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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Beschreibung. Heimat.
Ausdehnung übertrifft. Vom achten Grade südlicher Breite an, bis zum 52. oder 53. nördlicher Breite
kommt der Tiger überall vor, und mit dieser einzigen Angabe ist die Meinung, daß er blos innerhalb
des warmen Gürtels leben könne, hinlänglich widerlegt. Seine nördliche Verbreitungsgrenze geht
über eine Breite hinaus, unter welcher Berlin liegt, aber man muß dabei bedenken, daß Sibirien
ein ganz anderes und verhältnißmäßig kälteres Klima besitzt, als unser Europa, welches, wie bekannt,
der Segnungen des Golfstromes theilhaftig ist. Als die westlichen Grenzen des Verbreitungskreises
unsers Raubthieres ist der Südrand des westlichen Kaukasus anzusehen; die östliche bildet das
große Weltmeer, die südliche Java und Sumatra und die nördliche das südliche Sibirien oder
etwa der Baikalsee und seine Breite. Sein Hauptsitz ist Ostindien und zwar ebensowohl Vorder-
als Hinterindien. Von hier aus erstreckt er sich durch Tibet, Persien, die ganze Steppe zwischen
[Abbildung] Der Königstiger (Tigris regalis).
Jndien, China und Sibirien bis zum Ararat im Westen von Armenien. Er verbreitet sich weit
über das im Süden von Kabul liegende Solimangebirge und sindet sich überall in der waldreichen
und bergigen Provinz Mazanderan am Südrande des Kaspischen Sees. Von bier aus reicht er
um die Südspitze des Aralsees südlich bis in die Bucharei, von dort gegen Nordosten an den
Saisangsee in die Songorei, nach Osten hin aber vom Baikalsee durch die Mandschurei bis
nach Korea an die Meeresküste. Jn China findet er sich fast überall, und nur an dem höhern
Mongolenlande oder den waldlosen und dürftigen Ebenen von Afganistan ist er nicht zu treffen.
Auch auf den Jnseln des indischen Archipels, mit Ausnahme von Java und Sumatra, scheint er zu
fehlen. Einzelne verlaufene oder versprengte Tiger gehen jedoch weit über ihre Grenze hinaus. Man
hat solche auf der Westküste des Kaspischen Sees, in den kirgisischen Steppen zwischen den Flüssen
Jrtisch und Jschim im Altai, ja selbst bei Jrkuzk an der Lena gefunden.

Beſchreibung. Heimat.
Ausdehnung übertrifft. Vom achten Grade ſüdlicher Breite an, bis zum 52. oder 53. nördlicher Breite
kommt der Tiger überall vor, und mit dieſer einzigen Angabe iſt die Meinung, daß er blos innerhalb
des warmen Gürtels leben könne, hinlänglich widerlegt. Seine nördliche Verbreitungsgrenze geht
über eine Breite hinaus, unter welcher Berlin liegt, aber man muß dabei bedenken, daß Sibirien
ein ganz anderes und verhältnißmäßig kälteres Klima beſitzt, als unſer Europa, welches, wie bekannt,
der Segnungen des Golfſtromes theilhaftig iſt. Als die weſtlichen Grenzen des Verbreitungskreiſes
unſers Raubthieres iſt der Südrand des weſtlichen Kaukaſus anzuſehen; die öſtliche bildet das
große Weltmeer, die ſüdliche Java und Sumatra und die nördliche das ſüdliche Sibirien oder
etwa der Baikalſee und ſeine Breite. Sein Hauptſitz iſt Oſtindien und zwar ebenſowohl Vorder-
als Hinterindien. Von hier aus erſtreckt er ſich durch Tibet, Perſien, die ganze Steppe zwiſchen
[Abbildung] Der Königstiger (Tigris regalis).
Jndien, China und Sibirien bis zum Ararat im Weſten von Armenien. Er verbreitet ſich weit
über das im Süden von Kabul liegende Solimangebirge und ſindet ſich überall in der waldreichen
und bergigen Provinz Mazanderan am Südrande des Kaspiſchen Sees. Von bier aus reicht er
um die Südſpitze des Aralſees ſüdlich bis in die Bucharei, von dort gegen Nordoſten an den
Saiſangſee in die Songorei, nach Oſten hin aber vom Baikalſee durch die Mandſchurei bis
nach Korea an die Meeresküſte. Jn China findet er ſich faſt überall, und nur an dem höhern
Mongolenlande oder den waldloſen und dürftigen Ebenen von Afganiſtan iſt er nicht zu treffen.
Auch auf den Jnſeln des indiſchen Archipels, mit Ausnahme von Java und Sumatra, ſcheint er zu
fehlen. Einzelne verlaufene oder verſprengte Tiger gehen jedoch weit über ihre Grenze hinaus. Man
hat ſolche auf der Weſtküſte des Kaspiſchen Sees, in den kirgiſiſchen Steppen zwiſchen den Flüſſen
Jrtiſch und Jſchim im Altai, ja ſelbſt bei Jrkuzk an der Lena gefunden.

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[223/0285] Beſchreibung. Heimat. Ausdehnung übertrifft. Vom achten Grade ſüdlicher Breite an, bis zum 52. oder 53. nördlicher Breite kommt der Tiger überall vor, und mit dieſer einzigen Angabe iſt die Meinung, daß er blos innerhalb des warmen Gürtels leben könne, hinlänglich widerlegt. Seine nördliche Verbreitungsgrenze geht über eine Breite hinaus, unter welcher Berlin liegt, aber man muß dabei bedenken, daß Sibirien ein ganz anderes und verhältnißmäßig kälteres Klima beſitzt, als unſer Europa, welches, wie bekannt, der Segnungen des Golfſtromes theilhaftig iſt. Als die weſtlichen Grenzen des Verbreitungskreiſes unſers Raubthieres iſt der Südrand des weſtlichen Kaukaſus anzuſehen; die öſtliche bildet das große Weltmeer, die ſüdliche Java und Sumatra und die nördliche das ſüdliche Sibirien oder etwa der Baikalſee und ſeine Breite. Sein Hauptſitz iſt Oſtindien und zwar ebenſowohl Vorder- als Hinterindien. Von hier aus erſtreckt er ſich durch Tibet, Perſien, die ganze Steppe zwiſchen [Abbildung Der Königstiger (Tigris regalis).] Jndien, China und Sibirien bis zum Ararat im Weſten von Armenien. Er verbreitet ſich weit über das im Süden von Kabul liegende Solimangebirge und ſindet ſich überall in der waldreichen und bergigen Provinz Mazanderan am Südrande des Kaspiſchen Sees. Von bier aus reicht er um die Südſpitze des Aralſees ſüdlich bis in die Bucharei, von dort gegen Nordoſten an den Saiſangſee in die Songorei, nach Oſten hin aber vom Baikalſee durch die Mandſchurei bis nach Korea an die Meeresküſte. Jn China findet er ſich faſt überall, und nur an dem höhern Mongolenlande oder den waldloſen und dürftigen Ebenen von Afganiſtan iſt er nicht zu treffen. Auch auf den Jnſeln des indiſchen Archipels, mit Ausnahme von Java und Sumatra, ſcheint er zu fehlen. Einzelne verlaufene oder verſprengte Tiger gehen jedoch weit über ihre Grenze hinaus. Man hat ſolche auf der Weſtküſte des Kaspiſchen Sees, in den kirgiſiſchen Steppen zwiſchen den Flüſſen Jrtiſch und Jſchim im Altai, ja ſelbſt bei Jrkuzk an der Lena gefunden.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/285>, abgerufen am 25.11.2024.