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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Beschreibung.
welche übrigens an einigen Orten für Hexen angesehen und deshalb erschlagen werden, immer weib-
lichen Geschlechts sind. Keine Farbe erbt übrigens fort, und bei einem einzigen Wurfe können so
viele verschiedene Färbungen vertreten sein, als Junge sind. Daher haben diese Färbungen auch
keinen thierkundlichen Werth.

Anders ist es mit gewissen Katzen, welche möglicherweise von besonderen Stammeltern herkommen.

Hierzu gehört zunächst die Angorakatze (Catus augorensis). Diese ist eine der schönsten Katzen,
welche man sich überhaupt denken kann. Sie ist sehr groß und durch langes, seidenweiches Haar,
welches namentlich am Halse, unterm Bauche und am Schwanze dicht steht, ausgezeichnet. Jhre
Färbung ist bald rein weiß, bald gelblich oder graulich, seltener gemischt; die Sohlen und Lippen
sind fleischfarbig. Jn ihren Sitten weicht sie am meisten von der gemeinen Hauskatze ab. Sie ist
träge, schläfrig und sehr eitel; ihre Klugheit soll jedoch die der anderen Katzen fast noch übertreffen.

[Abbildung] Die Angorakatze (Catus angopensis).

Eine höchst merkwürdige Abart der gemeinen Hauskatze ist die Manskatze, wegen des gänz-
lichen Mangels ihres Schwanzes, welcher blos durch einen kleinen Stummel angedeutet wird. Bis
jetzt hat man noch gar keine Ahnung, wie dieser Fehler, denn für die Katze ist es ein solcher, wohl zu
erklären sei. Sie ist nichts weniger als hübsch, weil sie Jedermann unwillkührlich mit anderen Katzen
vergleicht und eine wesentliche Zierde derselben bei ihnen vermißt. Eine schwarze Manskatze mit
ihren glänzenden Augen und ihren Schwanzstummel erinnert lebhaft an die alten Sagenbilder, welche
auf dem Blocksberge ihr Wesen treiben. Die Heimat dieses Thieres ist die Jnsel Man.

Außer den genannten spricht man nun noch von der Karthäuserkatze, welche sich durch langes,
weiches, fast wolliges Haar und einfarbig dunkelbläulich graue Färbung auszeichnet. Jhr ähnlich
ist die Khorassankatze aus Persien. Weniger bekannt sind die kumanischen Katzen aus dem
Kaukasus, die rothe Tobolsker Katze aus Sibirien, die rothe und blaue Katze vom Kap der
guten Hoffnung, die chinesische Katze, welche langes, seidenweiches Haar und hängende Ohren

Beſchreibung.
welche übrigens an einigen Orten für Hexen angeſehen und deshalb erſchlagen werden, immer weib-
lichen Geſchlechts ſind. Keine Farbe erbt übrigens fort, und bei einem einzigen Wurfe können ſo
viele verſchiedene Färbungen vertreten ſein, als Junge ſind. Daher haben dieſe Färbungen auch
keinen thierkundlichen Werth.

Anders iſt es mit gewiſſen Katzen, welche möglicherweiſe von beſonderen Stammeltern herkommen.

Hierzu gehört zunächſt die Angorakatze (Catus augorensis). Dieſe iſt eine der ſchönſten Katzen,
welche man ſich überhaupt denken kann. Sie iſt ſehr groß und durch langes, ſeidenweiches Haar,
welches namentlich am Halſe, unterm Bauche und am Schwanze dicht ſteht, ausgezeichnet. Jhre
Färbung iſt bald rein weiß, bald gelblich oder graulich, ſeltener gemiſcht; die Sohlen und Lippen
ſind fleiſchfarbig. Jn ihren Sitten weicht ſie am meiſten von der gemeinen Hauskatze ab. Sie iſt
träge, ſchläfrig und ſehr eitel; ihre Klugheit ſoll jedoch die der anderen Katzen faſt noch übertreffen.

[Abbildung] Die Angorakatze (Catus angopensis).

Eine höchſt merkwürdige Abart der gemeinen Hauskatze iſt die Manskatze, wegen des gänz-
lichen Mangels ihres Schwanzes, welcher blos durch einen kleinen Stummel angedeutet wird. Bis
jetzt hat man noch gar keine Ahnung, wie dieſer Fehler, denn für die Katze iſt es ein ſolcher, wohl zu
erklären ſei. Sie iſt nichts weniger als hübſch, weil ſie Jedermann unwillkührlich mit anderen Katzen
vergleicht und eine weſentliche Zierde derſelben bei ihnen vermißt. Eine ſchwarze Manskatze mit
ihren glänzenden Augen und ihren Schwanzſtummel erinnert lebhaft an die alten Sagenbilder, welche
auf dem Blocksberge ihr Weſen treiben. Die Heimat dieſes Thieres iſt die Jnſel Man.

Außer den genannten ſpricht man nun noch von der Karthäuſerkatze, welche ſich durch langes,
weiches, faſt wolliges Haar und einfarbig dunkelbläulich graue Färbung auszeichnet. Jhr ähnlich
iſt die Khoraſſankatze aus Perſien. Weniger bekannt ſind die kumaniſchen Katzen aus dem
Kaukaſus, die rothe Tobolsker Katze aus Sibirien, die rothe und blaue Katze vom Kap der
guten Hoffnung, die chineſiſche Katze, welche langes, ſeidenweiches Haar und hängende Ohren

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[293/0357] Beſchreibung. welche übrigens an einigen Orten für Hexen angeſehen und deshalb erſchlagen werden, immer weib- lichen Geſchlechts ſind. Keine Farbe erbt übrigens fort, und bei einem einzigen Wurfe können ſo viele verſchiedene Färbungen vertreten ſein, als Junge ſind. Daher haben dieſe Färbungen auch keinen thierkundlichen Werth. Anders iſt es mit gewiſſen Katzen, welche möglicherweiſe von beſonderen Stammeltern herkommen. Hierzu gehört zunächſt die Angorakatze (Catus augorensis). Dieſe iſt eine der ſchönſten Katzen, welche man ſich überhaupt denken kann. Sie iſt ſehr groß und durch langes, ſeidenweiches Haar, welches namentlich am Halſe, unterm Bauche und am Schwanze dicht ſteht, ausgezeichnet. Jhre Färbung iſt bald rein weiß, bald gelblich oder graulich, ſeltener gemiſcht; die Sohlen und Lippen ſind fleiſchfarbig. Jn ihren Sitten weicht ſie am meiſten von der gemeinen Hauskatze ab. Sie iſt träge, ſchläfrig und ſehr eitel; ihre Klugheit ſoll jedoch die der anderen Katzen faſt noch übertreffen. [Abbildung Die Angorakatze (Catus angopensis).] Eine höchſt merkwürdige Abart der gemeinen Hauskatze iſt die Manskatze, wegen des gänz- lichen Mangels ihres Schwanzes, welcher blos durch einen kleinen Stummel angedeutet wird. Bis jetzt hat man noch gar keine Ahnung, wie dieſer Fehler, denn für die Katze iſt es ein ſolcher, wohl zu erklären ſei. Sie iſt nichts weniger als hübſch, weil ſie Jedermann unwillkührlich mit anderen Katzen vergleicht und eine weſentliche Zierde derſelben bei ihnen vermißt. Eine ſchwarze Manskatze mit ihren glänzenden Augen und ihren Schwanzſtummel erinnert lebhaft an die alten Sagenbilder, welche auf dem Blocksberge ihr Weſen treiben. Die Heimat dieſes Thieres iſt die Jnſel Man. Außer den genannten ſpricht man nun noch von der Karthäuſerkatze, welche ſich durch langes, weiches, faſt wolliges Haar und einfarbig dunkelbläulich graue Färbung auszeichnet. Jhr ähnlich iſt die Khoraſſankatze aus Perſien. Weniger bekannt ſind die kumaniſchen Katzen aus dem Kaukaſus, die rothe Tobolsker Katze aus Sibirien, die rothe und blaue Katze vom Kap der guten Hoffnung, die chineſiſche Katze, welche langes, ſeidenweiches Haar und hängende Ohren

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/357>, abgerufen am 23.11.2024.