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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Der Muntjak oder Kidang.
derselben, wie am Kinn, der Kehle, am Hinterbauch und den Jnnenseiten der Beine, den Hinter-
backen und dem unteren Theil des Schwanzes weiß; Vorderbauch und Brust sind gelblicher, zu beiden
Seiten weiß gefleckt, die Vorderbeine dunkelbraun, am Rande der Schienbeine weiß, hinten schwarz
gestreift; über den schwarzen Hufen liegt ein kleiner weißer Fleck. Das Geweih ist weißlich, etwas
ins Gelbliche ziehend. Häufige Abänderungen kommen vor.

Sumatra, Java, Borneo und Banka, sowie die malayische Halbinsel bilden die
Heimat des Kidang. Wir verdanken die beste Beschreibung seines Lebens und Treibens dem Reisen-
den Horsfield; ihr will ich das Nachstehende entnehmen.

Der Kidang erwählt zu seinem Aufenthalt gewisse Gegenden, an welche er dann so große An-
hänglichkeit zeigt, daß er sie freiwillig niemals verläßt. Mancher Ort ist als bevorzugter Stand unseres
Hirsches seit Menschengedenken bekannt. Nicht allzuhoch gelegene Gegenden, in denen Hügel und

[Abbildung] Der Muntjak oder Kidang (Prox Muntjae).
Thäler abwechseln und noch mehr solche, die sich an den Fuß der höheren Gebirge anlehnen oder
größeren Wäldern nähern, scheinen alle Bedingungen in sich zu vereinigen, welche diesem Wilde zu-
sagen. Auf Java sind so beschaffene Standorte sehr gewöhnlich; dort deckt sie ein langes Gras und
Sträucher und Bäume von mittlerer Höhe, welche in Gruppen zusammentreten oder kleine Dickichte
bilden und nur durch schmale Streifen angebauten Bodens unterbrochen werden oder in die tieferen
Wälder übergehen. Hier trifft man den Kidang zu zweien, außer der Brunstzeit aber auch in kleinen
Familien an. Das lange Gras, welches allen Javareisenden unter dem Namen "Allang-
Allang"
wohl bekannt ist und eine Phyllantusart, welche die Haine und Dickichte zusammensetzt,
können als seine hauptsächlichsten Nährpflanzen betrachtet werden. Außerdem gibt es an jenen
Stellen noch viele malvenartige Gewächse, mit welchen der Hirsch auch gern sich äßt. Ungefähr um
die Mitte der trockenen Zeit oder des javanesischen Winters, kurz bevor, ehe die Bäume von
neuem ihren Blätterschmuck anlegen, wird das Gras und dürre Laub vermittelst des Feuers ver-

Der Muntjak oder Kidang.
derſelben, wie am Kinn, der Kehle, am Hinterbauch und den Jnnenſeiten der Beine, den Hinter-
backen und dem unteren Theil des Schwanzes weiß; Vorderbauch und Bruſt ſind gelblicher, zu beiden
Seiten weiß gefleckt, die Vorderbeine dunkelbraun, am Rande der Schienbeine weiß, hinten ſchwarz
geſtreift; über den ſchwarzen Hufen liegt ein kleiner weißer Fleck. Das Geweih iſt weißlich, etwas
ins Gelbliche ziehend. Häufige Abänderungen kommen vor.

Sumatra, Java, Borneo und Banka, ſowie die malayiſche Halbinſel bilden die
Heimat des Kidang. Wir verdanken die beſte Beſchreibung ſeines Lebens und Treibens dem Reiſen-
den Horsfield; ihr will ich das Nachſtehende entnehmen.

Der Kidang erwählt zu ſeinem Aufenthalt gewiſſe Gegenden, an welche er dann ſo große An-
hänglichkeit zeigt, daß er ſie freiwillig niemals verläßt. Mancher Ort iſt als bevorzugter Stand unſeres
Hirſches ſeit Menſchengedenken bekannt. Nicht allzuhoch gelegene Gegenden, in denen Hügel und

[Abbildung] Der Muntjak oder Kidang (Prox Muntjae).
Thäler abwechſeln und noch mehr ſolche, die ſich an den Fuß der höheren Gebirge anlehnen oder
größeren Wäldern nähern, ſcheinen alle Bedingungen in ſich zu vereinigen, welche dieſem Wilde zu-
ſagen. Auf Java ſind ſo beſchaffene Standorte ſehr gewöhnlich; dort deckt ſie ein langes Gras und
Sträucher und Bäume von mittlerer Höhe, welche in Gruppen zuſammentreten oder kleine Dickichte
bilden und nur durch ſchmale Streifen angebauten Bodens unterbrochen werden oder in die tieferen
Wälder übergehen. Hier trifft man den Kidang zu zweien, außer der Brunſtzeit aber auch in kleinen
Familien an. Das lange Gras, welches allen Javareiſenden unter dem Namen „Allang-
Allang‟
wohl bekannt iſt und eine Phyllantusart, welche die Haine und Dickichte zuſammenſetzt,
können als ſeine hauptſächlichſten Nährpflanzen betrachtet werden. Außerdem gibt es an jenen
Stellen noch viele malvenartige Gewächſe, mit welchen der Hirſch auch gern ſich äßt. Ungefähr um
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[487/0513] Der Muntjak oder Kidang. derſelben, wie am Kinn, der Kehle, am Hinterbauch und den Jnnenſeiten der Beine, den Hinter- backen und dem unteren Theil des Schwanzes weiß; Vorderbauch und Bruſt ſind gelblicher, zu beiden Seiten weiß gefleckt, die Vorderbeine dunkelbraun, am Rande der Schienbeine weiß, hinten ſchwarz geſtreift; über den ſchwarzen Hufen liegt ein kleiner weißer Fleck. Das Geweih iſt weißlich, etwas ins Gelbliche ziehend. Häufige Abänderungen kommen vor. Sumatra, Java, Borneo und Banka, ſowie die malayiſche Halbinſel bilden die Heimat des Kidang. Wir verdanken die beſte Beſchreibung ſeines Lebens und Treibens dem Reiſen- den Horsfield; ihr will ich das Nachſtehende entnehmen. Der Kidang erwählt zu ſeinem Aufenthalt gewiſſe Gegenden, an welche er dann ſo große An- hänglichkeit zeigt, daß er ſie freiwillig niemals verläßt. Mancher Ort iſt als bevorzugter Stand unſeres Hirſches ſeit Menſchengedenken bekannt. Nicht allzuhoch gelegene Gegenden, in denen Hügel und [Abbildung Der Muntjak oder Kidang (Prox Muntjae).] Thäler abwechſeln und noch mehr ſolche, die ſich an den Fuß der höheren Gebirge anlehnen oder größeren Wäldern nähern, ſcheinen alle Bedingungen in ſich zu vereinigen, welche dieſem Wilde zu- ſagen. Auf Java ſind ſo beſchaffene Standorte ſehr gewöhnlich; dort deckt ſie ein langes Gras und Sträucher und Bäume von mittlerer Höhe, welche in Gruppen zuſammentreten oder kleine Dickichte bilden und nur durch ſchmale Streifen angebauten Bodens unterbrochen werden oder in die tieferen Wälder übergehen. Hier trifft man den Kidang zu zweien, außer der Brunſtzeit aber auch in kleinen Familien an. Das lange Gras, welches allen Javareiſenden unter dem Namen „Allang- Allang‟ wohl bekannt iſt und eine Phyllantusart, welche die Haine und Dickichte zuſammenſetzt, können als ſeine hauptſächlichſten Nährpflanzen betrachtet werden. Außerdem gibt es an jenen Stellen noch viele malvenartige Gewächſe, mit welchen der Hirſch auch gern ſich äßt. Ungefähr um die Mitte der trockenen Zeit oder des javaneſiſchen Winters, kurz bevor, ehe die Bäume von neuem ihren Blätterſchmuck anlegen, wird das Gras und dürre Laub vermittelſt des Feuers ver-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/513>, abgerufen am 23.11.2024.