und aus unzähligen feinen, senkrecht dicht neben einanderstehenden Röhren zusammengesetzt, welche auf der Kaufläche ausgefüllt, am entgegengesetzten Ende aber hohl sind. Der Durchschnitt eines solchen Zahnes sieht täuschend dem eines spanischen Rohrs ähnlich. Jn der äußerlichen Gestalt wechseln die Zähne auch vielfach ab: die vordersten sind klein und eiförmig, die mittleren an beiden Seiten der Länge nach ausgehöhlt, als wenn sie aus zwei zusammengewachsenen Cylindern zusam- mengesetzt wären, die hintersten sind wieder klein und den ersten ähnlich. Jm übrigen Geripp zeichnen sich namentlich die dünnen und runden Rippen, dreizehn an der Zahl, und die hohen, dünnen Fortsetzungen der Halswirbel aus.
Es ist ziemlich gleich, welche Art von den drei bisjetzt bekannten man betrachtet; denn alle ähneln sich außerordentlich. Unsere Abbildung stellt das kapische Erdferkel (Orycteropus capen- sis) vor, ein tüchtiges Thier, welches ausgewachsen fast vier Fuß, mit dem Schwanze sechs Fuß
[Abbildung]
Das kapische Erdfertel (Orycteropus capensis).
lang, am Widerrist anderthalb Fuß hoch wird und dabei ein Gewicht von ungefähr einem Centner erreicht. Die Haut ist sehr dick; die glatt anliegenden und ziemlich spärlich vertheilten Haare sind steif und borstenartig. Auf der Oberseite des Körpers ist das Haar etwas kürzer, als auf der Unter- seite, wo es namentlich an den Zehenwurzeln büschelartig hervortritt. Die Färbung ist eine sehr gleichmäßige. Der Rücken und die Seiten sind gelblichbraun mit röthlichem Anfluge, die Unterseite und der Kopf lichtröthlichgelb, Hintertheil, Schwanzwurzel und Gliedmaßen braun; neugeborene Junge sind fleischfarben.
Die holländischen Ansiedler am Vorgebirge der guten Hoffnung haben dem Thiere zuerst den Namen Erdferkel (Ardvarkens) beigelegt, weil das Fleisch im Geschmack dem des wilden Schweines wirklich nahe kommt. Sie haben von jeher eifrig Jagd auf das Thier gemacht und es daher auch gut kennen gelernt. Noch zu Buffons Zeit galt es für ein durchaus fabelhaftes Geschöpf; der große Naturforscher bestritt Kolbe's erste Beschreibung, welche aus dem Anfang des vorigen Jahrhun-
Das kapiſche Erdferkel.
und aus unzähligen feinen, ſenkrecht dicht neben einanderſtehenden Röhren zuſammengeſetzt, welche auf der Kaufläche ausgefüllt, am entgegengeſetzten Ende aber hohl ſind. Der Durchſchnitt eines ſolchen Zahnes ſieht täuſchend dem eines ſpaniſchen Rohrs ähnlich. Jn der äußerlichen Geſtalt wechſeln die Zähne auch vielfach ab: die vorderſten ſind klein und eiförmig, die mittleren an beiden Seiten der Länge nach ausgehöhlt, als wenn ſie aus zwei zuſammengewachſenen Cylindern zuſam- mengeſetzt wären, die hinterſten ſind wieder klein und den erſten ähnlich. Jm übrigen Geripp zeichnen ſich namentlich die dünnen und runden Rippen, dreizehn an der Zahl, und die hohen, dünnen Fortſetzungen der Halswirbel aus.
Es iſt ziemlich gleich, welche Art von den drei bisjetzt bekannten man betrachtet; denn alle ähneln ſich außerordentlich. Unſere Abbildung ſtellt das kapiſche Erdferkel (Orycteropus capen- sis) vor, ein tüchtiges Thier, welches ausgewachſen faſt vier Fuß, mit dem Schwanze ſechs Fuß
[Abbildung]
Das kapiſche Erdfertel (Orycteropus capensis).
lang, am Widerriſt anderthalb Fuß hoch wird und dabei ein Gewicht von ungefähr einem Centner erreicht. Die Haut iſt ſehr dick; die glatt anliegenden und ziemlich ſpärlich vertheilten Haare ſind ſteif und borſtenartig. Auf der Oberſeite des Körpers iſt das Haar etwas kürzer, als auf der Unter- ſeite, wo es namentlich an den Zehenwurzeln büſchelartig hervortritt. Die Färbung iſt eine ſehr gleichmäßige. Der Rücken und die Seiten ſind gelblichbraun mit röthlichem Anfluge, die Unterſeite und der Kopf lichtröthlichgelb, Hintertheil, Schwanzwurzel und Gliedmaßen braun; neugeborene Junge ſind fleiſchfarben.
Die holländiſchen Anſiedler am Vorgebirge der guten Hoffnung haben dem Thiere zuerſt den Namen Erdferkel (Ardvarkens) beigelegt, weil das Fleiſch im Geſchmack dem des wilden Schweines wirklich nahe kommt. Sie haben von jeher eifrig Jagd auf das Thier gemacht und es daher auch gut kennen gelernt. Noch zu Buffons Zeit galt es für ein durchaus fabelhaftes Geſchöpf; der große Naturforſcher beſtritt Kolbe’s erſte Beſchreibung, welche aus dem Anfang des vorigen Jahrhun-
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Das kapiſche Erdferkel.
und aus unzähligen feinen, ſenkrecht dicht neben einanderſtehenden Röhren zuſammengeſetzt, welche
auf der Kaufläche ausgefüllt, am entgegengeſetzten Ende aber hohl ſind. Der Durchſchnitt eines
ſolchen Zahnes ſieht täuſchend dem eines ſpaniſchen Rohrs ähnlich. Jn der äußerlichen Geſtalt
wechſeln die Zähne auch vielfach ab: die vorderſten ſind klein und eiförmig, die mittleren an beiden
Seiten der Länge nach ausgehöhlt, als wenn ſie aus zwei zuſammengewachſenen Cylindern zuſam-
mengeſetzt wären, die hinterſten ſind wieder klein und den erſten ähnlich. Jm übrigen Geripp
zeichnen ſich namentlich die dünnen und runden Rippen, dreizehn an der Zahl, und die hohen, dünnen
Fortſetzungen der Halswirbel aus.
Es iſt ziemlich gleich, welche Art von den drei bisjetzt bekannten man betrachtet; denn alle
ähneln ſich außerordentlich. Unſere Abbildung ſtellt das kapiſche Erdferkel (Orycteropus capen-
sis) vor, ein tüchtiges Thier, welches ausgewachſen faſt vier Fuß, mit dem Schwanze ſechs Fuß
[Abbildung Das kapiſche Erdfertel (Orycteropus capensis).]
lang, am Widerriſt anderthalb Fuß hoch wird und dabei ein Gewicht von ungefähr einem Centner
erreicht. Die Haut iſt ſehr dick; die glatt anliegenden und ziemlich ſpärlich vertheilten Haare ſind
ſteif und borſtenartig. Auf der Oberſeite des Körpers iſt das Haar etwas kürzer, als auf der Unter-
ſeite, wo es namentlich an den Zehenwurzeln büſchelartig hervortritt. Die Färbung iſt eine ſehr
gleichmäßige. Der Rücken und die Seiten ſind gelblichbraun mit röthlichem Anfluge, die Unterſeite
und der Kopf lichtröthlichgelb, Hintertheil, Schwanzwurzel und Gliedmaßen braun; neugeborene
Junge ſind fleiſchfarben.
Die holländiſchen Anſiedler am Vorgebirge der guten Hoffnung haben dem Thiere zuerſt den
Namen Erdferkel (Ardvarkens) beigelegt, weil das Fleiſch im Geſchmack dem des wilden Schweines
wirklich nahe kommt. Sie haben von jeher eifrig Jagd auf das Thier gemacht und es daher auch gut
kennen gelernt. Noch zu Buffons Zeit galt es für ein durchaus fabelhaftes Geſchöpf; der große
Naturforſcher beſtritt Kolbe’s erſte Beſchreibung, welche aus dem Anfang des vorigen Jahrhun-
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/321>, abgerufen am 23.11.2024.
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