Die Raubthiere. Fischottern. -- Gemeiner Fischotter.
fernen sie sich von dem Wasser und auch dann blos in der Absicht, um ein anderes Gewässer aufzu- suchen; denn die Fälle, in welchen sie sich auf die Jagd von Landthieren machten, sind sehr selten und immer nur Ausnahmen. Sie schwimmen und tauchen meisterhaft und verstehen es auch, ziemlich lange unter dem Wasser auszuhalten; sie laufen, ihrer kurzen Beine ungeachtet, ziemlich schnell; sie sind stark, muthig und kühn, verständig und zur Zähmung geeignet, leben aber fast überall in ge- spannten Verhältnissen mit dem Menschen, weil sie diesem einen so großen Schaden zufügen, daß derselbe durch den kostbaren Pelz, den sie liefern, nicht halb aufgewogen werden kann. Jhre Baue graben sie sich an den Ufern der Flüsse und zwar von dem Wasser aus. Man kennt gegenwärtig etwa zwölf Arten.
Europa beherbergt eine einzige Art der Sippe, den gemeinen Fischotter (Lutra vulgaris), welcher sich außerdem noch in dem größten Theile von Nord- und Mittelasien findet. Jn den Polar- ländern scheint er nicht weit nach Norden vorzudringen, obgleich er einzeln noch in Lappland wohnt. Jn Sibirien geht er nur bis zur Nähe des Polarkreises hinauf und von da durch ganz Europa hindurch bis zu dem tiefsten Süden hinab. So ist er in Jtalien, Spanien und Griechenland, wo er seine Süd- greuze erreicht, ebensogut daheim, wie in Mitteleuropa, Großbritannien, Skandinavien und Rußland, oder in den asiatischen Steppen, in Südsibirien, im Altai, in Turan, in der Mongolei, Persien und Mesopotamien. Auch die in Japan vorkommende Art soll mit der unsrigen übereinstimmen und wird deshalb von Vielen als dasselbe Thier angesehen.
Der Fischotter trägt die oben bemerkten Kennzeichen der Sippe vollständig an sich. Seine ganze Leibeslänge beträgt zwei Fuß acht Zoll bis drei Fuß, der Schwanz mißt immer die Hälfte, also von 16 bis 18 Zoll; die Höhe am Widerrist erreicht nur bei den ältesten Männchen mehr, als einen Fuß; das Gewicht schwankt meistens zwischen 20 und 24 Pfund; doch erreichen sehr alte Männchen wohl auch ein solches von 30 Pfund. Das Weibchen unterscheidet sich von dem Männchen nur durch die etwas geringere Größe, einen kaum merklich schlankern Bau und die hellere Färbung seines Pelzes. Der Leib des Fischotters und noch mehr der verhältnißmäßig kleine, oben stark abgeflachte, doch dabei dicke und breite Kopf erinnert an eine Schlange, und deshalb mag wohl auch das Thier den Schlangennamen erhalten haben. Die abgerundeten Ohren sind sehr kurz und treten blos mit dem Rande aus dem Pelz hervor; sie sind durch eine Klappe verschließbar. Die kleinen Augen stehen nahe an dem Mundwinkel und haben einen runden Stern und kastanienbraune Regenbogenhaut. Der Mund wird von dicken Lippen geschlossen; auf der Oberlippe befinden sich mehrere Reihen langer Schnurren, auf der untern sind diese weniger zahlreich und kürzer. Die Nasenspitze ist unbehaart und von einer netzartig gerissenen, flachwarzigen Haut bedeckt. Die Form dieses nackten Nasenfeldes ist wichtig für die Unterscheidung mancher Arten; bei der europäischen Art wenigstens ist es ganz anders gestaltet, als bei anderen Gattungsverwandten. Die Beine und Füße ähneln im Ganzen denen der Marder: allein die stark entwickelten Bindehäute oder ausgebildeten Schwimmhäute zwischen den Zehen unterscheiden alle Fischottern hinlänglich von jenen. Diese Schwimmhäute erstrecken sich bis in die Mitte der Zehenballen und sind unten ganz nackt, oben dagegen schwach behaart. Der Pelz ist überall dicht und kurz anliegend. Das sehr feine Wollhaar ist im Grunde lichtbraungrau, an der Spitze dunkler, wie das obere Haar, welches etwas starr ist, dabei aber dicht steht und sehr viel Glanz besitzt. Die Gesammtfärbung des Pelzes ist oben gleichmäßig glänzend dunkelbraun, auf der Unter- seite etwas heller, unterm Halse und den Kopfseiten am hellfarbigsten, oft etwas weißlichgraubraun. Gewöhnlich finden sich auch einzelne unregelmäßige, reinweiße oder weißliche Flecken zwischen dem Kinn und den Oberkieferästen, sowie auf der Mitte der Oberlippe. Die jüngeren Thiere sind mehr graubraun gefärbt; die sehr selten vorkommenden Ausartungen haben hellröthlichen, gelben oder weißlichen Pelz.
Der Fischotter lebt fast ausschließlich an süßen Gewässern und liebt vor allem Bäche, welche Forellen beherbergen, sonst aber auch Flüsse, deren Ufer auf große Strecken hin mit Wald bedeckt sind.
Die Raubthiere. Fiſchottern. — Gemeiner Fiſchotter.
fernen ſie ſich von dem Waſſer und auch dann blos in der Abſicht, um ein anderes Gewäſſer aufzu- ſuchen; denn die Fälle, in welchen ſie ſich auf die Jagd von Landthieren machten, ſind ſehr ſelten und immer nur Ausnahmen. Sie ſchwimmen und tauchen meiſterhaft und verſtehen es auch, ziemlich lange unter dem Waſſer auszuhalten; ſie laufen, ihrer kurzen Beine ungeachtet, ziemlich ſchnell; ſie ſind ſtark, muthig und kühn, verſtändig und zur Zähmung geeignet, leben aber faſt überall in ge- ſpannten Verhältniſſen mit dem Menſchen, weil ſie dieſem einen ſo großen Schaden zufügen, daß derſelbe durch den koſtbaren Pelz, den ſie liefern, nicht halb aufgewogen werden kann. Jhre Baue graben ſie ſich an den Ufern der Flüſſe und zwar von dem Waſſer aus. Man kennt gegenwärtig etwa zwölf Arten.
Europa beherbergt eine einzige Art der Sippe, den gemeinen Fiſchotter (Lutra vulgaris), welcher ſich außerdem noch in dem größten Theile von Nord- und Mittelaſien findet. Jn den Polar- ländern ſcheint er nicht weit nach Norden vorzudringen, obgleich er einzeln noch in Lappland wohnt. Jn Sibirien geht er nur bis zur Nähe des Polarkreiſes hinauf und von da durch ganz Europa hindurch bis zu dem tiefſten Süden hinab. So iſt er in Jtalien, Spanien und Griechenland, wo er ſeine Süd- greuze erreicht, ebenſogut daheim, wie in Mitteleuropa, Großbritannien, Skandinavien und Rußland, oder in den aſiatiſchen Steppen, in Südſibirien, im Altai, in Turan, in der Mongolei, Perſien und Meſopotamien. Auch die in Japan vorkommende Art ſoll mit der unſrigen übereinſtimmen und wird deshalb von Vielen als daſſelbe Thier angeſehen.
Der Fiſchotter trägt die oben bemerkten Kennzeichen der Sippe vollſtändig an ſich. Seine ganze Leibeslänge beträgt zwei Fuß acht Zoll bis drei Fuß, der Schwanz mißt immer die Hälfte, alſo von 16 bis 18 Zoll; die Höhe am Widerriſt erreicht nur bei den älteſten Männchen mehr, als einen Fuß; das Gewicht ſchwankt meiſtens zwiſchen 20 und 24 Pfund; doch erreichen ſehr alte Männchen wohl auch ein ſolches von 30 Pfund. Das Weibchen unterſcheidet ſich von dem Männchen nur durch die etwas geringere Größe, einen kaum merklich ſchlankern Bau und die hellere Färbung ſeines Pelzes. Der Leib des Fiſchotters und noch mehr der verhältnißmäßig kleine, oben ſtark abgeflachte, doch dabei dicke und breite Kopf erinnert an eine Schlange, und deshalb mag wohl auch das Thier den Schlangennamen erhalten haben. Die abgerundeten Ohren ſind ſehr kurz und treten blos mit dem Rande aus dem Pelz hervor; ſie ſind durch eine Klappe verſchließbar. Die kleinen Augen ſtehen nahe an dem Mundwinkel und haben einen runden Stern und kaſtanienbraune Regenbogenhaut. Der Mund wird von dicken Lippen geſchloſſen; auf der Oberlippe befinden ſich mehrere Reihen langer Schnurren, auf der untern ſind dieſe weniger zahlreich und kürzer. Die Naſenſpitze iſt unbehaart und von einer netzartig geriſſenen, flachwarzigen Haut bedeckt. Die Form dieſes nackten Naſenfeldes iſt wichtig für die Unterſcheidung mancher Arten; bei der europäiſchen Art wenigſtens iſt es ganz anders geſtaltet, als bei anderen Gattungsverwandten. Die Beine und Füße ähneln im Ganzen denen der Marder: allein die ſtark entwickelten Bindehäute oder ausgebildeten Schwimmhäute zwiſchen den Zehen unterſcheiden alle Fiſchottern hinlänglich von jenen. Dieſe Schwimmhäute erſtrecken ſich bis in die Mitte der Zehenballen und ſind unten ganz nackt, oben dagegen ſchwach behaart. Der Pelz iſt überall dicht und kurz anliegend. Das ſehr feine Wollhaar iſt im Grunde lichtbraungrau, an der Spitze dunkler, wie das obere Haar, welches etwas ſtarr iſt, dabei aber dicht ſteht und ſehr viel Glanz beſitzt. Die Geſammtfärbung des Pelzes iſt oben gleichmäßig glänzend dunkelbraun, auf der Unter- ſeite etwas heller, unterm Halſe und den Kopfſeiten am hellfarbigſten, oft etwas weißlichgraubraun. Gewöhnlich finden ſich auch einzelne unregelmäßige, reinweiße oder weißliche Flecken zwiſchen dem Kinn und den Oberkieferäſten, ſowie auf der Mitte der Oberlippe. Die jüngeren Thiere ſind mehr graubraun gefärbt; die ſehr ſelten vorkommenden Ausartungen haben hellröthlichen, gelben oder weißlichen Pelz.
Der Fiſchotter lebt faſt ausſchließlich an ſüßen Gewäſſern und liebt vor allem Bäche, welche Forellen beherbergen, ſonſt aber auch Flüſſe, deren Ufer auf große Strecken hin mit Wald bedeckt ſind.
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Die Raubthiere. Fiſchottern. — Gemeiner Fiſchotter.
fernen ſie ſich von dem Waſſer und auch dann blos in der Abſicht, um ein anderes Gewäſſer aufzu-
ſuchen; denn die Fälle, in welchen ſie ſich auf die Jagd von Landthieren machten, ſind ſehr ſelten
und immer nur Ausnahmen. Sie ſchwimmen und tauchen meiſterhaft und verſtehen es auch, ziemlich
lange unter dem Waſſer auszuhalten; ſie laufen, ihrer kurzen Beine ungeachtet, ziemlich ſchnell; ſie
ſind ſtark, muthig und kühn, verſtändig und zur Zähmung geeignet, leben aber faſt überall in ge-
ſpannten Verhältniſſen mit dem Menſchen, weil ſie dieſem einen ſo großen Schaden zufügen, daß
derſelbe durch den koſtbaren Pelz, den ſie liefern, nicht halb aufgewogen werden kann. Jhre Baue
graben ſie ſich an den Ufern der Flüſſe und zwar von dem Waſſer aus. Man kennt gegenwärtig etwa
zwölf Arten.
Europa beherbergt eine einzige Art der Sippe, den gemeinen Fiſchotter (Lutra vulgaris),
welcher ſich außerdem noch in dem größten Theile von Nord- und Mittelaſien findet. Jn den Polar-
ländern ſcheint er nicht weit nach Norden vorzudringen, obgleich er einzeln noch in Lappland wohnt.
Jn Sibirien geht er nur bis zur Nähe des Polarkreiſes hinauf und von da durch ganz Europa hindurch
bis zu dem tiefſten Süden hinab. So iſt er in Jtalien, Spanien und Griechenland, wo er ſeine Süd-
greuze erreicht, ebenſogut daheim, wie in Mitteleuropa, Großbritannien, Skandinavien und Rußland,
oder in den aſiatiſchen Steppen, in Südſibirien, im Altai, in Turan, in der Mongolei, Perſien und
Meſopotamien. Auch die in Japan vorkommende Art ſoll mit der unſrigen übereinſtimmen und wird
deshalb von Vielen als daſſelbe Thier angeſehen.
Der Fiſchotter trägt die oben bemerkten Kennzeichen der Sippe vollſtändig an ſich. Seine
ganze Leibeslänge beträgt zwei Fuß acht Zoll bis drei Fuß, der Schwanz mißt immer die Hälfte, alſo
von 16 bis 18 Zoll; die Höhe am Widerriſt erreicht nur bei den älteſten Männchen mehr, als einen
Fuß; das Gewicht ſchwankt meiſtens zwiſchen 20 und 24 Pfund; doch erreichen ſehr alte Männchen
wohl auch ein ſolches von 30 Pfund. Das Weibchen unterſcheidet ſich von dem Männchen nur
durch die etwas geringere Größe, einen kaum merklich ſchlankern Bau und die hellere Färbung ſeines
Pelzes. Der Leib des Fiſchotters und noch mehr der verhältnißmäßig kleine, oben ſtark abgeflachte,
doch dabei dicke und breite Kopf erinnert an eine Schlange, und deshalb mag wohl auch das Thier
den Schlangennamen erhalten haben. Die abgerundeten Ohren ſind ſehr kurz und treten blos mit
dem Rande aus dem Pelz hervor; ſie ſind durch eine Klappe verſchließbar. Die kleinen Augen ſtehen
nahe an dem Mundwinkel und haben einen runden Stern und kaſtanienbraune Regenbogenhaut.
Der Mund wird von dicken Lippen geſchloſſen; auf der Oberlippe befinden ſich mehrere Reihen langer
Schnurren, auf der untern ſind dieſe weniger zahlreich und kürzer. Die Naſenſpitze iſt unbehaart
und von einer netzartig geriſſenen, flachwarzigen Haut bedeckt. Die Form dieſes nackten Naſenfeldes
iſt wichtig für die Unterſcheidung mancher Arten; bei der europäiſchen Art wenigſtens iſt es ganz
anders geſtaltet, als bei anderen Gattungsverwandten. Die Beine und Füße ähneln im Ganzen denen
der Marder: allein die ſtark entwickelten Bindehäute oder ausgebildeten Schwimmhäute zwiſchen den
Zehen unterſcheiden alle Fiſchottern hinlänglich von jenen. Dieſe Schwimmhäute erſtrecken ſich bis in
die Mitte der Zehenballen und ſind unten ganz nackt, oben dagegen ſchwach behaart. Der Pelz iſt
überall dicht und kurz anliegend. Das ſehr feine Wollhaar iſt im Grunde lichtbraungrau, an der
Spitze dunkler, wie das obere Haar, welches etwas ſtarr iſt, dabei aber dicht ſteht und ſehr viel Glanz
beſitzt. Die Geſammtfärbung des Pelzes iſt oben gleichmäßig glänzend dunkelbraun, auf der Unter-
ſeite etwas heller, unterm Halſe und den Kopfſeiten am hellfarbigſten, oft etwas weißlichgraubraun.
Gewöhnlich finden ſich auch einzelne unregelmäßige, reinweiße oder weißliche Flecken zwiſchen dem
Kinn und den Oberkieferäſten, ſowie auf der Mitte der Oberlippe. Die jüngeren Thiere ſind
mehr graubraun gefärbt; die ſehr ſelten vorkommenden Ausartungen haben hellröthlichen, gelben oder
weißlichen Pelz.
Der Fiſchotter lebt faſt ausſchließlich an ſüßen Gewäſſern und liebt vor allem Bäche, welche
Forellen beherbergen, ſonſt aber auch Flüſſe, deren Ufer auf große Strecken hin mit Wald bedeckt ſind.
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/636>, abgerufen am 24.11.2024.
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