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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Die Raubthiere. Spitzmäuse. -- Toskanische Wimperspitzmaus. Wasserspitzmaus.
wurde, ist ein untrügliches Mittel gegen den Biß wüthender oder toller Hunde etc." Die übrige
Verwendung des heilkräftigen Thieres brauche ich nicht anzuführen: -- dies eine Pröbchen wird,
denke ich, vollkommen genügen. --

Mit unserer Spitzmaus nahe verwandt, aber einer andern Sippe zugehörig, ist die toskanische
Wimperspitzmaus
(Pachyura etrusea oder P. suaveolens), ein Thierchen, welches deshalb besonderer
Erwähnung verdient, weil sie, soweit bis jetzt bekannt, das kleinste unter allen Säugethieren ist. Jhre
Gesammtlänge beträgt blos 21/2 Zoll, und hiervon geht ein Zoll auf den Schwanz ab; das Gewicht
beträgt höchstens 30 Gran. Das Thierchen ist somit als ein Zwerg unter den Zwergen anzusehen.
Die Färbung des Pelzes ist hellbräunlich oder röthlichgrau, der Rüssel und die Pfoten sind fleisch-
farben, der Schwanz oben bräunlich, unten lichter, die Füßchen haben weißliche Härchen; ältere Thiere
sind heller und rostfarbig, die Jungen dunkler und mehr graufarbig. Auffallend ist die verhältniß-
mäßig sehr große Ohrmuschel.

Diese Spitzmaus kommt fast in allen Ländern vor, welche rings um das Mittelländische und
Schwarze Meer liegen. Sie ist im Norden Afrikas, im südlichen Frankreich, in Jtalien und der Krim
gefunden worden. Jn ihrer Lebeusweise ähnelt sie ihren Sippschaftsverwandten. Zum Aufenthaltsort
wählt sie sich am liebsten Gärten in der Nähe von Dörfern, aber sie kommt auch in Gebäuden und
Wohnungen vor. Da sie viel zarter und empfindlicher gegen die Kälte ist, als unsere nordischen Arten,
sucht sie sich gegen den Winter dadurch zu schützen, daß sie sich besonders warme Aufenthaltsorte für
die kalten Monate auswählt. --

Von den übrigen Spitzmäusen wollen wir blos noch eine einzige Art, die Wasserspitzmaus
(Crossopus foediens), hervorheben. Sie zeichnet sich vor ihren übrigen Verwandten hauptsächlich
deshalb aus, weil die Zehen an der Unterseite mit steifen, starken und ziemlich langen Haaren besetzt
sind, welche die Stelle der Schwimmhäute vertreten.

Die Gelehrten sind noch uneinig, ob die Verschiedenheiten, welche unsere Wasserspitzmäuse zeigen,
blos zufällige oder ständige sind, welch Letzteres dann allerdings berechtigen würde, mehrere Arten
von ihnen anzunehmen. Dem mag sein, wie ihm wolle, für uns genügt es, das Thier im Allgemeinen
zu betrachten.

Die Wasserspitzmaus gehört zu den größeren Arten der bei uns vorkommenden Spitzmäuse.
Jhre Gesammtlänge beträgt 4 Zoll 10 Linien, wovon 2 Zoll auf den Schwanz kommen. Der feine,
dichte und weiche Pelz ist gewöhnlich auf dem Oberkörper schwarz, im Winter glänzender, als im
Sommer, auf dem Unterkörper aber grauweiß oder weißlich, zuweilen rein, manchmal mit Grauschwarz
theilweise gefleckt. Die Haare des Pelzes stehen so dicht, daß sie vollkommen an einander schließen
und keinen Wassertropfen bis auf das Fell eindringen lassen. Die Schwimmhaare sind nach dem
Alter und der Jahreszeit länger oder kürzer. Sie lassen sich so ausbreiten, daß sie wie die Zinken
eines Kammes auf jeder Seite der Füße hervorstehen, und sich auch wieder so knapp an die Seiten dieser
Theile anlegen, daß sie wenig bemerkbar sind. Sie bilden, wenn sie gehörig gebreitet sind, ein sehr
vollkommnes Ruder und leisten den Thieren vortreffliche Dienste. Nach Belieben können diese sie
entfalten und wieder zusammenlegen und beim Laufen so andrücken, daß sie hinlänglich gegen die
Abnutzung geschützt sind.

Wie es scheint, ist die Wasserspitzmaus über fast ganz Europa und einen Theil Asiens verbreitet
und an geeigneten Orten überall häufig zu finden. Jhre Nordgrenze erreicht sie in England und in
den Ostseeländern, ihre Südgrenze in Spanien und Jtalien. Jn den Gebirgen steigt sie zu bedeutenden
Höhen empor, in den Alpen etwa bis zu 6000 Fuß. Sie bewohnt vorzugsweise die Gewässer ge-
birgiger Gegenden und am liebsten solche, in denen es auch bei der größten Kälte des Winters noch
offne Quellen giebt; denn solche sind ihr im Winter ganz unentbehrlich, um frei aus und ein zu gehen.
Bäche gebirgiger Waldgegenden, welche reines Wasser, sandigen oder kiesigen Grund haben, mit

Die Raubthiere. Spitzmäuſe. — Toskaniſche Wimperſpitzmaus. Waſſerſpitzmaus.
wurde, iſt ein untrügliches Mittel gegen den Biß wüthender oder toller Hunde ꝛc.‟ Die übrige
Verwendung des heilkräftigen Thieres brauche ich nicht anzuführen: — dies eine Pröbchen wird,
denke ich, vollkommen genügen. —

Mit unſerer Spitzmaus nahe verwandt, aber einer andern Sippe zugehörig, iſt die toskaniſche
Wimperſpitzmaus
(Pachyura etrusea oder P. suaveolens), ein Thierchen, welches deshalb beſonderer
Erwähnung verdient, weil ſie, ſoweit bis jetzt bekannt, das kleinſte unter allen Säugethieren iſt. Jhre
Geſammtlänge beträgt blos 2½ Zoll, und hiervon geht ein Zoll auf den Schwanz ab; das Gewicht
beträgt höchſtens 30 Gran. Das Thierchen iſt ſomit als ein Zwerg unter den Zwergen anzuſehen.
Die Färbung des Pelzes iſt hellbräunlich oder röthlichgrau, der Rüſſel und die Pfoten ſind fleiſch-
farben, der Schwanz oben bräunlich, unten lichter, die Füßchen haben weißliche Härchen; ältere Thiere
ſind heller und roſtfarbig, die Jungen dunkler und mehr graufarbig. Auffallend iſt die verhältniß-
mäßig ſehr große Ohrmuſchel.

Dieſe Spitzmaus kommt faſt in allen Ländern vor, welche rings um das Mittelländiſche und
Schwarze Meer liegen. Sie iſt im Norden Afrikas, im ſüdlichen Frankreich, in Jtalien und der Krim
gefunden worden. Jn ihrer Lebeusweiſe ähnelt ſie ihren Sippſchaftsverwandten. Zum Aufenthaltsort
wählt ſie ſich am liebſten Gärten in der Nähe von Dörfern, aber ſie kommt auch in Gebäuden und
Wohnungen vor. Da ſie viel zarter und empfindlicher gegen die Kälte iſt, als unſere nordiſchen Arten,
ſucht ſie ſich gegen den Winter dadurch zu ſchützen, daß ſie ſich beſonders warme Aufenthaltsorte für
die kalten Monate auswählt. —

Von den übrigen Spitzmäuſen wollen wir blos noch eine einzige Art, die Waſſerſpitzmaus
(Crossopus foediens), hervorheben. Sie zeichnet ſich vor ihren übrigen Verwandten hauptſächlich
deshalb aus, weil die Zehen an der Unterſeite mit ſteifen, ſtarken und ziemlich langen Haaren beſetzt
ſind, welche die Stelle der Schwimmhäute vertreten.

Die Gelehrten ſind noch uneinig, ob die Verſchiedenheiten, welche unſere Waſſerſpitzmäuſe zeigen,
blos zufällige oder ſtändige ſind, welch Letzteres dann allerdings berechtigen würde, mehrere Arten
von ihnen anzunehmen. Dem mag ſein, wie ihm wolle, für uns genügt es, das Thier im Allgemeinen
zu betrachten.

Die Waſſerſpitzmaus gehört zu den größeren Arten der bei uns vorkommenden Spitzmäuſe.
Jhre Geſammtlänge beträgt 4 Zoll 10 Linien, wovon 2 Zoll auf den Schwanz kommen. Der feine,
dichte und weiche Pelz iſt gewöhnlich auf dem Oberkörper ſchwarz, im Winter glänzender, als im
Sommer, auf dem Unterkörper aber grauweiß oder weißlich, zuweilen rein, manchmal mit Grauſchwarz
theilweiſe gefleckt. Die Haare des Pelzes ſtehen ſo dicht, daß ſie vollkommen an einander ſchließen
und keinen Waſſertropfen bis auf das Fell eindringen laſſen. Die Schwimmhaare ſind nach dem
Alter und der Jahreszeit länger oder kürzer. Sie laſſen ſich ſo ausbreiten, daß ſie wie die Zinken
eines Kammes auf jeder Seite der Füße hervorſtehen, und ſich auch wieder ſo knapp an die Seiten dieſer
Theile anlegen, daß ſie wenig bemerkbar ſind. Sie bilden, wenn ſie gehörig gebreitet ſind, ein ſehr
vollkommnes Ruder und leiſten den Thieren vortreffliche Dienſte. Nach Belieben können dieſe ſie
entfalten und wieder zuſammenlegen und beim Laufen ſo andrücken, daß ſie hinlänglich gegen die
Abnutzung geſchützt ſind.

Wie es ſcheint, iſt die Waſſerſpitzmaus über faſt ganz Europa und einen Theil Aſiens verbreitet
und an geeigneten Orten überall häufig zu finden. Jhre Nordgrenze erreicht ſie in England und in
den Oſtſeeländern, ihre Südgrenze in Spanien und Jtalien. Jn den Gebirgen ſteigt ſie zu bedeutenden
Höhen empor, in den Alpen etwa bis zu 6000 Fuß. Sie bewohnt vorzugsweiſe die Gewäſſer ge-
birgiger Gegenden und am liebſten ſolche, in denen es auch bei der größten Kälte des Winters noch
offne Quellen giebt; denn ſolche ſind ihr im Winter ganz unentbehrlich, um frei aus und ein zu gehen.
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[674/0752] Die Raubthiere. Spitzmäuſe. — Toskaniſche Wimperſpitzmaus. Waſſerſpitzmaus. wurde, iſt ein untrügliches Mittel gegen den Biß wüthender oder toller Hunde ꝛc.‟ Die übrige Verwendung des heilkräftigen Thieres brauche ich nicht anzuführen: — dies eine Pröbchen wird, denke ich, vollkommen genügen. — Mit unſerer Spitzmaus nahe verwandt, aber einer andern Sippe zugehörig, iſt die toskaniſche Wimperſpitzmaus (Pachyura etrusea oder P. suaveolens), ein Thierchen, welches deshalb beſonderer Erwähnung verdient, weil ſie, ſoweit bis jetzt bekannt, das kleinſte unter allen Säugethieren iſt. Jhre Geſammtlänge beträgt blos 2½ Zoll, und hiervon geht ein Zoll auf den Schwanz ab; das Gewicht beträgt höchſtens 30 Gran. Das Thierchen iſt ſomit als ein Zwerg unter den Zwergen anzuſehen. Die Färbung des Pelzes iſt hellbräunlich oder röthlichgrau, der Rüſſel und die Pfoten ſind fleiſch- farben, der Schwanz oben bräunlich, unten lichter, die Füßchen haben weißliche Härchen; ältere Thiere ſind heller und roſtfarbig, die Jungen dunkler und mehr graufarbig. Auffallend iſt die verhältniß- mäßig ſehr große Ohrmuſchel. Dieſe Spitzmaus kommt faſt in allen Ländern vor, welche rings um das Mittelländiſche und Schwarze Meer liegen. Sie iſt im Norden Afrikas, im ſüdlichen Frankreich, in Jtalien und der Krim gefunden worden. Jn ihrer Lebeusweiſe ähnelt ſie ihren Sippſchaftsverwandten. Zum Aufenthaltsort wählt ſie ſich am liebſten Gärten in der Nähe von Dörfern, aber ſie kommt auch in Gebäuden und Wohnungen vor. Da ſie viel zarter und empfindlicher gegen die Kälte iſt, als unſere nordiſchen Arten, ſucht ſie ſich gegen den Winter dadurch zu ſchützen, daß ſie ſich beſonders warme Aufenthaltsorte für die kalten Monate auswählt. — Von den übrigen Spitzmäuſen wollen wir blos noch eine einzige Art, die Waſſerſpitzmaus (Crossopus foediens), hervorheben. Sie zeichnet ſich vor ihren übrigen Verwandten hauptſächlich deshalb aus, weil die Zehen an der Unterſeite mit ſteifen, ſtarken und ziemlich langen Haaren beſetzt ſind, welche die Stelle der Schwimmhäute vertreten. Die Gelehrten ſind noch uneinig, ob die Verſchiedenheiten, welche unſere Waſſerſpitzmäuſe zeigen, blos zufällige oder ſtändige ſind, welch Letzteres dann allerdings berechtigen würde, mehrere Arten von ihnen anzunehmen. Dem mag ſein, wie ihm wolle, für uns genügt es, das Thier im Allgemeinen zu betrachten. Die Waſſerſpitzmaus gehört zu den größeren Arten der bei uns vorkommenden Spitzmäuſe. Jhre Geſammtlänge beträgt 4 Zoll 10 Linien, wovon 2 Zoll auf den Schwanz kommen. Der feine, dichte und weiche Pelz iſt gewöhnlich auf dem Oberkörper ſchwarz, im Winter glänzender, als im Sommer, auf dem Unterkörper aber grauweiß oder weißlich, zuweilen rein, manchmal mit Grauſchwarz theilweiſe gefleckt. Die Haare des Pelzes ſtehen ſo dicht, daß ſie vollkommen an einander ſchließen und keinen Waſſertropfen bis auf das Fell eindringen laſſen. Die Schwimmhaare ſind nach dem Alter und der Jahreszeit länger oder kürzer. Sie laſſen ſich ſo ausbreiten, daß ſie wie die Zinken eines Kammes auf jeder Seite der Füße hervorſtehen, und ſich auch wieder ſo knapp an die Seiten dieſer Theile anlegen, daß ſie wenig bemerkbar ſind. Sie bilden, wenn ſie gehörig gebreitet ſind, ein ſehr vollkommnes Ruder und leiſten den Thieren vortreffliche Dienſte. Nach Belieben können dieſe ſie entfalten und wieder zuſammenlegen und beim Laufen ſo andrücken, daß ſie hinlänglich gegen die Abnutzung geſchützt ſind. Wie es ſcheint, iſt die Waſſerſpitzmaus über faſt ganz Europa und einen Theil Aſiens verbreitet und an geeigneten Orten überall häufig zu finden. Jhre Nordgrenze erreicht ſie in England und in den Oſtſeeländern, ihre Südgrenze in Spanien und Jtalien. Jn den Gebirgen ſteigt ſie zu bedeutenden Höhen empor, in den Alpen etwa bis zu 6000 Fuß. Sie bewohnt vorzugsweiſe die Gewäſſer ge- birgiger Gegenden und am liebſten ſolche, in denen es auch bei der größten Kälte des Winters noch offne Quellen giebt; denn ſolche ſind ihr im Winter ganz unentbehrlich, um frei aus und ein zu gehen. Bäche gebirgiger Waldgegenden, welche reines Waſſer, ſandigen oder kieſigen Grund haben, mit

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 674. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/752>, abgerufen am 24.11.2024.