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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Die Raubthiere. Hunde. -- Jagdhunde.
herbei, wenn er störrisch ist. Sobald er auf den Ruf folgt, wird er noch ein wenig herumgeführt,
und zwar, indem man sich bald rechts, bald links wendet und dabei "herum!" ruft. Dann wird er
nach seinem Wohnplatz zurückgebracht und ihm Gelegenheit gegeben, das Gelernte ordentlich durch-
zudenken. Jn einer andern Stunde beginnt das Apportiren. Man legt den Dressurbock auf die Erde,
zieht den Hund an der Leine dicht herbei, drückt seinen Körper platt auf den Boden und hält ihn
dort in liegender Stellung, schiebt ihm mit der andern Hand den Bock ins Maul und ruft "Faß!"
greift ihn dabei von oben herab hinter die Eckzähne, öffnet ihm die Kinnlade und schiebt ihm den Bock
bis unter die Fänge, ruft nochmals "Faß!" und schließt mittelst der Hand das Maul. Nach kurzer
Zeit läßt man ihn los, und indem man "Aus!" ruft, nimmt man ihm den Bock wieder ab. Wenn er
das Maul nicht selbst öffnet, reibt man ihm den Bock gegen das Zahnfleisch oder dreht ihm das
Halsband derart zusammen, daß er unwillkürlich das Maul aufsperrt. Jn einer spätern Lehrstunde
läßt man ihm, während er den Bock im Maule hat, aufstehen und einige Schritte weit gehen und
nimmt ihm denselben unter dem Zurufe "Aus!" wieder ab. Nach und nach hört man auf, ihm das
Maul zuzuhalten, während er den Bock faßt und läßt ihn denselben aus immer größeren Entfer-
nungen herbeiholen, wobei man immer "Apportez" sagt. Will er Etwas nicht thun, so wird er
jedesmal ohne Umstände dazu gezwungen und Dies solange, bis er es gern ausführt. Später nimmt
man anstatt des Bockes Stücken Holz und andere Dinge, endlich einen Hasenbalg und schließlich
Hasen, Rebhühner, zuletzt auch Raubthiere, Raubvögel, Elstern und Krähen, kurz, lauter
Thiere, welche er nur höchst ungern aufnimmt und trägt. Nachdem er diese Kunst begriffen hat, wird
ihm das Verlorensuchen beigebracht. Man geht mit dem Winde und läßt unbemerkt Etwas fallen,
was er gern apportirt, wendet nach einigen Schritten mit dem Zuruf: "Such verloren!" um, und
leitet ihn auf demselben Wege gegen den Wind zu dem Gegenstand hin, indem man ihm denselben
zeigt und "Apportez" ruft. Diese Uebung wird weiter und weiter ausgedehnt, bis er auch Dieses be-
griffen hat. Hierauf muß er das Vorstehen lernen, wieder mit seinem Bock, welchen man vor ihm
auf den Boden wirft, während man den Kopf ihm zur Erde drückt und "tout beau" oder, wenn er
es nach einiger Zeit ergreifen soll, "Avancez" ausruft. Alles Dies wird in einem umschlossenen Raum
vorgenommen, erst mit, später auch ohne Leine. Hat nun der Hund die Sache gut begriffen, so
nimmt man ihn mit sich auf das Feld hinaus, immer noch an der Leine und mit der Peitsche in der
andern Hand. Hier läßt man ihn an einem freien Orte, wo Wild ist, gegen den Wind suchen und
schwenkt ihn dabei abwechselnd rechts und links, indem man "herum" ruft. Durch die Worte "Such,
Such!" feuert man ihn, durch ein leises "Sachte, Sachte" beruhigt man ihn, wenn er zu hitzig ist,
und durch einen starken Ruck an der Leine bezeichnet man ihm seine Unzufriedenheit, wenn er nicht
gehorchen will. Sucht er nach Mäusen, Lerchen und anderen kleinen Thieren, wird er unter dem
Zuruf "Pfui" abgehalten, und niemals schießt man ein solches Thier vor ihm. Jst er bei der Suche
folgsam geworden, so bringt man ihn dann an Orte, wo es Rebhühner, aber wenig Hasen giebt,
und läßt ihn an der Leine unter dem Winde suchen, ruft ihm, sobald er Etwas in die Nase bekommen
hat, zu "Such!" und läßt ihn, sobald er festliegt oder steht, kreisen, bis man die Hühner erblickt.
Hierauf geht man zurück, führt ihn unter dem Zurufe "Hierher!" ab, läßt ihn nochmals vorgehen,
wieder kreisen und stößt endlich die Hühner, ohne zu schießen, auf, gestattet aber ihm das Nachfahren
durchaus nicht. Fallen die Hühner wo anders ein, so verfährt man wie vorher und sucht endlich
eins im Sitzen oder, wenn es aufsteht und der Hund nicht hinterdrein fährt, im Fluge zu schießen,
wobei man sich aber sehr vor einem Fehlschusse zu hüten hat. Jst das Huhn gefallen, so läßt man
es sich bringen und sieht streng darauf, daß er es nicht schüttelt oder zerbeißt. Nach dem Schusse
darf er nie schwärmen, sondern wird gleich herangerufen und muß, bis der Jäger geladen hat, ruhig
neben ihm sitzen. Auf Hasen lehrt man ihn in ähnlicher Weise. Jm Walde bringt man ihm zunächst
bei, daß er sich nie weit von dem Schützen entfernen kann, und geht deshalb zuerst in buschreiche Orte,
wo man ihn immer übersehen kann. Zum Schluß endlich führt man ihn an das Wasser und läßt
ihn hier zuerst in ganz seichtem Wasser apportiren und veranlaßt ihn, später immer tiefer und tiefer

Die Raubthiere. Hunde. — Jagdhunde.
herbei, wenn er ſtörriſch iſt. Sobald er auf den Ruf folgt, wird er noch ein wenig herumgeführt,
und zwar, indem man ſich bald rechts, bald links wendet und dabei „herum!‟ ruft. Dann wird er
nach ſeinem Wohnplatz zurückgebracht und ihm Gelegenheit gegeben, das Gelernte ordentlich durch-
zudenken. Jn einer andern Stunde beginnt das Apportiren. Man legt den Dreſſurbock auf die Erde,
zieht den Hund an der Leine dicht herbei, drückt ſeinen Körper platt auf den Boden und hält ihn
dort in liegender Stellung, ſchiebt ihm mit der andern Hand den Bock ins Maul und ruft „Faß!‟
greift ihn dabei von oben herab hinter die Eckzähne, öffnet ihm die Kinnlade und ſchiebt ihm den Bock
bis unter die Fänge, ruft nochmals „Faß!‟ und ſchließt mittelſt der Hand das Maul. Nach kurzer
Zeit läßt man ihn los, und indem man „Aus!‟ ruft, nimmt man ihm den Bock wieder ab. Wenn er
das Maul nicht ſelbſt öffnet, reibt man ihm den Bock gegen das Zahnfleiſch oder dreht ihm das
Halsband derart zuſammen, daß er unwillkürlich das Maul aufſperrt. Jn einer ſpätern Lehrſtunde
läßt man ihm, während er den Bock im Maule hat, aufſtehen und einige Schritte weit gehen und
nimmt ihm denſelben unter dem Zurufe „Aus!‟ wieder ab. Nach und nach hört man auf, ihm das
Maul zuzuhalten, während er den Bock faßt und läßt ihn denſelben aus immer größeren Entfer-
nungen herbeiholen, wobei man immer „Apportez‟ ſagt. Will er Etwas nicht thun, ſo wird er
jedesmal ohne Umſtände dazu gezwungen und Dies ſolange, bis er es gern ausführt. Später nimmt
man anſtatt des Bockes Stücken Holz und andere Dinge, endlich einen Haſenbalg und ſchließlich
Haſen, Rebhühner, zuletzt auch Raubthiere, Raubvögel, Elſtern und Krähen, kurz, lauter
Thiere, welche er nur höchſt ungern aufnimmt und trägt. Nachdem er dieſe Kunſt begriffen hat, wird
ihm das Verlorenſuchen beigebracht. Man geht mit dem Winde und läßt unbemerkt Etwas fallen,
was er gern apportirt, wendet nach einigen Schritten mit dem Zuruf: „Such verloren!‟ um, und
leitet ihn auf demſelben Wege gegen den Wind zu dem Gegenſtand hin, indem man ihm denſelben
zeigt und „Apportez‟ ruft. Dieſe Uebung wird weiter und weiter ausgedehnt, bis er auch Dieſes be-
griffen hat. Hierauf muß er das Vorſtehen lernen, wieder mit ſeinem Bock, welchen man vor ihm
auf den Boden wirft, während man den Kopf ihm zur Erde drückt und „tout beau‟ oder, wenn er
es nach einiger Zeit ergreifen ſoll, „Avancez‟ ausruft. Alles Dies wird in einem umſchloſſenen Raum
vorgenommen, erſt mit, ſpäter auch ohne Leine. Hat nun der Hund die Sache gut begriffen, ſo
nimmt man ihn mit ſich auf das Feld hinaus, immer noch an der Leine und mit der Peitſche in der
andern Hand. Hier läßt man ihn an einem freien Orte, wo Wild iſt, gegen den Wind ſuchen und
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Such!‟ feuert man ihn, durch ein leiſes „Sachte, Sachte‟ beruhigt man ihn, wenn er zu hitzig iſt,
und durch einen ſtarken Ruck an der Leine bezeichnet man ihm ſeine Unzufriedenheit, wenn er nicht
gehorchen will. Sucht er nach Mäuſen, Lerchen und anderen kleinen Thieren, wird er unter dem
Zuruf „Pfui‟ abgehalten, und niemals ſchießt man ein ſolches Thier vor ihm. Jſt er bei der Suche
folgſam geworden, ſo bringt man ihn dann an Orte, wo es Rebhühner, aber wenig Haſen giebt,
und läßt ihn an der Leine unter dem Winde ſuchen, ruft ihm, ſobald er Etwas in die Naſe bekommen
hat, zu „Such!‟ und läßt ihn, ſobald er feſtliegt oder ſteht, kreiſen, bis man die Hühner erblickt.
Hierauf geht man zurück, führt ihn unter dem Zurufe „Hierher!‟ ab, läßt ihn nochmals vorgehen,
wieder kreiſen und ſtößt endlich die Hühner, ohne zu ſchießen, auf, geſtattet aber ihm das Nachfahren
durchaus nicht. Fallen die Hühner wo anders ein, ſo verfährt man wie vorher und ſucht endlich
eins im Sitzen oder, wenn es aufſteht und der Hund nicht hinterdrein fährt, im Fluge zu ſchießen,
wobei man ſich aber ſehr vor einem Fehlſchuſſe zu hüten hat. Jſt das Huhn gefallen, ſo läßt man
es ſich bringen und ſieht ſtreng darauf, daß er es nicht ſchüttelt oder zerbeißt. Nach dem Schuſſe
darf er nie ſchwärmen, ſondern wird gleich herangerufen und muß, bis der Jäger geladen hat, ruhig
neben ihm ſitzen. Auf Haſen lehrt man ihn in ähnlicher Weiſe. Jm Walde bringt man ihm zunächſt
bei, daß er ſich nie weit von dem Schützen entfernen kann, und geht deshalb zuerſt in buſchreiche Orte,
wo man ihn immer überſehen kann. Zum Schluß endlich führt man ihn an das Waſſer und läßt
ihn hier zuerſt in ganz ſeichtem Waſſer apportiren und veranlaßt ihn, ſpäter immer tiefer und tiefer

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[374/0440] Die Raubthiere. Hunde. — Jagdhunde. herbei, wenn er ſtörriſch iſt. Sobald er auf den Ruf folgt, wird er noch ein wenig herumgeführt, und zwar, indem man ſich bald rechts, bald links wendet und dabei „herum!‟ ruft. Dann wird er nach ſeinem Wohnplatz zurückgebracht und ihm Gelegenheit gegeben, das Gelernte ordentlich durch- zudenken. Jn einer andern Stunde beginnt das Apportiren. Man legt den Dreſſurbock auf die Erde, zieht den Hund an der Leine dicht herbei, drückt ſeinen Körper platt auf den Boden und hält ihn dort in liegender Stellung, ſchiebt ihm mit der andern Hand den Bock ins Maul und ruft „Faß!‟ greift ihn dabei von oben herab hinter die Eckzähne, öffnet ihm die Kinnlade und ſchiebt ihm den Bock bis unter die Fänge, ruft nochmals „Faß!‟ und ſchließt mittelſt der Hand das Maul. Nach kurzer Zeit läßt man ihn los, und indem man „Aus!‟ ruft, nimmt man ihm den Bock wieder ab. Wenn er das Maul nicht ſelbſt öffnet, reibt man ihm den Bock gegen das Zahnfleiſch oder dreht ihm das Halsband derart zuſammen, daß er unwillkürlich das Maul aufſperrt. Jn einer ſpätern Lehrſtunde läßt man ihm, während er den Bock im Maule hat, aufſtehen und einige Schritte weit gehen und nimmt ihm denſelben unter dem Zurufe „Aus!‟ wieder ab. Nach und nach hört man auf, ihm das Maul zuzuhalten, während er den Bock faßt und läßt ihn denſelben aus immer größeren Entfer- nungen herbeiholen, wobei man immer „Apportez‟ ſagt. Will er Etwas nicht thun, ſo wird er jedesmal ohne Umſtände dazu gezwungen und Dies ſolange, bis er es gern ausführt. Später nimmt man anſtatt des Bockes Stücken Holz und andere Dinge, endlich einen Haſenbalg und ſchließlich Haſen, Rebhühner, zuletzt auch Raubthiere, Raubvögel, Elſtern und Krähen, kurz, lauter Thiere, welche er nur höchſt ungern aufnimmt und trägt. Nachdem er dieſe Kunſt begriffen hat, wird ihm das Verlorenſuchen beigebracht. Man geht mit dem Winde und läßt unbemerkt Etwas fallen, was er gern apportirt, wendet nach einigen Schritten mit dem Zuruf: „Such verloren!‟ um, und leitet ihn auf demſelben Wege gegen den Wind zu dem Gegenſtand hin, indem man ihm denſelben zeigt und „Apportez‟ ruft. Dieſe Uebung wird weiter und weiter ausgedehnt, bis er auch Dieſes be- griffen hat. Hierauf muß er das Vorſtehen lernen, wieder mit ſeinem Bock, welchen man vor ihm auf den Boden wirft, während man den Kopf ihm zur Erde drückt und „tout beau‟ oder, wenn er es nach einiger Zeit ergreifen ſoll, „Avancez‟ ausruft. Alles Dies wird in einem umſchloſſenen Raum vorgenommen, erſt mit, ſpäter auch ohne Leine. Hat nun der Hund die Sache gut begriffen, ſo nimmt man ihn mit ſich auf das Feld hinaus, immer noch an der Leine und mit der Peitſche in der andern Hand. Hier läßt man ihn an einem freien Orte, wo Wild iſt, gegen den Wind ſuchen und ſchwenkt ihn dabei abwechſelnd rechts und links, indem man „herum‟ ruft. Durch die Worte „Such, Such!‟ feuert man ihn, durch ein leiſes „Sachte, Sachte‟ beruhigt man ihn, wenn er zu hitzig iſt, und durch einen ſtarken Ruck an der Leine bezeichnet man ihm ſeine Unzufriedenheit, wenn er nicht gehorchen will. Sucht er nach Mäuſen, Lerchen und anderen kleinen Thieren, wird er unter dem Zuruf „Pfui‟ abgehalten, und niemals ſchießt man ein ſolches Thier vor ihm. Jſt er bei der Suche folgſam geworden, ſo bringt man ihn dann an Orte, wo es Rebhühner, aber wenig Haſen giebt, und läßt ihn an der Leine unter dem Winde ſuchen, ruft ihm, ſobald er Etwas in die Naſe bekommen hat, zu „Such!‟ und läßt ihn, ſobald er feſtliegt oder ſteht, kreiſen, bis man die Hühner erblickt. Hierauf geht man zurück, führt ihn unter dem Zurufe „Hierher!‟ ab, läßt ihn nochmals vorgehen, wieder kreiſen und ſtößt endlich die Hühner, ohne zu ſchießen, auf, geſtattet aber ihm das Nachfahren durchaus nicht. Fallen die Hühner wo anders ein, ſo verfährt man wie vorher und ſucht endlich eins im Sitzen oder, wenn es aufſteht und der Hund nicht hinterdrein fährt, im Fluge zu ſchießen, wobei man ſich aber ſehr vor einem Fehlſchuſſe zu hüten hat. Jſt das Huhn gefallen, ſo läßt man es ſich bringen und ſieht ſtreng darauf, daß er es nicht ſchüttelt oder zerbeißt. Nach dem Schuſſe darf er nie ſchwärmen, ſondern wird gleich herangerufen und muß, bis der Jäger geladen hat, ruhig neben ihm ſitzen. Auf Haſen lehrt man ihn in ähnlicher Weiſe. Jm Walde bringt man ihm zunächſt bei, daß er ſich nie weit von dem Schützen entfernen kann, und geht deshalb zuerſt in buſchreiche Orte, wo man ihn immer überſehen kann. Zum Schluß endlich führt man ihn an das Waſſer und läßt ihn hier zuerſt in ganz ſeichtem Waſſer apportiren und veranlaßt ihn, ſpäter immer tiefer und tiefer

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/440>, abgerufen am 22.11.2024.