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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Die Kusus oder Kuskuten.
selben Befriedigung, wie wir einen Zobel- oder Edelmarderpelz. Jn der That gibt das weiche, wollige
Fell ein vortreffliches Pelzwerk; Sachkenner haben sich anerkennend darüber ausgesprochen, so daß es
nicht unwahrscheinlich ist, den Fuchskusu später mit unter den Pelzthieren aufgeführt zu finden. Die
Eingeborenen kennen bis jetzt nur eine sehr einfache Zubereitungsart dieser Felle. Sie breiten den
Balg, nachdem sie ihn abgezogen haben, mit der Haarseite nach unten auf dem Boden aus, pflöcken
ihn ringsum fest und bearbeiten ihn mit einer Muschelschale, bis er ihnen den nöthigen Grad von
Geschmeidigkeit erlangt zu haben scheint; dann heften sie ihn vermittelst eines zugespitzten Knochens, in
welchen sie die zerspaltene Sehne eines Eichhorns eingefädelt haben, zusammen und bereiten sich so
eine Art von Mantel, in welchem sie gar stolz einhergehen. Es ist durchaus nicht unwahrscheinlich,
daß sie, wie die Jnnerafrikaner es auch thun, gewisse gerbstoffhaltige Pflanzen, Rinden oder Schoten
anwenden, um die Felle noch besonders zu gerben. Jedenfalls ist dieser Nutzen, welchen das Thier
gewährt, die Hauptursache seiner eifrigen Verfolgung; denn der Schaden, welchen es in seiner Heimat
anrichtet, ist natürlich nicht von Belang.

Das Weibchen bringt blos zwei Junge zur Welt und trägt diese längere Zeit mit sich im Beutel
und später wohl auch auf dem Rücken herum, bis die Kleinen der mütterlichen Pflege entbehren können.
Man zähmt sie ohne Mühe. Jn neuerer Zeit kommen sehr viele lebende Fuchskusus nach Europa.
Jeder Thiergarten besitzt einige. Die Gefangenen zeigen sich sanft und friedlich d. h. versuchen nicht,
zu beißen, sind aber so dumm, theilnahmslos und träge, daß sie nur wenig Vergnügen gewähren.
So lange es hell ist, suchen sie sich den Blicken soviel als möglich zu entziehen, vergraben sich tief in
das Heu und verbergen sich in anderen Schlupfwinkeln, rollen sich zusammen, legen den Kopf
zwischen die Beine, schmiegen das Gesicht an den Bauch und verschlafen so den ganzen Tag, wie die
Faulaffen. Stört man sie in ihrem Schlafe, so sind sie äußerst mürrisch und übellaunig und ziehen
sich baldmöglichst wieder in ihr Versteck zurück. Erst nach völlig eingetretener Nacht, im Sommer
selten vor elf Uhr abends, werden sie munter, und dann sind sie sehr lebendig. Man ernährt sie
ohne Mühe mit Milchbrot, Fleisch, Früchten und Wurzeln, hält sie auch leicht in einem nicht allzu-
kleinen Käfig, doch darf derselbe nicht zu schwach sein; denn sie nagen sich ziemlich leicht durch. Zwei
gefangene Fuchskusus unseres Thiergartens zerbissen zolldicke Gitterstäbe, zwei andere die Breter-
wand ihres Käfigs und entflohen. Ein großer Reisighaufen in der Nähe ihres früheren Aufenthaltes
bot ihnen Zuflucht. Nachts liefen sie im Garten und dem zu diesem gehörigen Gehöft umher oder
kletterten auf dem Gehege und nahestehenden Bäumen auf und nieder. Der eine der Entflohenen
wurde wieder eingefangen und rief nun allabendlich mit lautem "Kuk, kuk, kuk" nach seinem
Gefährten. Dieser pflegte dem Rufe zu folgen, vermied aber sehr vorsichtig die ihm gestellten Fallen.
So trieb er sich vierzehn Tage lang im Garten umher, holte sich jede Nacht das für ihn bereitgestellte
Futter und verschwand wieder. Endlich versah er sich und büßte Dies mit der Freiheit.

Ein Weibchen, welches unterwegs ein Junges erhalten hatte und in unseren Besitz kam, behan-
delte dieses mit großer Zärtlichkeit, hielt es Tag und Nacht in seinen Armen und lebt noch jetzt,
während ich diese Zeilen schreibe, mit dem inzwischen erwachsenen Sproß im tiefsten Frieden.

Höchst wahrscheinlich werden sich Fuchskusus bei uns fortpflanzen; doch fehlen mir hierüber noch
Beobachtungen.

Unangenehm werden die Gefangenen dadurch, daß sie einen kampferähnlichen Geruch verbreiten,
welcher im geschlossenen Raume sehr empfindlich sein kann.



Die letzte Sippe macht uns mit einem der merkwürdigsten aller Beutelthiere bekannt, mit dem
Koala oder Australischen Bären (Phascolarctus cinereus), der einzigen Art seines Geschlechts.
Das Thier ist in mehrfacher Hinsicht sehr ausgezeichnet. Sein Leib ist gedrungen, der Kopf sehr dick,
kurzschnauzig, mit großen, buschig behaarten Ohren; der Schwanz fehlt; die Pfoten sind vorn und
hinten fünfzehig und wahre Greiffüße. An den vorderen sind die beiden inneren Zehen den drei

Die Kuſus oder Kuskuten.
ſelben Befriedigung, wie wir einen Zobel- oder Edelmarderpelz. Jn der That gibt das weiche, wollige
Fell ein vortreffliches Pelzwerk; Sachkenner haben ſich anerkennend darüber ausgeſprochen, ſo daß es
nicht unwahrſcheinlich iſt, den Fuchskuſu ſpäter mit unter den Pelzthieren aufgeführt zu finden. Die
Eingeborenen kennen bis jetzt nur eine ſehr einfache Zubereitungsart dieſer Felle. Sie breiten den
Balg, nachdem ſie ihn abgezogen haben, mit der Haarſeite nach unten auf dem Boden aus, pflöcken
ihn ringsum feſt und bearbeiten ihn mit einer Muſchelſchale, bis er ihnen den nöthigen Grad von
Geſchmeidigkeit erlangt zu haben ſcheint; dann heften ſie ihn vermittelſt eines zugeſpitzten Knochens, in
welchen ſie die zerſpaltene Sehne eines Eichhorns eingefädelt haben, zuſammen und bereiten ſich ſo
eine Art von Mantel, in welchem ſie gar ſtolz einhergehen. Es iſt durchaus nicht unwahrſcheinlich,
daß ſie, wie die Jnnerafrikaner es auch thun, gewiſſe gerbſtoffhaltige Pflanzen, Rinden oder Schoten
anwenden, um die Felle noch beſonders zu gerben. Jedenfalls iſt dieſer Nutzen, welchen das Thier
gewährt, die Haupturſache ſeiner eifrigen Verfolgung; denn der Schaden, welchen es in ſeiner Heimat
anrichtet, iſt natürlich nicht von Belang.

Das Weibchen bringt blos zwei Junge zur Welt und trägt dieſe längere Zeit mit ſich im Beutel
und ſpäter wohl auch auf dem Rücken herum, bis die Kleinen der mütterlichen Pflege entbehren können.
Man zähmt ſie ohne Mühe. Jn neuerer Zeit kommen ſehr viele lebende Fuchskuſus nach Europa.
Jeder Thiergarten beſitzt einige. Die Gefangenen zeigen ſich ſanft und friedlich d. h. verſuchen nicht,
zu beißen, ſind aber ſo dumm, theilnahmslos und träge, daß ſie nur wenig Vergnügen gewähren.
So lange es hell iſt, ſuchen ſie ſich den Blicken ſoviel als möglich zu entziehen, vergraben ſich tief in
das Heu und verbergen ſich in anderen Schlupfwinkeln, rollen ſich zuſammen, legen den Kopf
zwiſchen die Beine, ſchmiegen das Geſicht an den Bauch und verſchlafen ſo den ganzen Tag, wie die
Faulaffen. Stört man ſie in ihrem Schlafe, ſo ſind ſie äußerſt mürriſch und übellaunig und ziehen
ſich baldmöglichſt wieder in ihr Verſteck zurück. Erſt nach völlig eingetretener Nacht, im Sommer
ſelten vor elf Uhr abends, werden ſie munter, und dann ſind ſie ſehr lebendig. Man ernährt ſie
ohne Mühe mit Milchbrot, Fleiſch, Früchten und Wurzeln, hält ſie auch leicht in einem nicht allzu-
kleinen Käfig, doch darf derſelbe nicht zu ſchwach ſein; denn ſie nagen ſich ziemlich leicht durch. Zwei
gefangene Fuchskuſus unſeres Thiergartens zerbiſſen zolldicke Gitterſtäbe, zwei andere die Breter-
wand ihres Käfigs und entflohen. Ein großer Reiſighaufen in der Nähe ihres früheren Aufenthaltes
bot ihnen Zuflucht. Nachts liefen ſie im Garten und dem zu dieſem gehörigen Gehöft umher oder
kletterten auf dem Gehege und naheſtehenden Bäumen auf und nieder. Der eine der Entflohenen
wurde wieder eingefangen und rief nun allabendlich mit lautem „Kuk, kuk, kuk‟ nach ſeinem
Gefährten. Dieſer pflegte dem Rufe zu folgen, vermied aber ſehr vorſichtig die ihm geſtellten Fallen.
So trieb er ſich vierzehn Tage lang im Garten umher, holte ſich jede Nacht das für ihn bereitgeſtellte
Futter und verſchwand wieder. Endlich verſah er ſich und büßte Dies mit der Freiheit.

Ein Weibchen, welches unterwegs ein Junges erhalten hatte und in unſeren Beſitz kam, behan-
delte dieſes mit großer Zärtlichkeit, hielt es Tag und Nacht in ſeinen Armen und lebt noch jetzt,
während ich dieſe Zeilen ſchreibe, mit dem inzwiſchen erwachſenen Sproß im tiefſten Frieden.

Höchſt wahrſcheinlich werden ſich Fuchskuſus bei uns fortpflanzen; doch fehlen mir hierüber noch
Beobachtungen.

Unangenehm werden die Gefangenen dadurch, daß ſie einen kampferähnlichen Geruch verbreiten,
welcher im geſchloſſenen Raume ſehr empfindlich ſein kann.



Die letzte Sippe macht uns mit einem der merkwürdigſten aller Beutelthiere bekannt, mit dem
Koala oder Auſtraliſchen Bären (Phascolarctus cinereus), der einzigen Art ſeines Geſchlechts.
Das Thier iſt in mehrfacher Hinſicht ſehr ausgezeichnet. Sein Leib iſt gedrungen, der Kopf ſehr dick,
kurzſchnauzig, mit großen, buſchig behaarten Ohren; der Schwanz fehlt; die Pfoten ſind vorn und
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[40/0052] Die Kuſus oder Kuskuten. ſelben Befriedigung, wie wir einen Zobel- oder Edelmarderpelz. Jn der That gibt das weiche, wollige Fell ein vortreffliches Pelzwerk; Sachkenner haben ſich anerkennend darüber ausgeſprochen, ſo daß es nicht unwahrſcheinlich iſt, den Fuchskuſu ſpäter mit unter den Pelzthieren aufgeführt zu finden. Die Eingeborenen kennen bis jetzt nur eine ſehr einfache Zubereitungsart dieſer Felle. Sie breiten den Balg, nachdem ſie ihn abgezogen haben, mit der Haarſeite nach unten auf dem Boden aus, pflöcken ihn ringsum feſt und bearbeiten ihn mit einer Muſchelſchale, bis er ihnen den nöthigen Grad von Geſchmeidigkeit erlangt zu haben ſcheint; dann heften ſie ihn vermittelſt eines zugeſpitzten Knochens, in welchen ſie die zerſpaltene Sehne eines Eichhorns eingefädelt haben, zuſammen und bereiten ſich ſo eine Art von Mantel, in welchem ſie gar ſtolz einhergehen. Es iſt durchaus nicht unwahrſcheinlich, daß ſie, wie die Jnnerafrikaner es auch thun, gewiſſe gerbſtoffhaltige Pflanzen, Rinden oder Schoten anwenden, um die Felle noch beſonders zu gerben. Jedenfalls iſt dieſer Nutzen, welchen das Thier gewährt, die Haupturſache ſeiner eifrigen Verfolgung; denn der Schaden, welchen es in ſeiner Heimat anrichtet, iſt natürlich nicht von Belang. Das Weibchen bringt blos zwei Junge zur Welt und trägt dieſe längere Zeit mit ſich im Beutel und ſpäter wohl auch auf dem Rücken herum, bis die Kleinen der mütterlichen Pflege entbehren können. Man zähmt ſie ohne Mühe. Jn neuerer Zeit kommen ſehr viele lebende Fuchskuſus nach Europa. Jeder Thiergarten beſitzt einige. Die Gefangenen zeigen ſich ſanft und friedlich d. h. verſuchen nicht, zu beißen, ſind aber ſo dumm, theilnahmslos und träge, daß ſie nur wenig Vergnügen gewähren. So lange es hell iſt, ſuchen ſie ſich den Blicken ſoviel als möglich zu entziehen, vergraben ſich tief in das Heu und verbergen ſich in anderen Schlupfwinkeln, rollen ſich zuſammen, legen den Kopf zwiſchen die Beine, ſchmiegen das Geſicht an den Bauch und verſchlafen ſo den ganzen Tag, wie die Faulaffen. Stört man ſie in ihrem Schlafe, ſo ſind ſie äußerſt mürriſch und übellaunig und ziehen ſich baldmöglichſt wieder in ihr Verſteck zurück. Erſt nach völlig eingetretener Nacht, im Sommer ſelten vor elf Uhr abends, werden ſie munter, und dann ſind ſie ſehr lebendig. Man ernährt ſie ohne Mühe mit Milchbrot, Fleiſch, Früchten und Wurzeln, hält ſie auch leicht in einem nicht allzu- kleinen Käfig, doch darf derſelbe nicht zu ſchwach ſein; denn ſie nagen ſich ziemlich leicht durch. Zwei gefangene Fuchskuſus unſeres Thiergartens zerbiſſen zolldicke Gitterſtäbe, zwei andere die Breter- wand ihres Käfigs und entflohen. Ein großer Reiſighaufen in der Nähe ihres früheren Aufenthaltes bot ihnen Zuflucht. Nachts liefen ſie im Garten und dem zu dieſem gehörigen Gehöft umher oder kletterten auf dem Gehege und naheſtehenden Bäumen auf und nieder. Der eine der Entflohenen wurde wieder eingefangen und rief nun allabendlich mit lautem „Kuk, kuk, kuk‟ nach ſeinem Gefährten. Dieſer pflegte dem Rufe zu folgen, vermied aber ſehr vorſichtig die ihm geſtellten Fallen. So trieb er ſich vierzehn Tage lang im Garten umher, holte ſich jede Nacht das für ihn bereitgeſtellte Futter und verſchwand wieder. Endlich verſah er ſich und büßte Dies mit der Freiheit. Ein Weibchen, welches unterwegs ein Junges erhalten hatte und in unſeren Beſitz kam, behan- delte dieſes mit großer Zärtlichkeit, hielt es Tag und Nacht in ſeinen Armen und lebt noch jetzt, während ich dieſe Zeilen ſchreibe, mit dem inzwiſchen erwachſenen Sproß im tiefſten Frieden. Höchſt wahrſcheinlich werden ſich Fuchskuſus bei uns fortpflanzen; doch fehlen mir hierüber noch Beobachtungen. Unangenehm werden die Gefangenen dadurch, daß ſie einen kampferähnlichen Geruch verbreiten, welcher im geſchloſſenen Raume ſehr empfindlich ſein kann. Die letzte Sippe macht uns mit einem der merkwürdigſten aller Beutelthiere bekannt, mit dem Koala oder Auſtraliſchen Bären (Phascolarctus cinereus), der einzigen Art ſeines Geſchlechts. Das Thier iſt in mehrfacher Hinſicht ſehr ausgezeichnet. Sein Leib iſt gedrungen, der Kopf ſehr dick, kurzſchnauzig, mit großen, buſchig behaarten Ohren; der Schwanz fehlt; die Pfoten ſind vorn und hinten fünfzehig und wahre Greiffüße. An den vorderen ſind die beiden inneren Zehen den drei

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/52>, abgerufen am 23.11.2024.