Das Trampelthier besorgt den großartigen Waarenhandel, welcher im Jnnern Asiens getrieben wird, und vermittelt fast allen Verkehr, welcher zwischen China und Rußland besteht. Von Peking aus gehen große Karavanen bis weit durch ganz China hindurch und bis weit nach dem asiatischen Rußland hinein. Sein dichter Pelz macht es dem Thiere möglich, auch in kalter Gegend sich wohl zu befinden: es kann selbst im Winter seinen Dienst verrichten. Namentlich die Bucharen besitzen große Herden von Trampelthieren; sie sind es auch, welche den großen Austausch der indischen Waaren gegen russische und sibirische vermitteln. Die Kalmücken sehen das Trampelthier als ihr nützlichstes Hausthier an; es ermöglicht ihnen ihr Romadenleben. Es trägt die ganze Familie mit Sack und Pack durch die unabsehbaren Steppen, schleppt ihr Holz und Schilfrohr herbei, gibt ihr seine Milch, seine Wolle, sein Fleisch und sein Fell. Jn den kälteren Gegenden Sibiriens schützt man es im Winter noch besonders durch eine Kleidung von Decken, welche aus seinen eigenen Haa- ren bereitet wurde. Die Kirgisen hüllen die Thiere förmlich in solche Decken ein. Jn jenen Län- dern hat das Trampelthier fast ganz dasselbe Schicksal, wie das Dromedar in Afrika oder Westasien: was diesem der Samuhm ist, ist jenem der Schneesturm; die Leiden, welche dem Dromedar die Hitze bringt, erleidet das Trampelthier während des Winters. Die Perser gebrauchen es noch in ganz besonderer Weise, gleichsam als lebende Festungen. Sie legen ihm einen schweren Sattel auf, welcher als Lafette für ein leichtes Geschütz dient, und hängen ihm hinten in Säcken den Schießbedarf an. Besonders eingeschulte Geschützkundige reiten solche Kamele und bilden eine unter Umständen sehr nützliche Truppe des Heeres.
Jn seinem Wesen scheint das Trampelthier viel Aehnliches mit dem Dromedar zu haben; doch fehlen hierüber noch ausführlichere Berichte. Die Brunstzeit tritt im Februar ein und währt bis April; die Hengste kämpfen ganz in derselben Weise, wie die Dromedare, und begatten sich eben- falls nur mit Hilfe ihrer Herren. Beide Arten sollen sich fruchtbar vermischen und mit einander Junge erzeugen, welche bald einen, bald zwei Buckel haben, aber immer wieder fruchtbar sind.
Auch die Kamele beweisen uns, daß die amerikanischen Thiere, welche als Vertreter altwelt- licher Arten oder Sippen auftreten, gegen diese betrachtet, nur Zwerge sind. Die Lamas (Au- chenia) sind Kamele; aber sie stehen hinter den altweltlichen Arten in ihrer Größe ebensoweit zu- rück, wie der Puma hinter dem Löwen, oder wie der größte Dickhäuter Amerikas hinter dem Riesen der alten Welt. Freilich kommt hierzu, daß die amerikanischen Kamele Bewohner der Gebirge sind und schon deshalb nicht dieselbe Größe erreichen können, wie ihre altweltlichen Verwandten, welche der Ebene angehören. Die Lamas unterscheiden sich von den eigentlichen Kamelen aber nicht blos durch ihre geringere Größe, sondern auch durch den verhältnißmäßig großen, stark zurückgedrückten Kopf mit spitzer Schnauze, verhältnißmäßig großen Ohren und Augen, durch den dünnen, schmächtigen Hals, die hohen und schlanken Beine mit mehrgespalteten Zehen und nur geringen Schwielen, und durch das lange, wollige Haarkleid. Dem Rumpf fehlt der Höcker; die Weichen sind noch mehr eingeschnürt, als bei den echten Kamelen. Die beiden oberen Schneidezähne sind nach vorn breit und abgerundet, nach hinten schmal, die unteren zwei, welche sehr breit und hinten gekantet sind, stehen wagerecht im Kiefer; die Backzähne sind einfach gebaut und ändern nach dem Alters- zustande, indem der vorderste, eckzahnartige schon bei dem Saugen verloren geht. Lange Halswirbel, zehn Brustwirbel, der Zwerchfell-, sieben Lenden-, fünf Kreuz- und zwölf Schwanzwirbel kenn- zeichnen das Geripp. Die lange, schmale Zunge ist mit harten, hornigen Wärzchen bedeckt, der Pansen wird in zwei Hälften getheilt, der Psalter fehlt, der Darmschlauch erreicht die sechszehnfache Länge des Leibes.
Die Lamas zerfallen in vier verschiedene Arten oder wenigstens Formen, welche schon seit alten Zeiten die Namen Guanaco, Lama, Paco oder Alpaca und Vicunda führen. Schon seit
Die Kamele. — Die Lamas.
Das Trampelthier beſorgt den großartigen Waarenhandel, welcher im Jnnern Aſiens getrieben wird, und vermittelt faſt allen Verkehr, welcher zwiſchen China und Rußland beſteht. Von Peking aus gehen große Karavanen bis weit durch ganz China hindurch und bis weit nach dem aſiatiſchen Rußland hinein. Sein dichter Pelz macht es dem Thiere möglich, auch in kalter Gegend ſich wohl zu befinden: es kann ſelbſt im Winter ſeinen Dienſt verrichten. Namentlich die Bucharen beſitzen große Herden von Trampelthieren; ſie ſind es auch, welche den großen Austauſch der indiſchen Waaren gegen ruſſiſche und ſibiriſche vermitteln. Die Kalmücken ſehen das Trampelthier als ihr nützlichſtes Hausthier an; es ermöglicht ihnen ihr Romadenleben. Es trägt die ganze Familie mit Sack und Pack durch die unabſehbaren Steppen, ſchleppt ihr Holz und Schilfrohr herbei, gibt ihr ſeine Milch, ſeine Wolle, ſein Fleiſch und ſein Fell. Jn den kälteren Gegenden Sibiriens ſchützt man es im Winter noch beſonders durch eine Kleidung von Decken, welche aus ſeinen eigenen Haa- ren bereitet wurde. Die Kirgiſen hüllen die Thiere förmlich in ſolche Decken ein. Jn jenen Län- dern hat das Trampelthier faſt ganz daſſelbe Schickſal, wie das Dromedar in Afrika oder Weſtaſien: was dieſem der Samuhm iſt, iſt jenem der Schneeſturm; die Leiden, welche dem Dromedar die Hitze bringt, erleidet das Trampelthier während des Winters. Die Perſer gebrauchen es noch in ganz beſonderer Weiſe, gleichſam als lebende Feſtungen. Sie legen ihm einen ſchweren Sattel auf, welcher als Lafette für ein leichtes Geſchütz dient, und hängen ihm hinten in Säcken den Schießbedarf an. Beſonders eingeſchulte Geſchützkundige reiten ſolche Kamele und bilden eine unter Umſtänden ſehr nützliche Truppe des Heeres.
Jn ſeinem Weſen ſcheint das Trampelthier viel Aehnliches mit dem Dromedar zu haben; doch fehlen hierüber noch ausführlichere Berichte. Die Brunſtzeit tritt im Februar ein und währt bis April; die Hengſte kämpfen ganz in derſelben Weiſe, wie die Dromedare, und begatten ſich eben- falls nur mit Hilfe ihrer Herren. Beide Arten ſollen ſich fruchtbar vermiſchen und mit einander Junge erzeugen, welche bald einen, bald zwei Buckel haben, aber immer wieder fruchtbar ſind.
Auch die Kamele beweiſen uns, daß die amerikaniſchen Thiere, welche als Vertreter altwelt- licher Arten oder Sippen auftreten, gegen dieſe betrachtet, nur Zwerge ſind. Die Lamas (Au- chenia) ſind Kamele; aber ſie ſtehen hinter den altweltlichen Arten in ihrer Größe ebenſoweit zu- rück, wie der Puma hinter dem Löwen, oder wie der größte Dickhäuter Amerikas hinter dem Rieſen der alten Welt. Freilich kommt hierzu, daß die amerikaniſchen Kamele Bewohner der Gebirge ſind und ſchon deshalb nicht dieſelbe Größe erreichen können, wie ihre altweltlichen Verwandten, welche der Ebene angehören. Die Lamas unterſcheiden ſich von den eigentlichen Kamelen aber nicht blos durch ihre geringere Größe, ſondern auch durch den verhältnißmäßig großen, ſtark zurückgedrückten Kopf mit ſpitzer Schnauze, verhältnißmäßig großen Ohren und Augen, durch den dünnen, ſchmächtigen Hals, die hohen und ſchlanken Beine mit mehrgeſpalteten Zehen und nur geringen Schwielen, und durch das lange, wollige Haarkleid. Dem Rumpf fehlt der Höcker; die Weichen ſind noch mehr eingeſchnürt, als bei den echten Kamelen. Die beiden oberen Schneidezähne ſind nach vorn breit und abgerundet, nach hinten ſchmal, die unteren zwei, welche ſehr breit und hinten gekantet ſind, ſtehen wagerecht im Kiefer; die Backzähne ſind einfach gebaut und ändern nach dem Alters- zuſtande, indem der vorderſte, eckzahnartige ſchon bei dem Saugen verloren geht. Lange Halswirbel, zehn Bruſtwirbel, der Zwerchfell-, ſieben Lenden-, fünf Kreuz- und zwölf Schwanzwirbel kenn- zeichnen das Geripp. Die lange, ſchmale Zunge iſt mit harten, hornigen Wärzchen bedeckt, der Panſen wird in zwei Hälften getheilt, der Pſalter fehlt, der Darmſchlauch erreicht die ſechszehnfache Länge des Leibes.
Die Lamas zerfallen in vier verſchiedene Arten oder wenigſtens Formen, welche ſchon ſeit alten Zeiten die Namen Guanaco, Lama, Paco oder Alpaca und Vicuña führen. Schon ſeit
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Die Kamele. — Die Lamas.
Das Trampelthier beſorgt den großartigen Waarenhandel, welcher im Jnnern Aſiens getrieben
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aus gehen große Karavanen bis weit durch ganz China hindurch und bis weit nach dem aſiatiſchen
Rußland hinein. Sein dichter Pelz macht es dem Thiere möglich, auch in kalter Gegend ſich wohl zu
befinden: es kann ſelbſt im Winter ſeinen Dienſt verrichten. Namentlich die Bucharen beſitzen
große Herden von Trampelthieren; ſie ſind es auch, welche den großen Austauſch der indiſchen
Waaren gegen ruſſiſche und ſibiriſche vermitteln. Die Kalmücken ſehen das Trampelthier als ihr
nützlichſtes Hausthier an; es ermöglicht ihnen ihr Romadenleben. Es trägt die ganze Familie mit
Sack und Pack durch die unabſehbaren Steppen, ſchleppt ihr Holz und Schilfrohr herbei, gibt ihr
ſeine Milch, ſeine Wolle, ſein Fleiſch und ſein Fell. Jn den kälteren Gegenden Sibiriens ſchützt
man es im Winter noch beſonders durch eine Kleidung von Decken, welche aus ſeinen eigenen Haa-
ren bereitet wurde. Die Kirgiſen hüllen die Thiere förmlich in ſolche Decken ein. Jn jenen Län-
dern hat das Trampelthier faſt ganz daſſelbe Schickſal, wie das Dromedar in Afrika oder Weſtaſien:
was dieſem der Samuhm iſt, iſt jenem der Schneeſturm; die Leiden, welche dem Dromedar die
Hitze bringt, erleidet das Trampelthier während des Winters. Die Perſer gebrauchen es noch in
ganz beſonderer Weiſe, gleichſam als lebende Feſtungen. Sie legen ihm einen ſchweren Sattel auf,
welcher als Lafette für ein leichtes Geſchütz dient, und hängen ihm hinten in Säcken den Schießbedarf
an. Beſonders eingeſchulte Geſchützkundige reiten ſolche Kamele und bilden eine unter Umſtänden ſehr
nützliche Truppe des Heeres.
Jn ſeinem Weſen ſcheint das Trampelthier viel Aehnliches mit dem Dromedar zu haben; doch
fehlen hierüber noch ausführlichere Berichte. Die Brunſtzeit tritt im Februar ein und währt bis
April; die Hengſte kämpfen ganz in derſelben Weiſe, wie die Dromedare, und begatten ſich eben-
falls nur mit Hilfe ihrer Herren. Beide Arten ſollen ſich fruchtbar vermiſchen und mit einander
Junge erzeugen, welche bald einen, bald zwei Buckel haben, aber immer wieder fruchtbar ſind.
Auch die Kamele beweiſen uns, daß die amerikaniſchen Thiere, welche als Vertreter altwelt-
licher Arten oder Sippen auftreten, gegen dieſe betrachtet, nur Zwerge ſind. Die Lamas (Au-
chenia) ſind Kamele; aber ſie ſtehen hinter den altweltlichen Arten in ihrer Größe ebenſoweit zu-
rück, wie der Puma hinter dem Löwen, oder wie der größte Dickhäuter Amerikas hinter dem Rieſen
der alten Welt. Freilich kommt hierzu, daß die amerikaniſchen Kamele Bewohner der Gebirge ſind
und ſchon deshalb nicht dieſelbe Größe erreichen können, wie ihre altweltlichen Verwandten, welche
der Ebene angehören. Die Lamas unterſcheiden ſich von den eigentlichen Kamelen aber nicht blos
durch ihre geringere Größe, ſondern auch durch den verhältnißmäßig großen, ſtark zurückgedrückten
Kopf mit ſpitzer Schnauze, verhältnißmäßig großen Ohren und Augen, durch den dünnen, ſchmächtigen
Hals, die hohen und ſchlanken Beine mit mehrgeſpalteten Zehen und nur geringen Schwielen, und
durch das lange, wollige Haarkleid. Dem Rumpf fehlt der Höcker; die Weichen ſind noch mehr
eingeſchnürt, als bei den echten Kamelen. Die beiden oberen Schneidezähne ſind nach vorn breit
und abgerundet, nach hinten ſchmal, die unteren zwei, welche ſehr breit und hinten gekantet ſind,
ſtehen wagerecht im Kiefer; die Backzähne ſind einfach gebaut und ändern nach dem Alters-
zuſtande, indem der vorderſte, eckzahnartige ſchon bei dem Saugen verloren geht. Lange Halswirbel,
zehn Bruſtwirbel, der Zwerchfell-, ſieben Lenden-, fünf Kreuz- und zwölf Schwanzwirbel kenn-
zeichnen das Geripp. Die lange, ſchmale Zunge iſt mit harten, hornigen Wärzchen bedeckt, der
Panſen wird in zwei Hälften getheilt, der Pſalter fehlt, der Darmſchlauch erreicht die ſechszehnfache
Länge des Leibes.
Die Lamas zerfallen in vier verſchiedene Arten oder wenigſtens Formen, welche ſchon ſeit alten
Zeiten die Namen Guanaco, Lama, Paco oder Alpaca und Vicuña führen. Schon ſeit
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/424>, abgerufen am 23.11.2024.
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