halbe Minute früher, als er. Wenn man dabei die körperliche Beschaffenheit beider Thiere in Rech- nung zieht, muß man wahrhaft über die Schnelligkeit des Hundes erstaunen; denn sie ist verhältniß- mäßig eine ungleich größere, als die jener unübertrefflichen Pferde. Dabei ist nur zu verwundern, daß das schnelle Thier immer noch Stunden braucht, um einen Fuchs wirklich zu erreichen; denn man muß wohl bedenken, daß die Hunde in Meuten jagen, Reinecke aber sich vor allen zu decken hat. Jedenfalls wirft diese Thatsache auch ein helles Licht auf die Gewandtheit und Schnelligkeit des letztern. Gegenwärtig währt eine Fuchshetze selten länger, als drei bis vier Stunden, während sie früher einen ganzen Tag in Anspruch nahm: zu solcher Güte hat man endlich die Fuchshunde gebracht.
Etwas größer, als der Fuchshund, ist der Hasenhatzhund (Canis Bracca), welcher zu der Jagd verwendet wird, die sein Name andeutet. Er ähnelt in seiner Gestalt und in seinem Betragen dem Fuchshund vollständig. Zur Zeit wird auf seine Zucht nur noch wenig Mühe verwendet.
[Abbildung]
Der Stöberhund (Beagle).
Der kleinste von allen Parforcehunden ist der Stöberhund (Canis irritans). Er erreicht blos elf Zoll Schulterhöhe. Man gebraucht ihn in voller Meute zur Hasenhetze und erfreut sich hauptsächlich an seiner wohlklingenden Stimme, welche, wenn die Meute stark ist, ein herrliches Geläute giebt. Sein Geruchsinn ist so fein, daß er einen einmal verfolgten Hasen immer wieder auffindet und auf- treibt, und er läuft so ausdauernd, daß er den Hasen trotz seiner Schnelligkeit und seiner Kreuz- und Quersprünge doch einholt und niedermacht. Berühmt war die Meute des Obersten Hardy. Sie bestand aus 22 Stück Hunden, welche sämmtlich das angegebene Maß noch nicht einmal erreichten. Man trug sie zur Jagd hin und von derselben zurück in Körben, welche auf Pferde geladen wurden. Bei der Hetze liefen sie regelmäßig in Reih und Glied. Jn einer schönen Nacht wurden sie ihrem Eigenthümer gestohlen, und derselbe hat nie wieder erfahren, was aus ihnen geworden ist. -- Gegen- wärtig sind auch diese Hunde selten geworden.
Ganz das Gegentheil von diesen kleinen, zierlichen Thieren ist der Bluthund (Canis sangni- narius), welchen man jetzt auch nicht oft mehr sieht. Jn den guten, alten Zeiten wurde das Thier häufig als Diebsfänger benutzt und diente dem Lande zur Sicherung vor Räubern, welche in jener Zeit überall
Fuchs-, Haſen-, Stöber- und Bluthund.
halbe Minute früher, als er. Wenn man dabei die körperliche Beſchaffenheit beider Thiere in Rech- nung zieht, muß man wahrhaft über die Schnelligkeit des Hundes erſtaunen; denn ſie iſt verhältniß- mäßig eine ungleich größere, als die jener unübertrefflichen Pferde. Dabei iſt nur zu verwundern, daß das ſchnelle Thier immer noch Stunden braucht, um einen Fuchs wirklich zu erreichen; denn man muß wohl bedenken, daß die Hunde in Meuten jagen, Reinecke aber ſich vor allen zu decken hat. Jedenfalls wirft dieſe Thatſache auch ein helles Licht auf die Gewandtheit und Schnelligkeit des letztern. Gegenwärtig währt eine Fuchshetze ſelten länger, als drei bis vier Stunden, während ſie früher einen ganzen Tag in Anſpruch nahm: zu ſolcher Güte hat man endlich die Fuchshunde gebracht.
Etwas größer, als der Fuchshund, iſt der Haſenhatzhund (Canis Bracca), welcher zu der Jagd verwendet wird, die ſein Name andeutet. Er ähnelt in ſeiner Geſtalt und in ſeinem Betragen dem Fuchshund vollſtändig. Zur Zeit wird auf ſeine Zucht nur noch wenig Mühe verwendet.
[Abbildung]
Der Stöberhund (Beagle).
Der kleinſte von allen Parforcehunden iſt der Stöberhund (Canis irritans). Er erreicht blos elf Zoll Schulterhöhe. Man gebraucht ihn in voller Meute zur Haſenhetze und erfreut ſich hauptſächlich an ſeiner wohlklingenden Stimme, welche, wenn die Meute ſtark iſt, ein herrliches Geläute giebt. Sein Geruchſinn iſt ſo fein, daß er einen einmal verfolgten Haſen immer wieder auffindet und auf- treibt, und er läuft ſo ausdauernd, daß er den Haſen trotz ſeiner Schnelligkeit und ſeiner Kreuz- und Querſprünge doch einholt und niedermacht. Berühmt war die Meute des Oberſten Hardy. Sie beſtand aus 22 Stück Hunden, welche ſämmtlich das angegebene Maß noch nicht einmal erreichten. Man trug ſie zur Jagd hin und von derſelben zurück in Körben, welche auf Pferde geladen wurden. Bei der Hetze liefen ſie regelmäßig in Reih und Glied. Jn einer ſchönen Nacht wurden ſie ihrem Eigenthümer geſtohlen, und derſelbe hat nie wieder erfahren, was aus ihnen geworden iſt. — Gegen- wärtig ſind auch dieſe Hunde ſelten geworden.
Ganz das Gegentheil von dieſen kleinen, zierlichen Thieren iſt der Bluthund (Canis sangni- narius), welchen man jetzt auch nicht oft mehr ſieht. Jn den guten, alten Zeiten wurde das Thier häufig als Diebsfänger benutzt und diente dem Lande zur Sicherung vor Räubern, welche in jener Zeit überall
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Fuchs-, Haſen-, Stöber- und Bluthund.
halbe Minute früher, als er. Wenn man dabei die körperliche Beſchaffenheit beider Thiere in Rech-
nung zieht, muß man wahrhaft über die Schnelligkeit des Hundes erſtaunen; denn ſie iſt verhältniß-
mäßig eine ungleich größere, als die jener unübertrefflichen Pferde. Dabei iſt nur zu verwundern,
daß das ſchnelle Thier immer noch Stunden braucht, um einen Fuchs wirklich zu erreichen; denn man
muß wohl bedenken, daß die Hunde in Meuten jagen, Reinecke aber ſich vor allen zu decken hat.
Jedenfalls wirft dieſe Thatſache auch ein helles Licht auf die Gewandtheit und Schnelligkeit des letztern.
Gegenwärtig währt eine Fuchshetze ſelten länger, als drei bis vier Stunden, während ſie früher einen
ganzen Tag in Anſpruch nahm: zu ſolcher Güte hat man endlich die Fuchshunde gebracht.
Etwas größer, als der Fuchshund, iſt der Haſenhatzhund (Canis Bracca), welcher zu der Jagd
verwendet wird, die ſein Name andeutet. Er ähnelt in ſeiner Geſtalt und in ſeinem Betragen dem
Fuchshund vollſtändig. Zur Zeit wird auf ſeine Zucht nur noch wenig Mühe verwendet.
[Abbildung Der Stöberhund (Beagle).]
Der kleinſte von allen Parforcehunden iſt der Stöberhund (Canis irritans). Er erreicht blos
elf Zoll Schulterhöhe. Man gebraucht ihn in voller Meute zur Haſenhetze und erfreut ſich hauptſächlich
an ſeiner wohlklingenden Stimme, welche, wenn die Meute ſtark iſt, ein herrliches Geläute giebt.
Sein Geruchſinn iſt ſo fein, daß er einen einmal verfolgten Haſen immer wieder auffindet und auf-
treibt, und er läuft ſo ausdauernd, daß er den Haſen trotz ſeiner Schnelligkeit und ſeiner Kreuz- und
Querſprünge doch einholt und niedermacht. Berühmt war die Meute des Oberſten Hardy. Sie
beſtand aus 22 Stück Hunden, welche ſämmtlich das angegebene Maß noch nicht einmal erreichten.
Man trug ſie zur Jagd hin und von derſelben zurück in Körben, welche auf Pferde geladen wurden.
Bei der Hetze liefen ſie regelmäßig in Reih und Glied. Jn einer ſchönen Nacht wurden ſie ihrem
Eigenthümer geſtohlen, und derſelbe hat nie wieder erfahren, was aus ihnen geworden iſt. — Gegen-
wärtig ſind auch dieſe Hunde ſelten geworden.
Ganz das Gegentheil von dieſen kleinen, zierlichen Thieren iſt der Bluthund (Canis sangni-
narius), welchen man jetzt auch nicht oft mehr ſieht. Jn den guten, alten Zeiten wurde das Thier häufig
als Diebsfänger benutzt und diente dem Lande zur Sicherung vor Räubern, welche in jener Zeit überall
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/443>, abgerufen am 22.11.2024.
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