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Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864.

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Feinde. Furcht vor Schlangen. Fortpflanzung.
die Eier, sondern auch die jungen Vögel leidenschaftlich gern fressen. Wenn sie aber das Nest eines
Höhlenbrüters ausplündern wollen, verfahren sie stets mit der größten Sorgfalt, eben aus dieser Furcht
vor den Schlangen, welche, wie bekannt, oft in solchen Nestern ihrer Ruhe pflegen. Mehr als einmal
habe ich gesehen, daß, wenn sie eine Baumhöhlung entdeckt hatten, sie dann stets sorgfältig unter-
suchten, ob nicht etwa eine Schlange darin wäre. Zuerst wurde hineingeschaut, so weit dies möglich
war, hierauf nahmen sie das Ohr zur Hülfe, und wenn auch dieses ihnen nichts Ungewöhnliches mit-
theilte, streckten sie zögernd den einen Arm in die Höhle. Niemals tauchte ein Affe mit einem ein-
[Abbildung] Die Weiß-Rase (Cercopithcus petanrista).
zigen kühnen Griff in die Tiefe, sondern stets in Absätzen, immer ein Stückchen tiefer, und immer
horchte und schaute er dazwischen wieder in das Loch hinein, ob sich drin der gefürchtete Lurch ver-
rathe. Jn der Gefangenschaft habe ich ihre Angst vor den Schlangen noch ausführlicher beobachten
können, -- doch davon später.

Die Fortpflanzungszeit der freilebenden Meerkatzen scheint an keine bestimmte Jahreszeit gebun-
den zu sein. Man sieht bei jeder Herde Sänglinge, Kinder und Halberwachsene, der mütterlichen
Zucht nicht mehr Bedürftige. -- Jn den Gärten und Thierschaubuden Europas pflanzen sich die
meisten Arten ohne Umstände fort.

Feinde. Furcht vor Schlangen. Fortpflanzung.
die Eier, ſondern auch die jungen Vögel leidenſchaftlich gern freſſen. Wenn ſie aber das Neſt eines
Höhlenbrüters ausplündern wollen, verfahren ſie ſtets mit der größten Sorgfalt, eben aus dieſer Furcht
vor den Schlangen, welche, wie bekannt, oft in ſolchen Neſtern ihrer Ruhe pflegen. Mehr als einmal
habe ich geſehen, daß, wenn ſie eine Baumhöhlung entdeckt hatten, ſie dann ſtets ſorgfältig unter-
ſuchten, ob nicht etwa eine Schlange darin wäre. Zuerſt wurde hineingeſchaut, ſo weit dies möglich
war, hierauf nahmen ſie das Ohr zur Hülfe, und wenn auch dieſes ihnen nichts Ungewöhnliches mit-
theilte, ſtreckten ſie zögernd den einen Arm in die Höhle. Niemals tauchte ein Affe mit einem ein-
[Abbildung] Die Weiß-Raſe (Cercopithcus petanrista).
zigen kühnen Griff in die Tiefe, ſondern ſtets in Abſätzen, immer ein Stückchen tiefer, und immer
horchte und ſchaute er dazwiſchen wieder in das Loch hinein, ob ſich drin der gefürchtete Lurch ver-
rathe. Jn der Gefangenſchaft habe ich ihre Angſt vor den Schlangen noch ausführlicher beobachten
können, — doch davon ſpäter.

Die Fortpflanzungszeit der freilebenden Meerkatzen ſcheint an keine beſtimmte Jahreszeit gebun-
den zu ſein. Man ſieht bei jeder Herde Sänglinge, Kinder und Halberwachſene, der mütterlichen
Zucht nicht mehr Bedürftige. — Jn den Gärten und Thierſchaubuden Europas pflanzen ſich die
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[57/0111] Feinde. Furcht vor Schlangen. Fortpflanzung. die Eier, ſondern auch die jungen Vögel leidenſchaftlich gern freſſen. Wenn ſie aber das Neſt eines Höhlenbrüters ausplündern wollen, verfahren ſie ſtets mit der größten Sorgfalt, eben aus dieſer Furcht vor den Schlangen, welche, wie bekannt, oft in ſolchen Neſtern ihrer Ruhe pflegen. Mehr als einmal habe ich geſehen, daß, wenn ſie eine Baumhöhlung entdeckt hatten, ſie dann ſtets ſorgfältig unter- ſuchten, ob nicht etwa eine Schlange darin wäre. Zuerſt wurde hineingeſchaut, ſo weit dies möglich war, hierauf nahmen ſie das Ohr zur Hülfe, und wenn auch dieſes ihnen nichts Ungewöhnliches mit- theilte, ſtreckten ſie zögernd den einen Arm in die Höhle. Niemals tauchte ein Affe mit einem ein- [Abbildung Die Weiß-Raſe (Cercopithcus petanrista).] zigen kühnen Griff in die Tiefe, ſondern ſtets in Abſätzen, immer ein Stückchen tiefer, und immer horchte und ſchaute er dazwiſchen wieder in das Loch hinein, ob ſich drin der gefürchtete Lurch ver- rathe. Jn der Gefangenſchaft habe ich ihre Angſt vor den Schlangen noch ausführlicher beobachten können, — doch davon ſpäter. Die Fortpflanzungszeit der freilebenden Meerkatzen ſcheint an keine beſtimmte Jahreszeit gebun- den zu ſein. Man ſieht bei jeder Herde Sänglinge, Kinder und Halberwachſene, der mütterlichen Zucht nicht mehr Bedürftige. — Jn den Gärten und Thierſchaubuden Europas pflanzen ſich die meiſten Arten ohne Umſtände fort.

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Zitationshilfe: Brehm, Alfred Edmund: Illustrirtes Thierleben. Bd. 1. Hildburghausen, 1864, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brehm_thierleben01_1864/111>, abgerufen am 30.04.2024.