Die Schrotmäuse oder die Trugratten. -- Die Rammsratten.
vier Zehen an den Vorderfüßen, welche außerdem noch eine Daumenwarze tragen, sind mit kleinen, etwas gebogenen Nägeln versehen. Der Schwanz ist stumpf am Ende und seiner ganzen Länge nach fein behaart, der Pelz besteht aus weichen Haaren, zwischen denen an den oberen und äußeren Theilen des Körpers eine Menge schmaler, zweischneidiger, rückwärts gerichteter Stacheln hervor- treten. Diese sind platt gedrückt, auf der Oberseite gratartig erhoben, auf der Unterseite ausge- kerbt. Die Nagezähne sind ziemlich schmal und gewöhnlich gebräunt; in jedem Kiefer finden sich vier Backzähne. Die Arten unterscheiden sich je nachdem das Stachelkleid vorhanden ist oder fehlt und je nachdem der Schwanz behaart oder beschuppt ist.
Rengger gibt von einer den Lanzenratten sehr nahestehenden Schrotmaus (Mesomys spinosus) eine kurze Beschreibung, welche wir wahrscheinlich auch auf die Mitglieder unserer Sippe anwenden dürfen. "Jch habe diese Stachelratte blos im südlichen Theil von Paraguay angetroffen und auch dort kann man ihrer nur selten habhaft werden. Sie lebt oft in großen Gesellschaften an sanften Ab-
[Abbildung]
Die Rammsratte (Cercomys cunicularius)
hängen sandiger Hügel, wo sie sich einen unterirdischen, schlangenförmig sich windenden Gang von fünf bis sechs Fuß Länge und einigen Zoll Weite, aber kaum mehr als einen halben Fuß unter der Oberfläche der Erde gräbt. Diese Höhlung hat gewöhnlich nur einen Ausgang, zuweilen auch mehrere. Am Ende derselben findet sich ein aus dürren Gräsern verfertigtes Lager. Jn einem solchen traf ich zwei neugeworfene, blinde Junge an, bei denen die Stacheln auf dem Rücken noch ganz weich schienen."
"Die Nahrung des Thieres scheint aus Wurzeln von Gräfern und aus Samen von Früchten und Gesträuchen zu bestehen, da, wo es sich aufhält, keine anderen, für dasselbe genießbaren Pflanzen vorkommen."
"Selten verläßt die Stachelratte bei hellem Tage ihr Lager, hingegen habe ich sie bei einbrechen- der Dämmerung auf dem Felde oft mehr als 30 Schritte von ihrer Wohnung angetroffen. Man hört sie zuweilen, wie schon Azara bemerkte, wenn man die Nacht im Freien zubringe, die Laute "Ku-tu" von sich geben, weshalb sie hin und wieder so genannt werden."
Die Schrotmäuſe oder die Trugratten. — Die Rammsratten.
vier Zehen an den Vorderfüßen, welche außerdem noch eine Daumenwarze tragen, ſind mit kleinen, etwas gebogenen Nägeln verſehen. Der Schwanz iſt ſtumpf am Ende und ſeiner ganzen Länge nach fein behaart, der Pelz beſteht aus weichen Haaren, zwiſchen denen an den oberen und äußeren Theilen des Körpers eine Menge ſchmaler, zweiſchneidiger, rückwärts gerichteter Stacheln hervor- treten. Dieſe ſind platt gedrückt, auf der Oberſeite gratartig erhoben, auf der Unterſeite ausge- kerbt. Die Nagezähne ſind ziemlich ſchmal und gewöhnlich gebräunt; in jedem Kiefer finden ſich vier Backzähne. Die Arten unterſcheiden ſich je nachdem das Stachelkleid vorhanden iſt oder fehlt und je nachdem der Schwanz behaart oder beſchuppt iſt.
Rengger gibt von einer den Lanzenratten ſehr naheſtehenden Schrotmaus (Mesomys spinosus) eine kurze Beſchreibung, welche wir wahrſcheinlich auch auf die Mitglieder unſerer Sippe anwenden dürfen. „Jch habe dieſe Stachelratte blos im ſüdlichen Theil von Paraguay angetroffen und auch dort kann man ihrer nur ſelten habhaft werden. Sie lebt oft in großen Geſellſchaften an ſanften Ab-
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Die Rammsratte (Cercomys cunicularius)
hängen ſandiger Hügel, wo ſie ſich einen unterirdiſchen, ſchlangenförmig ſich windenden Gang von fünf bis ſechs Fuß Länge und einigen Zoll Weite, aber kaum mehr als einen halben Fuß unter der Oberfläche der Erde gräbt. Dieſe Höhlung hat gewöhnlich nur einen Ausgang, zuweilen auch mehrere. Am Ende derſelben findet ſich ein aus dürren Gräſern verfertigtes Lager. Jn einem ſolchen traf ich zwei neugeworfene, blinde Junge an, bei denen die Stacheln auf dem Rücken noch ganz weich ſchienen.‟
„Die Nahrung des Thieres ſcheint aus Wurzeln von Gräfern und aus Samen von Früchten und Geſträuchen zu beſtehen, da, wo es ſich aufhält, keine anderen, für daſſelbe genießbaren Pflanzen vorkommen.‟
„Selten verläßt die Stachelratte bei hellem Tage ihr Lager, hingegen habe ich ſie bei einbrechen- der Dämmerung auf dem Felde oft mehr als 30 Schritte von ihrer Wohnung angetroffen. Man hört ſie zuweilen, wie ſchon Azara bemerkte, wenn man die Nacht im Freien zubringe, die Laute „Ku-tu‟ von ſich geben, weshalb ſie hin und wieder ſo genannt werden.‟
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Die Schrotmäuſe oder die Trugratten. — Die Rammsratten.
vier Zehen an den Vorderfüßen, welche außerdem noch eine Daumenwarze tragen, ſind mit kleinen,
etwas gebogenen Nägeln verſehen. Der Schwanz iſt ſtumpf am Ende und ſeiner ganzen Länge
nach fein behaart, der Pelz beſteht aus weichen Haaren, zwiſchen denen an den oberen und äußeren
Theilen des Körpers eine Menge ſchmaler, zweiſchneidiger, rückwärts gerichteter Stacheln hervor-
treten. Dieſe ſind platt gedrückt, auf der Oberſeite gratartig erhoben, auf der Unterſeite ausge-
kerbt. Die Nagezähne ſind ziemlich ſchmal und gewöhnlich gebräunt; in jedem Kiefer finden ſich vier
Backzähne. Die Arten unterſcheiden ſich je nachdem das Stachelkleid vorhanden iſt oder fehlt und je
nachdem der Schwanz behaart oder beſchuppt iſt.
Rengger gibt von einer den Lanzenratten ſehr naheſtehenden Schrotmaus (Mesomys spinosus)
eine kurze Beſchreibung, welche wir wahrſcheinlich auch auf die Mitglieder unſerer Sippe anwenden
dürfen. „Jch habe dieſe Stachelratte blos im ſüdlichen Theil von Paraguay angetroffen und auch
dort kann man ihrer nur ſelten habhaft werden. Sie lebt oft in großen Geſellſchaften an ſanften Ab-
[Abbildung Die Rammsratte (Cercomys cunicularius)]
hängen ſandiger Hügel, wo ſie ſich einen unterirdiſchen, ſchlangenförmig ſich windenden Gang
von fünf bis ſechs Fuß Länge und einigen Zoll Weite, aber kaum mehr als einen halben Fuß unter der
Oberfläche der Erde gräbt. Dieſe Höhlung hat gewöhnlich nur einen Ausgang, zuweilen auch mehrere.
Am Ende derſelben findet ſich ein aus dürren Gräſern verfertigtes Lager. Jn einem ſolchen traf ich
zwei neugeworfene, blinde Junge an, bei denen die Stacheln auf dem Rücken noch ganz weich
ſchienen.‟
„Die Nahrung des Thieres ſcheint aus Wurzeln von Gräfern und aus Samen von Früchten und
Geſträuchen zu beſtehen, da, wo es ſich aufhält, keine anderen, für daſſelbe genießbaren Pflanzen
vorkommen.‟
„Selten verläßt die Stachelratte bei hellem Tage ihr Lager, hingegen habe ich ſie bei einbrechen-
der Dämmerung auf dem Felde oft mehr als 30 Schritte von ihrer Wohnung angetroffen. Man
hört ſie zuweilen, wie ſchon Azara bemerkte, wenn man die Nacht im Freien zubringe, die Laute
„Ku-tu‟ von ſich geben, weshalb ſie hin und wieder ſo genannt werden.‟
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/226>, abgerufen am 27.11.2024.
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