikas versichern ganz ernsthaft, daß diese Antilopen nur ein Mal während ihrer Lebenszeit der Mutterfreuden genießen könnten, weil sofort nach der Geburt die Säbelhörner des Weibchens un- glaublich schnell wüchsen, schließlich hinten in den Rücken eindrängen und mehr und mehr sich ver- längerten, bis sie endlich das arme Thier geradezu erdolchten.
Die Jagd der Säbelantilopen soll wegen ihrer Vorsicht und Schnelligkeit äußerst schwierig sein. Bei Gefahr gehen die Böcke, wie die Buschmänner behaupten, dreist auf ihren Gegner los und wissen ihre Hörner dann in gefährlicher Weise zu gebrauchen. Die Eingeborenen fangen die Pferdeanti- lopen wie alle anderen Wiederkäuer in Fallgruben. Gordon Cumming spricht von ihr, oder besser von der schwarzen Antilope, mit Begeisterung. "Während ich durch den Wald galoppirte," sagt er, "erblickte ich eins der schönsten Thiere, welches die Schöpfung hat: einen alten Bock der schwarzen Antilope. Es ist das stattlichste und schönste Thier in Afrika. Sie war die erste, welche ich erblickte, und nie werde ich die Empfindung vergessen, welche sich meiner bei diesem, für einen Jäger so ergreifenden Anblick bemächtigte. Der Bock stand mitten unter einer Herde Pallahs, uns gerade im Wege, hatte uns aber unglücklicherweise entdeckt, ehe wir ihn sahen. Jch rief meine Meute und lief ihm nach; der Tag war aber schwül und heiß, und die Hunde hatten keinen Muth mehr. Da mein Pferd keins von den besten war, blieb ich bald zurück, und das schöne Thier war schnell aus meinem Bereich hinaus und entschwand meinen Augen für immer. Vergebens versuchte ich die Nacht zu schlafen, denn das Bild dieser Antilope schwebte mir noch immer vor."
A. Smith, einer der eifrigsten Forscher der südafrikanischen Thierwelt, vereinigt unter dem Namen der Wasserböcke mehrere große Antilopen, welche sich durch starke, in sanften Bogen erst rück- und auswärts, dann auf- und vorwärts gebogene, geringelte Hörner, Klauendrüsen und lange Schwanzquaste auszeichnen sollen.
Eine der hierher gehörigen Arten ist der eigentliche Wasserbock (Kobus ellipsiprymnus), ein hirschgroßes Thier von 6 bis 7 Fuß Leibes- und 1 2/3 Fuß Schwanzlänge bei 41/4 Fuß Kreuzhöhe. Die Hörner, welche an der größten Krümmung einen Fuß, an der Spitze aber nur etwa acht Zoll von einander abstehen, sind über 21/2 Fuß lang. Das Haarkleid ist grau gefärbt, nur die Spitzen der Haare sind braun und vor dieser Spitze ein oder mehre Mal geringelt. Am Kopf, Rumpf, Schwanz und Schenkel ist Gelbroth oder Rothbraun vorherrschend; die Augenbrauen, ein schmaler Streifen unter dem Augenlide, die Oberlippe, Muffel, die Halsseiten und eine schmale Binde an der Kehle sind weiß. Eine weißliche Binde verläuft auch über den hinteren Theil der Schenkel, vom
Die Antilopen. — Der Blaubock. Der eigentliche Waſſerbock.
landes, wo ſie faſt gänzlich ausgerottet ſind. Wie weit ſie nach Norden hin ſich verbreiteten, iſt nicht mit Beſtimmtheit ermittelt worden. Jn alten Zeiten ſollen ſie im Kaplande häufig geweſen ſein. Der letzte Blaubock im Gebiet der Anſiedelung wurde ſchon vor mehr als ſechzig Jahren erlegt. Geſellig, wie die anderen Antilopen, leben auch unſere Thiere in kleinen, nur aus höchſtens zehn bis zwölf Stück beſtehenden Trupps zuſammen. Alle Bewegungen verrathen Kraft und Ausdauer. An Sinnesſchärfe und Verſtand ſtehen die Pferdeantilopen durchaus nicht hinter den Verwandten zurück.
Zu ihren Eigenthümlichkeiten gehört, daß die Böcke immer die Leitung übernehmen, niemals die Altthiere. Der wachſame Anführer benachrichtigt bei Gefahr ſeine Herden durch ein Schneuzen, darauf hin ſammelt ſich augenblicklich Alles um ihn, und dahin geht’s in wilder Flucht. Die Brunſt beginnt gegen das Ende der Regenzeit. Sie würde den Jägern die beſte Gelegenheit geben, gute Beute zu machen, falls er dieſe brauchen könnte: denn gerade zur Brunſtzeit verbreiten die Männchen einen ſo durchdringenden Bockgeruch, daß nicht einmal eine Hottentottenzunge ſich mit dem Fleiſche befreunden mag. Mit Beginn der nächſtjährigen Regen, alſo zur Zeit des dortigen Frühjahres, ſetzt das alte Thier ein Junges, welches von beiden Eltern geführt und nöthigenfalls beſchützt wird. Die Eingeborenen Weſtafrikas verſichern ganz ernſthaft, daß dieſe Antilopen nur ein Mal während ihrer Lebenszeit der Mutterfreuden genießen könnten, weil ſofort nach der Geburt die Säbelhörner des Weibchens un- glaublich ſchnell wüchſen, ſchließlich hinten in den Rücken eindrängen und mehr und mehr ſich ver- längerten, bis ſie endlich das arme Thier geradezu erdolchten.
Die Jagd der Säbelantilopen ſoll wegen ihrer Vorſicht und Schnelligkeit äußerſt ſchwierig ſein. Bei Gefahr gehen die Böcke, wie die Buſchmänner behaupten, dreiſt auf ihren Gegner los und wiſſen ihre Hörner dann in gefährlicher Weiſe zu gebrauchen. Die Eingeborenen fangen die Pferdeanti- lopen wie alle anderen Wiederkäuer in Fallgruben. Gordon Cumming ſpricht von ihr, oder beſſer von der ſchwarzen Antilope, mit Begeiſterung. „Während ich durch den Wald galoppirte,‟ ſagt er, „erblickte ich eins der ſchönſten Thiere, welches die Schöpfung hat: einen alten Bock der ſchwarzen Antilope. Es iſt das ſtattlichſte und ſchönſte Thier in Afrika. Sie war die erſte, welche ich erblickte, und nie werde ich die Empfindung vergeſſen, welche ſich meiner bei dieſem, für einen Jäger ſo ergreifenden Anblick bemächtigte. Der Bock ſtand mitten unter einer Herde Pallahs, uns gerade im Wege, hatte uns aber unglücklicherweiſe entdeckt, ehe wir ihn ſahen. Jch rief meine Meute und lief ihm nach; der Tag war aber ſchwül und heiß, und die Hunde hatten keinen Muth mehr. Da mein Pferd keins von den beſten war, blieb ich bald zurück, und das ſchöne Thier war ſchnell aus meinem Bereich hinaus und entſchwand meinen Augen für immer. Vergebens verſuchte ich die Nacht zu ſchlafen, denn das Bild dieſer Antilope ſchwebte mir noch immer vor.‟
A. Smith, einer der eifrigſten Forſcher der ſüdafrikaniſchen Thierwelt, vereinigt unter dem Namen der Waſſerböcke mehrere große Antilopen, welche ſich durch ſtarke, in ſanften Bogen erſt rück- und auswärts, dann auf- und vorwärts gebogene, geringelte Hörner, Klauendrüſen und lange Schwanzquaſte auszeichnen ſollen.
Eine der hierher gehörigen Arten iſt der eigentliche Waſſerbock (Kobus ellipsiprymnus), ein hirſchgroßes Thier von 6 bis 7 Fuß Leibes- und 1⅔ Fuß Schwanzlänge bei 4¼ Fuß Kreuzhöhe. Die Hörner, welche an der größten Krümmung einen Fuß, an der Spitze aber nur etwa acht Zoll von einander abſtehen, ſind über 2½ Fuß lang. Das Haarkleid iſt grau gefärbt, nur die Spitzen der Haare ſind braun und vor dieſer Spitze ein oder mehre Mal geringelt. Am Kopf, Rumpf, Schwanz und Schenkel iſt Gelbroth oder Rothbraun vorherrſchend; die Augenbrauen, ein ſchmaler Streifen unter dem Augenlide, die Oberlippe, Muffel, die Halsſeiten und eine ſchmale Binde an der Kehle ſind weiß. Eine weißliche Binde verläuft auch über den hinteren Theil der Schenkel, vom
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nicht mit Beſtimmtheit ermittelt worden. Jn alten Zeiten ſollen ſie im Kaplande häufig geweſen
ſein. Der letzte Blaubock im Gebiet der Anſiedelung wurde ſchon vor mehr als ſechzig Jahren erlegt.
Geſellig, wie die anderen Antilopen, leben auch unſere Thiere in kleinen, nur aus höchſtens zehn
bis zwölf Stück beſtehenden Trupps zuſammen. Alle Bewegungen verrathen Kraft und Ausdauer.
An Sinnesſchärfe und Verſtand ſtehen die Pferdeantilopen durchaus nicht hinter den Verwandten
zurück.
Zu ihren Eigenthümlichkeiten gehört, daß die Böcke immer die Leitung übernehmen, niemals die
Altthiere. Der wachſame Anführer benachrichtigt bei Gefahr ſeine Herden durch ein Schneuzen, darauf
hin ſammelt ſich augenblicklich Alles um ihn, und dahin geht’s in wilder Flucht. Die Brunſt beginnt
gegen das Ende der Regenzeit. Sie würde den Jägern die beſte Gelegenheit geben, gute Beute zu
machen, falls er dieſe brauchen könnte: denn gerade zur Brunſtzeit verbreiten die Männchen einen ſo
durchdringenden Bockgeruch, daß nicht einmal eine Hottentottenzunge ſich mit dem Fleiſche befreunden
mag. Mit Beginn der nächſtjährigen Regen, alſo zur Zeit des dortigen Frühjahres, ſetzt das alte Thier
ein Junges, welches von beiden Eltern geführt und nöthigenfalls beſchützt wird. Die Eingeborenen
Weſtafrikas verſichern ganz ernſthaft, daß dieſe Antilopen nur ein Mal während ihrer Lebenszeit der
Mutterfreuden genießen könnten, weil ſofort nach der Geburt die Säbelhörner des Weibchens un-
glaublich ſchnell wüchſen, ſchließlich hinten in den Rücken eindrängen und mehr und mehr ſich ver-
längerten, bis ſie endlich das arme Thier geradezu erdolchten.
Die Jagd der Säbelantilopen ſoll wegen ihrer Vorſicht und Schnelligkeit äußerſt ſchwierig ſein.
Bei Gefahr gehen die Böcke, wie die Buſchmänner behaupten, dreiſt auf ihren Gegner los und wiſſen
ihre Hörner dann in gefährlicher Weiſe zu gebrauchen. Die Eingeborenen fangen die Pferdeanti-
lopen wie alle anderen Wiederkäuer in Fallgruben. Gordon Cumming ſpricht von ihr, oder
beſſer von der ſchwarzen Antilope, mit Begeiſterung. „Während ich durch den Wald galoppirte,‟
ſagt er, „erblickte ich eins der ſchönſten Thiere, welches die Schöpfung hat: einen alten Bock der
ſchwarzen Antilope. Es iſt das ſtattlichſte und ſchönſte Thier in Afrika. Sie war die erſte, welche
ich erblickte, und nie werde ich die Empfindung vergeſſen, welche ſich meiner bei dieſem, für einen
Jäger ſo ergreifenden Anblick bemächtigte. Der Bock ſtand mitten unter einer Herde Pallahs, uns
gerade im Wege, hatte uns aber unglücklicherweiſe entdeckt, ehe wir ihn ſahen. Jch rief meine
Meute und lief ihm nach; der Tag war aber ſchwül und heiß, und die Hunde hatten keinen Muth
mehr. Da mein Pferd keins von den beſten war, blieb ich bald zurück, und das ſchöne Thier war
ſchnell aus meinem Bereich hinaus und entſchwand meinen Augen für immer. Vergebens verſuchte
ich die Nacht zu ſchlafen, denn das Bild dieſer Antilope ſchwebte mir noch immer vor.‟
A. Smith, einer der eifrigſten Forſcher der ſüdafrikaniſchen Thierwelt, vereinigt unter dem
Namen der Waſſerböcke mehrere große Antilopen, welche ſich durch ſtarke, in ſanften Bogen erſt rück-
und auswärts, dann auf- und vorwärts gebogene, geringelte Hörner, Klauendrüſen und lange
Schwanzquaſte auszeichnen ſollen.
Eine der hierher gehörigen Arten iſt der eigentliche Waſſerbock (Kobus ellipsiprymnus),
ein hirſchgroßes Thier von 6 bis 7 Fuß Leibes- und 1⅔ Fuß Schwanzlänge bei 4¼ Fuß Kreuzhöhe.
Die Hörner, welche an der größten Krümmung einen Fuß, an der Spitze aber nur etwa acht Zoll
von einander abſtehen, ſind über 2½ Fuß lang. Das Haarkleid iſt grau gefärbt, nur die Spitzen
der Haare ſind braun und vor dieſer Spitze ein oder mehre Mal geringelt. Am Kopf, Rumpf,
Schwanz und Schenkel iſt Gelbroth oder Rothbraun vorherrſchend; die Augenbrauen, ein ſchmaler
Streifen unter dem Augenlide, die Oberlippe, Muffel, die Halsſeiten und eine ſchmale Binde an
der Kehle ſind weiß. Eine weißliche Binde verläuft auch über den hinteren Theil der Schenkel, vom
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/576>, abgerufen am 23.11.2024.
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