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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Der Blaubock.
geringen Aenderungen unterworfene. Das milde Klima, in welchem die Thiere leben, beeinflußt
den Haarwechsel außerordentlich wenig: es verlangt eigentlich keine besonderen, dem Wandel der Jah-
reszeiten entsprechenden Kleider. Ausartungen sind aber auch selten; denn es hat sich durchgängig
gezeigt, daß zwei Antilopen, welche bis auf einen kleinen Farbenunterschied einander ähnlich sind,
doch verschiedenen Arten angehören. Somit unterliegt es für mich keinem Zweifel, daß auch unsere
Gruppe aus mehr Arten besteht, als Einige anzunehmen geneigt sind.

Uns genügt es übrigens vollständig, wenn wir eine Art etwas genauer betrachten; denn leider
wissen wir bisjetzt über das Leben der schönen Geschöpfe soviel als Nichts. Der Blaubock ist
eine Antilope von 6 Fuß Länge und 4 Fuß Höhe. Sie trägt säbelartig nach hinten und etwas
nach außen gebogene Hörner, welche 20 bis 30 Mal geringelt und ihrer Krümmung nach gemessen

[Abbildung] Der Blaubock (Aegocoerus leucophaeus).
20 bis 22 Zoll lang sind. Die Gestalt des Thieres ist sehr stämmig, aber doch verhältnißmäßig
zierlich gebaut. Der Blaubock macht den Eindruck eines kräftigen, ausdauernden Geschöpfes, und
hierin stimmen denn auch alle Berichte über seine Lebensweise überein. Am Halse verlängert sich das
Haar zu einer Mähne und längs des Oberhalses und Rückens zu einem Kamme. Seine Färbung ist
ein bläuliches Silbergrau, von welchem die blendend weiße Gesichtsgegend, der Unterleib und die
Jnnenseite der Schenkel scharf abstechen. Die kahle Nasenspitze und ein Fleck über den Augen
sind schwarz; die Schwanzquaste besteht aus grauen und schwärzlichen Haaren. Bei recht starken
Böcken ist das Gehörn bis achtundzwanzig Mal geringelt und erreicht dann eine Länge von mehr als
drei Fuß im Bogen.

Aus den uns bisher zugegangenen Nachrichten über die Lebensweise dieser Thiere können wir
nur Folgendes entnehmen. Die Pferdeantilopen bewohnen ganz Südafrika mit Ausnahme des Kap-

Brehm, Thierleben. II. 35

Der Blaubock.
geringen Aenderungen unterworfene. Das milde Klima, in welchem die Thiere leben, beeinflußt
den Haarwechſel außerordentlich wenig: es verlangt eigentlich keine beſonderen, dem Wandel der Jah-
reszeiten entſprechenden Kleider. Ausartungen ſind aber auch ſelten; denn es hat ſich durchgängig
gezeigt, daß zwei Antilopen, welche bis auf einen kleinen Farbenunterſchied einander ähnlich ſind,
doch verſchiedenen Arten angehören. Somit unterliegt es für mich keinem Zweifel, daß auch unſere
Gruppe aus mehr Arten beſteht, als Einige anzunehmen geneigt ſind.

Uns genügt es übrigens vollſtändig, wenn wir eine Art etwas genauer betrachten; denn leider
wiſſen wir bisjetzt über das Leben der ſchönen Geſchöpfe ſoviel als Nichts. Der Blaubock iſt
eine Antilope von 6 Fuß Länge und 4 Fuß Höhe. Sie trägt ſäbelartig nach hinten und etwas
nach außen gebogene Hörner, welche 20 bis 30 Mal geringelt und ihrer Krümmung nach gemeſſen

[Abbildung] Der Blaubock (Aegocoerus leucophaeus).
20 bis 22 Zoll lang ſind. Die Geſtalt des Thieres iſt ſehr ſtämmig, aber doch verhältnißmäßig
zierlich gebaut. Der Blaubock macht den Eindruck eines kräftigen, ausdauernden Geſchöpfes, und
hierin ſtimmen denn auch alle Berichte über ſeine Lebensweiſe überein. Am Halſe verlängert ſich das
Haar zu einer Mähne und längs des Oberhalſes und Rückens zu einem Kamme. Seine Färbung iſt
ein bläuliches Silbergrau, von welchem die blendend weiße Geſichtsgegend, der Unterleib und die
Jnnenſeite der Schenkel ſcharf abſtechen. Die kahle Naſenſpitze und ein Fleck über den Augen
ſind ſchwarz; die Schwanzquaſte beſteht aus grauen und ſchwärzlichen Haaren. Bei recht ſtarken
Böcken iſt das Gehörn bis achtundzwanzig Mal geringelt und erreicht dann eine Länge von mehr als
drei Fuß im Bogen.

Aus den uns bisher zugegangenen Nachrichten über die Lebensweiſe dieſer Thiere können wir
nur Folgendes entnehmen. Die Pferdeantilopen bewohnen ganz Südafrika mit Ausnahme des Kap-

Brehm, Thierleben. II. 35
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[545/0575] Der Blaubock. geringen Aenderungen unterworfene. Das milde Klima, in welchem die Thiere leben, beeinflußt den Haarwechſel außerordentlich wenig: es verlangt eigentlich keine beſonderen, dem Wandel der Jah- reszeiten entſprechenden Kleider. Ausartungen ſind aber auch ſelten; denn es hat ſich durchgängig gezeigt, daß zwei Antilopen, welche bis auf einen kleinen Farbenunterſchied einander ähnlich ſind, doch verſchiedenen Arten angehören. Somit unterliegt es für mich keinem Zweifel, daß auch unſere Gruppe aus mehr Arten beſteht, als Einige anzunehmen geneigt ſind. Uns genügt es übrigens vollſtändig, wenn wir eine Art etwas genauer betrachten; denn leider wiſſen wir bisjetzt über das Leben der ſchönen Geſchöpfe ſoviel als Nichts. Der Blaubock iſt eine Antilope von 6 Fuß Länge und 4 Fuß Höhe. Sie trägt ſäbelartig nach hinten und etwas nach außen gebogene Hörner, welche 20 bis 30 Mal geringelt und ihrer Krümmung nach gemeſſen [Abbildung Der Blaubock (Aegocoerus leucophaeus).] 20 bis 22 Zoll lang ſind. Die Geſtalt des Thieres iſt ſehr ſtämmig, aber doch verhältnißmäßig zierlich gebaut. Der Blaubock macht den Eindruck eines kräftigen, ausdauernden Geſchöpfes, und hierin ſtimmen denn auch alle Berichte über ſeine Lebensweiſe überein. Am Halſe verlängert ſich das Haar zu einer Mähne und längs des Oberhalſes und Rückens zu einem Kamme. Seine Färbung iſt ein bläuliches Silbergrau, von welchem die blendend weiße Geſichtsgegend, der Unterleib und die Jnnenſeite der Schenkel ſcharf abſtechen. Die kahle Naſenſpitze und ein Fleck über den Augen ſind ſchwarz; die Schwanzquaſte beſteht aus grauen und ſchwärzlichen Haaren. Bei recht ſtarken Böcken iſt das Gehörn bis achtundzwanzig Mal geringelt und erreicht dann eine Länge von mehr als drei Fuß im Bogen. Aus den uns bisher zugegangenen Nachrichten über die Lebensweiſe dieſer Thiere können wir nur Folgendes entnehmen. Die Pferdeantilopen bewohnen ganz Südafrika mit Ausnahme des Kap- Brehm, Thierleben. II. 35

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/575>, abgerufen am 26.06.2024.