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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Die Raubthiere. Hunde. -- Jagdhunde.
Verfolgung des Fischotters muß der Hund oft im Wasser jagen und deshalb im Schwimmen und
Tauchen Meister sein. Seinen Muth hat der Otterhund von Nöthen; denn sein Gegner versteht sein
scharfes und kräftiges Gebiß gehörig zu gebrauchen und bringt dem Verfolger oft schwerere Wunden
bei, als der Dachshund ihm. Dazu ist der Otter der glatthaarigste von allen Mardern und versteht
es, selbst dann noch dem Hunde zu entgehen, wenn dieser ihn bereits gepackt hat. Aber das vortreff-
liche Thier, welches der Mensch benutzt, um den sehr geschätzten Pelz des schlauen Wasserjägers zu
erlangen, ist mit allen Eigenschaften ausgerüstet, welche ihm einen glücklichen Erfolg sichern. Mit
Ausnahme des Bullenbeißers und Bulldoggen soll es wenig Thiere geben, welche mit so hohem Muthe
kämpfen, wie der Otterhund. Man versichert, daß ein Angriff von Letzterem, so klein und unbedeutend
das Thier auch scheint, gefährlicher ist, als vom Bulldoggen. Dieser läßt Das, was er ergriffen hat,
allerdings so leicht nicht wieder los und wird aus diesem Grunde gefährlich. Der Otterhund aber
beißt mindestens ebenso tief, wie jener, und oft und schnell hinter einander. Deshalb soll er nicht nur
sehr viele, sondern auch sehr schlimme Wunden hervorbringen.

Der Otterhund kann das allerschlimmste Wetter und die Veränderung der Wärme aushalten
und ist befähigt, auch in der kältesten Jahreszeit wiederholt Bäder in dem eisigen Wasser ohne Gefahr
zu ertragen. Sein hartes, rauhes und verwirrtes Kleid, welches den Einflüssen der Kälte sehr wider-
steht, leistet ihm allerdings vortreffliche Dienste, und die Gewöhnung thut das Jhrige dazu. Namentlich
auf den Felsen der Hebriden, wo die Ottern sich sehr häufig finden, werden diese Hunde benutzt. Die
Jäger landen in Kähnen an irgend einer kleinen Jnsel und lassen hier ihre Hunde frei. Diese klettern
überall auf und in den Felsen herum und durchstöbern jede Höhle. Sobald ein Hund einen Otter
findet, jagt er ihn aus seinem Schlupfwinkel hervor und packt ihn; die anderen Hunde eilen zur Hilfe:
es entsteht eine wüthende, lärmende Balgerei; der Otter wehrt sich fürchterlich, wird aber doch zuletzt
von der muthigen Schar todt gebissen und dann dem Jäger überliefert. Dieser stellt sich übrigens
schon von vorn herein in der Nähe des Meeres auf, um den zum befreundeten Elemente flüchtenden
Thieren den Weg abzuschneiden.

Ueber die Abstammung dieser Hunde ist man übrigens noch keineswegs im Klaren, und auch die
Ansicht, daß der Otternhund Dachshund sei, bedarf noch sehr der Bestätigung. Namentlich wider-
spricht die ziemlich bedeutende Größe des Thieres dieser Annahme. Seine Höhe vom Fuß bis zur
Schulter beträgt nämlich nicht selten zwei Fuß, aber es giebt auch kleinere und niedrigere, und gerade
diese sollen die besten sein.



Weit zahlreicher, als die Abtheilung der Dächsel ist die Gruppe der eigentlichen Jagdhunde.
Es sind schöne, große oder mittelgroße Thiere, deren Leib etwas schwach, gestreckt, sogar etwas schlank,
gegen die Weichen ein wenig eingezogen und auf dem Rücken nicht gekrümmt ist. Der Hals ist ziemlich
lang und dick; die Brust breit und vorstehend; der Kopf länglich, ziemlich erhaben und mit starkem
Knochenkamm. Die Stirne ist schwach gewölbt, die Schnauze nicht sehr lang, nach vorn hin ver-
schmälert und etwas abgestumpft. Die Füße sind von mittler Höhe, schlank und voll und stark, die
vorderen immer vollkommen gerade. An den Hinterpfoten ist eine gekrallte Afterzehe vorhanden. Der
am Grunde dicke, gegen das Ende zu verdünnte Schwanz reicht etwas unter das Fersengelenk und wird
sehr verschiedenartig getragen. Die Behaarung ist bald kurz und fein, bald lang und grob, und der
Schwanz bald eine sehr buschige Fahne, bald wieder dünn und spärlich behaart. Kurz, es finden sich
alle möglichen Abstufungen und Abänderungen, und nur die große Gestalt und namentlich das treue,
gutmüthige Gesicht sind allen echten Jagdhunden gemein. Die Färbung ist ebenfalls ganz ver-
schiedenartig. Schwarz und Rothbraun, oder Weiß mit Flecken kommt am häufigsten vor. Gewöhnlich
befindet sich auch über dem Auge ein rundlicher, bräunlichgelber Flecken.

Schon bei uns ist die Zahl der Abarten dieser Gruppe eine außerordentlich große, noch weit
mehr von ihnen aber kennt man in England, wo für die Zucht dieser Thiere von jeher sehr viel gethan
worden ist.

Die Raubthiere. Hunde. — Jagdhunde.
Verfolgung des Fiſchotters muß der Hund oft im Waſſer jagen und deshalb im Schwimmen und
Tauchen Meiſter ſein. Seinen Muth hat der Otterhund von Nöthen; denn ſein Gegner verſteht ſein
ſcharfes und kräftiges Gebiß gehörig zu gebrauchen und bringt dem Verfolger oft ſchwerere Wunden
bei, als der Dachshund ihm. Dazu iſt der Otter der glatthaarigſte von allen Mardern und verſteht
es, ſelbſt dann noch dem Hunde zu entgehen, wenn dieſer ihn bereits gepackt hat. Aber das vortreff-
liche Thier, welches der Menſch benutzt, um den ſehr geſchätzten Pelz des ſchlauen Waſſerjägers zu
erlangen, iſt mit allen Eigenſchaften ausgerüſtet, welche ihm einen glücklichen Erfolg ſichern. Mit
Ausnahme des Bullenbeißers und Bulldoggen ſoll es wenig Thiere geben, welche mit ſo hohem Muthe
kämpfen, wie der Otterhund. Man verſichert, daß ein Angriff von Letzterem, ſo klein und unbedeutend
das Thier auch ſcheint, gefährlicher iſt, als vom Bulldoggen. Dieſer läßt Das, was er ergriffen hat,
allerdings ſo leicht nicht wieder los und wird aus dieſem Grunde gefährlich. Der Otterhund aber
beißt mindeſtens ebenſo tief, wie jener, und oft und ſchnell hinter einander. Deshalb ſoll er nicht nur
ſehr viele, ſondern auch ſehr ſchlimme Wunden hervorbringen.

Der Otterhund kann das allerſchlimmſte Wetter und die Veränderung der Wärme aushalten
und iſt befähigt, auch in der kälteſten Jahreszeit wiederholt Bäder in dem eiſigen Waſſer ohne Gefahr
zu ertragen. Sein hartes, rauhes und verwirrtes Kleid, welches den Einflüſſen der Kälte ſehr wider-
ſteht, leiſtet ihm allerdings vortreffliche Dienſte, und die Gewöhnung thut das Jhrige dazu. Namentlich
auf den Felſen der Hebriden, wo die Ottern ſich ſehr häufig finden, werden dieſe Hunde benutzt. Die
Jäger landen in Kähnen an irgend einer kleinen Jnſel und laſſen hier ihre Hunde frei. Dieſe klettern
überall auf und in den Felſen herum und durchſtöbern jede Höhle. Sobald ein Hund einen Otter
findet, jagt er ihn aus ſeinem Schlupfwinkel hervor und packt ihn; die anderen Hunde eilen zur Hilfe:
es entſteht eine wüthende, lärmende Balgerei; der Otter wehrt ſich fürchterlich, wird aber doch zuletzt
von der muthigen Schar todt gebiſſen und dann dem Jäger überliefert. Dieſer ſtellt ſich übrigens
ſchon von vorn herein in der Nähe des Meeres auf, um den zum befreundeten Elemente flüchtenden
Thieren den Weg abzuſchneiden.

Ueber die Abſtammung dieſer Hunde iſt man übrigens noch keineswegs im Klaren, und auch die
Anſicht, daß der Otternhund Dachshund ſei, bedarf noch ſehr der Beſtätigung. Namentlich wider-
ſpricht die ziemlich bedeutende Größe des Thieres dieſer Annahme. Seine Höhe vom Fuß bis zur
Schulter beträgt nämlich nicht ſelten zwei Fuß, aber es giebt auch kleinere und niedrigere, und gerade
dieſe ſollen die beſten ſein.



Weit zahlreicher, als die Abtheilung der Dächſel iſt die Gruppe der eigentlichen Jagdhunde.
Es ſind ſchöne, große oder mittelgroße Thiere, deren Leib etwas ſchwach, geſtreckt, ſogar etwas ſchlank,
gegen die Weichen ein wenig eingezogen und auf dem Rücken nicht gekrümmt iſt. Der Hals iſt ziemlich
lang und dick; die Bruſt breit und vorſtehend; der Kopf länglich, ziemlich erhaben und mit ſtarkem
Knochenkamm. Die Stirne iſt ſchwach gewölbt, die Schnauze nicht ſehr lang, nach vorn hin ver-
ſchmälert und etwas abgeſtumpft. Die Füße ſind von mittler Höhe, ſchlank und voll und ſtark, die
vorderen immer vollkommen gerade. An den Hinterpfoten iſt eine gekrallte Afterzehe vorhanden. Der
am Grunde dicke, gegen das Ende zu verdünnte Schwanz reicht etwas unter das Ferſengelenk und wird
ſehr verſchiedenartig getragen. Die Behaarung iſt bald kurz und fein, bald lang und grob, und der
Schwanz bald eine ſehr buſchige Fahne, bald wieder dünn und ſpärlich behaart. Kurz, es finden ſich
alle möglichen Abſtufungen und Abänderungen, und nur die große Geſtalt und namentlich das treue,
gutmüthige Geſicht ſind allen echten Jagdhunden gemein. Die Färbung iſt ebenfalls ganz ver-
ſchiedenartig. Schwarz und Rothbraun, oder Weiß mit Flecken kommt am häufigſten vor. Gewöhnlich
befindet ſich auch über dem Auge ein rundlicher, bräunlichgelber Flecken.

Schon bei uns iſt die Zahl der Abarten dieſer Gruppe eine außerordentlich große, noch weit
mehr von ihnen aber kennt man in England, wo für die Zucht dieſer Thiere von jeher ſehr viel gethan
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[368/0434] Die Raubthiere. Hunde. — Jagdhunde. Verfolgung des Fiſchotters muß der Hund oft im Waſſer jagen und deshalb im Schwimmen und Tauchen Meiſter ſein. Seinen Muth hat der Otterhund von Nöthen; denn ſein Gegner verſteht ſein ſcharfes und kräftiges Gebiß gehörig zu gebrauchen und bringt dem Verfolger oft ſchwerere Wunden bei, als der Dachshund ihm. Dazu iſt der Otter der glatthaarigſte von allen Mardern und verſteht es, ſelbſt dann noch dem Hunde zu entgehen, wenn dieſer ihn bereits gepackt hat. Aber das vortreff- liche Thier, welches der Menſch benutzt, um den ſehr geſchätzten Pelz des ſchlauen Waſſerjägers zu erlangen, iſt mit allen Eigenſchaften ausgerüſtet, welche ihm einen glücklichen Erfolg ſichern. Mit Ausnahme des Bullenbeißers und Bulldoggen ſoll es wenig Thiere geben, welche mit ſo hohem Muthe kämpfen, wie der Otterhund. Man verſichert, daß ein Angriff von Letzterem, ſo klein und unbedeutend das Thier auch ſcheint, gefährlicher iſt, als vom Bulldoggen. Dieſer läßt Das, was er ergriffen hat, allerdings ſo leicht nicht wieder los und wird aus dieſem Grunde gefährlich. Der Otterhund aber beißt mindeſtens ebenſo tief, wie jener, und oft und ſchnell hinter einander. Deshalb ſoll er nicht nur ſehr viele, ſondern auch ſehr ſchlimme Wunden hervorbringen. Der Otterhund kann das allerſchlimmſte Wetter und die Veränderung der Wärme aushalten und iſt befähigt, auch in der kälteſten Jahreszeit wiederholt Bäder in dem eiſigen Waſſer ohne Gefahr zu ertragen. Sein hartes, rauhes und verwirrtes Kleid, welches den Einflüſſen der Kälte ſehr wider- ſteht, leiſtet ihm allerdings vortreffliche Dienſte, und die Gewöhnung thut das Jhrige dazu. Namentlich auf den Felſen der Hebriden, wo die Ottern ſich ſehr häufig finden, werden dieſe Hunde benutzt. Die Jäger landen in Kähnen an irgend einer kleinen Jnſel und laſſen hier ihre Hunde frei. Dieſe klettern überall auf und in den Felſen herum und durchſtöbern jede Höhle. Sobald ein Hund einen Otter findet, jagt er ihn aus ſeinem Schlupfwinkel hervor und packt ihn; die anderen Hunde eilen zur Hilfe: es entſteht eine wüthende, lärmende Balgerei; der Otter wehrt ſich fürchterlich, wird aber doch zuletzt von der muthigen Schar todt gebiſſen und dann dem Jäger überliefert. Dieſer ſtellt ſich übrigens ſchon von vorn herein in der Nähe des Meeres auf, um den zum befreundeten Elemente flüchtenden Thieren den Weg abzuſchneiden. Ueber die Abſtammung dieſer Hunde iſt man übrigens noch keineswegs im Klaren, und auch die Anſicht, daß der Otternhund Dachshund ſei, bedarf noch ſehr der Beſtätigung. Namentlich wider- ſpricht die ziemlich bedeutende Größe des Thieres dieſer Annahme. Seine Höhe vom Fuß bis zur Schulter beträgt nämlich nicht ſelten zwei Fuß, aber es giebt auch kleinere und niedrigere, und gerade dieſe ſollen die beſten ſein. Weit zahlreicher, als die Abtheilung der Dächſel iſt die Gruppe der eigentlichen Jagdhunde. Es ſind ſchöne, große oder mittelgroße Thiere, deren Leib etwas ſchwach, geſtreckt, ſogar etwas ſchlank, gegen die Weichen ein wenig eingezogen und auf dem Rücken nicht gekrümmt iſt. Der Hals iſt ziemlich lang und dick; die Bruſt breit und vorſtehend; der Kopf länglich, ziemlich erhaben und mit ſtarkem Knochenkamm. Die Stirne iſt ſchwach gewölbt, die Schnauze nicht ſehr lang, nach vorn hin ver- ſchmälert und etwas abgeſtumpft. Die Füße ſind von mittler Höhe, ſchlank und voll und ſtark, die vorderen immer vollkommen gerade. An den Hinterpfoten iſt eine gekrallte Afterzehe vorhanden. Der am Grunde dicke, gegen das Ende zu verdünnte Schwanz reicht etwas unter das Ferſengelenk und wird ſehr verſchiedenartig getragen. Die Behaarung iſt bald kurz und fein, bald lang und grob, und der Schwanz bald eine ſehr buſchige Fahne, bald wieder dünn und ſpärlich behaart. Kurz, es finden ſich alle möglichen Abſtufungen und Abänderungen, und nur die große Geſtalt und namentlich das treue, gutmüthige Geſicht ſind allen echten Jagdhunden gemein. Die Färbung iſt ebenfalls ganz ver- ſchiedenartig. Schwarz und Rothbraun, oder Weiß mit Flecken kommt am häufigſten vor. Gewöhnlich befindet ſich auch über dem Auge ein rundlicher, bräunlichgelber Flecken. Schon bei uns iſt die Zahl der Abarten dieſer Gruppe eine außerordentlich große, noch weit mehr von ihnen aber kennt man in England, wo für die Zucht dieſer Thiere von jeher ſehr viel gethan worden iſt.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/434>, abgerufen am 26.11.2024.