Maulwurfs bewerkstelligt, läßt er seinen Leib so wenig als möglich sichtbar werden und zieht sich augenblicklich wieder in die sichere Tiefe zurück. Auf dem Boden erscheint er, um sich dürres Gras für seinen Wohnraum oder das Nest zu sammeln und, nach Audubon, um sich zu sonnen. Sein vortrefflicher Geruch und das ausgezeichnete Gehör sichern ihn hier vor Ueberraschungen; bei ver- meinter Gefahr stürzt er sich augenblicklich in die Tiefe, auch wenn er sich erst durch Neugraben eines Schachtes den Eingang erzwingen müßte.
Jm Laufen über der Erde humpelt der Goffer schwerfällig dahin, niemals sprungweise, oft mit nach unterwärts eingeschlagenen Nägeln der Vorderfüße, den Schwanz auf der Erde schleifend. Er kann fast ebensoschnell rückwärts laufen, als vorwärts, über dem Boden aber nicht schneller, als ein Mann geht. Jn seinen Höhlen soll er sich mit der Hurtigkeit des Maulwurfs bewegen. Aeußerst unbehilflich erscheint er, wenn man ihn auf den Rücken legt; er bedarf wohl einer Minute, ehe es ihm gelingt, sich durch Arbeiten und Stampfen mit den Beinen wieder umzuwenden. Beim Fressen setzt er sich oft auf die Hinterbeine nieder und gebraucht die vorderen nach Eichhörnchenart. Jm Schlafen rollt er sich zusammen und birgt den Kopf zwischen den Armen an der Brust.
Seine ungeheuren Backentaschen füllt er beim Weiden mit der Zunge an; mit den Vorderfüßen entleert er sie wieder. Sie stülpen sich, wie bei anderen Nagern auch, mehr und mehr nach außen, je voller sie werden, und gewinnen dann eine länglich eiförmige Gestalt, hängen aber niemals sack- artig zu beiden Seiten der Schnauze herab und erschweren dem Thiere daher keine seiner Bewegungen. Die gesammelten Nahrungsvorräthe schüttet es zuweilen gleich von außen her durch einen senkrechten, später zu verstopfenden Schacht in seinen Speicher. Gänzlich aus der Luft gegriffen ist die Behaup- tung, daß er seine Backentaschen benutze, um die losgewühlte Erde aus seinen Bauen herauszu- schaffen. Die Laune des Jndianers, welcher den ersten Goffer einem Naturforscher brachte, erklärt den Ursprung jener Angabe, widerlegt sie aber auch zugleich.
Der Schaden, welchen der Goffer anrichtet, kann sehr bedeutend werden. Er vernichtet zu- weilen durch Abnagen der Wurzeln hunderte von werthvollen Bäumen in wenig Tagen und verwüstet oft ganze Felder durch Anfressen der von ihm sehr gesuchten Knollenfrüchte. Deshalb wird der Mensch auch ihm, welcher sonst nur vom Wasser oder von Schlangen zu leiden hat, zum gefähr- lichsten Feinde. Man setzt ihm Maulwurfsfallen aller Art, namentlich auch kleine Tellereisen. Groß ist die Anstrengung Gefangener, sich zu befreien, und gar nicht selten, freilich aber nur nach Verlust des eingeklemmten Beines, gelingt Solches auch dem erbosten Thiere, zum Aerger des Fängers. Gegen herbeikommende Feinde wehrt sich der Goffer mit wüthenden Bissen.
Audubon hat mehrere Taschenratten wochenlang gefangen gehalten und mit Knollengewächsen leicht ernährt. Sie zeigten sich überraschend gefräßig, verschmähten dagegen zu trinken, obgleich ihnen nicht blos Wasser, sondern auch Milch geboten wurde. An ihrer Befreiung arbeiteten sie ohne Unter- laß, indem sie Kisten und Thüren zu durchnagen versuchten. Kleidungsstücke und Zeug aller Art schleppten sie zusammen, um sich ein Lager davon zu bilden, und zernagten es natürlich. Auch Lederzeug verschonten sie nicht. Einmal hatte sich eine von Audubon's Gefangenen in einen Stiefel dieses Forschers verirrt; -- anstatt umzukehren, fraß sie sich an der Spitze einfach durch. Wegen die- ses Nagens und des dadurch hervorgebrachten Geräusches wurden die Thiere selbst unserem entsagungs- starken Forscher unerträglich.
Der afrikanische Vertreter der Erdgräber ist der Strandmoll (Bathyergus maritimus). Er ist ebenso unschön, wie die übrigen hierher gehörigen Thiere: plump gebaut, mit walzigem Rumpfe, breitem, stumpfen Kopfe, ohne Ohrmuscheln, mit sehr kleinen Augen und breiter, knorpliger Nasen- spitze. Die kurzen Beine und die fünfzehigen Pfoten sind ähnlich gebaut, wie die der übrigen Ver- wandten. Der Pelz ist dicht, außerordentlich weich und fein; lange, ganz steife Schnurren umgeben den Kopf; der stummelhafte Schwanz trägt einen Strahlenbüschel. Auffallend lang find die weit
7 *
Der Strandmoll.
Maulwurfs bewerkſtelligt, läßt er ſeinen Leib ſo wenig als möglich ſichtbar werden und zieht ſich augenblicklich wieder in die ſichere Tiefe zurück. Auf dem Boden erſcheint er, um ſich dürres Gras für ſeinen Wohnraum oder das Neſt zu ſammeln und, nach Audubon, um ſich zu ſonnen. Sein vortrefflicher Geruch und das ausgezeichnete Gehör ſichern ihn hier vor Ueberraſchungen; bei ver- meinter Gefahr ſtürzt er ſich augenblicklich in die Tiefe, auch wenn er ſich erſt durch Neugraben eines Schachtes den Eingang erzwingen müßte.
Jm Laufen über der Erde humpelt der Goffer ſchwerfällig dahin, niemals ſprungweiſe, oft mit nach unterwärts eingeſchlagenen Nägeln der Vorderfüße, den Schwanz auf der Erde ſchleifend. Er kann faſt ebenſoſchnell rückwärts laufen, als vorwärts, über dem Boden aber nicht ſchneller, als ein Mann geht. Jn ſeinen Höhlen ſoll er ſich mit der Hurtigkeit des Maulwurfs bewegen. Aeußerſt unbehilflich erſcheint er, wenn man ihn auf den Rücken legt; er bedarf wohl einer Minute, ehe es ihm gelingt, ſich durch Arbeiten und Stampfen mit den Beinen wieder umzuwenden. Beim Freſſen ſetzt er ſich oft auf die Hinterbeine nieder und gebraucht die vorderen nach Eichhörnchenart. Jm Schlafen rollt er ſich zuſammen und birgt den Kopf zwiſchen den Armen an der Bruſt.
Seine ungeheuren Backentaſchen füllt er beim Weiden mit der Zunge an; mit den Vorderfüßen entleert er ſie wieder. Sie ſtülpen ſich, wie bei anderen Nagern auch, mehr und mehr nach außen, je voller ſie werden, und gewinnen dann eine länglich eiförmige Geſtalt, hängen aber niemals ſack- artig zu beiden Seiten der Schnauze herab und erſchweren dem Thiere daher keine ſeiner Bewegungen. Die geſammelten Nahrungsvorräthe ſchüttet es zuweilen gleich von außen her durch einen ſenkrechten, ſpäter zu verſtopfenden Schacht in ſeinen Speicher. Gänzlich aus der Luft gegriffen iſt die Behaup- tung, daß er ſeine Backentaſchen benutze, um die losgewühlte Erde aus ſeinen Bauen herauszu- ſchaffen. Die Laune des Jndianers, welcher den erſten Goffer einem Naturforſcher brachte, erklärt den Urſprung jener Angabe, widerlegt ſie aber auch zugleich.
Der Schaden, welchen der Goffer anrichtet, kann ſehr bedeutend werden. Er vernichtet zu- weilen durch Abnagen der Wurzeln hunderte von werthvollen Bäumen in wenig Tagen und verwüſtet oft ganze Felder durch Anfreſſen der von ihm ſehr geſuchten Knollenfrüchte. Deshalb wird der Menſch auch ihm, welcher ſonſt nur vom Waſſer oder von Schlangen zu leiden hat, zum gefähr- lichſten Feinde. Man ſetzt ihm Maulwurfsfallen aller Art, namentlich auch kleine Tellereiſen. Groß iſt die Anſtrengung Gefangener, ſich zu befreien, und gar nicht ſelten, freilich aber nur nach Verluſt des eingeklemmten Beines, gelingt Solches auch dem erboſten Thiere, zum Aerger des Fängers. Gegen herbeikommende Feinde wehrt ſich der Goffer mit wüthenden Biſſen.
Audubon hat mehrere Taſchenratten wochenlang gefangen gehalten und mit Knollengewächſen leicht ernährt. Sie zeigten ſich überraſchend gefräßig, verſchmähten dagegen zu trinken, obgleich ihnen nicht blos Waſſer, ſondern auch Milch geboten wurde. An ihrer Befreiung arbeiteten ſie ohne Unter- laß, indem ſie Kiſten und Thüren zu durchnagen verſuchten. Kleidungsſtücke und Zeug aller Art ſchleppten ſie zuſammen, um ſich ein Lager davon zu bilden, und zernagten es natürlich. Auch Lederzeug verſchonten ſie nicht. Einmal hatte ſich eine von Audubon’s Gefangenen in einen Stiefel dieſes Forſchers verirrt; — anſtatt umzukehren, fraß ſie ſich an der Spitze einfach durch. Wegen die- ſes Nagens und des dadurch hervorgebrachten Geräuſches wurden die Thiere ſelbſt unſerem entſagungs- ſtarken Forſcher unerträglich.
Der afrikaniſche Vertreter der Erdgräber iſt der Strandmoll (Bathyergus maritimus). Er iſt ebenſo unſchön, wie die übrigen hierher gehörigen Thiere: plump gebaut, mit walzigem Rumpfe, breitem, ſtumpfen Kopfe, ohne Ohrmuſcheln, mit ſehr kleinen Augen und breiter, knorpliger Naſen- ſpitze. Die kurzen Beine und die fünfzehigen Pfoten ſind ähnlich gebaut, wie die der übrigen Ver- wandten. Der Pelz iſt dicht, außerordentlich weich und fein; lange, ganz ſteife Schnurren umgeben den Kopf; der ſtummelhafte Schwanz trägt einen Strahlenbüſchel. Auffallend lang find die weit
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Der Strandmoll.
Maulwurfs bewerkſtelligt, läßt er ſeinen Leib ſo wenig als möglich ſichtbar werden und zieht ſich
augenblicklich wieder in die ſichere Tiefe zurück. Auf dem Boden erſcheint er, um ſich dürres Gras
für ſeinen Wohnraum oder das Neſt zu ſammeln und, nach Audubon, um ſich zu ſonnen. Sein
vortrefflicher Geruch und das ausgezeichnete Gehör ſichern ihn hier vor Ueberraſchungen; bei ver-
meinter Gefahr ſtürzt er ſich augenblicklich in die Tiefe, auch wenn er ſich erſt durch Neugraben eines
Schachtes den Eingang erzwingen müßte.
Jm Laufen über der Erde humpelt der Goffer ſchwerfällig dahin, niemals ſprungweiſe, oft mit
nach unterwärts eingeſchlagenen Nägeln der Vorderfüße, den Schwanz auf der Erde ſchleifend.
Er kann faſt ebenſoſchnell rückwärts laufen, als vorwärts, über dem Boden aber nicht ſchneller, als
ein Mann geht. Jn ſeinen Höhlen ſoll er ſich mit der Hurtigkeit des Maulwurfs bewegen.
Aeußerſt unbehilflich erſcheint er, wenn man ihn auf den Rücken legt; er bedarf wohl einer Minute,
ehe es ihm gelingt, ſich durch Arbeiten und Stampfen mit den Beinen wieder umzuwenden. Beim
Freſſen ſetzt er ſich oft auf die Hinterbeine nieder und gebraucht die vorderen nach Eichhörnchenart.
Jm Schlafen rollt er ſich zuſammen und birgt den Kopf zwiſchen den Armen an der Bruſt.
Seine ungeheuren Backentaſchen füllt er beim Weiden mit der Zunge an; mit den Vorderfüßen
entleert er ſie wieder. Sie ſtülpen ſich, wie bei anderen Nagern auch, mehr und mehr nach außen,
je voller ſie werden, und gewinnen dann eine länglich eiförmige Geſtalt, hängen aber niemals ſack-
artig zu beiden Seiten der Schnauze herab und erſchweren dem Thiere daher keine ſeiner Bewegungen.
Die geſammelten Nahrungsvorräthe ſchüttet es zuweilen gleich von außen her durch einen ſenkrechten,
ſpäter zu verſtopfenden Schacht in ſeinen Speicher. Gänzlich aus der Luft gegriffen iſt die Behaup-
tung, daß er ſeine Backentaſchen benutze, um die losgewühlte Erde aus ſeinen Bauen herauszu-
ſchaffen. Die Laune des Jndianers, welcher den erſten Goffer einem Naturforſcher brachte, erklärt
den Urſprung jener Angabe, widerlegt ſie aber auch zugleich.
Der Schaden, welchen der Goffer anrichtet, kann ſehr bedeutend werden. Er vernichtet zu-
weilen durch Abnagen der Wurzeln hunderte von werthvollen Bäumen in wenig Tagen und verwüſtet
oft ganze Felder durch Anfreſſen der von ihm ſehr geſuchten Knollenfrüchte. Deshalb wird der
Menſch auch ihm, welcher ſonſt nur vom Waſſer oder von Schlangen zu leiden hat, zum gefähr-
lichſten Feinde. Man ſetzt ihm Maulwurfsfallen aller Art, namentlich auch kleine Tellereiſen. Groß
iſt die Anſtrengung Gefangener, ſich zu befreien, und gar nicht ſelten, freilich aber nur nach Verluſt
des eingeklemmten Beines, gelingt Solches auch dem erboſten Thiere, zum Aerger des Fängers.
Gegen herbeikommende Feinde wehrt ſich der Goffer mit wüthenden Biſſen.
Audubon hat mehrere Taſchenratten wochenlang gefangen gehalten und mit Knollengewächſen
leicht ernährt. Sie zeigten ſich überraſchend gefräßig, verſchmähten dagegen zu trinken, obgleich ihnen
nicht blos Waſſer, ſondern auch Milch geboten wurde. An ihrer Befreiung arbeiteten ſie ohne Unter-
laß, indem ſie Kiſten und Thüren zu durchnagen verſuchten. Kleidungsſtücke und Zeug aller Art
ſchleppten ſie zuſammen, um ſich ein Lager davon zu bilden, und zernagten es natürlich. Auch
Lederzeug verſchonten ſie nicht. Einmal hatte ſich eine von Audubon’s Gefangenen in einen Stiefel
dieſes Forſchers verirrt; — anſtatt umzukehren, fraß ſie ſich an der Spitze einfach durch. Wegen die-
ſes Nagens und des dadurch hervorgebrachten Geräuſches wurden die Thiere ſelbſt unſerem entſagungs-
ſtarken Forſcher unerträglich.
Der afrikaniſche Vertreter der Erdgräber iſt der Strandmoll (Bathyergus maritimus). Er iſt
ebenſo unſchön, wie die übrigen hierher gehörigen Thiere: plump gebaut, mit walzigem Rumpfe,
breitem, ſtumpfen Kopfe, ohne Ohrmuſcheln, mit ſehr kleinen Augen und breiter, knorpliger Naſen-
ſpitze. Die kurzen Beine und die fünfzehigen Pfoten ſind ähnlich gebaut, wie die der übrigen Ver-
wandten. Der Pelz iſt dicht, außerordentlich weich und fein; lange, ganz ſteife Schnurren umgeben
den Kopf; der ſtummelhafte Schwanz trägt einen Strahlenbüſchel. Auffallend lang find die weit
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 2. Hildburghausen, 1865, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben02_1865/113>, abgerufen am 24.11.2024.
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