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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865.

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Die Hüpfmaus.

Fast alle Arten sind durchaus unschädlich. Die freie Wüste bietet ihnen soviel, daß sie nicht
nöthig haben, den Menschen zu plündern. Nur eine einzige Art soll auch die Pflanzungen und Fel-
der besuchen und Schaden anrichten; der Nutzen, den sie durchschnittlich leisten, wiegt den geringen
Schaden aber vollständig auf. Sie liefern nämlich ein schmackhaftes Wildpret und auch ihre Felle wer-
den ab und zu benutzt.

Man theilt die Familie gegenwärtig in sechs Sippen ein, welche sich aber sämmtlich sehr nahe
stehen. Die Hüpfmaus (Jaculus labradorius) aus Nordamerika, Vertreter einer eigenen Sippe
mag die Reihe der von mir erwählten Springmäuse eröffnen. Sie schließt sich durch ihren Leibesbau
innig an die eigentlichen Springmäuse an; die Gestaltung und Behaarung ihres Schwanzes erinnert
aber noch lebhaft an die Mäuse. Jn ihrer Größe kommt sie ungefähr mit der Waldmaus (Mus
sylvaticus
) überein; denn sie ist eine der kleinsten Arten der ganzen Familie. Der Leib ist gestreckt
nach hinten etwas dicker, der Hals mäßig lang und dick, der Kopf lang und schmal, die Schnauze
mittellang und zugespitzt. Die Nasenkuppe ist behaart, der Mund klein und zurückgestellt, die Ohren
sind mäßig und eiförmig gestaltet, hoch und schmal und an der Spitze abgerundet; die Augen sind

[Abbildung] Die Hüpfmaus (Jaculus labradorius).
ziemlich klein, die Schnurren mäßig, aber doch nicht über Kopfeslänge. Die sehr kurzen, dünnen
Vorderbeine tragen vier Zehen und eine Daumenwarze, die wohl drei Mal längeren, verhältnißmäßig
aber schmächtigeren Hinterbeine dagegen fünf Zehen, von denen die beiden äußeren beträchtlich kürzer
als die drei mittleren sind. Alle Zehen, mit Ausnahme der Daumenwarze an den Vorderfüßen,
welche einen Plattnagel trägt, haben kurze, gekrümmte, schmale und zusammengedrückte Krallen.
Der sehr lange, runde Schwanz ist schon an der Wurzel dünn, verschmächtigt sich aber immer mehr
und endet in eine feine Spitze. Er ist geringelt und geschuppt und nur spärlich mit kurzen Haaren
bedeckt. Die glatte, anliegende und dichte Behaarung gleicht im allgemeinen der unserer Feldmaus,
nur ist sie etwas kürzer und weniger fein. Der Pelz ist auf der Oberseite dunkelleberbraun mit
braungelber Mischung, an den Seiten braungelb mit schwacher, schwarzer Sprenkelung, an der Unter-
seite weiß gefärbt; die Ohren sind an der Außenseite braun. Zuweilen nimmt die bräunlichgelbe
Färbung der Seiten einen ebensogroßen Raum ein, als die Rückenfarbe, im Winterkleide wird sie
dagegen gänzlich verdrängt, und das Dunkelbraun des Rückens verbreitet sich bis zur Unterseite. Die
Ohren sind schwarz und gelb behaart, die Mundränder weiß. Die Hinterfüße sind oben graulich,
die Vorderfüße weißlich. Die Leibeslänge beträgt 41/2 Zoll, die des Schwanzes 51/4 Zoll, die Höhe
am Widerrist kaum 2 Zoll.

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Die Hüpfmaus.

Faſt alle Arten ſind durchaus unſchädlich. Die freie Wüſte bietet ihnen ſoviel, daß ſie nicht
nöthig haben, den Menſchen zu plündern. Nur eine einzige Art ſoll auch die Pflanzungen und Fel-
der beſuchen und Schaden anrichten; der Nutzen, den ſie durchſchnittlich leiſten, wiegt den geringen
Schaden aber vollſtändig auf. Sie liefern nämlich ein ſchmackhaftes Wildpret und auch ihre Felle wer-
den ab und zu benutzt.

Man theilt die Familie gegenwärtig in ſechs Sippen ein, welche ſich aber ſämmtlich ſehr nahe
ſtehen. Die Hüpfmaus (Jaculus labradorius) aus Nordamerika, Vertreter einer eigenen Sippe
mag die Reihe der von mir erwählten Springmäuſe eröffnen. Sie ſchließt ſich durch ihren Leibesbau
innig an die eigentlichen Springmäuſe an; die Geſtaltung und Behaarung ihres Schwanzes erinnert
aber noch lebhaft an die Mäuſe. Jn ihrer Größe kommt ſie ungefähr mit der Waldmaus (Mus
sylvaticus
) überein; denn ſie iſt eine der kleinſten Arten der ganzen Familie. Der Leib iſt geſtreckt
nach hinten etwas dicker, der Hals mäßig lang und dick, der Kopf lang und ſchmal, die Schnauze
mittellang und zugeſpitzt. Die Naſenkuppe iſt behaart, der Mund klein und zurückgeſtellt, die Ohren
ſind mäßig und eiförmig geſtaltet, hoch und ſchmal und an der Spitze abgerundet; die Augen ſind

[Abbildung] Die Hüpfmaus (Jaculus labradorius).
ziemlich klein, die Schnurren mäßig, aber doch nicht über Kopfeslänge. Die ſehr kurzen, dünnen
Vorderbeine tragen vier Zehen und eine Daumenwarze, die wohl drei Mal längeren, verhältnißmäßig
aber ſchmächtigeren Hinterbeine dagegen fünf Zehen, von denen die beiden äußeren beträchtlich kürzer
als die drei mittleren ſind. Alle Zehen, mit Ausnahme der Daumenwarze an den Vorderfüßen,
welche einen Plattnagel trägt, haben kurze, gekrümmte, ſchmale und zuſammengedrückte Krallen.
Der ſehr lange, runde Schwanz iſt ſchon an der Wurzel dünn, verſchmächtigt ſich aber immer mehr
und endet in eine feine Spitze. Er iſt geringelt und geſchuppt und nur ſpärlich mit kurzen Haaren
bedeckt. Die glatte, anliegende und dichte Behaarung gleicht im allgemeinen der unſerer Feldmaus,
nur iſt ſie etwas kürzer und weniger fein. Der Pelz iſt auf der Oberſeite dunkelleberbraun mit
braungelber Miſchung, an den Seiten braungelb mit ſchwacher, ſchwarzer Sprenkelung, an der Unter-
ſeite weiß gefärbt; die Ohren ſind an der Außenſeite braun. Zuweilen nimmt die bräunlichgelbe
Färbung der Seiten einen ebenſogroßen Raum ein, als die Rückenfarbe, im Winterkleide wird ſie
dagegen gänzlich verdrängt, und das Dunkelbraun des Rückens verbreitet ſich bis zur Unterſeite. Die
Ohren ſind ſchwarz und gelb behaart, die Mundränder weiß. Die Hinterfüße ſind oben graulich,
die Vorderfüße weißlich. Die Leibeslänge beträgt 4½ Zoll, die des Schwanzes 5¼ Zoll, die Höhe
am Widerriſt kaum 2 Zoll.

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[179/0195] Die Hüpfmaus. Faſt alle Arten ſind durchaus unſchädlich. Die freie Wüſte bietet ihnen ſoviel, daß ſie nicht nöthig haben, den Menſchen zu plündern. Nur eine einzige Art ſoll auch die Pflanzungen und Fel- der beſuchen und Schaden anrichten; der Nutzen, den ſie durchſchnittlich leiſten, wiegt den geringen Schaden aber vollſtändig auf. Sie liefern nämlich ein ſchmackhaftes Wildpret und auch ihre Felle wer- den ab und zu benutzt. Man theilt die Familie gegenwärtig in ſechs Sippen ein, welche ſich aber ſämmtlich ſehr nahe ſtehen. Die Hüpfmaus (Jaculus labradorius) aus Nordamerika, Vertreter einer eigenen Sippe mag die Reihe der von mir erwählten Springmäuſe eröffnen. Sie ſchließt ſich durch ihren Leibesbau innig an die eigentlichen Springmäuſe an; die Geſtaltung und Behaarung ihres Schwanzes erinnert aber noch lebhaft an die Mäuſe. Jn ihrer Größe kommt ſie ungefähr mit der Waldmaus (Mus sylvaticus) überein; denn ſie iſt eine der kleinſten Arten der ganzen Familie. Der Leib iſt geſtreckt nach hinten etwas dicker, der Hals mäßig lang und dick, der Kopf lang und ſchmal, die Schnauze mittellang und zugeſpitzt. Die Naſenkuppe iſt behaart, der Mund klein und zurückgeſtellt, die Ohren ſind mäßig und eiförmig geſtaltet, hoch und ſchmal und an der Spitze abgerundet; die Augen ſind [Abbildung Die Hüpfmaus (Jaculus labradorius).] ziemlich klein, die Schnurren mäßig, aber doch nicht über Kopfeslänge. Die ſehr kurzen, dünnen Vorderbeine tragen vier Zehen und eine Daumenwarze, die wohl drei Mal längeren, verhältnißmäßig aber ſchmächtigeren Hinterbeine dagegen fünf Zehen, von denen die beiden äußeren beträchtlich kürzer als die drei mittleren ſind. Alle Zehen, mit Ausnahme der Daumenwarze an den Vorderfüßen, welche einen Plattnagel trägt, haben kurze, gekrümmte, ſchmale und zuſammengedrückte Krallen. Der ſehr lange, runde Schwanz iſt ſchon an der Wurzel dünn, verſchmächtigt ſich aber immer mehr und endet in eine feine Spitze. Er iſt geringelt und geſchuppt und nur ſpärlich mit kurzen Haaren bedeckt. Die glatte, anliegende und dichte Behaarung gleicht im allgemeinen der unſerer Feldmaus, nur iſt ſie etwas kürzer und weniger fein. Der Pelz iſt auf der Oberſeite dunkelleberbraun mit braungelber Miſchung, an den Seiten braungelb mit ſchwacher, ſchwarzer Sprenkelung, an der Unter- ſeite weiß gefärbt; die Ohren ſind an der Außenſeite braun. Zuweilen nimmt die bräunlichgelbe Färbung der Seiten einen ebenſogroßen Raum ein, als die Rückenfarbe, im Winterkleide wird ſie dagegen gänzlich verdrängt, und das Dunkelbraun des Rückens verbreitet ſich bis zur Unterſeite. Die Ohren ſind ſchwarz und gelb behaart, die Mundränder weiß. Die Hinterfüße ſind oben graulich, die Vorderfüße weißlich. Die Leibeslänge beträgt 4½ Zoll, die des Schwanzes 5¼ Zoll, die Höhe am Widerriſt kaum 2 Zoll. 12*

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/195>, abgerufen am 02.05.2024.