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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Die Hirsche. -- Der Damhirsch.
ihrer Heimat, Aristoteles unter dem Namen Prox, Plinins unter dem Namen Platyceros.
Gegenwärtig ist dieses nette Wild in unseren Thiergärten vielleicht noch häufiger, als in Spanien,
Frankreich und Jtalien; am gemeinsten aber dürfte es in England sein, wo es in den Parks der
großen Herren in Masse gezogen wird. Hügeliges Land, in welchem sanfte Thäler mit niederen An-
höhen abwechseln, Haine, Feldhölzchen und Laubwaldungen, wo der Boden mit kurzem Gras be-
wachsen ist, sagen dem Damwild besonders zu; es ist für die Parks wie geschaffen, und man kann
sich auch nicht leicht eine höhere Zierde solcher großen Anlagen denken, als eben den Damhirsch,
welcher, wie Manche sagen, seinen Namen davon tragen soll, daß er das Wildpret der Damen ist.

Der Damhirsch steht seinem edlen Verwandten an Größe bedeutend nach. Seine Länge beträgt

[Abbildung] Der Damhirsch (Dama Platyceros).
von der Schnauze bis zur Schwanzwurzel oder zum Wedel 4 Fuß 10 Zoll, die Höhe fast 3 Fuß.
Haupthirsche sind 5 Fuß und darüber lang und gegen 3 Fuß hoch, hinten noch 2 bis 3 Zoll
mehr. Von dem Edelwild unterscheidet sich das Damwild durch die kürzeren und minder starken
Läufe, den verhältnißmäßig stärkeren Körper, den kürzeren Hals, das kürzere Gehör und durch den
längeren Wedel, sowie auch durch die Färbung. Keine unserer heimischen Wildarten zeigt soviele
Abänderungen in der Färbung, wie der Damhirsch, ebensowohl nach der Jahreszeit, als nach dem
Alter. Jm Sommer sind die Oberseite, die Schenkel und die Schwanzspitze braunröthlich, die Unter-
seite und Jnnenseite der Beine dagegen weiß; schwärzliche Ringe umranden Mund und Augen; die
Rückenhaare sind weißlich am Grunde, in der Mitte rothbraun und schwarz an der Spitze. Jm Winter

Die Hirſche. — Der Damhirſch.
ihrer Heimat, Ariſtoteles unter dem Namen Prox, Plinins unter dem Namen Platyceros.
Gegenwärtig iſt dieſes nette Wild in unſeren Thiergärten vielleicht noch häufiger, als in Spanien,
Frankreich und Jtalien; am gemeinſten aber dürfte es in England ſein, wo es in den Parks der
großen Herren in Maſſe gezogen wird. Hügeliges Land, in welchem ſanfte Thäler mit niederen An-
höhen abwechſeln, Haine, Feldhölzchen und Laubwaldungen, wo der Boden mit kurzem Gras be-
wachſen iſt, ſagen dem Damwild beſonders zu; es iſt für die Parks wie geſchaffen, und man kann
ſich auch nicht leicht eine höhere Zierde ſolcher großen Anlagen denken, als eben den Damhirſch,
welcher, wie Manche ſagen, ſeinen Namen davon tragen ſoll, daß er das Wildpret der Damen iſt.

Der Damhirſch ſteht ſeinem edlen Verwandten an Größe bedeutend nach. Seine Länge beträgt

[Abbildung] Der Damhirſch (Dama Platyceros).
von der Schnauze bis zur Schwanzwurzel oder zum Wedel 4 Fuß 10 Zoll, die Höhe faſt 3 Fuß.
Haupthirſche ſind 5 Fuß und darüber lang und gegen 3 Fuß hoch, hinten noch 2 bis 3 Zoll
mehr. Von dem Edelwild unterſcheidet ſich das Damwild durch die kürzeren und minder ſtarken
Läufe, den verhältnißmäßig ſtärkeren Körper, den kürzeren Hals, das kürzere Gehör und durch den
längeren Wedel, ſowie auch durch die Färbung. Keine unſerer heimiſchen Wildarten zeigt ſoviele
Abänderungen in der Färbung, wie der Damhirſch, ebenſowohl nach der Jahreszeit, als nach dem
Alter. Jm Sommer ſind die Oberſeite, die Schenkel und die Schwanzſpitze braunröthlich, die Unter-
ſeite und Jnnenſeite der Beine dagegen weiß; ſchwärzliche Ringe umranden Mund und Augen; die
Rückenhaare ſind weißlich am Grunde, in der Mitte rothbraun und ſchwarz an der Spitze. Jm Winter

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[448/0474] Die Hirſche. — Der Damhirſch. ihrer Heimat, Ariſtoteles unter dem Namen Prox, Plinins unter dem Namen Platyceros. Gegenwärtig iſt dieſes nette Wild in unſeren Thiergärten vielleicht noch häufiger, als in Spanien, Frankreich und Jtalien; am gemeinſten aber dürfte es in England ſein, wo es in den Parks der großen Herren in Maſſe gezogen wird. Hügeliges Land, in welchem ſanfte Thäler mit niederen An- höhen abwechſeln, Haine, Feldhölzchen und Laubwaldungen, wo der Boden mit kurzem Gras be- wachſen iſt, ſagen dem Damwild beſonders zu; es iſt für die Parks wie geſchaffen, und man kann ſich auch nicht leicht eine höhere Zierde ſolcher großen Anlagen denken, als eben den Damhirſch, welcher, wie Manche ſagen, ſeinen Namen davon tragen ſoll, daß er das Wildpret der Damen iſt. Der Damhirſch ſteht ſeinem edlen Verwandten an Größe bedeutend nach. Seine Länge beträgt [Abbildung Der Damhirſch (Dama Platyceros).] von der Schnauze bis zur Schwanzwurzel oder zum Wedel 4 Fuß 10 Zoll, die Höhe faſt 3 Fuß. Haupthirſche ſind 5 Fuß und darüber lang und gegen 3 Fuß hoch, hinten noch 2 bis 3 Zoll mehr. Von dem Edelwild unterſcheidet ſich das Damwild durch die kürzeren und minder ſtarken Läufe, den verhältnißmäßig ſtärkeren Körper, den kürzeren Hals, das kürzere Gehör und durch den längeren Wedel, ſowie auch durch die Färbung. Keine unſerer heimiſchen Wildarten zeigt ſoviele Abänderungen in der Färbung, wie der Damhirſch, ebenſowohl nach der Jahreszeit, als nach dem Alter. Jm Sommer ſind die Oberſeite, die Schenkel und die Schwanzſpitze braunröthlich, die Unter- ſeite und Jnnenſeite der Beine dagegen weiß; ſchwärzliche Ringe umranden Mund und Augen; die Rückenhaare ſind weißlich am Grunde, in der Mitte rothbraun und ſchwarz an der Spitze. Jm Winter

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/474>, abgerufen am 27.11.2024.