der Thiere aber ein lustiges, köstliches Bewegen, scheinbar ohne Grenze, ohne Bewußtsein des Gesetzes der Schwere. Die Gibbons sind auf der Erde langsam, tölpisch, ungeschickt -- kurz fremd, im Gezweige jedoch das gerade Gegentheil von allem Dem, ja, wahre Vögel in Affengestalt. Wenn der Gorilla der Herkules unter den Affen ist, sind sie der leichte Merkur: -- trägt doch einer von ihnen, Hylobates Lar, seinen Namen zur Erinnerung an eine Geliebte des Letztern, an die schöne, aber schwatzhafte Najade Lara, welche durch ihre Zunge Jovis Zorn, durch ihre Schönheit aber zu ihrem Glück noch Merkurs Liebe erweckte und hierdurch dem Hades entrann.
[Abbildung]
Der Oa (Hylobates leuciscus).
Alle Berichterstatter sind einstimmig in ihrer Bewunderung über die Kletterkünste der Langarm- affen. Diese sind unstreitig die besten Seiltänzer unter der Sonne; ihnen gebührt unter allen Affen, hinsichtlich ihrer Gewandtheit, die Krone.
Mit unglaublicher Raschheit und Sicherheit erklettert der Gibbon einen Bambusrohrstengel, einen Baumwipfel oder einen Zweig, schwingt sich auf ihm einige Male auf und nieder oder hin und her und schnellt sich dann, durch den zurückprallenden Ast unterstützt, mit solcher Leichtigkeit über Zwischenräume von vierzig Fuß hinüber, drei-, viermal nach einander, daß es aussieht, als flöge er wie ein Pfeil oder ein schief abwärts stoßender Vogel. Man vermeint, es dem Thiere anzusehen, daß
Beweglichkeit.
der Thiere aber ein luſtiges, köſtliches Bewegen, ſcheinbar ohne Grenze, ohne Bewußtſein des Geſetzes der Schwere. Die Gibbons ſind auf der Erde langſam, tölpiſch, ungeſchickt — kurz fremd, im Gezweige jedoch das gerade Gegentheil von allem Dem, ja, wahre Vögel in Affengeſtalt. Wenn der Gorilla der Herkules unter den Affen iſt, ſind ſie der leichte Merkur: — trägt doch einer von ihnen, Hylobates Lar, ſeinen Namen zur Erinnerung an eine Geliebte des Letztern, an die ſchöne, aber ſchwatzhafte Najade Lara, welche durch ihre Zunge Jovis Zorn, durch ihre Schönheit aber zu ihrem Glück noch Merkurs Liebe erweckte und hierdurch dem Hades entrann.
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Der Oa (Hylobates leuciscus).
Alle Berichterſtatter ſind einſtimmig in ihrer Bewunderung über die Kletterkünſte der Langarm- affen. Dieſe ſind unſtreitig die beſten Seiltänzer unter der Sonne; ihnen gebührt unter allen Affen, hinſichtlich ihrer Gewandtheit, die Krone.
Mit unglaublicher Raſchheit und Sicherheit erklettert der Gibbon einen Bambusrohrſtengel, einen Baumwipfel oder einen Zweig, ſchwingt ſich auf ihm einige Male auf und nieder oder hin und her und ſchnellt ſich dann, durch den zurückprallenden Aſt unterſtützt, mit ſolcher Leichtigkeit über Zwiſchenräume von vierzig Fuß hinüber, drei-, viermal nach einander, daß es ausſieht, als flöge er wie ein Pfeil oder ein ſchief abwärts ſtoßender Vogel. Man vermeint, es dem Thiere anzuſehen, daß
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Beweglichkeit.
der Thiere aber ein luſtiges, köſtliches Bewegen, ſcheinbar ohne Grenze, ohne Bewußtſein des Geſetzes
der Schwere. Die Gibbons ſind auf der Erde langſam, tölpiſch, ungeſchickt — kurz fremd, im
Gezweige jedoch das gerade Gegentheil von allem Dem, ja, wahre Vögel in Affengeſtalt. Wenn der
Gorilla der Herkules unter den Affen iſt, ſind ſie der leichte Merkur: — trägt doch einer von
ihnen, Hylobates Lar, ſeinen Namen zur Erinnerung an eine Geliebte des Letztern, an die ſchöne,
aber ſchwatzhafte Najade Lara, welche durch ihre Zunge Jovis Zorn, durch ihre Schönheit aber zu
ihrem Glück noch Merkurs Liebe erweckte und hierdurch dem Hades entrann.
[Abbildung Der Oa (Hylobates leuciscus).]
Alle Berichterſtatter ſind einſtimmig in ihrer Bewunderung über die Kletterkünſte der Langarm-
affen. Dieſe ſind unſtreitig die beſten Seiltänzer unter der Sonne; ihnen gebührt unter allen Affen,
hinſichtlich ihrer Gewandtheit, die Krone.
Mit unglaublicher Raſchheit und Sicherheit erklettert der Gibbon einen Bambusrohrſtengel,
einen Baumwipfel oder einen Zweig, ſchwingt ſich auf ihm einige Male auf und nieder oder hin und
her und ſchnellt ſich dann, durch den zurückprallenden Aſt unterſtützt, mit ſolcher Leichtigkeit über
Zwiſchenräume von vierzig Fuß hinüber, drei-, viermal nach einander, daß es ausſieht, als flöge er
wie ein Pfeil oder ein ſchief abwärts ſtoßender Vogel. Man vermeint, es dem Thiere anzuſehen, daß
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/89>, abgerufen am 25.11.2024.
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