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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Beschreibung des Gelada.
ausgeführt werden. Dieser hindert sie jedoch immer noch nicht, Unfug zu stiften. Jch ritt einst
durch die Straßen Kairo's und stieß dabei mit dem Fuße an einen auf der Straße sitzenden Hama-
dryas; mein Reitesel lief im schnellsten Galopp: gleichwohl hatte der Pavian im nächsten Augen-
blick mich am Beine erwischt und riß mir mit wenigen Griffen die Kamasche, den Strumpf und Schuh
vom Fuße, mir zugleich als Zeichen seiner Gewandtheit und Freundlichkeit noch ein Paar ziemlich
tiefe Wunden hinterlassend. Die Frechheit und Geilheit dieser Thiere, ihre Unverschämtheit und
Flegelhaftigkeit verbannen sie ganz entschieden aus der Gesellschaft des Menschen.

[Abbildung] Der Gelada (Cynocephalus Gelada).

Jn unmittelbarer Nähe des Hamadryas wohnt ein zweiter Mantelpavian, der Gelada
(Cynocephalus Gelada). Er ist der Riese seiner Familie und noch bedeutend größer, als der
Hamadryas, wenn auch sein Entdecker, unser Rüppell, dieses verneint. Jch stützte mich bei meinen
Angaben auf die mündlichen Mittheilungen Schimpers, welcher seit 28 Jahren in Habesch lebt
und oft genug Gelegenheit fand, den Gelada zu beobachten. Mein Gewährsmann versichert, daß
recht alte Männchen des Gelada Mannsgröße erreichen. Unser Affe unterscheidet sich vom Hama-
dryas auf den ersten Blick. Seine Hautfarbe ist dunkelbrann, der Kopf, der Oberhals, die Mähnen-
haare und der Schwanz sind lichtbraun, die Kehle und Unterseite, die untere Hälfte der Vorderglieder
und die Rückenseite der vier Hände schwarzbraun. Auf dem Vorderhals und über der Brust finden
sich zwei große, dreieckige, nackte, fleischfarbige Hautstellen. Die Gesäßschwielen sind dunkelgrau-
schwarz gefärbt.

Brehm, Thierleben. 6

Beſchreibung des Gelada.
ausgeführt werden. Dieſer hindert ſie jedoch immer noch nicht, Unfug zu ſtiften. Jch ritt einſt
durch die Straßen Kairo’s und ſtieß dabei mit dem Fuße an einen auf der Straße ſitzenden Hama-
dryas; mein Reiteſel lief im ſchnellſten Galopp: gleichwohl hatte der Pavian im nächſten Augen-
blick mich am Beine erwiſcht und riß mir mit wenigen Griffen die Kamaſche, den Strumpf und Schuh
vom Fuße, mir zugleich als Zeichen ſeiner Gewandtheit und Freundlichkeit noch ein Paar ziemlich
tiefe Wunden hinterlaſſend. Die Frechheit und Geilheit dieſer Thiere, ihre Unverſchämtheit und
Flegelhaftigkeit verbannen ſie ganz entſchieden aus der Geſellſchaft des Menſchen.

[Abbildung] Der Gelada (Cynocephalus Gelada).

Jn unmittelbarer Nähe des Hamadryas wohnt ein zweiter Mantelpavian, der Gelada
(Cynocephalus Gelada). Er iſt der Rieſe ſeiner Familie und noch bedeutend größer, als der
Hamadryas, wenn auch ſein Entdecker, unſer Rüppell, dieſes verneint. Jch ſtützte mich bei meinen
Angaben auf die mündlichen Mittheilungen Schimpers, welcher ſeit 28 Jahren in Habeſch lebt
und oft genug Gelegenheit fand, den Gelada zu beobachten. Mein Gewährsmann verſichert, daß
recht alte Männchen des Gelada Mannsgröße erreichen. Unſer Affe unterſcheidet ſich vom Hama-
dryas auf den erſten Blick. Seine Hautfarbe iſt dunkelbrann, der Kopf, der Oberhals, die Mähnen-
haare und der Schwanz ſind lichtbraun, die Kehle und Unterſeite, die untere Hälfte der Vorderglieder
und die Rückenſeite der vier Hände ſchwarzbraun. Auf dem Vorderhals und über der Bruſt finden
ſich zwei große, dreieckige, nackte, fleiſchfarbige Hautſtellen. Die Geſäßſchwielen ſind dunkelgrau-
ſchwarz gefärbt.

Brehm, Thierleben. 6
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[81/0137] Beſchreibung des Gelada. ausgeführt werden. Dieſer hindert ſie jedoch immer noch nicht, Unfug zu ſtiften. Jch ritt einſt durch die Straßen Kairo’s und ſtieß dabei mit dem Fuße an einen auf der Straße ſitzenden Hama- dryas; mein Reiteſel lief im ſchnellſten Galopp: gleichwohl hatte der Pavian im nächſten Augen- blick mich am Beine erwiſcht und riß mir mit wenigen Griffen die Kamaſche, den Strumpf und Schuh vom Fuße, mir zugleich als Zeichen ſeiner Gewandtheit und Freundlichkeit noch ein Paar ziemlich tiefe Wunden hinterlaſſend. Die Frechheit und Geilheit dieſer Thiere, ihre Unverſchämtheit und Flegelhaftigkeit verbannen ſie ganz entſchieden aus der Geſellſchaft des Menſchen. [Abbildung Der Gelada (Cynocephalus Gelada).] Jn unmittelbarer Nähe des Hamadryas wohnt ein zweiter Mantelpavian, der Gelada (Cynocephalus Gelada). Er iſt der Rieſe ſeiner Familie und noch bedeutend größer, als der Hamadryas, wenn auch ſein Entdecker, unſer Rüppell, dieſes verneint. Jch ſtützte mich bei meinen Angaben auf die mündlichen Mittheilungen Schimpers, welcher ſeit 28 Jahren in Habeſch lebt und oft genug Gelegenheit fand, den Gelada zu beobachten. Mein Gewährsmann verſichert, daß recht alte Männchen des Gelada Mannsgröße erreichen. Unſer Affe unterſcheidet ſich vom Hama- dryas auf den erſten Blick. Seine Hautfarbe iſt dunkelbrann, der Kopf, der Oberhals, die Mähnen- haare und der Schwanz ſind lichtbraun, die Kehle und Unterſeite, die untere Hälfte der Vorderglieder und die Rückenſeite der vier Hände ſchwarzbraun. Auf dem Vorderhals und über der Bruſt finden ſich zwei große, dreieckige, nackte, fleiſchfarbige Hautſtellen. Die Geſäßſchwielen ſind dunkelgrau- ſchwarz gefärbt. Brehm, Thierleben. 6

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/137>, abgerufen am 25.11.2024.