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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Die Ameisenbären. -- Der Cuguare.
füße, sowie Würmer verzehrt, falls diese nicht zu groß sind; denn dann kann er sie mit seinem
kleinen Mund nicht fassen. Den Würmern soll er oft lange nachspüren und dabei mit seinen starken
Klauen die morschen Stämme ganz zersplittern. Ueber die Fortpflanzung erfahren wir, daß das
Junge der Mutter ein ganzes Jahr und darüber folgt und von dieser bei Gefahr durch kräftige
Schläge mit den geballten Vorderpfoten vertheidigt wird. Anfänglich soll der junge Yurumi gar
nicht im Stande sein, sich selbst die Nahrung zu schaffen; er ist noch zu schwach, um die Termitenbaue
aufzubrechen: deshalb sorgt die Alte für ihn. Jn der Neuzeit ist es einige Male gelungen, den
Ameisenfresser lebend nach England und Spanien zu bringen, und dort hat man ihn auch ein paar
Monate am Leben erhalten.

Die alten Naturforscher nehmen noch eine ganze Anzahl von Arten unserer Sippe an; schon
Azara aber berichtigt diesen Jrrthum. Man kennt blos noch zwei Ameisenfresser, welche man in
der Neuzeit als Vertreter besonderer Sippen ansieht. Beide erinnern durch ihre Gestalt vielfach an
den Yurumi, weichen aber in ihrer Lebensweise und in ihrem Wesen bedeutend von ihm ab. Die eine
dieser Arten ist der Cuguare der Guaraner, der mittlere oder dreizehige Ameisenfresser der Lehr-
bücher (Tamandua tridactyla). Wie uns Azara belehrt, bedeutet das Wort Caguare "Stänker
des Waldes", und diese Bezeichnung soll keineswegs aus der Luft gegriffen sein. Die Spanier
nennen ihn "kleinen Ameisenbär", die Portugiesen "Tamadua." Das Thier bewohnt so
ziemlich dieselben Orte wie das vorige, reicht aber bis Peru hinüber. Seine Länge beträgt etwas
über 3 Fuß, wovon beinahe 2 Fuß auf den Körper kommen; der Schwanz ist 16 Zoll lang. Die
mittlere Höhe wird auf 12 bis 13 Zoll angegeben. Der Caguare erreicht demnach kaum die Hälfte
seines großen Verwandten. Er ist fast noch häßlicher, als dieser, obgleich er mit ihm bis auf den
Schwanz viel Aehnlichkeit hat. Sein Kopf ist verhältnißmäßig nicht so gestreckt und läuft auch nicht in
eine so lange Schnauze aus; der Oberkiefer ist länger als der untere; die Ohren sind eiförmig und
vom Kopfe abstehend; der Hals ist groß, der Rumpf breit. Die Füße ähneln der beschriebenen Art;
die Nägel der Vorderfüße sind 10 Linien und 2 Zoll lang, der Länge nach gebogen und an den
Seiten zusammen gedrückt, die der Hinterfüße kürzer, unter sich gleich lang und wenig gebogen. Der
Schwanz ist dick, walzenförmig und läuft stumpf nach der Spitze zu. Seine Muskeln sind so stark,
daß er als Wickelschwanz benutzt werden kann. Gerade, steife, rauh anzufühlende, glänzende Bor-
stenhaare überdecken die Wollhaare, welche an Rauhigkeit den ersteren kaum etwas nachgeben und
sich nur durch schwache Kräuselung unterscheiden. Die einen und die anderen haben fast dieselbe
Länge; am Kopfe sind sie kurz, am übrigen Körper fast 3 Zoll lang. Am oberen Ende des Schulter-
blattes bildet die Behaarung einen Wirbel, so daß die Haare vor dem Schulterblatte mit den Spitzen
nach vorn, hinter demselben nach hinten sehen. Jhre Färbung ist am Kopfe mit Ausnahme eines
schwarzen Ringes ums Auge, ferner auf dem Nacken, Rücken, bis an das Kreuz, am Halse, an der
Brust, an den Vordergliedern, von der Mitte des Oberarmes und an den hinteren vom Kniegelenk
an, sowie an den hinteren Theilen weißlichgelb; ein schwarzer Streifen zieht sich vom Halse aus rück-
wärts über die Schultern und die Seiten des Körpers und nimmt so rasch an Breite zu, daß er an
den Seiten und den Hinterschenkeln bereits die vorherrschende Farbe bildet. Die Färbung wird
übrigens blos durch die Spitzen der Haare hervorgebracht, denn die Wurzeln sind von lichtgraulich
gelber Farbe. Die Spitze der Schnauze, die Lippen, Augenlider und Fußsohlen sind nackt und von
schwarzer Farbe, die Ohren und der Schwanz nur dünn behaart. Einige Farbenänderungen kommen
vor. Junge Thiere sind durchaus weißlich gelb; erst im zweiten und dritten Jahre nehmen sie allge-
mach die Farbe der erwachsenen an. Aber auch unter diesen finden sich Abänderungen: der schwarze
Ring um die Augen fehlt, die sonst weißlich gelben Theile sind graulich oder röthlich gelb etc.

Bisjetzt hat man noch sehr wenig über das Leben dieses merkwürdigen Geschöpfes erfahren
können. Jn Paraguay und Brasilien lebt der Cuguare überall in den einsamen, bewaldeten Gegen-
den, gern am Saume der Wälder und in Gebüschen, manchmal nahe an den Wohnungen der Men-

Die Ameiſenbären. — Der Cuguare.
füße, ſowie Würmer verzehrt, falls dieſe nicht zu groß ſind; denn dann kann er ſie mit ſeinem
kleinen Mund nicht faſſen. Den Würmern ſoll er oft lange nachſpüren und dabei mit ſeinen ſtarken
Klauen die morſchen Stämme ganz zerſplittern. Ueber die Fortpflanzung erfahren wir, daß das
Junge der Mutter ein ganzes Jahr und darüber folgt und von dieſer bei Gefahr durch kräftige
Schläge mit den geballten Vorderpfoten vertheidigt wird. Anfänglich ſoll der junge Yurumi gar
nicht im Stande ſein, ſich ſelbſt die Nahrung zu ſchaffen; er iſt noch zu ſchwach, um die Termitenbaue
aufzubrechen: deshalb ſorgt die Alte für ihn. Jn der Neuzeit iſt es einige Male gelungen, den
Ameiſenfreſſer lebend nach England und Spanien zu bringen, und dort hat man ihn auch ein paar
Monate am Leben erhalten.

Die alten Naturforſcher nehmen noch eine ganze Anzahl von Arten unſerer Sippe an; ſchon
Azara aber berichtigt dieſen Jrrthum. Man kennt blos noch zwei Ameiſenfreſſer, welche man in
der Neuzeit als Vertreter beſonderer Sippen anſieht. Beide erinnern durch ihre Geſtalt vielfach an
den Yurumi, weichen aber in ihrer Lebensweiſe und in ihrem Weſen bedeutend von ihm ab. Die eine
dieſer Arten iſt der Cuguare der Guaraner, der mittlere oder dreizehige Ameiſenfreſſer der Lehr-
bücher (Tamandua tridactyla). Wie uns Azara belehrt, bedeutet das Wort Caguare „Stänker
des Waldes‟, und dieſe Bezeichnung ſoll keineswegs aus der Luft gegriffen ſein. Die Spanier
nennen ihn „kleinen Ameiſenbär‟, die Portugieſen „Tamadua.‟ Das Thier bewohnt ſo
ziemlich dieſelben Orte wie das vorige, reicht aber bis Peru hinüber. Seine Länge beträgt etwas
über 3 Fuß, wovon beinahe 2 Fuß auf den Körper kommen; der Schwanz iſt 16 Zoll lang. Die
mittlere Höhe wird auf 12 bis 13 Zoll angegeben. Der Caguare erreicht demnach kaum die Hälfte
ſeines großen Verwandten. Er iſt faſt noch häßlicher, als dieſer, obgleich er mit ihm bis auf den
Schwanz viel Aehnlichkeit hat. Sein Kopf iſt verhältnißmäßig nicht ſo geſtreckt und läuft auch nicht in
eine ſo lange Schnauze aus; der Oberkiefer iſt länger als der untere; die Ohren ſind eiförmig und
vom Kopfe abſtehend; der Hals iſt groß, der Rumpf breit. Die Füße ähneln der beſchriebenen Art;
die Nägel der Vorderfüße ſind 10 Linien und 2 Zoll lang, der Länge nach gebogen und an den
Seiten zuſammen gedrückt, die der Hinterfüße kürzer, unter ſich gleich lang und wenig gebogen. Der
Schwanz iſt dick, walzenförmig und läuft ſtumpf nach der Spitze zu. Seine Muskeln ſind ſo ſtark,
daß er als Wickelſchwanz benutzt werden kann. Gerade, ſteife, rauh anzufühlende, glänzende Bor-
ſtenhaare überdecken die Wollhaare, welche an Rauhigkeit den erſteren kaum etwas nachgeben und
ſich nur durch ſchwache Kräuſelung unterſcheiden. Die einen und die anderen haben faſt dieſelbe
Länge; am Kopfe ſind ſie kurz, am übrigen Körper faſt 3 Zoll lang. Am oberen Ende des Schulter-
blattes bildet die Behaarung einen Wirbel, ſo daß die Haare vor dem Schulterblatte mit den Spitzen
nach vorn, hinter demſelben nach hinten ſehen. Jhre Färbung iſt am Kopfe mit Ausnahme eines
ſchwarzen Ringes ums Auge, ferner auf dem Nacken, Rücken, bis an das Kreuz, am Halſe, an der
Bruſt, an den Vordergliedern, von der Mitte des Oberarmes und an den hinteren vom Kniegelenk
an, ſowie an den hinteren Theilen weißlichgelb; ein ſchwarzer Streifen zieht ſich vom Halſe aus rück-
wärts über die Schultern und die Seiten des Körpers und nimmt ſo raſch an Breite zu, daß er an
den Seiten und den Hinterſchenkeln bereits die vorherrſchende Farbe bildet. Die Färbung wird
übrigens blos durch die Spitzen der Haare hervorgebracht, denn die Wurzeln ſind von lichtgraulich
gelber Farbe. Die Spitze der Schnauze, die Lippen, Augenlider und Fußſohlen ſind nackt und von
ſchwarzer Farbe, die Ohren und der Schwanz nur dünn behaart. Einige Farbenänderungen kommen
vor. Junge Thiere ſind durchaus weißlich gelb; erſt im zweiten und dritten Jahre nehmen ſie allge-
mach die Farbe der erwachſenen an. Aber auch unter dieſen finden ſich Abänderungen: der ſchwarze
Ring um die Augen fehlt, die ſonſt weißlich gelben Theile ſind graulich oder röthlich gelb ꝛc.

Bisjetzt hat man noch ſehr wenig über das Leben dieſes merkwürdigen Geſchöpfes erfahren
können. Jn Paraguay und Braſilien lebt der Cuguare überall in den einſamen, bewaldeten Gegen-
den, gern am Saume der Wälder und in Gebüſchen, manchmal nahe an den Wohnungen der Men-

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[308/0328] Die Ameiſenbären. — Der Cuguare. füße, ſowie Würmer verzehrt, falls dieſe nicht zu groß ſind; denn dann kann er ſie mit ſeinem kleinen Mund nicht faſſen. Den Würmern ſoll er oft lange nachſpüren und dabei mit ſeinen ſtarken Klauen die morſchen Stämme ganz zerſplittern. Ueber die Fortpflanzung erfahren wir, daß das Junge der Mutter ein ganzes Jahr und darüber folgt und von dieſer bei Gefahr durch kräftige Schläge mit den geballten Vorderpfoten vertheidigt wird. Anfänglich ſoll der junge Yurumi gar nicht im Stande ſein, ſich ſelbſt die Nahrung zu ſchaffen; er iſt noch zu ſchwach, um die Termitenbaue aufzubrechen: deshalb ſorgt die Alte für ihn. Jn der Neuzeit iſt es einige Male gelungen, den Ameiſenfreſſer lebend nach England und Spanien zu bringen, und dort hat man ihn auch ein paar Monate am Leben erhalten. Die alten Naturforſcher nehmen noch eine ganze Anzahl von Arten unſerer Sippe an; ſchon Azara aber berichtigt dieſen Jrrthum. Man kennt blos noch zwei Ameiſenfreſſer, welche man in der Neuzeit als Vertreter beſonderer Sippen anſieht. Beide erinnern durch ihre Geſtalt vielfach an den Yurumi, weichen aber in ihrer Lebensweiſe und in ihrem Weſen bedeutend von ihm ab. Die eine dieſer Arten iſt der Cuguare der Guaraner, der mittlere oder dreizehige Ameiſenfreſſer der Lehr- bücher (Tamandua tridactyla). Wie uns Azara belehrt, bedeutet das Wort Caguare „Stänker des Waldes‟, und dieſe Bezeichnung ſoll keineswegs aus der Luft gegriffen ſein. Die Spanier nennen ihn „kleinen Ameiſenbär‟, die Portugieſen „Tamadua.‟ Das Thier bewohnt ſo ziemlich dieſelben Orte wie das vorige, reicht aber bis Peru hinüber. Seine Länge beträgt etwas über 3 Fuß, wovon beinahe 2 Fuß auf den Körper kommen; der Schwanz iſt 16 Zoll lang. Die mittlere Höhe wird auf 12 bis 13 Zoll angegeben. Der Caguare erreicht demnach kaum die Hälfte ſeines großen Verwandten. Er iſt faſt noch häßlicher, als dieſer, obgleich er mit ihm bis auf den Schwanz viel Aehnlichkeit hat. Sein Kopf iſt verhältnißmäßig nicht ſo geſtreckt und läuft auch nicht in eine ſo lange Schnauze aus; der Oberkiefer iſt länger als der untere; die Ohren ſind eiförmig und vom Kopfe abſtehend; der Hals iſt groß, der Rumpf breit. Die Füße ähneln der beſchriebenen Art; die Nägel der Vorderfüße ſind 10 Linien und 2 Zoll lang, der Länge nach gebogen und an den Seiten zuſammen gedrückt, die der Hinterfüße kürzer, unter ſich gleich lang und wenig gebogen. Der Schwanz iſt dick, walzenförmig und läuft ſtumpf nach der Spitze zu. Seine Muskeln ſind ſo ſtark, daß er als Wickelſchwanz benutzt werden kann. Gerade, ſteife, rauh anzufühlende, glänzende Bor- ſtenhaare überdecken die Wollhaare, welche an Rauhigkeit den erſteren kaum etwas nachgeben und ſich nur durch ſchwache Kräuſelung unterſcheiden. Die einen und die anderen haben faſt dieſelbe Länge; am Kopfe ſind ſie kurz, am übrigen Körper faſt 3 Zoll lang. Am oberen Ende des Schulter- blattes bildet die Behaarung einen Wirbel, ſo daß die Haare vor dem Schulterblatte mit den Spitzen nach vorn, hinter demſelben nach hinten ſehen. Jhre Färbung iſt am Kopfe mit Ausnahme eines ſchwarzen Ringes ums Auge, ferner auf dem Nacken, Rücken, bis an das Kreuz, am Halſe, an der Bruſt, an den Vordergliedern, von der Mitte des Oberarmes und an den hinteren vom Kniegelenk an, ſowie an den hinteren Theilen weißlichgelb; ein ſchwarzer Streifen zieht ſich vom Halſe aus rück- wärts über die Schultern und die Seiten des Körpers und nimmt ſo raſch an Breite zu, daß er an den Seiten und den Hinterſchenkeln bereits die vorherrſchende Farbe bildet. Die Färbung wird übrigens blos durch die Spitzen der Haare hervorgebracht, denn die Wurzeln ſind von lichtgraulich gelber Farbe. Die Spitze der Schnauze, die Lippen, Augenlider und Fußſohlen ſind nackt und von ſchwarzer Farbe, die Ohren und der Schwanz nur dünn behaart. Einige Farbenänderungen kommen vor. Junge Thiere ſind durchaus weißlich gelb; erſt im zweiten und dritten Jahre nehmen ſie allge- mach die Farbe der erwachſenen an. Aber auch unter dieſen finden ſich Abänderungen: der ſchwarze Ring um die Augen fehlt, die ſonſt weißlich gelben Theile ſind graulich oder röthlich gelb ꝛc. Bisjetzt hat man noch ſehr wenig über das Leben dieſes merkwürdigen Geſchöpfes erfahren können. Jn Paraguay und Braſilien lebt der Cuguare überall in den einſamen, bewaldeten Gegen- den, gern am Saume der Wälder und in Gebüſchen, manchmal nahe an den Wohnungen der Men-

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/328>, abgerufen am 23.11.2024.