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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

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spiegel bedient, zeigt auch die schnelle Verbreitung der strahlenden
Wärme. Pictet stellte zwei Brennspiegel so einander gegenüber,
daß die mit der Axe des einen parallel zurückgeworfenen Strahlen
auch den andern Spiegel mit seiner Axe parallel trafen; wurde nun
eine sehr heiße, aber nicht mehr glühende, Kugel in den Brennpunct
des erstern gebracht, wo dann die reflectirten Strahlen den andern
Spiegel in parallelen Richtungen trafen, und in seinem Brenn-
puncte gesammelt wurden, so stieg das im Brennpuncte des zweiten
Spiegels stehende Thermometer augenblicklich, wenn der zwischen-
gesetzte Schirm weggenommen ward, und dies auch dann, wenn die
Wärmestrahlen 80 Fuß zu durchlaufen hatten. Die Wärmestrah-
len gehen also wenigstens so schnell fort, daß wir in Entfernungen
von 80 oder 100 Fuß noch keinen Zeitverlust wegen der Fortpflan-
zung wahrnehmen können; indeß bleiben wir darüber, ob diese Ge-
schwindigkeit der des Lichtes nahe kömmt, unbelehrt.

Die strahlende Wärme ist auch der Brechung auf ganz ähn-
liche Weise wie das Licht unterworfen. Dies beweisen unsre Brenn-
gläser, welche die durchgelassenen Wärmestrahlen der Sonne ebenso
gut als ihr Licht im Brennpuncte sammeln und dadurch bei großen
Brenngläsern eine Hitze, die zum Glasschmelzen ausreicht, hervor-
bringen. Ein ähnlicher Versuch läßt sich mit dunkler Wärme, mit
Metallkugeln, die schon nicht mehr glühen, nicht wohl anstellen,
weil die so schwache Wärme nicht stark genug das Glas durch-
dringt.

Die Beobachtung, daß auch die Wärmestrahlen so wie die
Lichtstrahlen gebrochen werden, führt zu der Frage, ob sie denn
mit irgend einem der Farbenstrahlen in Hinsicht der Brechung ganz
genau übereinstimmen. Der ältere Herschel hat diese Frage
zuerst beantwortet, indem er in den durch ein Prisma getrennten
Farbenstrahlen der Sonne Thermometer aufstellte, und die Wärme
vom violetten und blauen Strahle an bis zum rothen immerfort
zunehmend fand, ja die größte Wärme erst da beobachtete, wo das
Auge sogar auch keine rothe Strahlen mehr bemerkte. Spätere
Versuche, besonders die von Seebek, haben gezeigt, daß die Lage
der am meisten erwärmenden Gegend des Farbenbildes nicht bei
allen Prismen ganz gleich ist, sondern daß sie ebenso wie die Farben-
zerstreuung von der Verschiedenheit der Bestandtheile des brechenden

ſpiegel bedient, zeigt auch die ſchnelle Verbreitung der ſtrahlenden
Waͤrme. Pictet ſtellte zwei Brennſpiegel ſo einander gegenuͤber,
daß die mit der Axe des einen parallel zuruͤckgeworfenen Strahlen
auch den andern Spiegel mit ſeiner Axe parallel trafen; wurde nun
eine ſehr heiße, aber nicht mehr gluͤhende, Kugel in den Brennpunct
des erſtern gebracht, wo dann die reflectirten Strahlen den andern
Spiegel in parallelen Richtungen trafen, und in ſeinem Brenn-
puncte geſammelt wurden, ſo ſtieg das im Brennpuncte des zweiten
Spiegels ſtehende Thermometer augenblicklich, wenn der zwiſchen-
geſetzte Schirm weggenommen ward, und dies auch dann, wenn die
Waͤrmeſtrahlen 80 Fuß zu durchlaufen hatten. Die Waͤrmeſtrah-
len gehen alſo wenigſtens ſo ſchnell fort, daß wir in Entfernungen
von 80 oder 100 Fuß noch keinen Zeitverluſt wegen der Fortpflan-
zung wahrnehmen koͤnnen; indeß bleiben wir daruͤber, ob dieſe Ge-
ſchwindigkeit der des Lichtes nahe koͤmmt, unbelehrt.

Die ſtrahlende Waͤrme iſt auch der Brechung auf ganz aͤhn-
liche Weiſe wie das Licht unterworfen. Dies beweiſen unſre Brenn-
glaͤſer, welche die durchgelaſſenen Waͤrmeſtrahlen der Sonne ebenſo
gut als ihr Licht im Brennpuncte ſammeln und dadurch bei großen
Brennglaͤſern eine Hitze, die zum Glasſchmelzen ausreicht, hervor-
bringen. Ein aͤhnlicher Verſuch laͤßt ſich mit dunkler Waͤrme, mit
Metallkugeln, die ſchon nicht mehr gluͤhen, nicht wohl anſtellen,
weil die ſo ſchwache Waͤrme nicht ſtark genug das Glas durch-
dringt.

Die Beobachtung, daß auch die Waͤrmeſtrahlen ſo wie die
Lichtſtrahlen gebrochen werden, fuͤhrt zu der Frage, ob ſie denn
mit irgend einem der Farbenſtrahlen in Hinſicht der Brechung ganz
genau uͤbereinſtimmen. Der aͤltere Herſchel hat dieſe Frage
zuerſt beantwortet, indem er in den durch ein Prisma getrennten
Farbenſtrahlen der Sonne Thermometer aufſtellte, und die Waͤrme
vom violetten und blauen Strahle an bis zum rothen immerfort
zunehmend fand, ja die groͤßte Waͤrme erſt da beobachtete, wo das
Auge ſogar auch keine rothe Strahlen mehr bemerkte. Spaͤtere
Verſuche, beſonders die von Seebek, haben gezeigt, daß die Lage
der am meiſten erwaͤrmenden Gegend des Farbenbildes nicht bei
allen Prismen ganz gleich iſt, ſondern daß ſie ebenſo wie die Farben-
zerſtreuung von der Verſchiedenheit der Beſtandtheile des brechenden

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[36/0050] ſpiegel bedient, zeigt auch die ſchnelle Verbreitung der ſtrahlenden Waͤrme. Pictet ſtellte zwei Brennſpiegel ſo einander gegenuͤber, daß die mit der Axe des einen parallel zuruͤckgeworfenen Strahlen auch den andern Spiegel mit ſeiner Axe parallel trafen; wurde nun eine ſehr heiße, aber nicht mehr gluͤhende, Kugel in den Brennpunct des erſtern gebracht, wo dann die reflectirten Strahlen den andern Spiegel in parallelen Richtungen trafen, und in ſeinem Brenn- puncte geſammelt wurden, ſo ſtieg das im Brennpuncte des zweiten Spiegels ſtehende Thermometer augenblicklich, wenn der zwiſchen- geſetzte Schirm weggenommen ward, und dies auch dann, wenn die Waͤrmeſtrahlen 80 Fuß zu durchlaufen hatten. Die Waͤrmeſtrah- len gehen alſo wenigſtens ſo ſchnell fort, daß wir in Entfernungen von 80 oder 100 Fuß noch keinen Zeitverluſt wegen der Fortpflan- zung wahrnehmen koͤnnen; indeß bleiben wir daruͤber, ob dieſe Ge- ſchwindigkeit der des Lichtes nahe koͤmmt, unbelehrt. Die ſtrahlende Waͤrme iſt auch der Brechung auf ganz aͤhn- liche Weiſe wie das Licht unterworfen. Dies beweiſen unſre Brenn- glaͤſer, welche die durchgelaſſenen Waͤrmeſtrahlen der Sonne ebenſo gut als ihr Licht im Brennpuncte ſammeln und dadurch bei großen Brennglaͤſern eine Hitze, die zum Glasſchmelzen ausreicht, hervor- bringen. Ein aͤhnlicher Verſuch laͤßt ſich mit dunkler Waͤrme, mit Metallkugeln, die ſchon nicht mehr gluͤhen, nicht wohl anſtellen, weil die ſo ſchwache Waͤrme nicht ſtark genug das Glas durch- dringt. Die Beobachtung, daß auch die Waͤrmeſtrahlen ſo wie die Lichtſtrahlen gebrochen werden, fuͤhrt zu der Frage, ob ſie denn mit irgend einem der Farbenſtrahlen in Hinſicht der Brechung ganz genau uͤbereinſtimmen. Der aͤltere Herſchel hat dieſe Frage zuerſt beantwortet, indem er in den durch ein Prisma getrennten Farbenſtrahlen der Sonne Thermometer aufſtellte, und die Waͤrme vom violetten und blauen Strahle an bis zum rothen immerfort zunehmend fand, ja die groͤßte Waͤrme erſt da beobachtete, wo das Auge ſogar auch keine rothe Strahlen mehr bemerkte. Spaͤtere Verſuche, beſonders die von Seebek, haben gezeigt, daß die Lage der am meiſten erwaͤrmenden Gegend des Farbenbildes nicht bei allen Prismen ganz gleich iſt, ſondern daß ſie ebenſo wie die Farben- zerſtreuung von der Verſchiedenheit der Beſtandtheile des brechenden

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/50>, abgerufen am 24.11.2024.