erinnern deshalb lebhaft an die Eichhörnchen, mit denen sie auch im Betragen und in ihrer Lebens- weise vielfach übereinstimmen. Jhr Gebiß sondert sie ebenfalls von den übrigen amerikanischen Affen. Sie haben z. B. nur zwei anstatt drei Kauzähne. So bilden sie ein eigenthümlich vermittelndes Glied zwischen den Affen und den Hörnchen. Jhr Kopf ist rundlich, das kurze Gesicht platt; die Augen sind klein und die Ohren groß. Der Körper ist schlank, der Schwanz lang und buschig, der Pelz seidenweich. Eigenthümliche Haarbüschel an den Ohren zeichnen viele von ihnen besonders aus und erwerben ihnen hierdurch das Recht, eine eigne Sippe zu bilden.
Alle Krallenaffen leben in den Wäldern und zwar meist in den dichtesten Urwäldern; nur wenige kommen in den buschigen, sandigen Ebenen vor. Wie die Eichhörnchen ziehen sie unter Um- ständen von einer Gegend in die andere. Sie führen ein echtes Baumleben und klettern mit einer Gewandtheit auf den Aesten herum, welche bald an die Affen, bald an die Eichhörnchen er- innert. Wie die letzteren rutschen sie, wie jene krallen sie sich beim Klettern hauptsächlich in die Rinde der Aeste ein, obwohl sie auch wie die eigentlichen Affen einen Ast wenigstens mit ihren Hinterfüßen theilweise umklammern können. Jn der Ruhe nehmen sie ganz die Stellung der Hörnchen an und legen sich auch oft, wie diese, platt auf einem Aste nieder. Man findet sie stets in Gesellschaften, oft in solchen von ziemlich bedeutender Anzahl. Bei Tage sind sie munter und lebendig, die Nacht bringen sie schlafend in Baumhöhlen zu. Dabei rollen sie sich gern mit Andern ihrer Art in einen Klumpen zusammen und decken sich gleichsam mit ihren Schwänzen zu.
Sie gehen niemals auf zwei Füßen und treten immer mit der ganzen Sohle auf.
Jhre Nahrung besteht in Früchten, Kerbthieren und Spinnen; namentlich Kerbthieren stellen sie außerordentlich eifrig nach. Sämereien, Vogeleier, Pflanzen, Blättchen und so weiter werden von ihnen wohl auch verzehrt.
Jn ihrem Wesen ähneln sie den Eichhörnchen noch weit mehr, als den Affen. Sie sind schen und furchtsam und stets auf ihrer Hut gegen die vielen Raubthiere, welche auf sie Jagd machen. Bei dem geringsten Geräusch suchen sie sich zu verbergen, und beim Anblick fremdartiger Gegenstände huschen sie blitzschnell in die dichtesten Baumkronen hinauf und schauen von dort aus nur zuweilen sich ängstlich um. Wenn sie gefangen werden, beißen sie sehr heftig um sich herum und zeigen sich dabei als ebenso boshafte wie eigensinnige, mißtrauische und reizbare Thiere. Sobald sie gereizt werden, sträuben sie die Mähne ihres Halses oder Kopfes und weisen ihre Zähne. Jm Zimmer gefallen sie mehr durch ihre äußere Erscheinung, als durch ihre Gelehrigkeit. Sie können leicht ge- zähmt werden, gewöhnen sich an ihren Pfleger, werden auch zutraulich, sind aber ebensowohl in geistiger als in leiblicher Hinsicht außerordentlich empfindlich.
Die Weibchen werfen ein, aber auch zwei, ja selbst drei Junge und tragen dieselben auf dem Rücken und am Bauche, oft alle zugleich. Während das eine saugt, sitzt das andere auf dem Rücken. Männchen und Weibchen unterstützen sich in der Erziehung der Jungen gegenseitig, und das Männchen nimmt seinem Weibchen wenigstens die Last des Herumschleppens seiner Kinder gern ab. Bei denjenigen Arten, welche mit Ohrenbüscheln versehen sind, klammern sich die Jungen an diese an.
Als die schlimmsten Feinde der schmucken Geschöpfe werden die Raubvögel genannt. Den Baum- katzen entgehen sie, Dank ihrer Schnelligkeit und Behendigkeit und ihrer vorsichtigen Auswahl der Schlafstellen; vor den Adlern und Falken dagegen giebt es keine Flucht. Unzählige fallen diesen ge- fährlichen Räubern zur Beute; ihr Tagleben ist eigentlich nur ein Kampf um Sein oder Nichtsein. Der Mensch stellt ihnen weniger ihres Nutzens, als ihrer Anmuth halber nach. Jhr Fleisch wird zwar von den Eingebornen gegessen, aber dem anderer Affen nachgestellt, und das Fell weiß auch Niemand zu verwerthen: um so häufiger aber sieht man die schmucken Gesellen als Gefangene in den Hütten der Jndianer.
Man unterscheidet namentlich zwei Sippen: die Seidenaffen (Hapale oder Iacchus) und die Midasaffen (Midas). Bei ersteren ist der Schwanz buschig und sehr lang; die Ohren sind mit
Schilderung der Familie.
erinnern deshalb lebhaft an die Eichhörnchen, mit denen ſie auch im Betragen und in ihrer Lebens- weiſe vielfach übereinſtimmen. Jhr Gebiß ſondert ſie ebenfalls von den übrigen amerikaniſchen Affen. Sie haben z. B. nur zwei anſtatt drei Kauzähne. So bilden ſie ein eigenthümlich vermittelndes Glied zwiſchen den Affen und den Hörnchen. Jhr Kopf iſt rundlich, das kurze Geſicht platt; die Augen ſind klein und die Ohren groß. Der Körper iſt ſchlank, der Schwanz lang und buſchig, der Pelz ſeidenweich. Eigenthümliche Haarbüſchel an den Ohren zeichnen viele von ihnen beſonders aus und erwerben ihnen hierdurch das Recht, eine eigne Sippe zu bilden.
Alle Krallenaffen leben in den Wäldern und zwar meiſt in den dichteſten Urwäldern; nur wenige kommen in den buſchigen, ſandigen Ebenen vor. Wie die Eichhörnchen ziehen ſie unter Um- ſtänden von einer Gegend in die andere. Sie führen ein echtes Baumleben und klettern mit einer Gewandtheit auf den Aeſten herum, welche bald an die Affen, bald an die Eichhörnchen er- innert. Wie die letzteren rutſchen ſie, wie jene krallen ſie ſich beim Klettern hauptſächlich in die Rinde der Aeſte ein, obwohl ſie auch wie die eigentlichen Affen einen Aſt wenigſtens mit ihren Hinterfüßen theilweiſe umklammern können. Jn der Ruhe nehmen ſie ganz die Stellung der Hörnchen an und legen ſich auch oft, wie dieſe, platt auf einem Aſte nieder. Man findet ſie ſtets in Geſellſchaften, oft in ſolchen von ziemlich bedeutender Anzahl. Bei Tage ſind ſie munter und lebendig, die Nacht bringen ſie ſchlafend in Baumhöhlen zu. Dabei rollen ſie ſich gern mit Andern ihrer Art in einen Klumpen zuſammen und decken ſich gleichſam mit ihren Schwänzen zu.
Sie gehen niemals auf zwei Füßen und treten immer mit der ganzen Sohle auf.
Jhre Nahrung beſteht in Früchten, Kerbthieren und Spinnen; namentlich Kerbthieren ſtellen ſie außerordentlich eifrig nach. Sämereien, Vogeleier, Pflanzen, Blättchen und ſo weiter werden von ihnen wohl auch verzehrt.
Jn ihrem Weſen ähneln ſie den Eichhörnchen noch weit mehr, als den Affen. Sie ſind ſchen und furchtſam und ſtets auf ihrer Hut gegen die vielen Raubthiere, welche auf ſie Jagd machen. Bei dem geringſten Geräuſch ſuchen ſie ſich zu verbergen, und beim Anblick fremdartiger Gegenſtände huſchen ſie blitzſchnell in die dichteſten Baumkronen hinauf und ſchauen von dort aus nur zuweilen ſich ängſtlich um. Wenn ſie gefangen werden, beißen ſie ſehr heftig um ſich herum und zeigen ſich dabei als ebenſo boshafte wie eigenſinnige, mißtrauiſche und reizbare Thiere. Sobald ſie gereizt werden, ſträuben ſie die Mähne ihres Halſes oder Kopfes und weiſen ihre Zähne. Jm Zimmer gefallen ſie mehr durch ihre äußere Erſcheinung, als durch ihre Gelehrigkeit. Sie können leicht ge- zähmt werden, gewöhnen ſich an ihren Pfleger, werden auch zutraulich, ſind aber ebenſowohl in geiſtiger als in leiblicher Hinſicht außerordentlich empfindlich.
Die Weibchen werfen ein, aber auch zwei, ja ſelbſt drei Junge und tragen dieſelben auf dem Rücken und am Bauche, oft alle zugleich. Während das eine ſaugt, ſitzt das andere auf dem Rücken. Männchen und Weibchen unterſtützen ſich in der Erziehung der Jungen gegenſeitig, und das Männchen nimmt ſeinem Weibchen wenigſtens die Laſt des Herumſchleppens ſeiner Kinder gern ab. Bei denjenigen Arten, welche mit Ohrenbüſcheln verſehen ſind, klammern ſich die Jungen an dieſe an.
Als die ſchlimmſten Feinde der ſchmucken Geſchöpfe werden die Raubvögel genannt. Den Baum- katzen entgehen ſie, Dank ihrer Schnelligkeit und Behendigkeit und ihrer vorſichtigen Auswahl der Schlafſtellen; vor den Adlern und Falken dagegen giebt es keine Flucht. Unzählige fallen dieſen ge- fährlichen Räubern zur Beute; ihr Tagleben iſt eigentlich nur ein Kampf um Sein oder Nichtſein. Der Menſch ſtellt ihnen weniger ihres Nutzens, als ihrer Anmuth halber nach. Jhr Fleiſch wird zwar von den Eingebornen gegeſſen, aber dem anderer Affen nachgeſtellt, und das Fell weiß auch Niemand zu verwerthen: um ſo häufiger aber ſieht man die ſchmucken Geſellen als Gefangene in den Hütten der Jndianer.
Man unterſcheidet namentlich zwei Sippen: die Seidenaffen (Hapale oder Iacchus) und die Midasaffen (Midas). Bei erſteren iſt der Schwanz buſchig und ſehr lang; die Ohren ſind mit
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Schilderung der Familie.
erinnern deshalb lebhaft an die Eichhörnchen, mit denen ſie auch im Betragen und in ihrer Lebens-
weiſe vielfach übereinſtimmen. Jhr Gebiß ſondert ſie ebenfalls von den übrigen amerikaniſchen Affen.
Sie haben z. B. nur zwei anſtatt drei Kauzähne. So bilden ſie ein eigenthümlich vermittelndes Glied
zwiſchen den Affen und den Hörnchen. Jhr Kopf iſt rundlich, das kurze Geſicht platt; die Augen
ſind klein und die Ohren groß. Der Körper iſt ſchlank, der Schwanz lang und buſchig, der Pelz
ſeidenweich. Eigenthümliche Haarbüſchel an den Ohren zeichnen viele von ihnen beſonders aus und
erwerben ihnen hierdurch das Recht, eine eigne Sippe zu bilden.
Alle Krallenaffen leben in den Wäldern und zwar meiſt in den dichteſten Urwäldern; nur
wenige kommen in den buſchigen, ſandigen Ebenen vor. Wie die Eichhörnchen ziehen ſie unter Um-
ſtänden von einer Gegend in die andere. Sie führen ein echtes Baumleben und klettern mit
einer Gewandtheit auf den Aeſten herum, welche bald an die Affen, bald an die Eichhörnchen er-
innert. Wie die letzteren rutſchen ſie, wie jene krallen ſie ſich beim Klettern hauptſächlich in die Rinde
der Aeſte ein, obwohl ſie auch wie die eigentlichen Affen einen Aſt wenigſtens mit ihren Hinterfüßen
theilweiſe umklammern können. Jn der Ruhe nehmen ſie ganz die Stellung der Hörnchen an und
legen ſich auch oft, wie dieſe, platt auf einem Aſte nieder. Man findet ſie ſtets in Geſellſchaften, oft
in ſolchen von ziemlich bedeutender Anzahl. Bei Tage ſind ſie munter und lebendig, die Nacht
bringen ſie ſchlafend in Baumhöhlen zu. Dabei rollen ſie ſich gern mit Andern ihrer Art in einen
Klumpen zuſammen und decken ſich gleichſam mit ihren Schwänzen zu.
Sie gehen niemals auf zwei Füßen und treten immer mit der ganzen Sohle auf.
Jhre Nahrung beſteht in Früchten, Kerbthieren und Spinnen; namentlich Kerbthieren ſtellen ſie
außerordentlich eifrig nach. Sämereien, Vogeleier, Pflanzen, Blättchen und ſo weiter werden von
ihnen wohl auch verzehrt.
Jn ihrem Weſen ähneln ſie den Eichhörnchen noch weit mehr, als den Affen. Sie ſind ſchen
und furchtſam und ſtets auf ihrer Hut gegen die vielen Raubthiere, welche auf ſie Jagd machen.
Bei dem geringſten Geräuſch ſuchen ſie ſich zu verbergen, und beim Anblick fremdartiger Gegenſtände
huſchen ſie blitzſchnell in die dichteſten Baumkronen hinauf und ſchauen von dort aus nur zuweilen
ſich ängſtlich um. Wenn ſie gefangen werden, beißen ſie ſehr heftig um ſich herum und zeigen ſich
dabei als ebenſo boshafte wie eigenſinnige, mißtrauiſche und reizbare Thiere. Sobald ſie gereizt
werden, ſträuben ſie die Mähne ihres Halſes oder Kopfes und weiſen ihre Zähne. Jm Zimmer
gefallen ſie mehr durch ihre äußere Erſcheinung, als durch ihre Gelehrigkeit. Sie können leicht ge-
zähmt werden, gewöhnen ſich an ihren Pfleger, werden auch zutraulich, ſind aber ebenſowohl in
geiſtiger als in leiblicher Hinſicht außerordentlich empfindlich.
Die Weibchen werfen ein, aber auch zwei, ja ſelbſt drei Junge und tragen dieſelben auf dem
Rücken und am Bauche, oft alle zugleich. Während das eine ſaugt, ſitzt das andere auf dem
Rücken. Männchen und Weibchen unterſtützen ſich in der Erziehung der Jungen gegenſeitig, und das
Männchen nimmt ſeinem Weibchen wenigſtens die Laſt des Herumſchleppens ſeiner Kinder gern ab.
Bei denjenigen Arten, welche mit Ohrenbüſcheln verſehen ſind, klammern ſich die Jungen an dieſe an.
Als die ſchlimmſten Feinde der ſchmucken Geſchöpfe werden die Raubvögel genannt. Den Baum-
katzen entgehen ſie, Dank ihrer Schnelligkeit und Behendigkeit und ihrer vorſichtigen Auswahl der
Schlafſtellen; vor den Adlern und Falken dagegen giebt es keine Flucht. Unzählige fallen dieſen ge-
fährlichen Räubern zur Beute; ihr Tagleben iſt eigentlich nur ein Kampf um Sein oder Nichtſein.
Der Menſch ſtellt ihnen weniger ihres Nutzens, als ihrer Anmuth halber nach. Jhr Fleiſch wird
zwar von den Eingebornen gegeſſen, aber dem anderer Affen nachgeſtellt, und das Fell weiß auch
Niemand zu verwerthen: um ſo häufiger aber ſieht man die ſchmucken Geſellen als Gefangene in
den Hütten der Jndianer.
Man unterſcheidet namentlich zwei Sippen: die Seidenaffen (Hapale oder Iacchus) und die
Midasaffen (Midas). Bei erſteren iſt der Schwanz buſchig und ſehr lang; die Ohren ſind mit
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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/183>, abgerufen am 27.07.2024.
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