mehr zum Bau der Wandungen einer Burg benutzt werden. Die Rinde der Zweige frißt die Gesell- schaft gleich ab oder speichert sie auf den Winter auf. Dietrich aus dem Winkell hat das Glück gehabt, einmal einen Biber mit seinen Jungen unweit Dessau zu beobachten. "Jn der Dämme- rung," sagt er, "kam die Familie rasch im Wasser herangezogen und schwamm bis zum An- stieg. Hier trat die Mutter zuerst allein an das Land und ging, nachdem sie, den Schwanz noch im Wasser hängend, einen Augenblick gesichert hatte, in das Weidicht. Eilig in ihrer Art, folgten ihr die drei Jungen, welche ungefähr die Größe einer halbwüchsigen Katze haben mochten. Kaum waren auch sie im Holze, als das durch schnelles Schneiden veranlaßte, schnarrende Getöse hörbar wurde, und nach Verlauf einiger Minuten fiel die Stange. Noch eiliger und vollständiger wurde nun der erwähnte Laut, weil die ganze Familie in Thätigkeit war, um die Zweige abzusondern, vielleicht auch, um gleich auf der Stelle Schale davon zu äßen. Nach einiger Zeit kam die Alte, das Ende einer Wei- denstange mit der Schnauze erfaßt, jedoch auf allen vier Läufen gehend, zum Vorschein. Gleichmäßig waren sämmtliche Junge hinter ihr zu beiden Seiten des Stabes vertheilt und emsig beschäftigt, ihn an und in das Wasser zu schaffen. Nach einer kurzen Ruhe wurde er dann von der ganzen Gesell- schaft wieder mit der Schnauze gefaßt und höchst eilig und ohne auszuruhen, schwammen sie mit ihrer Beute denselben Weg zurück, auf welchem sie gekommen waren." Auch Meyerinck gibt an, daß mehrere Biber einen dickeren Stamm mit den Zähnen in das Wasser ziehen, fügt aber hinzu, daß sie denselben vorher gewöhnlich in 3 bis 6 Fuß lange Stücken schneiden.
Am liebsten wählen die Thiere Weiden, Pappeln, Erlen, Eschen und Birken zu ihrer Nahrung und bezüglich zu ihren Bauen; seltener nehmen sie auch Rüstern und Eichen, deren Härte ihnen mehr Arbeit macht.
Der Biber ist, wie die meisten Nager, mehr während der Nacht als bei Tage thätig. Nur in ganz abgelegenen Gegenden, wo sie lange Zeit keinen Menschen zu sehen bekommen, treiben sie sich auch während des Tages umher. "Kurz nach Sonnenuntergang," sagt Meyerinck, "verlassen sie die Gruben, pfeifen laut und fallen mit Geräusch ins Wasser. Sie schwimmen eine Zeit lang in der Nähe der Burg, gegen den Strom so schnell, als abwärts, und, je nachdem sie sich sicher glauben, kom- men sie entweder mit Nase und Stirn oder mit Kopf und Rücken über das Wasser empor. Haben sie sich gesichert, so steigen sie ans Land und gehen funfzig Schritt und noch weiter vom Flusse ab, um Bäume zur Aeßung oder zu ihren Bauten abzuschneiden. Sie entfernen sich von der Burg schwimmend bis eine halbe Meile, kehren aber immer in derselben Nacht zurück. Auch im Winter gehen sie des Nachts ihrer Nahrung nach, verlassen jedoch zuweilen 8 bis 14 Tage die Wohnung nicht und äßen sich mit der Rinde der Weidenknüppel, welche im Herbst in die Gruben getragen und mit denen die Ausgänge nach der Landseite zu verstopft werden."
Das Eis zernagen sie sich, wie Prinz Max von Wied angibt, nach Bedürfniß; und da, wo das Wasser bis auf den Grund gefriert, graben sie sich Röhren im Schlamme unter dem Eise.
Der Biber ist durchaus nicht so plump und unbeholfen als er aussieht. Jm Wasser sind seine Bewegungen sehr geschickt, rasch und sicher. Er schwimmt mit den Hinterbeinen und steuert mit dem Schwanze; die Vorderglieder gebraucht er fast nie zum Rudern, sondern legt sie vorgestreckt unter das Kinn. Auf dem Lande läuft er einen unbeholfenen Trab. Sein Gang und seine Bewegungen erinnern lebhaft an die des Hamsters. Zum Sichern richtet er sich auf den Hinterfüßen hoch empor und beim Aeßen sitzt er aufrecht, faßt die Zweige mit den Vorderbeinen, dreht sie beständig schnell herum und nagt die Rinde ab. Die Beweglichkeit der Kinnladen ist dabei aber schneller als beim Eichhörnchen und Hamster. Gern sitzt er während des Aeßens nahe dem tiefen Wasser, mit dem Gesicht dahin gekehrt, um bei Gefahr augenblicklich flüchten zu können. Von noch stehenden Bäumen und Sträuchern äßt er niemals die Rinde ab, wie andere Nager es zu thun pflegen; das Abschneiden der Zweige ist ihm ein Bedürfniß. Gewöhnlich fällt er mehr als er zu seiner Nahrung und zu seinen Bauen braucht.
Der Biber.
mehr zum Bau der Wandungen einer Burg benutzt werden. Die Rinde der Zweige frißt die Geſell- ſchaft gleich ab oder ſpeichert ſie auf den Winter auf. Dietrich aus dem Winkell hat das Glück gehabt, einmal einen Biber mit ſeinen Jungen unweit Deſſau zu beobachten. „Jn der Dämme- rung,‟ ſagt er, „kam die Familie raſch im Waſſer herangezogen und ſchwamm bis zum An- ſtieg. Hier trat die Mutter zuerſt allein an das Land und ging, nachdem ſie, den Schwanz noch im Waſſer hängend, einen Augenblick geſichert hatte, in das Weidicht. Eilig in ihrer Art, folgten ihr die drei Jungen, welche ungefähr die Größe einer halbwüchſigen Katze haben mochten. Kaum waren auch ſie im Holze, als das durch ſchnelles Schneiden veranlaßte, ſchnarrende Getöſe hörbar wurde, und nach Verlauf einiger Minuten fiel die Stange. Noch eiliger und vollſtändiger wurde nun der erwähnte Laut, weil die ganze Familie in Thätigkeit war, um die Zweige abzuſondern, vielleicht auch, um gleich auf der Stelle Schale davon zu äßen. Nach einiger Zeit kam die Alte, das Ende einer Wei- denſtange mit der Schnauze erfaßt, jedoch auf allen vier Läufen gehend, zum Vorſchein. Gleichmäßig waren ſämmtliche Junge hinter ihr zu beiden Seiten des Stabes vertheilt und emſig beſchäftigt, ihn an und in das Waſſer zu ſchaffen. Nach einer kurzen Ruhe wurde er dann von der ganzen Geſell- ſchaft wieder mit der Schnauze gefaßt und höchſt eilig und ohne auszuruhen, ſchwammen ſie mit ihrer Beute denſelben Weg zurück, auf welchem ſie gekommen waren.‟ Auch Meyerinck gibt an, daß mehrere Biber einen dickeren Stamm mit den Zähnen in das Waſſer ziehen, fügt aber hinzu, daß ſie denſelben vorher gewöhnlich in 3 bis 6 Fuß lange Stücken ſchneiden.
Am liebſten wählen die Thiere Weiden, Pappeln, Erlen, Eſchen und Birken zu ihrer Nahrung und bezüglich zu ihren Bauen; ſeltener nehmen ſie auch Rüſtern und Eichen, deren Härte ihnen mehr Arbeit macht.
Der Biber iſt, wie die meiſten Nager, mehr während der Nacht als bei Tage thätig. Nur in ganz abgelegenen Gegenden, wo ſie lange Zeit keinen Menſchen zu ſehen bekommen, treiben ſie ſich auch während des Tages umher. „Kurz nach Sonnenuntergang,‟ ſagt Meyerinck, „verlaſſen ſie die Gruben, pfeifen laut und fallen mit Geräuſch ins Waſſer. Sie ſchwimmen eine Zeit lang in der Nähe der Burg, gegen den Strom ſo ſchnell, als abwärts, und, je nachdem ſie ſich ſicher glauben, kom- men ſie entweder mit Naſe und Stirn oder mit Kopf und Rücken über das Waſſer empor. Haben ſie ſich geſichert, ſo ſteigen ſie ans Land und gehen funfzig Schritt und noch weiter vom Fluſſe ab, um Bäume zur Aeßung oder zu ihren Bauten abzuſchneiden. Sie entfernen ſich von der Burg ſchwimmend bis eine halbe Meile, kehren aber immer in derſelben Nacht zurück. Auch im Winter gehen ſie des Nachts ihrer Nahrung nach, verlaſſen jedoch zuweilen 8 bis 14 Tage die Wohnung nicht und äßen ſich mit der Rinde der Weidenknüppel, welche im Herbſt in die Gruben getragen und mit denen die Ausgänge nach der Landſeite zu verſtopft werden.‟
Das Eis zernagen ſie ſich, wie Prinz Max von Wied angibt, nach Bedürfniß; und da, wo das Waſſer bis auf den Grund gefriert, graben ſie ſich Röhren im Schlamme unter dem Eiſe.
Der Biber iſt durchaus nicht ſo plump und unbeholfen als er ausſieht. Jm Waſſer ſind ſeine Bewegungen ſehr geſchickt, raſch und ſicher. Er ſchwimmt mit den Hinterbeinen und ſteuert mit dem Schwanze; die Vorderglieder gebraucht er faſt nie zum Rudern, ſondern legt ſie vorgeſtreckt unter das Kinn. Auf dem Lande läuft er einen unbeholfenen Trab. Sein Gang und ſeine Bewegungen erinnern lebhaft an die des Hamſters. Zum Sichern richtet er ſich auf den Hinterfüßen hoch empor und beim Aeßen ſitzt er aufrecht, faßt die Zweige mit den Vorderbeinen, dreht ſie beſtändig ſchnell herum und nagt die Rinde ab. Die Beweglichkeit der Kinnladen iſt dabei aber ſchneller als beim Eichhörnchen und Hamſter. Gern ſitzt er während des Aeßens nahe dem tiefen Waſſer, mit dem Geſicht dahin gekehrt, um bei Gefahr augenblicklich flüchten zu können. Von noch ſtehenden Bäumen und Sträuchern äßt er niemals die Rinde ab, wie andere Nager es zu thun pflegen; das Abſchneiden der Zweige iſt ihm ein Bedürfniß. Gewöhnlich fällt er mehr als er zu ſeiner Nahrung und zu ſeinen Bauen braucht.
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[174/0190]
Der Biber.
mehr zum Bau der Wandungen einer Burg benutzt werden. Die Rinde der Zweige frißt die Geſell-
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gehabt, einmal einen Biber mit ſeinen Jungen unweit Deſſau zu beobachten. „Jn der Dämme-
rung,‟ ſagt er, „kam die Familie raſch im Waſſer herangezogen und ſchwamm bis zum An-
ſtieg. Hier trat die Mutter zuerſt allein an das Land und ging, nachdem ſie, den Schwanz noch im
Waſſer hängend, einen Augenblick geſichert hatte, in das Weidicht. Eilig in ihrer Art, folgten ihr
die drei Jungen, welche ungefähr die Größe einer halbwüchſigen Katze haben mochten. Kaum waren
auch ſie im Holze, als das durch ſchnelles Schneiden veranlaßte, ſchnarrende Getöſe hörbar wurde,
und nach Verlauf einiger Minuten fiel die Stange. Noch eiliger und vollſtändiger wurde nun der
erwähnte Laut, weil die ganze Familie in Thätigkeit war, um die Zweige abzuſondern, vielleicht auch,
um gleich auf der Stelle Schale davon zu äßen. Nach einiger Zeit kam die Alte, das Ende einer Wei-
denſtange mit der Schnauze erfaßt, jedoch auf allen vier Läufen gehend, zum Vorſchein. Gleichmäßig
waren ſämmtliche Junge hinter ihr zu beiden Seiten des Stabes vertheilt und emſig beſchäftigt, ihn
an und in das Waſſer zu ſchaffen. Nach einer kurzen Ruhe wurde er dann von der ganzen Geſell-
ſchaft wieder mit der Schnauze gefaßt und höchſt eilig und ohne auszuruhen, ſchwammen ſie mit
ihrer Beute denſelben Weg zurück, auf welchem ſie gekommen waren.‟ Auch Meyerinck gibt an,
daß mehrere Biber einen dickeren Stamm mit den Zähnen in das Waſſer ziehen, fügt aber hinzu,
daß ſie denſelben vorher gewöhnlich in 3 bis 6 Fuß lange Stücken ſchneiden.
Am liebſten wählen die Thiere Weiden, Pappeln, Erlen, Eſchen und Birken zu ihrer Nahrung
und bezüglich zu ihren Bauen; ſeltener nehmen ſie auch Rüſtern und Eichen, deren Härte ihnen
mehr Arbeit macht.
Der Biber iſt, wie die meiſten Nager, mehr während der Nacht als bei Tage thätig. Nur in
ganz abgelegenen Gegenden, wo ſie lange Zeit keinen Menſchen zu ſehen bekommen, treiben ſie ſich
auch während des Tages umher. „Kurz nach Sonnenuntergang,‟ ſagt Meyerinck, „verlaſſen ſie
die Gruben, pfeifen laut und fallen mit Geräuſch ins Waſſer. Sie ſchwimmen eine Zeit lang in der
Nähe der Burg, gegen den Strom ſo ſchnell, als abwärts, und, je nachdem ſie ſich ſicher glauben, kom-
men ſie entweder mit Naſe und Stirn oder mit Kopf und Rücken über das Waſſer empor.
Haben ſie ſich geſichert, ſo ſteigen ſie ans Land und gehen funfzig Schritt und noch weiter vom Fluſſe
ab, um Bäume zur Aeßung oder zu ihren Bauten abzuſchneiden. Sie entfernen ſich von der Burg
ſchwimmend bis eine halbe Meile, kehren aber immer in derſelben Nacht zurück. Auch im Winter
gehen ſie des Nachts ihrer Nahrung nach, verlaſſen jedoch zuweilen 8 bis 14 Tage die Wohnung
nicht und äßen ſich mit der Rinde der Weidenknüppel, welche im Herbſt in die Gruben getragen und
mit denen die Ausgänge nach der Landſeite zu verſtopft werden.‟
Das Eis zernagen ſie ſich, wie Prinz Max von Wied angibt, nach Bedürfniß; und da, wo
das Waſſer bis auf den Grund gefriert, graben ſie ſich Röhren im Schlamme unter dem Eiſe.
Der Biber iſt durchaus nicht ſo plump und unbeholfen als er ausſieht. Jm Waſſer ſind ſeine
Bewegungen ſehr geſchickt, raſch und ſicher. Er ſchwimmt mit den Hinterbeinen und ſteuert mit
dem Schwanze; die Vorderglieder gebraucht er faſt nie zum Rudern, ſondern legt ſie vorgeſtreckt unter
das Kinn. Auf dem Lande läuft er einen unbeholfenen Trab. Sein Gang und ſeine Bewegungen
erinnern lebhaft an die des Hamſters. Zum Sichern richtet er ſich auf den Hinterfüßen hoch
empor und beim Aeßen ſitzt er aufrecht, faßt die Zweige mit den Vorderbeinen, dreht ſie beſtändig
ſchnell herum und nagt die Rinde ab. Die Beweglichkeit der Kinnladen iſt dabei aber ſchneller als beim
Eichhörnchen und Hamſter. Gern ſitzt er während des Aeßens nahe dem tiefen Waſſer, mit dem
Geſicht dahin gekehrt, um bei Gefahr augenblicklich flüchten zu können. Von noch ſtehenden Bäumen
und Sträuchern äßt er niemals die Rinde ab, wie andere Nager es zu thun pflegen; das Abſchneiden
der Zweige iſt ihm ein Bedürfniß. Gewöhnlich fällt er mehr als er zu ſeiner Nahrung und zu
ſeinen Bauen braucht.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/190>, abgerufen am 17.07.2024.
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