Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Antilopen. -- Der Bleichbock.
Jm Süden mag der Serwal und im Sudahn die Falbkatze dem widerstandsunfähigen Zwerg
ebenfalls nachstellen, und höchst wahrscheinlich nimmt auch der Raubadler hier und da wenigstens
ein Kälbchen weg. Ob die in Afrika so häufigen Schakale und Füchse, sowie die wilden Hunde-
arten ebenfalls zu den Feinden des Beni Jsrael und seiner Verwandten gezählt werden müssen, wage
ich nicht zu behaupten; ich kann blos sagen, daß ich Schakale und Füchse in den von Beni Jsrael
bewohnten Dickichten häufig gesehen habe.



Von den verwandten Antilopen will ich noch dem Bleichbock der Ansiedler (Scopophorus Urebi
oder Antilope scoparia) einige Worte widmen. Das Thier ist kaum schwächer, als unser Reh:
nämlich 31/2 Fuß lang, auf den Schultern 2 Fuß und am Kreuze noch etwas darüber hoch, und durch
seine zierlichen und regelmäßigen Formen besonders ausgezeichnet. Die Färbung ist ein lichtes
Fuchsroth oder Gelbbraun auf der Oberseite und ein fast schneeiges Weiß auf der Unterseite, d. h.
am Unterleibe, der Jnnen- und Hinterseite der Beine. Auch ein Fleck über den Augen, die Lippen,
das Kinn und die Jnnenseite der Ohren sind weißlich, während die Ränder der letzteren schwarzbraun
erscheinen. Das kleine, fast gerade aufsteigende, erst schwach nach hinten, dann etwas nach vorn
geneigte, dünne Gehörn, welches, wie bei den Zwergantilopen, nur der Bock trägt, ist am Grunde
etwa neun Mal deutlich geringelt. An den Vorderläufen hängen ziemlich lange Kniebüschel herab.
Der Schwanz ist kurz, aber gequastet.

Das Leben des Bleichbocks schildert am besten Kapitän Drayson in seinen "Jagdbildern aus
Südafrika".

"Während die meisten Thiere, und zumal die Antilopen, dem Menschen ausweichen, so gut sie kön-
nen, während die großen Antilopen am Kap sich gern bis hundert Meilen weit von den Wohnsitzen der
Pflanzer aufhalten, gibt es einige, welche thun, als kennten sie gar keine Furcht vor dem Erzfeinde
der Thiere, einige, welche ihren Wohnsitzen anhängen, solange sie es im Stande sind, oder solange
sie nicht ihre Zutraulichkeit mit dem Leben bezahlen müssen. Vielleicht sind manche Gegenden diesen
Thieren so einladend, daß unmittelbar, nachdem eine gewisse Oertlichkeit frei wurde, andere dersel-
ben Art von unbekannten Orten herkommen, um den Platz in Besitz zu nehmen. So ist es mit dem
Bleichböckchen oder Urebi. Dieses schmucke, zierliche Geschöpf hält sich in der nächsten Nähe der
Ortschaften auf, gerade da, wo es täglich gezwungen wird, vor seinem schlimmsten Feinde zu flüchten."

"Wenn ein Jäger Tag für Tag sein Gebiet durchstreift und dabei alle Bleichböckchen, welche ihm
vorkommen, niedergestreckt hat, braucht er wahrhaftig keine fünf Tage zu warten, ehe er wiederum
ein Wild erbeuten kann; denn wenn er nach dieser Zeit von neuem zur Jagd hinausgeht, findet er
sicherlich wiederum mehrere dieser kleinen Antilopen, welche sich rings um die Dörfer angesiedelt haben.
Man trifft sie gewöhnlich paarweise in den Ebenen, und auch wenn sie verfolgt werden, suchen sie sel-
ten den Busch oder Wald zu erreichen. Jhr gewöhnlicher Stand ist das lange Gras, welches zurück-
bleibt, nachdem man die Steppe angezündet hat, oder die zerklüfteten Wände der Hügel, wo sie sich
zwischen Felsen und Steinen verbergen."

"Wirklich reizend ist die Art und Weise ihrer Flucht, wenn sie aufgeschreckt oder gestört werden.
Sie fliehen mit der größten Schnelligkeit dahin, springen dann plötzlich mehrere Fuß hoch in die
Luft, werden von neuem flüchtig und machen nochmals einen Luftsprung, wahrscheinlich in der Ab-
sicht, ihre nächste Umgebung besser zu überschauen; denn sie sind zu klein, als daß sie über das
Gras wegäugen könnten. Manchmal, besonders, wenn irgend ein verdächtiger Gegenstand bei dem
ersten Sprunge entdeckt wurde, schnellt der Bleichbock mehrere Male nach einander auf, und dann
will es auch dem unbefangenen Auge erscheinen, als ob er ein mit Schwingen begabtes Geschöpf
wäre und die Kraft habe, sich in der Luft schwebend zu erhalten. Wenn z. B. ein Hund auf seiner
Fährte ist und ihm eifrig durch das lange Gras folgt, springt er wiederholt nach einander hoch auf,

Die Antilopen. — Der Bleichbock.
Jm Süden mag der Serwal und im Sudahn die Falbkatze dem widerſtandsunfähigen Zwerg
ebenfalls nachſtellen, und höchſt wahrſcheinlich nimmt auch der Raubadler hier und da wenigſtens
ein Kälbchen weg. Ob die in Afrika ſo häufigen Schakale und Füchſe, ſowie die wilden Hunde-
arten ebenfalls zu den Feinden des Beni Jſrael und ſeiner Verwandten gezählt werden müſſen, wage
ich nicht zu behaupten; ich kann blos ſagen, daß ich Schakale und Füchſe in den von Beni Jſrael
bewohnten Dickichten häufig geſehen habe.



Von den verwandten Antilopen will ich noch dem Bleichbock der Anſiedler (Scopophorus Urebi
oder Antilope scoparia) einige Worte widmen. Das Thier iſt kaum ſchwächer, als unſer Reh:
nämlich 3½ Fuß lang, auf den Schultern 2 Fuß und am Kreuze noch etwas darüber hoch, und durch
ſeine zierlichen und regelmäßigen Formen beſonders ausgezeichnet. Die Färbung iſt ein lichtes
Fuchsroth oder Gelbbraun auf der Oberſeite und ein faſt ſchneeiges Weiß auf der Unterſeite, d. h.
am Unterleibe, der Jnnen- und Hinterſeite der Beine. Auch ein Fleck über den Augen, die Lippen,
das Kinn und die Jnnenſeite der Ohren ſind weißlich, während die Ränder der letzteren ſchwarzbraun
erſcheinen. Das kleine, faſt gerade aufſteigende, erſt ſchwach nach hinten, dann etwas nach vorn
geneigte, dünne Gehörn, welches, wie bei den Zwergantilopen, nur der Bock trägt, iſt am Grunde
etwa neun Mal deutlich geringelt. An den Vorderläufen hängen ziemlich lange Kniebüſchel herab.
Der Schwanz iſt kurz, aber gequaſtet.

Das Leben des Bleichbocks ſchildert am beſten Kapitän Drayſon in ſeinen „Jagdbildern aus
Südafrika‟.

„Während die meiſten Thiere, und zumal die Antilopen, dem Menſchen ausweichen, ſo gut ſie kön-
nen, während die großen Antilopen am Kap ſich gern bis hundert Meilen weit von den Wohnſitzen der
Pflanzer aufhalten, gibt es einige, welche thun, als kennten ſie gar keine Furcht vor dem Erzfeinde
der Thiere, einige, welche ihren Wohnſitzen anhängen, ſolange ſie es im Stande ſind, oder ſolange
ſie nicht ihre Zutraulichkeit mit dem Leben bezahlen müſſen. Vielleicht ſind manche Gegenden dieſen
Thieren ſo einladend, daß unmittelbar, nachdem eine gewiſſe Oertlichkeit frei wurde, andere derſel-
ben Art von unbekannten Orten herkommen, um den Platz in Beſitz zu nehmen. So iſt es mit dem
Bleichböckchen oder Urebi. Dieſes ſchmucke, zierliche Geſchöpf hält ſich in der nächſten Nähe der
Ortſchaften auf, gerade da, wo es täglich gezwungen wird, vor ſeinem ſchlimmſten Feinde zu flüchten.‟

„Wenn ein Jäger Tag für Tag ſein Gebiet durchſtreift und dabei alle Bleichböckchen, welche ihm
vorkommen, niedergeſtreckt hat, braucht er wahrhaftig keine fünf Tage zu warten, ehe er wiederum
ein Wild erbeuten kann; denn wenn er nach dieſer Zeit von neuem zur Jagd hinausgeht, findet er
ſicherlich wiederum mehrere dieſer kleinen Antilopen, welche ſich rings um die Dörfer angeſiedelt haben.
Man trifft ſie gewöhnlich paarweiſe in den Ebenen, und auch wenn ſie verfolgt werden, ſuchen ſie ſel-
ten den Buſch oder Wald zu erreichen. Jhr gewöhnlicher Stand iſt das lange Gras, welches zurück-
bleibt, nachdem man die Steppe angezündet hat, oder die zerklüfteten Wände der Hügel, wo ſie ſich
zwiſchen Felſen und Steinen verbergen.‟

„Wirklich reizend iſt die Art und Weiſe ihrer Flucht, wenn ſie aufgeſchreckt oder geſtört werden.
Sie fliehen mit der größten Schnelligkeit dahin, ſpringen dann plötzlich mehrere Fuß hoch in die
Luft, werden von neuem flüchtig und machen nochmals einen Luftſprung, wahrſcheinlich in der Ab-
ſicht, ihre nächſte Umgebung beſſer zu überſchauen; denn ſie ſind zu klein, als daß ſie über das
Gras wegäugen könnten. Manchmal, beſonders, wenn irgend ein verdächtiger Gegenſtand bei dem
erſten Sprunge entdeckt wurde, ſchnellt der Bleichbock mehrere Male nach einander auf, und dann
will es auch dem unbefangenen Auge erſcheinen, als ob er ein mit Schwingen begabtes Geſchöpf
wäre und die Kraft habe, ſich in der Luft ſchwebend zu erhalten. Wenn z. B. ein Hund auf ſeiner
Fährte iſt und ihm eifrig durch das lange Gras folgt, ſpringt er wiederholt nach einander hoch auf,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0550" n="520"/><fw place="top" type="header">Die Antilopen. &#x2014; Der Bleichbock.</fw><lb/>
Jm Süden mag der <hi rendition="#g">Serwal</hi> und im Sudahn die <hi rendition="#g">Falbkatze</hi> dem wider&#x017F;tandsunfähigen Zwerg<lb/>
ebenfalls nach&#x017F;tellen, und höch&#x017F;t wahr&#x017F;cheinlich nimmt auch der <hi rendition="#g">Raubadler</hi> hier und da wenig&#x017F;tens<lb/>
ein Kälbchen weg. Ob die in Afrika &#x017F;o häufigen <hi rendition="#g">Schakale</hi> und <hi rendition="#g">Füch&#x017F;e,</hi> &#x017F;owie die wilden <hi rendition="#g">Hunde-</hi><lb/>
arten ebenfalls zu den Feinden des Beni J&#x017F;rael und &#x017F;einer Verwandten gezählt werden mü&#x017F;&#x017F;en, wage<lb/>
ich nicht zu behaupten; ich kann blos &#x017F;agen, daß ich Schakale und Füch&#x017F;e in den von Beni J&#x017F;rael<lb/>
bewohnten Dickichten häufig ge&#x017F;ehen habe.</p><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
              <p>Von den verwandten Antilopen will ich noch dem <hi rendition="#g">Bleichbock</hi> der An&#x017F;iedler (<hi rendition="#aq">Scopophorus Urebi</hi><lb/>
oder <hi rendition="#aq">Antilope scoparia</hi>) einige Worte widmen. Das Thier i&#x017F;t kaum &#x017F;chwächer, als un&#x017F;er Reh:<lb/>
nämlich 3½ Fuß lang, auf den Schultern 2 Fuß und am Kreuze noch etwas darüber hoch, und durch<lb/>
&#x017F;eine zierlichen und regelmäßigen Formen be&#x017F;onders ausgezeichnet. Die Färbung i&#x017F;t ein lichtes<lb/>
Fuchsroth oder Gelbbraun auf der Ober&#x017F;eite und ein fa&#x017F;t &#x017F;chneeiges Weiß auf der Unter&#x017F;eite, d. h.<lb/>
am Unterleibe, der Jnnen- und Hinter&#x017F;eite der Beine. Auch ein Fleck über den Augen, die Lippen,<lb/>
das Kinn und die Jnnen&#x017F;eite der Ohren &#x017F;ind weißlich, während die Ränder der letzteren &#x017F;chwarzbraun<lb/>
er&#x017F;cheinen. Das kleine, fa&#x017F;t gerade auf&#x017F;teigende, er&#x017F;t &#x017F;chwach nach hinten, dann etwas nach vorn<lb/>
geneigte, dünne Gehörn, welches, wie bei den Zwergantilopen, nur der Bock trägt, i&#x017F;t am Grunde<lb/>
etwa neun Mal deutlich geringelt. An den Vorderläufen hängen ziemlich lange Kniebü&#x017F;chel herab.<lb/>
Der Schwanz i&#x017F;t kurz, aber gequa&#x017F;tet.</p><lb/>
              <p>Das Leben des Bleichbocks &#x017F;childert am be&#x017F;ten Kapitän <hi rendition="#g">Dray&#x017F;on</hi> in &#x017F;einen &#x201E;Jagdbildern aus<lb/>
Südafrika&#x201F;.</p><lb/>
              <p>&#x201E;Während die mei&#x017F;ten Thiere, und zumal die Antilopen, dem Men&#x017F;chen ausweichen, &#x017F;o gut &#x017F;ie kön-<lb/>
nen, während die großen Antilopen am Kap &#x017F;ich gern bis hundert Meilen weit von den Wohn&#x017F;itzen der<lb/>
Pflanzer aufhalten, gibt es einige, welche thun, als kennten &#x017F;ie gar keine Furcht vor dem Erzfeinde<lb/>
der Thiere, einige, welche ihren Wohn&#x017F;itzen anhängen, &#x017F;olange &#x017F;ie es im Stande &#x017F;ind, oder &#x017F;olange<lb/>
&#x017F;ie nicht ihre Zutraulichkeit mit dem Leben bezahlen mü&#x017F;&#x017F;en. Vielleicht &#x017F;ind manche Gegenden die&#x017F;en<lb/>
Thieren &#x017F;o einladend, daß unmittelbar, nachdem eine gewi&#x017F;&#x017F;e Oertlichkeit frei wurde, andere der&#x017F;el-<lb/>
ben Art von unbekannten Orten herkommen, um den Platz in Be&#x017F;itz zu nehmen. So i&#x017F;t es mit dem<lb/>
Bleichböckchen oder Urebi. Die&#x017F;es &#x017F;chmucke, zierliche Ge&#x017F;chöpf hält &#x017F;ich in der näch&#x017F;ten Nähe der<lb/>
Ort&#x017F;chaften auf, gerade da, wo es täglich gezwungen wird, vor &#x017F;einem &#x017F;chlimm&#x017F;ten Feinde zu flüchten.&#x201F;</p><lb/>
              <p>&#x201E;Wenn ein Jäger Tag für Tag &#x017F;ein Gebiet durch&#x017F;treift und dabei alle Bleichböckchen, welche ihm<lb/>
vorkommen, niederge&#x017F;treckt hat, braucht er wahrhaftig keine fünf Tage zu warten, ehe er wiederum<lb/>
ein Wild erbeuten kann; denn wenn er nach die&#x017F;er Zeit von neuem zur Jagd hinausgeht, findet er<lb/>
&#x017F;icherlich wiederum mehrere die&#x017F;er kleinen Antilopen, welche &#x017F;ich rings um die Dörfer ange&#x017F;iedelt haben.<lb/>
Man trifft &#x017F;ie gewöhnlich paarwei&#x017F;e in den Ebenen, und auch wenn &#x017F;ie verfolgt werden, &#x017F;uchen &#x017F;ie &#x017F;el-<lb/>
ten den Bu&#x017F;ch oder Wald zu erreichen. Jhr gewöhnlicher Stand i&#x017F;t das lange Gras, welches zurück-<lb/>
bleibt, nachdem man die Steppe angezündet hat, oder die zerklüfteten Wände der Hügel, wo &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
zwi&#x017F;chen Fel&#x017F;en und Steinen verbergen.&#x201F;</p><lb/>
              <p>&#x201E;Wirklich reizend i&#x017F;t die Art und Wei&#x017F;e ihrer Flucht, wenn &#x017F;ie aufge&#x017F;chreckt oder ge&#x017F;tört werden.<lb/>
Sie fliehen mit der größten Schnelligkeit dahin, &#x017F;pringen dann plötzlich mehrere Fuß hoch in die<lb/>
Luft, werden von neuem flüchtig und machen nochmals einen Luft&#x017F;prung, wahr&#x017F;cheinlich in der Ab-<lb/>
&#x017F;icht, ihre näch&#x017F;te Umgebung be&#x017F;&#x017F;er zu über&#x017F;chauen; denn &#x017F;ie &#x017F;ind zu klein, als daß &#x017F;ie über das<lb/>
Gras wegäugen könnten. Manchmal, be&#x017F;onders, wenn irgend ein verdächtiger Gegen&#x017F;tand bei dem<lb/>
er&#x017F;ten Sprunge entdeckt wurde, &#x017F;chnellt der Bleichbock mehrere Male nach einander auf, und dann<lb/>
will es auch dem unbefangenen Auge er&#x017F;cheinen, als ob er ein mit Schwingen begabtes Ge&#x017F;chöpf<lb/>
wäre und die Kraft habe, &#x017F;ich in der Luft &#x017F;chwebend zu erhalten. Wenn z. B. ein Hund auf &#x017F;einer<lb/>
Fährte i&#x017F;t und ihm eifrig durch das lange Gras folgt, &#x017F;pringt er wiederholt nach einander hoch auf,<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[520/0550] Die Antilopen. — Der Bleichbock. Jm Süden mag der Serwal und im Sudahn die Falbkatze dem widerſtandsunfähigen Zwerg ebenfalls nachſtellen, und höchſt wahrſcheinlich nimmt auch der Raubadler hier und da wenigſtens ein Kälbchen weg. Ob die in Afrika ſo häufigen Schakale und Füchſe, ſowie die wilden Hunde- arten ebenfalls zu den Feinden des Beni Jſrael und ſeiner Verwandten gezählt werden müſſen, wage ich nicht zu behaupten; ich kann blos ſagen, daß ich Schakale und Füchſe in den von Beni Jſrael bewohnten Dickichten häufig geſehen habe. Von den verwandten Antilopen will ich noch dem Bleichbock der Anſiedler (Scopophorus Urebi oder Antilope scoparia) einige Worte widmen. Das Thier iſt kaum ſchwächer, als unſer Reh: nämlich 3½ Fuß lang, auf den Schultern 2 Fuß und am Kreuze noch etwas darüber hoch, und durch ſeine zierlichen und regelmäßigen Formen beſonders ausgezeichnet. Die Färbung iſt ein lichtes Fuchsroth oder Gelbbraun auf der Oberſeite und ein faſt ſchneeiges Weiß auf der Unterſeite, d. h. am Unterleibe, der Jnnen- und Hinterſeite der Beine. Auch ein Fleck über den Augen, die Lippen, das Kinn und die Jnnenſeite der Ohren ſind weißlich, während die Ränder der letzteren ſchwarzbraun erſcheinen. Das kleine, faſt gerade aufſteigende, erſt ſchwach nach hinten, dann etwas nach vorn geneigte, dünne Gehörn, welches, wie bei den Zwergantilopen, nur der Bock trägt, iſt am Grunde etwa neun Mal deutlich geringelt. An den Vorderläufen hängen ziemlich lange Kniebüſchel herab. Der Schwanz iſt kurz, aber gequaſtet. Das Leben des Bleichbocks ſchildert am beſten Kapitän Drayſon in ſeinen „Jagdbildern aus Südafrika‟. „Während die meiſten Thiere, und zumal die Antilopen, dem Menſchen ausweichen, ſo gut ſie kön- nen, während die großen Antilopen am Kap ſich gern bis hundert Meilen weit von den Wohnſitzen der Pflanzer aufhalten, gibt es einige, welche thun, als kennten ſie gar keine Furcht vor dem Erzfeinde der Thiere, einige, welche ihren Wohnſitzen anhängen, ſolange ſie es im Stande ſind, oder ſolange ſie nicht ihre Zutraulichkeit mit dem Leben bezahlen müſſen. Vielleicht ſind manche Gegenden dieſen Thieren ſo einladend, daß unmittelbar, nachdem eine gewiſſe Oertlichkeit frei wurde, andere derſel- ben Art von unbekannten Orten herkommen, um den Platz in Beſitz zu nehmen. So iſt es mit dem Bleichböckchen oder Urebi. Dieſes ſchmucke, zierliche Geſchöpf hält ſich in der nächſten Nähe der Ortſchaften auf, gerade da, wo es täglich gezwungen wird, vor ſeinem ſchlimmſten Feinde zu flüchten.‟ „Wenn ein Jäger Tag für Tag ſein Gebiet durchſtreift und dabei alle Bleichböckchen, welche ihm vorkommen, niedergeſtreckt hat, braucht er wahrhaftig keine fünf Tage zu warten, ehe er wiederum ein Wild erbeuten kann; denn wenn er nach dieſer Zeit von neuem zur Jagd hinausgeht, findet er ſicherlich wiederum mehrere dieſer kleinen Antilopen, welche ſich rings um die Dörfer angeſiedelt haben. Man trifft ſie gewöhnlich paarweiſe in den Ebenen, und auch wenn ſie verfolgt werden, ſuchen ſie ſel- ten den Buſch oder Wald zu erreichen. Jhr gewöhnlicher Stand iſt das lange Gras, welches zurück- bleibt, nachdem man die Steppe angezündet hat, oder die zerklüfteten Wände der Hügel, wo ſie ſich zwiſchen Felſen und Steinen verbergen.‟ „Wirklich reizend iſt die Art und Weiſe ihrer Flucht, wenn ſie aufgeſchreckt oder geſtört werden. Sie fliehen mit der größten Schnelligkeit dahin, ſpringen dann plötzlich mehrere Fuß hoch in die Luft, werden von neuem flüchtig und machen nochmals einen Luftſprung, wahrſcheinlich in der Ab- ſicht, ihre nächſte Umgebung beſſer zu überſchauen; denn ſie ſind zu klein, als daß ſie über das Gras wegäugen könnten. Manchmal, beſonders, wenn irgend ein verdächtiger Gegenſtand bei dem erſten Sprunge entdeckt wurde, ſchnellt der Bleichbock mehrere Male nach einander auf, und dann will es auch dem unbefangenen Auge erſcheinen, als ob er ein mit Schwingen begabtes Geſchöpf wäre und die Kraft habe, ſich in der Luft ſchwebend zu erhalten. Wenn z. B. ein Hund auf ſeiner Fährte iſt und ihm eifrig durch das lange Gras folgt, ſpringt er wiederholt nach einander hoch auf,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/550
Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/550>, abgerufen am 17.06.2024.