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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Die Raubthiere. Schleichkatzen. Mangusten. -- Niula. Meloneillo. Zebramanguste.

Die Niula (Herpestes Nyula) ist dem Mungos nah verwandt und vielleicht nur Spielart
desselben; sie wird von einigen Forschern aber auch wieder mit der grauen Manguste aus Jndien
(Herpestes griseus) zusammengestellt. Jhr Haar ist graulichgelb, dunkler geringelt, wodurch eine
hübsche Sprenkelung entsteht. -- Ueber ihre Lebensweise ist so wenig bekannt, daß man nicht be-
stimmen kann, ob sie sich von ihren Verwandten unterscheide oder nicht. Jch habe sie hauptsächlich
der gelungenen Abbildung halber hier mit aufgeführt.

Neben diesen Ausländern müssen wir unsere europäische Manguste, den Melon oder Melon-
cillo
(Herpestes Widdringtonii) wenigstens erwähnen. Das Thier war den spanischen Jägern schon
lange bekannt, ehe es einem Naturforscher in die Hände fiel. Seine Jagd galt als lohnend, weil die
Schwanzhaare zu Malerpinseln verwendet, sehr gesucht und zu hohen Preisen bezahlt wurden; aber
die Jäger erlegten den Meloncillo eben nur dieser Haare wegen und warfen seinen Balg weg, nach-
dem sie ihn in ihrer Weise ausgenutzt hatten. Erst im Jahre 1842 erfuhren wir durch Gray, daß
auch unser heimatlicher Erdtheil eine echte Manguste besitzt. Wahrscheinlich, aber noch nicht bewiesen,
ist, daß der Melon auch im benachbarten Afrika gefunden wird.

[Abbildung] Die Niula (Herpestes Nyula).

Jn Spanien lebt er ganz nach Art des Jchneumon in den Flußniederungen und zwar haupt-
sächlich in Estremadura und Andalusien. Er bewohnt fast ausschließlich die Rohrwaldungen und
Ebenen, welche mit einem Riedgrase, dem Esparto, bewachsen sind, kommt aber keineswegs im Ge-
birge vor, wie angegeben wurde. Seine Gesammtlänge beträgt 31/2 Fuß, die Länge des Schwanzes
ungefähr 11/2 Fuß. Der im Ganzen kurze Pelz verlängert sich auf der Rückenmitte und verschwindet
fast ganz am Vorderhals und am Unterleibe, welche Theile beinahe nackt sind. Ein dunkles Grau mit
lichterer Sprenkelung ist die Gesammtfärbung; Nase, Füße und Schwanzende sind schwarz. Auf dem
Rücken endigen die schwarzen, dreimal weißgeringelten Haare in bräunliche Spitzen. Das Gesicht ist
mit kurzem, das Ohr mit weichem, fein geringeltem Haar bekleidet.

Ueber Fortpflanzung, Nutzen, Schaden und Jagd des Thieres ist zur Zeit noch Nichts bekannt.

Zu den übrigen Ausgezeichneten der Gruppe gehört die gestreifte oder Zebramanguste, die
Sakie der Eingebornen (Herpestes sasciatus oder Herpestes Zebra). Sie ist eine der kleineren Mit-
glieder der ganzen Sippschaft. Jhre Leibeslänge wird zu 15, die Schwanzlänge zu 8 Zoll ange-
geben; ich habe aber mit Bestimmtheit viel größere gesehen, wenn auch nicht mit dem Zollstabe ge-
messen. Mit Recht trägt das Thier seinen Namen, zumal den ihm von Rüppell verliehenen. Die

Die Raubthiere. Schleichkatzen. Manguſten. — Niula. Meloneillo. Zebramanguſte.

Die Niula (Herpestes Nyula) iſt dem Mungos nah verwandt und vielleicht nur Spielart
deſſelben; ſie wird von einigen Forſchern aber auch wieder mit der grauen Manguſte aus Jndien
(Herpestes griseus) zuſammengeſtellt. Jhr Haar iſt graulichgelb, dunkler geringelt, wodurch eine
hübſche Sprenkelung entſteht. — Ueber ihre Lebensweiſe iſt ſo wenig bekannt, daß man nicht be-
ſtimmen kann, ob ſie ſich von ihren Verwandten unterſcheide oder nicht. Jch habe ſie hauptſächlich
der gelungenen Abbildung halber hier mit aufgeführt.

Neben dieſen Ausländern müſſen wir unſere europäiſche Manguſte, den Melon oder Melon-
cillo
(Herpestes Widdringtonii) wenigſtens erwähnen. Das Thier war den ſpaniſchen Jägern ſchon
lange bekannt, ehe es einem Naturforſcher in die Hände fiel. Seine Jagd galt als lohnend, weil die
Schwanzhaare zu Malerpinſeln verwendet, ſehr geſucht und zu hohen Preiſen bezahlt wurden; aber
die Jäger erlegten den Meloncillo eben nur dieſer Haare wegen und warfen ſeinen Balg weg, nach-
dem ſie ihn in ihrer Weiſe ausgenutzt hatten. Erſt im Jahre 1842 erfuhren wir durch Gray, daß
auch unſer heimatlicher Erdtheil eine echte Manguſte beſitzt. Wahrſcheinlich, aber noch nicht bewieſen,
iſt, daß der Melon auch im benachbarten Afrika gefunden wird.

[Abbildung] Die Niula (Herpestes Nyula).

Jn Spanien lebt er ganz nach Art des Jchneumon in den Flußniederungen und zwar haupt-
ſächlich in Eſtremadura und Andaluſien. Er bewohnt faſt ausſchließlich die Rohrwaldungen und
Ebenen, welche mit einem Riedgraſe, dem Esparto, bewachſen ſind, kommt aber keineswegs im Ge-
birge vor, wie angegeben wurde. Seine Geſammtlänge beträgt 3½ Fuß, die Länge des Schwanzes
ungefähr 1½ Fuß. Der im Ganzen kurze Pelz verlängert ſich auf der Rückenmitte und verſchwindet
faſt ganz am Vorderhals und am Unterleibe, welche Theile beinahe nackt ſind. Ein dunkles Grau mit
lichterer Sprenkelung iſt die Geſammtfärbung; Naſe, Füße und Schwanzende ſind ſchwarz. Auf dem
Rücken endigen die ſchwarzen, dreimal weißgeringelten Haare in bräunliche Spitzen. Das Geſicht iſt
mit kurzem, das Ohr mit weichem, fein geringeltem Haar bekleidet.

Ueber Fortpflanzung, Nutzen, Schaden und Jagd des Thieres iſt zur Zeit noch Nichts bekannt.

Zu den übrigen Ausgezeichneten der Gruppe gehört die geſtreifte oder Zebramanguſte, die
Sakïe der Eingebornen (Herpestes ſasciatus oder Herpestes Zebra). Sie iſt eine der kleineren Mit-
glieder der ganzen Sippſchaft. Jhre Leibeslänge wird zu 15, die Schwanzlänge zu 8 Zoll ange-
geben; ich habe aber mit Beſtimmtheit viel größere geſehen, wenn auch nicht mit dem Zollſtabe ge-
meſſen. Mit Recht trägt das Thier ſeinen Namen, zumal den ihm von Rüppell verliehenen. Die

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[480/0554] Die Raubthiere. Schleichkatzen. Manguſten. — Niula. Meloneillo. Zebramanguſte. Die Niula (Herpestes Nyula) iſt dem Mungos nah verwandt und vielleicht nur Spielart deſſelben; ſie wird von einigen Forſchern aber auch wieder mit der grauen Manguſte aus Jndien (Herpestes griseus) zuſammengeſtellt. Jhr Haar iſt graulichgelb, dunkler geringelt, wodurch eine hübſche Sprenkelung entſteht. — Ueber ihre Lebensweiſe iſt ſo wenig bekannt, daß man nicht be- ſtimmen kann, ob ſie ſich von ihren Verwandten unterſcheide oder nicht. Jch habe ſie hauptſächlich der gelungenen Abbildung halber hier mit aufgeführt. Neben dieſen Ausländern müſſen wir unſere europäiſche Manguſte, den Melon oder Melon- cillo (Herpestes Widdringtonii) wenigſtens erwähnen. Das Thier war den ſpaniſchen Jägern ſchon lange bekannt, ehe es einem Naturforſcher in die Hände fiel. Seine Jagd galt als lohnend, weil die Schwanzhaare zu Malerpinſeln verwendet, ſehr geſucht und zu hohen Preiſen bezahlt wurden; aber die Jäger erlegten den Meloncillo eben nur dieſer Haare wegen und warfen ſeinen Balg weg, nach- dem ſie ihn in ihrer Weiſe ausgenutzt hatten. Erſt im Jahre 1842 erfuhren wir durch Gray, daß auch unſer heimatlicher Erdtheil eine echte Manguſte beſitzt. Wahrſcheinlich, aber noch nicht bewieſen, iſt, daß der Melon auch im benachbarten Afrika gefunden wird. [Abbildung Die Niula (Herpestes Nyula).] Jn Spanien lebt er ganz nach Art des Jchneumon in den Flußniederungen und zwar haupt- ſächlich in Eſtremadura und Andaluſien. Er bewohnt faſt ausſchließlich die Rohrwaldungen und Ebenen, welche mit einem Riedgraſe, dem Esparto, bewachſen ſind, kommt aber keineswegs im Ge- birge vor, wie angegeben wurde. Seine Geſammtlänge beträgt 3½ Fuß, die Länge des Schwanzes ungefähr 1½ Fuß. Der im Ganzen kurze Pelz verlängert ſich auf der Rückenmitte und verſchwindet faſt ganz am Vorderhals und am Unterleibe, welche Theile beinahe nackt ſind. Ein dunkles Grau mit lichterer Sprenkelung iſt die Geſammtfärbung; Naſe, Füße und Schwanzende ſind ſchwarz. Auf dem Rücken endigen die ſchwarzen, dreimal weißgeringelten Haare in bräunliche Spitzen. Das Geſicht iſt mit kurzem, das Ohr mit weichem, fein geringeltem Haar bekleidet. Ueber Fortpflanzung, Nutzen, Schaden und Jagd des Thieres iſt zur Zeit noch Nichts bekannt. Zu den übrigen Ausgezeichneten der Gruppe gehört die geſtreifte oder Zebramanguſte, die Sakïe der Eingebornen (Herpestes ſasciatus oder Herpestes Zebra). Sie iſt eine der kleineren Mit- glieder der ganzen Sippſchaft. Jhre Leibeslänge wird zu 15, die Schwanzlänge zu 8 Zoll ange- geben; ich habe aber mit Beſtimmtheit viel größere geſehen, wenn auch nicht mit dem Zollſtabe ge- meſſen. Mit Recht trägt das Thier ſeinen Namen, zumal den ihm von Rüppell verliehenen. Die

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/554>, abgerufen am 17.05.2024.