sind auf der Außenseite lichtockergelb, am inneren Rande schwarzbraun behaart. Der Schwanz ist größtentheils schwarz. Junge Thiere sind lichtaschgrau mit Schwarz gemischt, unten aber wie die Alten gefärbt. Außerdem kommen viele Abänderungen vor.
Der Fuchskusu bewohnt Neuholland und Vandiemensland und ist eines der häufigsten aller australischen Beutelthiere. Wie die Vorigen lebt er ausschließlich in Wäldern auf Bäumen und führt eine durchaus nächtliche Lebensweise; er kommt sogar erst eine oder zwei Stunden nach Sonnenunter- gang aus seinen Verstecken hervor. So ausgezeichnet er auch klettern kann und so vortrefflich er zu solcher Bewegung ausgerüstet ist, so träge und langsam erscheint er im Vergleich zu anderen ähnlich gebauten Thieren, zumal zu den Eichhörnchen. Der Greifschwanz muß tüchtig herhalten; denn das Thier macht eigentlich keine einzige Bewegung, ohne sich vermittelst dieses ihm unentbehrlichen Werkzeugs vorher gehörig zu versichern. Auf ebenem Boden soll er noch viel langsamer sein, als auf den Bäumen. Die Nahrung des im ganzen sehr harmlosen Thieres besteht größtentheils aus Pflan- zenstoffen; jedoch verschmäht es ein kleines Vögelchen oder ein anderes schwaches Wirbelthier keines- wegs. Seine Beute quält der ungeschickte Räuber nach Marderart erst längere Zeit, reibt und dreht
[Abbildung]
Der Fuchskusu (Phalangista vulplna).
sie wiederholt zwischen seinen Vorderpfoten herum und hebt sie endlich mit denselben zum Munde, öffnet mit dem scharfen Gebiß die Hirnschale und frißt zunächst das Gehirn aus. Dann erst macht er sich über das Uebrige her. Wie der Fuchskusu im Freien Thiere überrumpelt, hat man nicht beob- achten können; man nimmt aber an, daß er durch dieselbe Vorsicht und die Lautlosigkeit der Bewe- gung, welche die Lemuren oder Faulaffen auszeichnet, zum Ziele kommt. Seine Trägheit soll so groß sein, daß er ohne besondere Schwierigkeiten von einem einigermaßen geübten Kletterer gefangen werden kann. Sobald er Gefahr merkt, hängt er sich mit seinem Schwanze an einen Ast oder Zweig auf und verharrt, um nicht entdeckt zu werden, lange Zeit in dieser Stellung, hierdurch oft genug den Blicken seiner Verfolger entgehend. Wird er aber aufgefunden, so weiß er kaum der ihm drohenden Gefahr zu entrinnen, und auch bei ihm gilt dann das "Vom-Baume-Sehen".
Die Eingeborenen stellen ihm eifrig nach und betrachten sein Fleisch, trotz des üblen kampfer- artigen Geruches, welchen es von sich gibt, als einen vorzüglichen Leckerbissen. Sie wissen auch sein Fell vielfach zu verwenden. Einen aus demselben gefertigten Ueberwurf tragen sie mit der-
Der Fuchskuſu.
ſind auf der Außenſeite lichtockergelb, am inneren Rande ſchwarzbraun behaart. Der Schwanz iſt größtentheils ſchwarz. Junge Thiere ſind lichtaſchgrau mit Schwarz gemiſcht, unten aber wie die Alten gefärbt. Außerdem kommen viele Abänderungen vor.
Der Fuchskuſu bewohnt Neuholland und Vandiemensland und iſt eines der häufigſten aller auſtraliſchen Beutelthiere. Wie die Vorigen lebt er ausſchließlich in Wäldern auf Bäumen und führt eine durchaus nächtliche Lebensweiſe; er kommt ſogar erſt eine oder zwei Stunden nach Sonnenunter- gang aus ſeinen Verſtecken hervor. So ausgezeichnet er auch klettern kann und ſo vortrefflich er zu ſolcher Bewegung ausgerüſtet iſt, ſo träge und langſam erſcheint er im Vergleich zu anderen ähnlich gebauten Thieren, zumal zu den Eichhörnchen. Der Greifſchwanz muß tüchtig herhalten; denn das Thier macht eigentlich keine einzige Bewegung, ohne ſich vermittelſt dieſes ihm unentbehrlichen Werkzeugs vorher gehörig zu verſichern. Auf ebenem Boden ſoll er noch viel langſamer ſein, als auf den Bäumen. Die Nahrung des im ganzen ſehr harmloſen Thieres beſteht größtentheils aus Pflan- zenſtoffen; jedoch verſchmäht es ein kleines Vögelchen oder ein anderes ſchwaches Wirbelthier keines- wegs. Seine Beute quält der ungeſchickte Räuber nach Marderart erſt längere Zeit, reibt und dreht
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Der Fuchskuſu (Phalangista vulplna).
ſie wiederholt zwiſchen ſeinen Vorderpfoten herum und hebt ſie endlich mit denſelben zum Munde, öffnet mit dem ſcharfen Gebiß die Hirnſchale und frißt zunächſt das Gehirn aus. Dann erſt macht er ſich über das Uebrige her. Wie der Fuchskuſu im Freien Thiere überrumpelt, hat man nicht beob- achten können; man nimmt aber an, daß er durch dieſelbe Vorſicht und die Lautloſigkeit der Bewe- gung, welche die Lemuren oder Faulaffen auszeichnet, zum Ziele kommt. Seine Trägheit ſoll ſo groß ſein, daß er ohne beſondere Schwierigkeiten von einem einigermaßen geübten Kletterer gefangen werden kann. Sobald er Gefahr merkt, hängt er ſich mit ſeinem Schwanze an einen Aſt oder Zweig auf und verharrt, um nicht entdeckt zu werden, lange Zeit in dieſer Stellung, hierdurch oft genug den Blicken ſeiner Verfolger entgehend. Wird er aber aufgefunden, ſo weiß er kaum der ihm drohenden Gefahr zu entrinnen, und auch bei ihm gilt dann das „Vom-Baume-Sehen‟.
Die Eingeborenen ſtellen ihm eifrig nach und betrachten ſein Fleiſch, trotz des üblen kampfer- artigen Geruches, welchen es von ſich gibt, als einen vorzüglichen Leckerbiſſen. Sie wiſſen auch ſein Fell vielfach zu verwenden. Einen aus demſelben gefertigten Ueberwurf tragen ſie mit der-
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Der Fuchskuſu.
ſind auf der Außenſeite lichtockergelb, am inneren Rande ſchwarzbraun behaart. Der Schwanz iſt
größtentheils ſchwarz. Junge Thiere ſind lichtaſchgrau mit Schwarz gemiſcht, unten aber wie die
Alten gefärbt. Außerdem kommen viele Abänderungen vor.
Der Fuchskuſu bewohnt Neuholland und Vandiemensland und iſt eines der häufigſten aller
auſtraliſchen Beutelthiere. Wie die Vorigen lebt er ausſchließlich in Wäldern auf Bäumen und führt
eine durchaus nächtliche Lebensweiſe; er kommt ſogar erſt eine oder zwei Stunden nach Sonnenunter-
gang aus ſeinen Verſtecken hervor. So ausgezeichnet er auch klettern kann und ſo vortrefflich er zu
ſolcher Bewegung ausgerüſtet iſt, ſo träge und langſam erſcheint er im Vergleich zu anderen ähnlich
gebauten Thieren, zumal zu den Eichhörnchen. Der Greifſchwanz muß tüchtig herhalten; denn
das Thier macht eigentlich keine einzige Bewegung, ohne ſich vermittelſt dieſes ihm unentbehrlichen
Werkzeugs vorher gehörig zu verſichern. Auf ebenem Boden ſoll er noch viel langſamer ſein, als auf
den Bäumen. Die Nahrung des im ganzen ſehr harmloſen Thieres beſteht größtentheils aus Pflan-
zenſtoffen; jedoch verſchmäht es ein kleines Vögelchen oder ein anderes ſchwaches Wirbelthier keines-
wegs. Seine Beute quält der ungeſchickte Räuber nach Marderart erſt längere Zeit, reibt und dreht
[Abbildung Der Fuchskuſu (Phalangista vulplna).]
ſie wiederholt zwiſchen ſeinen Vorderpfoten herum und hebt ſie endlich mit denſelben zum Munde,
öffnet mit dem ſcharfen Gebiß die Hirnſchale und frißt zunächſt das Gehirn aus. Dann erſt macht er
ſich über das Uebrige her. Wie der Fuchskuſu im Freien Thiere überrumpelt, hat man nicht beob-
achten können; man nimmt aber an, daß er durch dieſelbe Vorſicht und die Lautloſigkeit der Bewe-
gung, welche die Lemuren oder Faulaffen auszeichnet, zum Ziele kommt. Seine Trägheit ſoll ſo
groß ſein, daß er ohne beſondere Schwierigkeiten von einem einigermaßen geübten Kletterer gefangen
werden kann. Sobald er Gefahr merkt, hängt er ſich mit ſeinem Schwanze an einen Aſt oder Zweig
auf und verharrt, um nicht entdeckt zu werden, lange Zeit in dieſer Stellung, hierdurch oft genug den
Blicken ſeiner Verfolger entgehend. Wird er aber aufgefunden, ſo weiß er kaum der ihm drohenden
Gefahr zu entrinnen, und auch bei ihm gilt dann das „Vom-Baume-Sehen‟.
Die Eingeborenen ſtellen ihm eifrig nach und betrachten ſein Fleiſch, trotz des üblen kampfer-
artigen Geruches, welchen es von ſich gibt, als einen vorzüglichen Leckerbiſſen. Sie wiſſen auch
ſein Fell vielfach zu verwenden. Einen aus demſelben gefertigten Ueberwurf tragen ſie mit der-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/51>, abgerufen am 23.11.2024.
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