Schlange finden, dieselbe hinten am Kopfe greifen, dann mit ihr auf den Boden herabsteigen und den Kopf des Lurches so lange an Steine schlagen, bis sie ihn zermalmt haben, und dann, erfreut über die gelungene That, das sich windende und zuckende Thier ihren Jungen vorwerfen! Alle Affen haben gegen die Schlangen einen unüberwindlichen Abscheu und fürchten sich vor keinem Thiere in gleich hohem Grade, als eben vor ihnen: es ist deshalb gewiß nicht anzunehmen, daß nur eine Art eine derartige Ausnahme machen sollte.
Auch der Hulman zeigt große Anhänglichkeit an seine Jungen. Duvaucel erzählt, daß er ein Weibchen dieses Affen erlegt habe, aber dann Zeuge eines wirklich rühren- den Zugs geworden sei. Das arme Thier, welches ein Junges mit sich trug, wurde in der Nähe des Herzens verwundet. Es raffte alle seine Kräfte zusammen, nahm sein Junges, hängte es an einen Ast und fiel dann todt her- unter. "Dieser Zug," setzt unser Ge- währsmann hinzu, "hat mehr Eindruck auf mich gemacht, als alle Reden der Brahmanen, und diesmal ist das Ver- gnügen, ein so schönes Thier erlegt zu haben, nicht Meister geworden über die Empfindung der Reue, ein Wesen getödtet zu haben, welches noch im Tode das achtungswürdigste Gefühl bethätigte."
Unsere Gruppe hat noch andere merk- würdige Mitglieder. Ein sehr schöner Affe ist der Budeng der Javanesen (Semnopithecus oder Presbytismaurus). Er ist im Alter glänzend schwarz, im Gesicht und an den Händen wie Sammt, auf dem Rücken wie Seide. Der Unter- leib, welcher spärlicher behaart ist, als der Oberleib, zeigt einen bräunlichen Anflug. Der Kopf wird von einer eigenthümlichen Haarmütze bedeckt, welche über die Stirn hereinfällt und zu beiden Seiten der Wangen vortritt. Neuge- borene Junge sehen goldgelb aus, und nur die Haarspitzen des Unterrückens,
[Abbildung]
Der Budeng (Semnopithecus maurus).
der Oberseite des Schwanzes und der Schwanzquaste sind dunkler. Bald aber verbreitet sich das Schwarz weiter, und nach wenigen Monaten sind die Hände, die Oberseite des Kopfes und die Schwanzquaste schwarz, und von nun an geht das Kleid mehr und mehr in das des alten Thieres über. Die Gesammtlänge dieses schönen Affen beträgt 41/2 Fuß, wovon mehr als die Hälfte auf den Schwanz kommen.
"Der Budeng," sagt Horsfield, "lebt in großer Menge in den ausgedehnten Wäldern Javas. Man findet ihn in zahlreichen Gesellschaften auf den Wipfeln der Bäume, nicht selten in Trupps von
Die Affen. Schlankaffen. — Budeng.
Schlange finden, dieſelbe hinten am Kopfe greifen, dann mit ihr auf den Boden herabſteigen und den Kopf des Lurches ſo lange an Steine ſchlagen, bis ſie ihn zermalmt haben, und dann, erfreut über die gelungene That, das ſich windende und zuckende Thier ihren Jungen vorwerfen! Alle Affen haben gegen die Schlangen einen unüberwindlichen Abſcheu und fürchten ſich vor keinem Thiere in gleich hohem Grade, als eben vor ihnen: es iſt deshalb gewiß nicht anzunehmen, daß nur eine Art eine derartige Ausnahme machen ſollte.
Auch der Hulman zeigt große Anhänglichkeit an ſeine Jungen. Duvaucel erzählt, daß er ein Weibchen dieſes Affen erlegt habe, aber dann Zeuge eines wirklich rühren- den Zugs geworden ſei. Das arme Thier, welches ein Junges mit ſich trug, wurde in der Nähe des Herzens verwundet. Es raffte alle ſeine Kräfte zuſammen, nahm ſein Junges, hängte es an einen Aſt und fiel dann todt her- unter. „Dieſer Zug,‟ ſetzt unſer Ge- währsmann hinzu, „hat mehr Eindruck auf mich gemacht, als alle Reden der Brahmanen, und diesmal iſt das Ver- gnügen, ein ſo ſchönes Thier erlegt zu haben, nicht Meiſter geworden über die Empfindung der Reue, ein Weſen getödtet zu haben, welches noch im Tode das achtungswürdigſte Gefühl bethätigte.‟
Unſere Gruppe hat noch andere merk- würdige Mitglieder. Ein ſehr ſchöner Affe iſt der Budeng der Javaneſen (Semnopithecus oder Presbytismaurus). Er iſt im Alter glänzend ſchwarz, im Geſicht und an den Händen wie Sammt, auf dem Rücken wie Seide. Der Unter- leib, welcher ſpärlicher behaart iſt, als der Oberleib, zeigt einen bräunlichen Anflug. Der Kopf wird von einer eigenthümlichen Haarmütze bedeckt, welche über die Stirn hereinfällt und zu beiden Seiten der Wangen vortritt. Neuge- borene Junge ſehen goldgelb aus, und nur die Haarſpitzen des Unterrückens,
[Abbildung]
Der Budeng (Semnopithecus maurus).
der Oberſeite des Schwanzes und der Schwanzquaſte ſind dunkler. Bald aber verbreitet ſich das Schwarz weiter, und nach wenigen Monaten ſind die Hände, die Oberſeite des Kopfes und die Schwanzquaſte ſchwarz, und von nun an geht das Kleid mehr und mehr in das des alten Thieres über. Die Geſammtlänge dieſes ſchönen Affen beträgt 4½ Fuß, wovon mehr als die Hälfte auf den Schwanz kommen.
„Der Budeng,‟ ſagt Horsfield, „lebt in großer Menge in den ausgedehnten Wäldern Javas. Man findet ihn in zahlreichen Geſellſchaften auf den Wipfeln der Bäume, nicht ſelten in Trupps von
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[44/0096]
Die Affen. Schlankaffen. — Budeng.
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den Kopf des Lurches ſo lange an Steine ſchlagen, bis ſie ihn zermalmt haben, und dann, erfreut
über die gelungene That, das ſich windende und zuckende Thier ihren Jungen vorwerfen! Alle Affen
haben gegen die Schlangen einen unüberwindlichen Abſcheu und fürchten ſich vor keinem Thiere in
gleich hohem Grade, als eben vor ihnen: es iſt deshalb gewiß nicht anzunehmen, daß nur eine Art
eine derartige Ausnahme machen ſollte.
Auch der Hulman zeigt große Anhänglichkeit an ſeine Jungen. Duvaucel erzählt, daß er
ein Weibchen dieſes Affen erlegt habe,
aber dann Zeuge eines wirklich rühren-
den Zugs geworden ſei. Das arme
Thier, welches ein Junges mit ſich
trug, wurde in der Nähe des Herzens
verwundet. Es raffte alle ſeine Kräfte
zuſammen, nahm ſein Junges, hängte
es an einen Aſt und fiel dann todt her-
unter. „Dieſer Zug,‟ ſetzt unſer Ge-
währsmann hinzu, „hat mehr Eindruck
auf mich gemacht, als alle Reden der
Brahmanen, und diesmal iſt das Ver-
gnügen, ein ſo ſchönes Thier erlegt
zu haben, nicht Meiſter geworden über
die Empfindung der Reue, ein Weſen
getödtet zu haben, welches noch im
Tode das achtungswürdigſte Gefühl
bethätigte.‟
Unſere Gruppe hat noch andere merk-
würdige Mitglieder. Ein ſehr ſchöner
Affe iſt der Budeng der Javaneſen
(Semnopithecus oder Presbytismaurus).
Er iſt im Alter glänzend ſchwarz, im
Geſicht und an den Händen wie Sammt,
auf dem Rücken wie Seide. Der Unter-
leib, welcher ſpärlicher behaart iſt, als
der Oberleib, zeigt einen bräunlichen
Anflug. Der Kopf wird von einer
eigenthümlichen Haarmütze bedeckt, welche
über die Stirn hereinfällt und zu beiden
Seiten der Wangen vortritt. Neuge-
borene Junge ſehen goldgelb aus, und
nur die Haarſpitzen des Unterrückens,
[Abbildung Der Budeng (Semnopithecus maurus).]
der Oberſeite des Schwanzes und der Schwanzquaſte ſind dunkler. Bald aber verbreitet ſich das
Schwarz weiter, und nach wenigen Monaten ſind die Hände, die Oberſeite des Kopfes und die
Schwanzquaſte ſchwarz, und von nun an geht das Kleid mehr und mehr in das des alten Thieres
über. Die Geſammtlänge dieſes ſchönen Affen beträgt 4½ Fuß, wovon mehr als die Hälfte auf
den Schwanz kommen.
„Der Budeng,‟ ſagt Horsfield, „lebt in großer Menge in den ausgedehnten Wäldern Javas.
Man findet ihn in zahlreichen Geſellſchaften auf den Wipfeln der Bäume, nicht ſelten in Trupps von
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/96>, abgerufen am 22.11.2024.
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