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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Die Raubthiere. Hunde. -- Gemeiner Fuchs.
die Flucht zu ergreifen. Sie vergaß aber dabei ihrer Jungen nicht, nahm eins derselben ins Maul
brach neben dem vorliegenden Hunde durch, sprang aus dem Baue und ließ auch jetzt das Kleine nicht,
fallen, obgleich mehrere Flinten ganz aus der Nähe, jedoch ohne zu treffen, auf sie abgefeuert wurden."
-- "Jn der Nähe eines Gutes," erzählt Eckström, ein schwedischer Naturforscher, "hatte ein Fuchs-
paar seinen Bau und Junge darin. Der Verwalter stellte eine Jagd auf die alten Füchse an, erwischte
sie aber nicht. Da wurden Tagelöhner aufgeboten, den Bau zu graben. Zwei Junge wurden getödtet,
und das dritte nahm der Verwalter mit sich auf den Hof, legte ihm ein Hundehalsband an und band
es dicht vor seinem Kammerfenster an einen Baum. Dies wurde am Abend des nämlichen Tages
bewerkstelligt. Am Morgen, als die Leute im Gehöfte erwachten, wurde sogleich ein Mensch hinaus-
geschickt, um nachzusehen, wie es mit dem jungen Fuchse stände. Er stand sehr trübselig an derselben
Stelle, hatte aber einen fetten Truthahn mit abgebissenem Kopfe vor sich. Nun wurde die Magd
herbeigerufen, welche die Aufsicht über das Hühnerhaus hatte, und mit Thränen im Auge mußte sie
gestehen, daß sie vergessen hatte, die Truthühner einzutreiben. Jn Folge angestellter Untersuchung fand
sich, daß der alte Fuchs während der Nacht vierzehn Truthühner geschlachtet hatte, deren zerstückte
Körper hier und da im Wohn- und Viehhofe herumlagen; eins hatte er, wie schon gesagt, vor sein
angefesseltes Junge gelegt."

Sehr jung eingefangene Füchse lassen sich leicht aufziehen, weil sie sich ohne Mühe an Hundekost
gewöhnen. Sie werden, wenn man sich viel mit ihnen abgiebt, bald und sehr zahm und erfreuen
uns durch ihre Munterkeit und Beweglichkeit. Während meines Aufenthalts in Egypten besaß ich
eine Zeit lang einen, welcher mir innerhalb meiner Wohnung wie ein Hund auf dem Fuße nachlief
und mich sehr liebte. Gleichwohl schien er es nicht gern zu haben, wenn ich ihn auf den Arm nahm
und ihm wie den Hunden schmeichelte. Er that zwar so, als ob er vor Zärtlichkeit und Glück ganz
außer sich sei, leckte mich und fächelte wie ein Hund bei großer Hitze: es war aber Alles blos Heuchelei;
denn er bezweckte durch seine Schmeicheleien nichts Anderes, als so schnell wie möglich wieder wegzu-
kommen. Dann ließ er sich auch so leicht nicht wieder fangen, obwohl er immer jene heuchlerische Miene
annahm, wenn ich mich ihm näherte. Auf den Hühnerhöfen meiner Nachbarn wußte er in der aller-
kürzesten Zeit sehr genau Bescheid und verfehlte auch nicht, so oft er konnte, sich von dort ein
Hühnchen zu holen. Bei dem geringen Preise, welchen die Hühner in Egypten haben, war die Be-
zahlung der durch ihn umgebrachten Hühner eben keine große Ausgabe für mich, und ich leistete sie
schon aus dem Grunde sehr gern, um meinem Fuchs auch sein Vergnügen zu lassen und die Leute
nicht gar zu sehr gegen ihn aufzubringen. Leider schien er die Zuneigung, welche er früher trotz seiner
Diebereien genossen hatte, endlich doch verscherzt zu haben: man brachte ihn eines Tages als Leiche.

"Von mehreren Füchsen, welche ich aufgefüttert habe," erzählt Lenz, "war der letzte, ein Weibchen,
der zahmste, weil ich ihn am kleinsten bekam. Er fing eben an, selbst zu fressen, war aber doch schon
so boshaft und beißig, daß er, wenn er eine Lieblingsspeise vor sich hatte, dabei immer knurrte und, wenn
ihn auch Niemand störte, doch rings um sich in Stroh und Holz biß. Durch freundliche Behandlung
ward er bald so zahm, daß er sichs gern gefallen ließ, wenn ich ihm ein eben gemordetes Kaninchen
aus dem blutigen Rachen nahm und statt dessen den Finger hineinlegte. Ueberhaupt spielte er, selbst
als er erwachsen war, außerordentlich gern mit mir, war außer sich vor Freude, wenn ich ihn be-
suchte, wedelte wie ein Hund und sprang winselnd um mich herum. Ebenso freundlich war er gegen
jeden Fremden; ja, er unterschied Fremde schon auf funfzig Schritt weit, wenn sie um die Hausecke
kamen, sogleich von mir und lud sie mit lautem Gewinsel ein, zu ihm zu kommen, eine Ehre, welche
er mir und meinem Bruder, die wir ihn für gewöhnlich fütterten, in der Regel nicht erwies, wahr-
scheinlich, weil er wußte, daß wir doch kämen. Kam ein Hund, so sprang er, jener mochte groß oder
klein sein, ihm mit feuersprühenden Augen und grinsenden Zähnen entgegen. Er war am Tage ebenso
munter, wie bei Nacht. Sein Liebstes war, wenn er an mit Fett geschmierten Schuhen nagen oder
sich darauf wälzen konnte. Anfangs befand er sich frei in einem eigens für ihn gebauten Stalle.
Gab ich ihm da z. B. einen recht großen, beißigen Hamster, so kam er gleich mit funkelnden Augen

Die Raubthiere. Hunde. — Gemeiner Fuchs.
die Flucht zu ergreifen. Sie vergaß aber dabei ihrer Jungen nicht, nahm eins derſelben ins Maul
brach neben dem vorliegenden Hunde durch, ſprang aus dem Baue und ließ auch jetzt das Kleine nicht,
fallen, obgleich mehrere Flinten ganz aus der Nähe, jedoch ohne zu treffen, auf ſie abgefeuert wurden.‟
— „Jn der Nähe eines Gutes,‟ erzählt Eckſtröm, ein ſchwediſcher Naturforſcher, „hatte ein Fuchs-
paar ſeinen Bau und Junge darin. Der Verwalter ſtellte eine Jagd auf die alten Füchſe an, erwiſchte
ſie aber nicht. Da wurden Tagelöhner aufgeboten, den Bau zu graben. Zwei Junge wurden getödtet,
und das dritte nahm der Verwalter mit ſich auf den Hof, legte ihm ein Hundehalsband an und band
es dicht vor ſeinem Kammerfenſter an einen Baum. Dies wurde am Abend des nämlichen Tages
bewerkſtelligt. Am Morgen, als die Leute im Gehöfte erwachten, wurde ſogleich ein Menſch hinaus-
geſchickt, um nachzuſehen, wie es mit dem jungen Fuchſe ſtände. Er ſtand ſehr trübſelig an derſelben
Stelle, hatte aber einen fetten Truthahn mit abgebiſſenem Kopfe vor ſich. Nun wurde die Magd
herbeigerufen, welche die Aufſicht über das Hühnerhaus hatte, und mit Thränen im Auge mußte ſie
geſtehen, daß ſie vergeſſen hatte, die Truthühner einzutreiben. Jn Folge angeſtellter Unterſuchung fand
ſich, daß der alte Fuchs während der Nacht vierzehn Truthühner geſchlachtet hatte, deren zerſtückte
Körper hier und da im Wohn- und Viehhofe herumlagen; eins hatte er, wie ſchon geſagt, vor ſein
angefeſſeltes Junge gelegt.‟

Sehr jung eingefangene Füchſe laſſen ſich leicht aufziehen, weil ſie ſich ohne Mühe an Hundekoſt
gewöhnen. Sie werden, wenn man ſich viel mit ihnen abgiebt, bald und ſehr zahm und erfreuen
uns durch ihre Munterkeit und Beweglichkeit. Während meines Aufenthalts in Egypten beſaß ich
eine Zeit lang einen, welcher mir innerhalb meiner Wohnung wie ein Hund auf dem Fuße nachlief
und mich ſehr liebte. Gleichwohl ſchien er es nicht gern zu haben, wenn ich ihn auf den Arm nahm
und ihm wie den Hunden ſchmeichelte. Er that zwar ſo, als ob er vor Zärtlichkeit und Glück ganz
außer ſich ſei, leckte mich und fächelte wie ein Hund bei großer Hitze: es war aber Alles blos Heuchelei;
denn er bezweckte durch ſeine Schmeicheleien nichts Anderes, als ſo ſchnell wie möglich wieder wegzu-
kommen. Dann ließ er ſich auch ſo leicht nicht wieder fangen, obwohl er immer jene heuchleriſche Miene
annahm, wenn ich mich ihm näherte. Auf den Hühnerhöfen meiner Nachbarn wußte er in der aller-
kürzeſten Zeit ſehr genau Beſcheid und verfehlte auch nicht, ſo oft er konnte, ſich von dort ein
Hühnchen zu holen. Bei dem geringen Preiſe, welchen die Hühner in Egypten haben, war die Be-
zahlung der durch ihn umgebrachten Hühner eben keine große Ausgabe für mich, und ich leiſtete ſie
ſchon aus dem Grunde ſehr gern, um meinem Fuchs auch ſein Vergnügen zu laſſen und die Leute
nicht gar zu ſehr gegen ihn aufzubringen. Leider ſchien er die Zuneigung, welche er früher trotz ſeiner
Diebereien genoſſen hatte, endlich doch verſcherzt zu haben: man brachte ihn eines Tages als Leiche.

„Von mehreren Füchſen, welche ich aufgefüttert habe,‟ erzählt Lenz, „war der letzte, ein Weibchen,
der zahmſte, weil ich ihn am kleinſten bekam. Er fing eben an, ſelbſt zu freſſen, war aber doch ſchon
ſo boshaft und beißig, daß er, wenn er eine Lieblingsſpeiſe vor ſich hatte, dabei immer knurrte und, wenn
ihn auch Niemand ſtörte, doch rings um ſich in Stroh und Holz biß. Durch freundliche Behandlung
ward er bald ſo zahm, daß er ſichs gern gefallen ließ, wenn ich ihm ein eben gemordetes Kaninchen
aus dem blutigen Rachen nahm und ſtatt deſſen den Finger hineinlegte. Ueberhaupt ſpielte er, ſelbſt
als er erwachſen war, außerordentlich gern mit mir, war außer ſich vor Freude, wenn ich ihn be-
ſuchte, wedelte wie ein Hund und ſprang winſelnd um mich herum. Ebenſo freundlich war er gegen
jeden Fremden; ja, er unterſchied Fremde ſchon auf funfzig Schritt weit, wenn ſie um die Hausecke
kamen, ſogleich von mir und lud ſie mit lautem Gewinſel ein, zu ihm zu kommen, eine Ehre, welche
er mir und meinem Bruder, die wir ihn für gewöhnlich fütterten, in der Regel nicht erwies, wahr-
ſcheinlich, weil er wußte, daß wir doch kämen. Kam ein Hund, ſo ſprang er, jener mochte groß oder
klein ſein, ihm mit feuerſprühenden Augen und grinſenden Zähnen entgegen. Er war am Tage ebenſo
munter, wie bei Nacht. Sein Liebſtes war, wenn er an mit Fett geſchmierten Schuhen nagen oder
ſich darauf wälzen konnte. Anfangs befand er ſich frei in einem eigens für ihn gebauten Stalle.
Gab ich ihm da z. B. einen recht großen, beißigen Hamſter, ſo kam er gleich mit funkelnden Augen

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[426/0494] Die Raubthiere. Hunde. — Gemeiner Fuchs. die Flucht zu ergreifen. Sie vergaß aber dabei ihrer Jungen nicht, nahm eins derſelben ins Maul brach neben dem vorliegenden Hunde durch, ſprang aus dem Baue und ließ auch jetzt das Kleine nicht, fallen, obgleich mehrere Flinten ganz aus der Nähe, jedoch ohne zu treffen, auf ſie abgefeuert wurden.‟ — „Jn der Nähe eines Gutes,‟ erzählt Eckſtröm, ein ſchwediſcher Naturforſcher, „hatte ein Fuchs- paar ſeinen Bau und Junge darin. Der Verwalter ſtellte eine Jagd auf die alten Füchſe an, erwiſchte ſie aber nicht. Da wurden Tagelöhner aufgeboten, den Bau zu graben. Zwei Junge wurden getödtet, und das dritte nahm der Verwalter mit ſich auf den Hof, legte ihm ein Hundehalsband an und band es dicht vor ſeinem Kammerfenſter an einen Baum. Dies wurde am Abend des nämlichen Tages bewerkſtelligt. Am Morgen, als die Leute im Gehöfte erwachten, wurde ſogleich ein Menſch hinaus- geſchickt, um nachzuſehen, wie es mit dem jungen Fuchſe ſtände. Er ſtand ſehr trübſelig an derſelben Stelle, hatte aber einen fetten Truthahn mit abgebiſſenem Kopfe vor ſich. Nun wurde die Magd herbeigerufen, welche die Aufſicht über das Hühnerhaus hatte, und mit Thränen im Auge mußte ſie geſtehen, daß ſie vergeſſen hatte, die Truthühner einzutreiben. Jn Folge angeſtellter Unterſuchung fand ſich, daß der alte Fuchs während der Nacht vierzehn Truthühner geſchlachtet hatte, deren zerſtückte Körper hier und da im Wohn- und Viehhofe herumlagen; eins hatte er, wie ſchon geſagt, vor ſein angefeſſeltes Junge gelegt.‟ Sehr jung eingefangene Füchſe laſſen ſich leicht aufziehen, weil ſie ſich ohne Mühe an Hundekoſt gewöhnen. Sie werden, wenn man ſich viel mit ihnen abgiebt, bald und ſehr zahm und erfreuen uns durch ihre Munterkeit und Beweglichkeit. Während meines Aufenthalts in Egypten beſaß ich eine Zeit lang einen, welcher mir innerhalb meiner Wohnung wie ein Hund auf dem Fuße nachlief und mich ſehr liebte. Gleichwohl ſchien er es nicht gern zu haben, wenn ich ihn auf den Arm nahm und ihm wie den Hunden ſchmeichelte. Er that zwar ſo, als ob er vor Zärtlichkeit und Glück ganz außer ſich ſei, leckte mich und fächelte wie ein Hund bei großer Hitze: es war aber Alles blos Heuchelei; denn er bezweckte durch ſeine Schmeicheleien nichts Anderes, als ſo ſchnell wie möglich wieder wegzu- kommen. Dann ließ er ſich auch ſo leicht nicht wieder fangen, obwohl er immer jene heuchleriſche Miene annahm, wenn ich mich ihm näherte. Auf den Hühnerhöfen meiner Nachbarn wußte er in der aller- kürzeſten Zeit ſehr genau Beſcheid und verfehlte auch nicht, ſo oft er konnte, ſich von dort ein Hühnchen zu holen. Bei dem geringen Preiſe, welchen die Hühner in Egypten haben, war die Be- zahlung der durch ihn umgebrachten Hühner eben keine große Ausgabe für mich, und ich leiſtete ſie ſchon aus dem Grunde ſehr gern, um meinem Fuchs auch ſein Vergnügen zu laſſen und die Leute nicht gar zu ſehr gegen ihn aufzubringen. Leider ſchien er die Zuneigung, welche er früher trotz ſeiner Diebereien genoſſen hatte, endlich doch verſcherzt zu haben: man brachte ihn eines Tages als Leiche. „Von mehreren Füchſen, welche ich aufgefüttert habe,‟ erzählt Lenz, „war der letzte, ein Weibchen, der zahmſte, weil ich ihn am kleinſten bekam. Er fing eben an, ſelbſt zu freſſen, war aber doch ſchon ſo boshaft und beißig, daß er, wenn er eine Lieblingsſpeiſe vor ſich hatte, dabei immer knurrte und, wenn ihn auch Niemand ſtörte, doch rings um ſich in Stroh und Holz biß. Durch freundliche Behandlung ward er bald ſo zahm, daß er ſichs gern gefallen ließ, wenn ich ihm ein eben gemordetes Kaninchen aus dem blutigen Rachen nahm und ſtatt deſſen den Finger hineinlegte. Ueberhaupt ſpielte er, ſelbſt als er erwachſen war, außerordentlich gern mit mir, war außer ſich vor Freude, wenn ich ihn be- ſuchte, wedelte wie ein Hund und ſprang winſelnd um mich herum. Ebenſo freundlich war er gegen jeden Fremden; ja, er unterſchied Fremde ſchon auf funfzig Schritt weit, wenn ſie um die Hausecke kamen, ſogleich von mir und lud ſie mit lautem Gewinſel ein, zu ihm zu kommen, eine Ehre, welche er mir und meinem Bruder, die wir ihn für gewöhnlich fütterten, in der Regel nicht erwies, wahr- ſcheinlich, weil er wußte, daß wir doch kämen. Kam ein Hund, ſo ſprang er, jener mochte groß oder klein ſein, ihm mit feuerſprühenden Augen und grinſenden Zähnen entgegen. Er war am Tage ebenſo munter, wie bei Nacht. Sein Liebſtes war, wenn er an mit Fett geſchmierten Schuhen nagen oder ſich darauf wälzen konnte. Anfangs befand er ſich frei in einem eigens für ihn gebauten Stalle. Gab ich ihm da z. B. einen recht großen, beißigen Hamſter, ſo kam er gleich mit funkelnden Augen

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/494>, abgerufen am 22.11.2024.