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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Die Kloakeu- oder Gabelthiere. -- Das Schnabelthier.
machen, wenn das Schnabelthier taucht, und in demselben Augenblick ihm die Ladung zuschicken, in
welchem es wieder zum Vorschein kommt. Nur ein Schuß in den Kopf hat seine Wirkung, weil die
lose, dichte Bedeckung des Leibes den Hagel nicht so leicht durchdringen läßt. Jch habe gesehen, daß
der Schädel von der Gewalt des Schusses zerschmettert war, während die ihn bedeckende Hülle kaum
verletzt erschien. -- Für den ersten Tag lieferte unsere Jagd kein Ergebniß, und am nächsten
Morgen, wo der Fluß durch Regen angeschwollen war, sahen wir während des Vormittags nur ein
einziges Schnabelthier, welches uns jedoch viel zu wachsam war, als daß wir einen Schuß mit
Sicherheit hätten abfeuern können. Auf dem Heimwege nachmittags waren wir glücklicher. Wir
verwundeten eins, welches augenblicklich sank, jedoch bald wieder aufstieg, offenbar schwer getroffen.
Es tauchte trotz seiner Wunden immer und immer wieder, jedoch stets auf kürzere Zeit, als gewöhn-
lich, und bemühte sich, das entgegengesetzte Ufer zu erreichen, wahrscheinlich weil es ihm schwer
wurde, sich im Wasser frei zu bewegen, und es sich in seinen Bau retten wollte. Es schwamm schwer-
fällig und viel mehr über dem Wasser, als sonst; doch bedurfte es noch immer zweier Ladungen aus
unserer Flinte, ehe es ruhig auf dem Wasser liegen blieb. Als der Hund es uns brachte, fanden
wir, daß es ein schönes Männchen war. Es hatte noch nicht ganz verendet, bewegte sich mitunter,
machte jedoch kein Geräusch, ausgenommen daß es oft durch die Nasenlöcher athmete. Wenige Mi-
nuten nachdem es aus dem Wasser geholt worden war, lebte es wieder auf und lief augenblicklich
nach dem Wasser zu, jedoch mit unstäter Bewegung. Etwa 25 Minuten nachher stürzte es sich mehr-
mals kopfüber und starb. Da ich viel davon gehört hatte, wie gefährlich ein Stich mit seinen Sporen
sei, selbst wenn das Thier tödtlich verwundet wäre, brachte ich beim ersten Ergreifen meine Hand
dicht an den "giftigen" Sporn. Bei seinen heftigen Anstrengungen zur Flucht kratzte mich das Thier
ein wenig mit seinen Hinterpfoten und auch mit dem Sporn; so hart ich es aber auch anfühlte, es
stach mich durchaus nicht absichtlich. Man sagte ferner, daß das Thier sich auf den Rücken lege, wenn
es diese Waffe gebrauchen wollte, was allerdings nicht wahrscheinlich ist, wenn man das Thier nur
irgend kennt. Jch brachte es in diese Lage, aber ohne den Sporn nur zu gebrauchen, strebte es,
nur wieder auf die Beine zu kommen. Kurz, ich versuchte es auf alle mögliche Weise, aber stets
vergebens, und ich halte mich daher überzeugt, daß der Sporn einen anderen Zweck, als den einer
Waffe hat, umsomehr, als spätere Versuche bei verwundeten Thieren immer dasselbe Ergebniß
hatten. Die Eingeborenen nennen zwar den Sporn "naseweis", worunter sie im allgemeinen
schädlich oder giftig verstehen, doch brauchen sie denselben Ausdruck von dem Kratzen mit den Hinter-
füßen, und fürchten sich gar nicht, das männliche Schnabelthier lebendig zu fassen. Wenn das
Schnabelthier auf dem Boden hinläuft, erscheint es dem Auge als etwas Uebernatürliches, und seine
seltsame Gestalt erschreckt den Furchtsamen leicht. Katzen reißen augenblicklich vor ihm aus, und
selbst die Hunde, die nicht besonders darauf abgerichtet sind, starren es mit gespitzten Ohren an,
bellen, fürchten sich aber, es zu berühren."

"Am Abend desselben Tages, wo wir das erste Männchen getödtet hatten, erlegten wir auch
ein Weibchen; wir schossen es beim dritten Auftauchen. Es war in den Schnabel getroffen und starb
fast augenblicklich; nur schnappte es ein wenig und bewegte die Hinterfüße krampfhaft. Man hat
uns versichert, daß alle Thiere, wenn der Schuß sie nicht augenblicklich tödtet, untertauchen und nicht
wieder erschienen. Meine Beobachtungen bestätigten Dies aber nicht. Freilich verschwinden sie, so-
bald man sie fehlte, und tauchen auch unter, selbst wenn sie verwundet worden sind; sie erscheinen dann
aber bald in geringer Entfernung an der Oberfläche, um Luft zu holen. Auch verwundet noch ent-
gingen sie häufig durch schnelles Tauchen dem Hunde bald in den Binsen und Schilf am Ufer. Oft
bedurfte es zweier oder dreier Schüsse, um eins zu tödten, oder auch nur um es so schwer zu verwun-
den, daß es herausgeholt werden konnte."

Besonders Mühe gab sich Bennett, um die Fortpflanzung des Schnabelthieres kennen zu
lernen. Er ließ deshalb viele Baue aufgraben, um sich womöglich eines trächtigen Weibchens oder
einer Mutter mit säugenden Jungen zu bemächtigen. Dabei hatte er den Vortheil, mehrere dieser

Die Kloakeu- oder Gabelthiere. — Das Schnabelthier.
machen, wenn das Schnabelthier taucht, und in demſelben Augenblick ihm die Ladung zuſchicken, in
welchem es wieder zum Vorſchein kommt. Nur ein Schuß in den Kopf hat ſeine Wirkung, weil die
loſe, dichte Bedeckung des Leibes den Hagel nicht ſo leicht durchdringen läßt. Jch habe geſehen, daß
der Schädel von der Gewalt des Schuſſes zerſchmettert war, während die ihn bedeckende Hülle kaum
verletzt erſchien. — Für den erſten Tag lieferte unſere Jagd kein Ergebniß, und am nächſten
Morgen, wo der Fluß durch Regen angeſchwollen war, ſahen wir während des Vormittags nur ein
einziges Schnabelthier, welches uns jedoch viel zu wachſam war, als daß wir einen Schuß mit
Sicherheit hätten abfeuern können. Auf dem Heimwege nachmittags waren wir glücklicher. Wir
verwundeten eins, welches augenblicklich ſank, jedoch bald wieder aufſtieg, offenbar ſchwer getroffen.
Es tauchte trotz ſeiner Wunden immer und immer wieder, jedoch ſtets auf kürzere Zeit, als gewöhn-
lich, und bemühte ſich, das entgegengeſetzte Ufer zu erreichen, wahrſcheinlich weil es ihm ſchwer
wurde, ſich im Waſſer frei zu bewegen, und es ſich in ſeinen Bau retten wollte. Es ſchwamm ſchwer-
fällig und viel mehr über dem Waſſer, als ſonſt; doch bedurfte es noch immer zweier Ladungen aus
unſerer Flinte, ehe es ruhig auf dem Waſſer liegen blieb. Als der Hund es uns brachte, fanden
wir, daß es ein ſchönes Männchen war. Es hatte noch nicht ganz verendet, bewegte ſich mitunter,
machte jedoch kein Geräuſch, ausgenommen daß es oft durch die Naſenlöcher athmete. Wenige Mi-
nuten nachdem es aus dem Waſſer geholt worden war, lebte es wieder auf und lief augenblicklich
nach dem Waſſer zu, jedoch mit unſtäter Bewegung. Etwa 25 Minuten nachher ſtürzte es ſich mehr-
mals kopfüber und ſtarb. Da ich viel davon gehört hatte, wie gefährlich ein Stich mit ſeinen Sporen
ſei, ſelbſt wenn das Thier tödtlich verwundet wäre, brachte ich beim erſten Ergreifen meine Hand
dicht an den „giftigen‟ Sporn. Bei ſeinen heftigen Anſtrengungen zur Flucht kratzte mich das Thier
ein wenig mit ſeinen Hinterpfoten und auch mit dem Sporn; ſo hart ich es aber auch anfühlte, es
ſtach mich durchaus nicht abſichtlich. Man ſagte ferner, daß das Thier ſich auf den Rücken lege, wenn
es dieſe Waffe gebrauchen wollte, was allerdings nicht wahrſcheinlich iſt, wenn man das Thier nur
irgend kennt. Jch brachte es in dieſe Lage, aber ohne den Sporn nur zu gebrauchen, ſtrebte es,
nur wieder auf die Beine zu kommen. Kurz, ich verſuchte es auf alle mögliche Weiſe, aber ſtets
vergebens, und ich halte mich daher überzeugt, daß der Sporn einen anderen Zweck, als den einer
Waffe hat, umſomehr, als ſpätere Verſuche bei verwundeten Thieren immer daſſelbe Ergebniß
hatten. Die Eingeborenen nennen zwar den Sporn „naſeweis‟, worunter ſie im allgemeinen
ſchädlich oder giftig verſtehen, doch brauchen ſie denſelben Ausdruck von dem Kratzen mit den Hinter-
füßen, und fürchten ſich gar nicht, das männliche Schnabelthier lebendig zu faſſen. Wenn das
Schnabelthier auf dem Boden hinläuft, erſcheint es dem Auge als etwas Uebernatürliches, und ſeine
ſeltſame Geſtalt erſchreckt den Furchtſamen leicht. Katzen reißen augenblicklich vor ihm aus, und
ſelbſt die Hunde, die nicht beſonders darauf abgerichtet ſind, ſtarren es mit geſpitzten Ohren an,
bellen, fürchten ſich aber, es zu berühren.‟

„Am Abend deſſelben Tages, wo wir das erſte Männchen getödtet hatten, erlegten wir auch
ein Weibchen; wir ſchoſſen es beim dritten Auftauchen. Es war in den Schnabel getroffen und ſtarb
faſt augenblicklich; nur ſchnappte es ein wenig und bewegte die Hinterfüße krampfhaft. Man hat
uns verſichert, daß alle Thiere, wenn der Schuß ſie nicht augenblicklich tödtet, untertauchen und nicht
wieder erſchienen. Meine Beobachtungen beſtätigten Dies aber nicht. Freilich verſchwinden ſie, ſo-
bald man ſie fehlte, und tauchen auch unter, ſelbſt wenn ſie verwundet worden ſind; ſie erſcheinen dann
aber bald in geringer Entfernung an der Oberfläche, um Luft zu holen. Auch verwundet noch ent-
gingen ſie häufig durch ſchnelles Tauchen dem Hunde bald in den Binſen und Schilf am Ufer. Oft
bedurfte es zweier oder dreier Schüſſe, um eins zu tödten, oder auch nur um es ſo ſchwer zu verwun-
den, daß es herausgeholt werden konnte.‟

Beſonders Mühe gab ſich Bennett, um die Fortpflanzung des Schnabelthieres kennen zu
lernen. Er ließ deshalb viele Baue aufgraben, um ſich womöglich eines trächtigen Weibchens oder
einer Mutter mit ſäugenden Jungen zu bemächtigen. Dabei hatte er den Vortheil, mehrere dieſer

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[326/0346] Die Kloakeu- oder Gabelthiere. — Das Schnabelthier. machen, wenn das Schnabelthier taucht, und in demſelben Augenblick ihm die Ladung zuſchicken, in welchem es wieder zum Vorſchein kommt. Nur ein Schuß in den Kopf hat ſeine Wirkung, weil die loſe, dichte Bedeckung des Leibes den Hagel nicht ſo leicht durchdringen läßt. Jch habe geſehen, daß der Schädel von der Gewalt des Schuſſes zerſchmettert war, während die ihn bedeckende Hülle kaum verletzt erſchien. — Für den erſten Tag lieferte unſere Jagd kein Ergebniß, und am nächſten Morgen, wo der Fluß durch Regen angeſchwollen war, ſahen wir während des Vormittags nur ein einziges Schnabelthier, welches uns jedoch viel zu wachſam war, als daß wir einen Schuß mit Sicherheit hätten abfeuern können. Auf dem Heimwege nachmittags waren wir glücklicher. Wir verwundeten eins, welches augenblicklich ſank, jedoch bald wieder aufſtieg, offenbar ſchwer getroffen. Es tauchte trotz ſeiner Wunden immer und immer wieder, jedoch ſtets auf kürzere Zeit, als gewöhn- lich, und bemühte ſich, das entgegengeſetzte Ufer zu erreichen, wahrſcheinlich weil es ihm ſchwer wurde, ſich im Waſſer frei zu bewegen, und es ſich in ſeinen Bau retten wollte. Es ſchwamm ſchwer- fällig und viel mehr über dem Waſſer, als ſonſt; doch bedurfte es noch immer zweier Ladungen aus unſerer Flinte, ehe es ruhig auf dem Waſſer liegen blieb. Als der Hund es uns brachte, fanden wir, daß es ein ſchönes Männchen war. Es hatte noch nicht ganz verendet, bewegte ſich mitunter, machte jedoch kein Geräuſch, ausgenommen daß es oft durch die Naſenlöcher athmete. Wenige Mi- nuten nachdem es aus dem Waſſer geholt worden war, lebte es wieder auf und lief augenblicklich nach dem Waſſer zu, jedoch mit unſtäter Bewegung. Etwa 25 Minuten nachher ſtürzte es ſich mehr- mals kopfüber und ſtarb. Da ich viel davon gehört hatte, wie gefährlich ein Stich mit ſeinen Sporen ſei, ſelbſt wenn das Thier tödtlich verwundet wäre, brachte ich beim erſten Ergreifen meine Hand dicht an den „giftigen‟ Sporn. Bei ſeinen heftigen Anſtrengungen zur Flucht kratzte mich das Thier ein wenig mit ſeinen Hinterpfoten und auch mit dem Sporn; ſo hart ich es aber auch anfühlte, es ſtach mich durchaus nicht abſichtlich. Man ſagte ferner, daß das Thier ſich auf den Rücken lege, wenn es dieſe Waffe gebrauchen wollte, was allerdings nicht wahrſcheinlich iſt, wenn man das Thier nur irgend kennt. Jch brachte es in dieſe Lage, aber ohne den Sporn nur zu gebrauchen, ſtrebte es, nur wieder auf die Beine zu kommen. Kurz, ich verſuchte es auf alle mögliche Weiſe, aber ſtets vergebens, und ich halte mich daher überzeugt, daß der Sporn einen anderen Zweck, als den einer Waffe hat, umſomehr, als ſpätere Verſuche bei verwundeten Thieren immer daſſelbe Ergebniß hatten. Die Eingeborenen nennen zwar den Sporn „naſeweis‟, worunter ſie im allgemeinen ſchädlich oder giftig verſtehen, doch brauchen ſie denſelben Ausdruck von dem Kratzen mit den Hinter- füßen, und fürchten ſich gar nicht, das männliche Schnabelthier lebendig zu faſſen. Wenn das Schnabelthier auf dem Boden hinläuft, erſcheint es dem Auge als etwas Uebernatürliches, und ſeine ſeltſame Geſtalt erſchreckt den Furchtſamen leicht. Katzen reißen augenblicklich vor ihm aus, und ſelbſt die Hunde, die nicht beſonders darauf abgerichtet ſind, ſtarren es mit geſpitzten Ohren an, bellen, fürchten ſich aber, es zu berühren.‟ „Am Abend deſſelben Tages, wo wir das erſte Männchen getödtet hatten, erlegten wir auch ein Weibchen; wir ſchoſſen es beim dritten Auftauchen. Es war in den Schnabel getroffen und ſtarb faſt augenblicklich; nur ſchnappte es ein wenig und bewegte die Hinterfüße krampfhaft. Man hat uns verſichert, daß alle Thiere, wenn der Schuß ſie nicht augenblicklich tödtet, untertauchen und nicht wieder erſchienen. Meine Beobachtungen beſtätigten Dies aber nicht. Freilich verſchwinden ſie, ſo- bald man ſie fehlte, und tauchen auch unter, ſelbſt wenn ſie verwundet worden ſind; ſie erſcheinen dann aber bald in geringer Entfernung an der Oberfläche, um Luft zu holen. Auch verwundet noch ent- gingen ſie häufig durch ſchnelles Tauchen dem Hunde bald in den Binſen und Schilf am Ufer. Oft bedurfte es zweier oder dreier Schüſſe, um eins zu tödten, oder auch nur um es ſo ſchwer zu verwun- den, daß es herausgeholt werden konnte.‟ Beſonders Mühe gab ſich Bennett, um die Fortpflanzung des Schnabelthieres kennen zu lernen. Er ließ deshalb viele Baue aufgraben, um ſich womöglich eines trächtigen Weibchens oder einer Mutter mit ſäugenden Jungen zu bemächtigen. Dabei hatte er den Vortheil, mehrere dieſer

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/346>, abgerufen am 22.05.2024.