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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Das Borstenstachelschwein.
ungerechtfertigten Mordlust zum Opfer gefallen war. Die Jagd des harmlosen und langsamen Ge-
schöpfes ist eben kein Heldenstück: von den Bäumen schießt man es herab und auf der Erde schlägt
man es mit Stöcken todt. Die Hunde beweisen ihm denselben Haß, welchen sie gegen unsere Jgel
an den Tag legen, sie werden aber oft übel von ihm zugerichtet, indem ihnen, wenn sie nach ihm
beißen, mehrere Stacheln im Maule oder in der Zunge stecken bleiben und dort schmerzhafte Ent-
zündungen verursachen.



Von der zweiten Gruppe der südamerikanischen Kletterstachelschweine kennt man gegenwärtig
nur eine Art, das Borstenstachelschwein (Chaetomys subspinosus). Es unterscheidet sich von den
Greifstachlern wesentlich durch den Bau seines Schädels und die langen, dünneren, mehrmals wellig
geschlängelten Stacheln. Der Schwanz ist beschuppt und mit kurzen Borsten bekleidet, kaum um ein
Dritttheil kürzer als der Körper, an der Greifspitze nackt und nach oben einrollbar. Der Leib ist ge-

[Abbildung] Das Borstenstachelschwein (Chaetomys subspinosus).
drungen, vorn mit kurzen und scharfen, hinten aber mit langen, borstenartigen und weichen Stacheln
besetzt. Die Gesammtlänge des Thieres beträgt 21/2 Fuß, wovon mehr als ein Fuß auf den Schwanz
zu rechnen ist. Der Kopf, der Hals, die Schulterblätter und der Rücken unmittelbar über den
letzteren sind mit Stacheln besetzt, welche hier kurz, dick und von blaßgelblicher oder weißlich grauer
Färbung sind. Vom Kopf an nehmen diese Stacheln allmählich an Länge zu, erhalten eine wellen-
förmig gebogene Gestalt und eine weißgrau und graugelb abwechselnde Zeichnung. Von da nach den
Seiten, dem Mittel- und Hinterrücken zu werden sie immer dünner und länger, liegen glatt an und
bedecken das Thier ziemlich dicht. Der Schwanz ist an der Oberseite und an der Wurzel mit langen,
wellenförmigen Borsten bedeckt, der After mit gelblichen Borsten umgeben; die ganze Unterseite
und die inneren Seiten der vier Beine werden von einem dicht anliegenden, glänzend graugelben
Borstenhaar bekleidet. Ein großer Theil Mittel- und Nordbrasiliens scheint die Heimat des noch
wenig bekannten Thieres zu sein, über dessen Leben noch alle Berichte fehlen.



Das Borſtenſtachelſchwein.
ungerechtfertigten Mordluſt zum Opfer gefallen war. Die Jagd des harmloſen und langſamen Ge-
ſchöpfes iſt eben kein Heldenſtück: von den Bäumen ſchießt man es herab und auf der Erde ſchlägt
man es mit Stöcken todt. Die Hunde beweiſen ihm denſelben Haß, welchen ſie gegen unſere Jgel
an den Tag legen, ſie werden aber oft übel von ihm zugerichtet, indem ihnen, wenn ſie nach ihm
beißen, mehrere Stacheln im Maule oder in der Zunge ſtecken bleiben und dort ſchmerzhafte Ent-
zündungen verurſachen.



Von der zweiten Gruppe der ſüdamerikaniſchen Kletterſtachelſchweine kennt man gegenwärtig
nur eine Art, das Borſtenſtachelſchwein (Chaetomys subspinosus). Es unterſcheidet ſich von den
Greifſtachlern weſentlich durch den Bau ſeines Schädels und die langen, dünneren, mehrmals wellig
geſchlängelten Stacheln. Der Schwanz iſt beſchuppt und mit kurzen Borſten bekleidet, kaum um ein
Dritttheil kürzer als der Körper, an der Greifſpitze nackt und nach oben einrollbar. Der Leib iſt ge-

[Abbildung] Das Borſtenſtachelſchwein (Chaetomys subspinosus).
drungen, vorn mit kurzen und ſcharfen, hinten aber mit langen, borſtenartigen und weichen Stacheln
beſetzt. Die Geſammtlänge des Thieres beträgt 2½ Fuß, wovon mehr als ein Fuß auf den Schwanz
zu rechnen iſt. Der Kopf, der Hals, die Schulterblätter und der Rücken unmittelbar über den
letzteren ſind mit Stacheln beſetzt, welche hier kurz, dick und von blaßgelblicher oder weißlich grauer
Färbung ſind. Vom Kopf an nehmen dieſe Stacheln allmählich an Länge zu, erhalten eine wellen-
förmig gebogene Geſtalt und eine weißgrau und graugelb abwechſelnde Zeichnung. Von da nach den
Seiten, dem Mittel- und Hinterrücken zu werden ſie immer dünner und länger, liegen glatt an und
bedecken das Thier ziemlich dicht. Der Schwanz iſt an der Oberſeite und an der Wurzel mit langen,
wellenförmigen Borſten bedeckt, der After mit gelblichen Borſten umgeben; die ganze Unterſeite
und die inneren Seiten der vier Beine werden von einem dicht anliegenden, glänzend graugelben
Borſtenhaar bekleidet. Ein großer Theil Mittel- und Nordbraſiliens ſcheint die Heimat des noch
wenig bekannten Thieres zu ſein, über deſſen Leben noch alle Berichte fehlen.



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[219/0237] Das Borſtenſtachelſchwein. ungerechtfertigten Mordluſt zum Opfer gefallen war. Die Jagd des harmloſen und langſamen Ge- ſchöpfes iſt eben kein Heldenſtück: von den Bäumen ſchießt man es herab und auf der Erde ſchlägt man es mit Stöcken todt. Die Hunde beweiſen ihm denſelben Haß, welchen ſie gegen unſere Jgel an den Tag legen, ſie werden aber oft übel von ihm zugerichtet, indem ihnen, wenn ſie nach ihm beißen, mehrere Stacheln im Maule oder in der Zunge ſtecken bleiben und dort ſchmerzhafte Ent- zündungen verurſachen. Von der zweiten Gruppe der ſüdamerikaniſchen Kletterſtachelſchweine kennt man gegenwärtig nur eine Art, das Borſtenſtachelſchwein (Chaetomys subspinosus). Es unterſcheidet ſich von den Greifſtachlern weſentlich durch den Bau ſeines Schädels und die langen, dünneren, mehrmals wellig geſchlängelten Stacheln. Der Schwanz iſt beſchuppt und mit kurzen Borſten bekleidet, kaum um ein Dritttheil kürzer als der Körper, an der Greifſpitze nackt und nach oben einrollbar. Der Leib iſt ge- [Abbildung Das Borſtenſtachelſchwein (Chaetomys subspinosus).] drungen, vorn mit kurzen und ſcharfen, hinten aber mit langen, borſtenartigen und weichen Stacheln beſetzt. Die Geſammtlänge des Thieres beträgt 2½ Fuß, wovon mehr als ein Fuß auf den Schwanz zu rechnen iſt. Der Kopf, der Hals, die Schulterblätter und der Rücken unmittelbar über den letzteren ſind mit Stacheln beſetzt, welche hier kurz, dick und von blaßgelblicher oder weißlich grauer Färbung ſind. Vom Kopf an nehmen dieſe Stacheln allmählich an Länge zu, erhalten eine wellen- förmig gebogene Geſtalt und eine weißgrau und graugelb abwechſelnde Zeichnung. Von da nach den Seiten, dem Mittel- und Hinterrücken zu werden ſie immer dünner und länger, liegen glatt an und bedecken das Thier ziemlich dicht. Der Schwanz iſt an der Oberſeite und an der Wurzel mit langen, wellenförmigen Borſten bedeckt, der After mit gelblichen Borſten umgeben; die ganze Unterſeite und die inneren Seiten der vier Beine werden von einem dicht anliegenden, glänzend graugelben Borſtenhaar bekleidet. Ein großer Theil Mittel- und Nordbraſiliens ſcheint die Heimat des noch wenig bekannten Thieres zu ſein, über deſſen Leben noch alle Berichte fehlen.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/237>, abgerufen am 23.11.2024.