hatten jedoch den Bau bald wieder zerstört und die Biber vereinzelt; doch hofft ihr Schutzherr, daß sie sich wieder sammeln würden.
Weit häufiger als in Europa findet sich unser Nager in Asien. Die großen Ströme Sibiriens beherbergen ihn noch in Menge, und auch in den größeren und kleineren Flüssen, welche in das kas- pische Meer sich ergießen, ist er noch ziemlich häufig. Jn Amerika war er gemein, ist aber durch die unablässige Verfolgung auch schon sehr zusammen geschmolzen. La Hontan, welcher vor etwa 180 Jahren Amerika bereiste, erzählt, daß man in den Wäldern von Canada nicht 4 bis 5 Stunden gehen könne, ohne auf einen Biberteich zu stoßen. Die eigentlichen Jagdplätze sind viele Teiche, z. B. am Flusse der Puants, westlich von dem See Jllinois, liegen in einer Strecke von 20 Stunden mehr als 60 Biberteiche, wo die Jäger den ganzen Winter zu thun haben. Da nun schon seit mehreren hundert Jahren aus Canada allein jährlich über 4000 Biberfelle ausgeführt worden sind, hat die Anzahl der Thiere, wie leicht erklärlich, ungemein abgenommen. Audubon gibt (1849) blos noch Labrador, Neufundland, Kanada und einzelne Gegenden der Staaten Maine und Massachussets als Heimatsländer des Thieres an, fügt jedoch hinzu, daß er in verschiedenen wenig bebauten Gegenden der vereinigten Staaten einzeln noch gefunden werde. So muß man schon gegenwärtig Tau- sende von Meilen durchreisen, ehe man das eigentliche Leben und Treiben des Bibers kennen lernen kann.
Der Biber ist einer der größten Nager. Bei erwachsenen Männchen beträgt die Leibeslänge 21/2 bis 3 Fuß, die Länge des Schwanzes 1 Fuß, die Höhe am Widerrist 11 Zoll, das Gewicht 40 bis 50 Pfund. Zwischen dem Biber, welcher Amerika, und dem, welcher die alte Welt be- wohnt, besteht der einzige Unterschied darin, daß jener eine gewölbtere Gesichtslinie und einen dunk- leren Pelz hat, als dieser. Der Leib ist plump und stark, hinten bedeutend dicker als vorn. Der Rücken ist gewölbt, der Bauch hängend, der Hals kurz und dick, der Kopf hinten breit, nach vorn ver- schmälert, plattscheitelig, kurz- und stumpfschnäuzig; die Beine sind kurz und sehr kräftig, die hinteren etwas länger als die vorderen, die Füße fünfzehig und die hinteren bis an die Krallen durch eine breite Schwimmhaut mit einander verbunden. Der Schwanz, welcher sich nicht deutlich vom Rumpfe scheidet, ist an der Wurzel rund, in der Mitte oben und unten platt gedrückt, bis fünf Zoll breit, an der Spitze stumpf abgerundet, an den Rändern fast schneidig, von oben gesehen eirund gestaltet. Die länglich runden Ohren sind klein und kurz, fast unter dem Pelz versteckt, innen und außen behaart und können so an den Kopf angelegt werden, daß sie den Gehörgang fast vollständig ver- schließen. Die Augen sind klein und durch eine Nickhaut ausgezeichnet. Jhr Stern steht senkrecht. Die Nasenlöcher sind mit wulstigen Flügeln versehen und können ebenfalls geschlossen werden. Die Mundspalte ist klein, die Oberlippe breit, in der Mitte gefurcht und nach abwärts gespalten. Mit Ausnahme der Sohlen und Schwimmhäute, sowie der letzten Zweidrittel des Schwanzes ist der Biber überall behaart, und zwar besteht das Fell aus einem außerordentlichen, dichten, flockigen, seiden- artigen Wollhaar und dünnerstehenden, langen, starken, steifen und glänzenden Grannen, welche am Kopf und Unterrücken kurz, an dem übrigen Körper aber 2 Zoll lang sind. Auf den Oberlippen sitzen einige Reihen dicker und steifer, nicht eben langer Borsten. Die Färbung der Oberseite ist ein dunkles Kastanienbraun, welches mehr oder weniger ins Grauliche zieht. Die Unterseite ist heller, das Wollhaar an der Wurzel silbergrau, gegen die Spitze gelblichbraun. Die Füße sind dunkler gefärbt als der Körper, der Schwanz ist an der Wurzel im ersten Drittel sehr lang behaart, im übrigen aber nackt und mit kleinen, länglichen, runden, fast sechseckigen, platten Hautgruben bedeckt, zwischen denen einzelne kurze, steife, nach rückwärts gerichtete Haare hervortreten. Die Färbung dieser nackten Theile ist ein blasses, schwärzliches Grau mit bläulichem Anfluge. Hinsichtlich der allgemeinen Färbung des Felles kommen Abweichungen vor, indem sie bald mehr in das Schwarze, bald mehr in das Graue, zuweilen auch in das Röthlichweiße zieht. Sehr selten findet man auch weiße und gefleckte Biber.
Der innere Leibesbau zeigt manche Eigenthümlichkeit. Die safrangelben Nagezähne sind sehr groß und stark, vorn flach, glatt, im Querschnitt fast dreischneidig, an der Seite meiselförmig. Sie
Der Biber.
hatten jedoch den Bau bald wieder zerſtört und die Biber vereinzelt; doch hofft ihr Schutzherr, daß ſie ſich wieder ſammeln würden.
Weit häufiger als in Europa findet ſich unſer Nager in Aſien. Die großen Ströme Sibiriens beherbergen ihn noch in Menge, und auch in den größeren und kleineren Flüſſen, welche in das kas- piſche Meer ſich ergießen, iſt er noch ziemlich häufig. Jn Amerika war er gemein, iſt aber durch die unabläſſige Verfolgung auch ſchon ſehr zuſammen geſchmolzen. La Hontan, welcher vor etwa 180 Jahren Amerika bereiſte, erzählt, daß man in den Wäldern von Canada nicht 4 bis 5 Stunden gehen könne, ohne auf einen Biberteich zu ſtoßen. Die eigentlichen Jagdplätze ſind viele Teiche, z. B. am Fluſſe der Puants, weſtlich von dem See Jllinois, liegen in einer Strecke von 20 Stunden mehr als 60 Biberteiche, wo die Jäger den ganzen Winter zu thun haben. Da nun ſchon ſeit mehreren hundert Jahren aus Canada allein jährlich über 4000 Biberfelle ausgeführt worden ſind, hat die Anzahl der Thiere, wie leicht erklärlich, ungemein abgenommen. Audubon gibt (1849) blos noch Labrador, Neufundland, Kanada und einzelne Gegenden der Staaten Maine und Maſſachuſſets als Heimatsländer des Thieres an, fügt jedoch hinzu, daß er in verſchiedenen wenig bebauten Gegenden der vereinigten Staaten einzeln noch gefunden werde. So muß man ſchon gegenwärtig Tau- ſende von Meilen durchreiſen, ehe man das eigentliche Leben und Treiben des Bibers kennen lernen kann.
Der Biber iſt einer der größten Nager. Bei erwachſenen Männchen beträgt die Leibeslänge 2½ bis 3 Fuß, die Länge des Schwanzes 1 Fuß, die Höhe am Widerriſt 11 Zoll, das Gewicht 40 bis 50 Pfund. Zwiſchen dem Biber, welcher Amerika, und dem, welcher die alte Welt be- wohnt, beſteht der einzige Unterſchied darin, daß jener eine gewölbtere Geſichtslinie und einen dunk- leren Pelz hat, als dieſer. Der Leib iſt plump und ſtark, hinten bedeutend dicker als vorn. Der Rücken iſt gewölbt, der Bauch hängend, der Hals kurz und dick, der Kopf hinten breit, nach vorn ver- ſchmälert, plattſcheitelig, kurz- und ſtumpfſchnäuzig; die Beine ſind kurz und ſehr kräftig, die hinteren etwas länger als die vorderen, die Füße fünfzehig und die hinteren bis an die Krallen durch eine breite Schwimmhaut mit einander verbunden. Der Schwanz, welcher ſich nicht deutlich vom Rumpfe ſcheidet, iſt an der Wurzel rund, in der Mitte oben und unten platt gedrückt, bis fünf Zoll breit, an der Spitze ſtumpf abgerundet, an den Rändern faſt ſchneidig, von oben geſehen eirund geſtaltet. Die länglich runden Ohren ſind klein und kurz, faſt unter dem Pelz verſteckt, innen und außen behaart und können ſo an den Kopf angelegt werden, daß ſie den Gehörgang faſt vollſtändig ver- ſchließen. Die Augen ſind klein und durch eine Nickhaut ausgezeichnet. Jhr Stern ſteht ſenkrecht. Die Naſenlöcher ſind mit wulſtigen Flügeln verſehen und können ebenfalls geſchloſſen werden. Die Mundſpalte iſt klein, die Oberlippe breit, in der Mitte gefurcht und nach abwärts geſpalten. Mit Ausnahme der Sohlen und Schwimmhäute, ſowie der letzten Zweidrittel des Schwanzes iſt der Biber überall behaart, und zwar beſteht das Fell aus einem außerordentlichen, dichten, flockigen, ſeiden- artigen Wollhaar und dünnerſtehenden, langen, ſtarken, ſteifen und glänzenden Grannen, welche am Kopf und Unterrücken kurz, an dem übrigen Körper aber 2 Zoll lang ſind. Auf den Oberlippen ſitzen einige Reihen dicker und ſteifer, nicht eben langer Borſten. Die Färbung der Oberſeite iſt ein dunkles Kaſtanienbraun, welches mehr oder weniger ins Grauliche zieht. Die Unterſeite iſt heller, das Wollhaar an der Wurzel ſilbergrau, gegen die Spitze gelblichbraun. Die Füße ſind dunkler gefärbt als der Körper, der Schwanz iſt an der Wurzel im erſten Drittel ſehr lang behaart, im übrigen aber nackt und mit kleinen, länglichen, runden, faſt ſechseckigen, platten Hautgruben bedeckt, zwiſchen denen einzelne kurze, ſteife, nach rückwärts gerichtete Haare hervortreten. Die Färbung dieſer nackten Theile iſt ein blaſſes, ſchwärzliches Grau mit bläulichem Anfluge. Hinſichtlich der allgemeinen Färbung des Felles kommen Abweichungen vor, indem ſie bald mehr in das Schwarze, bald mehr in das Graue, zuweilen auch in das Röthlichweiße zieht. Sehr ſelten findet man auch weiße und gefleckte Biber.
Der innere Leibesbau zeigt manche Eigenthümlichkeit. Die ſafrangelben Nagezähne ſind ſehr groß und ſtark, vorn flach, glatt, im Querſchnitt faſt dreiſchneidig, an der Seite meiſelförmig. Sie
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[171/0187]
Der Biber.
hatten jedoch den Bau bald wieder zerſtört und die Biber vereinzelt; doch hofft ihr Schutzherr, daß
ſie ſich wieder ſammeln würden.
Weit häufiger als in Europa findet ſich unſer Nager in Aſien. Die großen Ströme Sibiriens
beherbergen ihn noch in Menge, und auch in den größeren und kleineren Flüſſen, welche in das kas-
piſche Meer ſich ergießen, iſt er noch ziemlich häufig. Jn Amerika war er gemein, iſt aber durch die
unabläſſige Verfolgung auch ſchon ſehr zuſammen geſchmolzen. La Hontan, welcher vor etwa 180
Jahren Amerika bereiſte, erzählt, daß man in den Wäldern von Canada nicht 4 bis 5 Stunden gehen
könne, ohne auf einen Biberteich zu ſtoßen. Die eigentlichen Jagdplätze ſind viele Teiche, z. B. am
Fluſſe der Puants, weſtlich von dem See Jllinois, liegen in einer Strecke von 20 Stunden mehr
als 60 Biberteiche, wo die Jäger den ganzen Winter zu thun haben. Da nun ſchon ſeit mehreren
hundert Jahren aus Canada allein jährlich über 4000 Biberfelle ausgeführt worden ſind, hat die
Anzahl der Thiere, wie leicht erklärlich, ungemein abgenommen. Audubon gibt (1849) blos noch
Labrador, Neufundland, Kanada und einzelne Gegenden der Staaten Maine und Maſſachuſſets als
Heimatsländer des Thieres an, fügt jedoch hinzu, daß er in verſchiedenen wenig bebauten Gegenden
der vereinigten Staaten einzeln noch gefunden werde. So muß man ſchon gegenwärtig Tau-
ſende von Meilen durchreiſen, ehe man das eigentliche Leben und Treiben des Bibers kennen
lernen kann.
Der Biber iſt einer der größten Nager. Bei erwachſenen Männchen beträgt die Leibeslänge
2½ bis 3 Fuß, die Länge des Schwanzes 1 Fuß, die Höhe am Widerriſt 11 Zoll, das Gewicht
40 bis 50 Pfund. Zwiſchen dem Biber, welcher Amerika, und dem, welcher die alte Welt be-
wohnt, beſteht der einzige Unterſchied darin, daß jener eine gewölbtere Geſichtslinie und einen dunk-
leren Pelz hat, als dieſer. Der Leib iſt plump und ſtark, hinten bedeutend dicker als vorn. Der
Rücken iſt gewölbt, der Bauch hängend, der Hals kurz und dick, der Kopf hinten breit, nach vorn ver-
ſchmälert, plattſcheitelig, kurz- und ſtumpfſchnäuzig; die Beine ſind kurz und ſehr kräftig, die hinteren
etwas länger als die vorderen, die Füße fünfzehig und die hinteren bis an die Krallen durch eine
breite Schwimmhaut mit einander verbunden. Der Schwanz, welcher ſich nicht deutlich vom Rumpfe
ſcheidet, iſt an der Wurzel rund, in der Mitte oben und unten platt gedrückt, bis fünf Zoll breit, an
der Spitze ſtumpf abgerundet, an den Rändern faſt ſchneidig, von oben geſehen eirund geſtaltet.
Die länglich runden Ohren ſind klein und kurz, faſt unter dem Pelz verſteckt, innen und außen
behaart und können ſo an den Kopf angelegt werden, daß ſie den Gehörgang faſt vollſtändig ver-
ſchließen. Die Augen ſind klein und durch eine Nickhaut ausgezeichnet. Jhr Stern ſteht ſenkrecht.
Die Naſenlöcher ſind mit wulſtigen Flügeln verſehen und können ebenfalls geſchloſſen werden. Die
Mundſpalte iſt klein, die Oberlippe breit, in der Mitte gefurcht und nach abwärts geſpalten. Mit
Ausnahme der Sohlen und Schwimmhäute, ſowie der letzten Zweidrittel des Schwanzes iſt der
Biber überall behaart, und zwar beſteht das Fell aus einem außerordentlichen, dichten, flockigen, ſeiden-
artigen Wollhaar und dünnerſtehenden, langen, ſtarken, ſteifen und glänzenden Grannen, welche am
Kopf und Unterrücken kurz, an dem übrigen Körper aber 2 Zoll lang ſind. Auf den Oberlippen ſitzen
einige Reihen dicker und ſteifer, nicht eben langer Borſten. Die Färbung der Oberſeite iſt ein dunkles
Kaſtanienbraun, welches mehr oder weniger ins Grauliche zieht. Die Unterſeite iſt heller, das Wollhaar
an der Wurzel ſilbergrau, gegen die Spitze gelblichbraun. Die Füße ſind dunkler gefärbt als der
Körper, der Schwanz iſt an der Wurzel im erſten Drittel ſehr lang behaart, im übrigen aber nackt
und mit kleinen, länglichen, runden, faſt ſechseckigen, platten Hautgruben bedeckt, zwiſchen denen einzelne
kurze, ſteife, nach rückwärts gerichtete Haare hervortreten. Die Färbung dieſer nackten Theile iſt
ein blaſſes, ſchwärzliches Grau mit bläulichem Anfluge. Hinſichtlich der allgemeinen Färbung des
Felles kommen Abweichungen vor, indem ſie bald mehr in das Schwarze, bald mehr in das Graue,
zuweilen auch in das Röthlichweiße zieht. Sehr ſelten findet man auch weiße und gefleckte Biber.
Der innere Leibesbau zeigt manche Eigenthümlichkeit. Die ſafrangelben Nagezähne ſind ſehr
groß und ſtark, vorn flach, glatt, im Querſchnitt faſt dreiſchneidig, an der Seite meiſelförmig. Sie
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/187>, abgerufen am 28.11.2024.
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