schen. Er hält sich nicht blos auf dem Boden auf, sondern besteigt auch geschickt die Bäume, obgleich Dies, wie bei den Faulthieren, ziemlich langsam vor sich geht; dabei versichert er sich, wie die echten Wickelschwänzler, sorgfältig mit dem Schwanze, auch im Sitzen. Um zu schlafen, legt er sich auf den Bauch, befestigt sich mit dem Schwanze, legt den Kopf mit der Schnauze gegen die Brust und deckt ihn ganz mit seinen beiden vorderen Armen zu. Seine Nahrung besteht, wie die des Yurumi, vor- zugsweise aus Ameisen, und zwar hauptsächlich aus solchen, welche auf den Bäumen leben. Prinz von Wied fand in seinem Magen nur Termiten, Ameisen und deren Puppen, glaubt aber, daß er vielleicht auch Honig fresse. Verschluckte Erde und Holzstückchen findet man ebenfalls unter der von ihm aufgenommenen Nahrung. Sein Gang ist etwas schneller als der des Yurumi; im ganzen aber ist er ein höchst träges, dummes, stumpfsinniges Thier. Eine Stimme hört man selten oder nie von ihm. Das Weibchen soll im Frühjahre ein Junges werfen und dieses lange auf dem Rücken mit sich herum tragen.
Eigenthümlich ist der starke moschusähnliche Geruch, welchen das Thier verbreitet, zumal wenn
[Abbildung]
Der Cuguare (Tamandua tridactyla).
es gereizt wird. Er durchdringt das Fleisch und macht es für Europäer ganz ungenießbar; aber dennoch essen es die Jndianer und Neger, welche, um den Braten zu erlangen, Schlagfallen in den Wäldern aufstellen. Die portugiesisch-brasilianischen Jäger bereiten sich aus dem starken Felle Regen- kappen über ihre Gewehrschlösser.
Die letzte Art ist der kleine oder zweizehige Ameisenfresser (Cyclothurus didactylus), ein Thierchen von der Größe des Eichhörnchens, ungefähr 15 Zoll lang, wovon der Wickelschwanz aber 7 Zoll wegnimmt. An den Vorderfüßen sitzen 4, an den hinteren aber 5 Zehen. Der seidenweiche Pelz ist oben fuchsroth und unten grau; die einzelnen Haare sind unten graubraun, oben schwarz, an der Spitze gelbbraun. Geringe Abänderungen in der Färbung kommen vor. Der innere Leibesbau unterscheidet sich ziemlich wesentlich von den übrigen Verwandten.
Jm allgemeinen kann man sagen, daß der kleine Ameisenfresser ein besonders durch die Schön- heit seines Felles ausgezeichnetes, zierliches Geschöpfchen ist, wenn auch seine Gestalt noch immer ziemlich plump erscheint. Sein Verbreitungskreis ist beschränkt. Man kennt ihn bisher blos aus
Der Cuguare. — Der zweizehige Ameiſenfreſſer.
ſchen. Er hält ſich nicht blos auf dem Boden auf, ſondern beſteigt auch geſchickt die Bäume, obgleich Dies, wie bei den Faulthieren, ziemlich langſam vor ſich geht; dabei verſichert er ſich, wie die echten Wickelſchwänzler, ſorgfältig mit dem Schwanze, auch im Sitzen. Um zu ſchlafen, legt er ſich auf den Bauch, befeſtigt ſich mit dem Schwanze, legt den Kopf mit der Schnauze gegen die Bruſt und deckt ihn ganz mit ſeinen beiden vorderen Armen zu. Seine Nahrung beſteht, wie die des Yurumi, vor- zugsweiſe aus Ameiſen, und zwar hauptſächlich aus ſolchen, welche auf den Bäumen leben. Prinz von Wied fand in ſeinem Magen nur Termiten, Ameiſen und deren Puppen, glaubt aber, daß er vielleicht auch Honig freſſe. Verſchluckte Erde und Holzſtückchen findet man ebenfalls unter der von ihm aufgenommenen Nahrung. Sein Gang iſt etwas ſchneller als der des Yurumi; im ganzen aber iſt er ein höchſt träges, dummes, ſtumpfſinniges Thier. Eine Stimme hört man ſelten oder nie von ihm. Das Weibchen ſoll im Frühjahre ein Junges werfen und dieſes lange auf dem Rücken mit ſich herum tragen.
Eigenthümlich iſt der ſtarke moſchusähnliche Geruch, welchen das Thier verbreitet, zumal wenn
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Der Cuguare (Tamandua tridactyla).
es gereizt wird. Er durchdringt das Fleiſch und macht es für Europäer ganz ungenießbar; aber dennoch eſſen es die Jndianer und Neger, welche, um den Braten zu erlangen, Schlagfallen in den Wäldern aufſtellen. Die portugieſiſch-braſilianiſchen Jäger bereiten ſich aus dem ſtarken Felle Regen- kappen über ihre Gewehrſchlöſſer.
Die letzte Art iſt der kleine oder zweizehige Ameiſenfreſſer (Cyclothurus didactylus), ein Thierchen von der Größe des Eichhörnchens, ungefähr 15 Zoll lang, wovon der Wickelſchwanz aber 7 Zoll wegnimmt. An den Vorderfüßen ſitzen 4, an den hinteren aber 5 Zehen. Der ſeidenweiche Pelz iſt oben fuchsroth und unten grau; die einzelnen Haare ſind unten graubraun, oben ſchwarz, an der Spitze gelbbraun. Geringe Abänderungen in der Färbung kommen vor. Der innere Leibesbau unterſcheidet ſich ziemlich weſentlich von den übrigen Verwandten.
Jm allgemeinen kann man ſagen, daß der kleine Ameiſenfreſſer ein beſonders durch die Schön- heit ſeines Felles ausgezeichnetes, zierliches Geſchöpfchen iſt, wenn auch ſeine Geſtalt noch immer ziemlich plump erſcheint. Sein Verbreitungskreis iſt beſchränkt. Man kennt ihn bisher blos aus
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Der Cuguare. — Der zweizehige Ameiſenfreſſer.
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Dies, wie bei den Faulthieren, ziemlich langſam vor ſich geht; dabei verſichert er ſich, wie die echten
Wickelſchwänzler, ſorgfältig mit dem Schwanze, auch im Sitzen. Um zu ſchlafen, legt er ſich auf den
Bauch, befeſtigt ſich mit dem Schwanze, legt den Kopf mit der Schnauze gegen die Bruſt und deckt
ihn ganz mit ſeinen beiden vorderen Armen zu. Seine Nahrung beſteht, wie die des Yurumi, vor-
zugsweiſe aus Ameiſen, und zwar hauptſächlich aus ſolchen, welche auf den Bäumen leben. Prinz
von Wied fand in ſeinem Magen nur Termiten, Ameiſen und deren Puppen, glaubt aber, daß er
vielleicht auch Honig freſſe. Verſchluckte Erde und Holzſtückchen findet man ebenfalls unter der von
ihm aufgenommenen Nahrung. Sein Gang iſt etwas ſchneller als der des Yurumi; im ganzen aber
iſt er ein höchſt träges, dummes, ſtumpfſinniges Thier. Eine Stimme hört man ſelten oder nie von
ihm. Das Weibchen ſoll im Frühjahre ein Junges werfen und dieſes lange auf dem Rücken mit
ſich herum tragen.
Eigenthümlich iſt der ſtarke moſchusähnliche Geruch, welchen das Thier verbreitet, zumal wenn
[Abbildung Der Cuguare (Tamandua tridactyla).]
es gereizt wird. Er durchdringt das Fleiſch und macht es für Europäer ganz ungenießbar; aber
dennoch eſſen es die Jndianer und Neger, welche, um den Braten zu erlangen, Schlagfallen in den
Wäldern aufſtellen. Die portugieſiſch-braſilianiſchen Jäger bereiten ſich aus dem ſtarken Felle Regen-
kappen über ihre Gewehrſchlöſſer.
Die letzte Art iſt der kleine oder zweizehige Ameiſenfreſſer (Cyclothurus didactylus), ein
Thierchen von der Größe des Eichhörnchens, ungefähr 15 Zoll lang, wovon der Wickelſchwanz aber 7
Zoll wegnimmt. An den Vorderfüßen ſitzen 4, an den hinteren aber 5 Zehen. Der ſeidenweiche Pelz
iſt oben fuchsroth und unten grau; die einzelnen Haare ſind unten graubraun, oben ſchwarz, an der
Spitze gelbbraun. Geringe Abänderungen in der Färbung kommen vor. Der innere Leibesbau
unterſcheidet ſich ziemlich weſentlich von den übrigen Verwandten.
Jm allgemeinen kann man ſagen, daß der kleine Ameiſenfreſſer ein beſonders durch die Schön-
heit ſeines Felles ausgezeichnetes, zierliches Geſchöpfchen iſt, wenn auch ſeine Geſtalt noch immer
ziemlich plump erſcheint. Sein Verbreitungskreis iſt beſchränkt. Man kennt ihn bisher blos aus
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/329>, abgerufen am 16.07.2024.
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