in der Nähe der Magnetnadel, die auf dem Schiffe in der Nähe des Steuers immer an demselben Orte bleibt, befestigt, und ihre feste Stellung so gewählt, daß bei dem eben angegebenen Versuche die Drehung des Schiffes keine Wirkung mehr zeigt; dann sind, weil die großen Eisenmassen im Schiffe auch ihre Lage behalten, diese Wirkungen für immer compensirt. Die Erfahrung hat völlig die Wichtigkeit dieser nützlichen Erfindung bestätigt, indem selbst in den nördlichen Gegenden die Lage der Nadel bei allen Wen- dungen des Schiffes nur um 3 oder 4 Grade schwankte, wenn man die Platte an ihrer Stelle ließ, obgleich Schwankungen von 40° eintraten, wenn man die Platte wegnahm.
Barlow hat übrigens bei Gelegenheit dieser Versuche meh- rere wichtige Bemerkungen gemacht, von denen ich einige kurz mit- theilen will. Bei der Herumführung der Eisenmasse um die Ma- gnetnadel läßt sich bei jeder Stellung die Ablenkung der Nadel strenge berechnen. Sie ist am größesten, wenn die Eisenmasse in Osten oder Westen steht und die Richtungslinie zu ihr hin um 45° gegen den magnetischen Aequator geneigt ist. Die Ablenkungen nehmen bei nicht zu großen Ablenkungswinkeln umgekehrt wie die Cubi der Entfernungen zu. (Ist bei dem Abstande = 1 die Ablenkung = 10°, so ist sie bei der doppelten Entfernung = Gr., bei der dreifachen = Gr. u. s. w.) Endlich nehmen bei soliden Kugeln die Ablenkungen *), wenn sie klein sind, unter sonst gleichen Umständen wie die Massen zu; aber unerwartet ist es, daß hohle Eisenkugeln, wenn die Schale nur nicht allzu dünne war, eben so stark wirkten, als solide Kugeln von eben der Größe, woraus Barlow glaubte schließen zu dürfen, daß die magnetische Kraft vorzüglich nur in den äußeren Theilen wirksam sei; -- eine Folgerung, die ich noch näher beurtheilen werde.
Aber auch Folgerungen andrer Art knüpfen sich an diese Be- trachtungen. Es ist eine lange bekannte Erfahrung, daß Stangen, die nicht aus weichem Eisen oder Stahl sind, sondern einige Här- tung haben, wenn sie lange vertical oder noch lieber in der Rich-
*) Eigentlich die trigonom. Tangenten der Ablenkungswinkel.
in der Naͤhe der Magnetnadel, die auf dem Schiffe in der Naͤhe des Steuers immer an demſelben Orte bleibt, befeſtigt, und ihre feſte Stellung ſo gewaͤhlt, daß bei dem eben angegebenen Verſuche die Drehung des Schiffes keine Wirkung mehr zeigt; dann ſind, weil die großen Eiſenmaſſen im Schiffe auch ihre Lage behalten, dieſe Wirkungen fuͤr immer compenſirt. Die Erfahrung hat voͤllig die Wichtigkeit dieſer nuͤtzlichen Erfindung beſtaͤtigt, indem ſelbſt in den noͤrdlichen Gegenden die Lage der Nadel bei allen Wen- dungen des Schiffes nur um 3 oder 4 Grade ſchwankte, wenn man die Platte an ihrer Stelle ließ, obgleich Schwankungen von 40° eintraten, wenn man die Platte wegnahm.
Barlow hat uͤbrigens bei Gelegenheit dieſer Verſuche meh- rere wichtige Bemerkungen gemacht, von denen ich einige kurz mit- theilen will. Bei der Herumfuͤhrung der Eiſenmaſſe um die Ma- gnetnadel laͤßt ſich bei jeder Stellung die Ablenkung der Nadel ſtrenge berechnen. Sie iſt am groͤßeſten, wenn die Eiſenmaſſe in Oſten oder Weſten ſteht und die Richtungslinie zu ihr hin um 45° gegen den magnetiſchen Aequator geneigt iſt. Die Ablenkungen nehmen bei nicht zu großen Ablenkungswinkeln umgekehrt wie die Cubi der Entfernungen zu. (Iſt bei dem Abſtande = 1 die Ablenkung = 10°, ſo iſt ſie bei der doppelten Entfernung = Gr., bei der dreifachen = Gr. u. ſ. w.) Endlich nehmen bei ſoliden Kugeln die Ablenkungen *), wenn ſie klein ſind, unter ſonſt gleichen Umſtaͤnden wie die Maſſen zu; aber unerwartet iſt es, daß hohle Eiſenkugeln, wenn die Schale nur nicht allzu duͤnne war, eben ſo ſtark wirkten, als ſolide Kugeln von eben der Groͤße, woraus Barlow glaubte ſchließen zu duͤrfen, daß die magnetiſche Kraft vorzuͤglich nur in den aͤußeren Theilen wirkſam ſei; — eine Folgerung, die ich noch naͤher beurtheilen werde.
Aber auch Folgerungen andrer Art knuͤpfen ſich an dieſe Be- trachtungen. Es iſt eine lange bekannte Erfahrung, daß Stangen, die nicht aus weichem Eiſen oder Stahl ſind, ſondern einige Haͤr- tung haben, wenn ſie lange vertical oder noch lieber in der Rich-
*) Eigentlich die trigonom. Tangenten der Ablenkungswinkel.
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in der Naͤhe der Magnetnadel, die auf dem Schiffe in der Naͤhe
des Steuers immer an demſelben Orte bleibt, befeſtigt, und ihre
feſte Stellung ſo gewaͤhlt, daß bei dem eben angegebenen Verſuche
die Drehung des Schiffes keine Wirkung mehr zeigt; dann ſind,
weil die großen Eiſenmaſſen im Schiffe auch ihre Lage behalten,
dieſe Wirkungen fuͤr immer compenſirt. Die Erfahrung hat voͤllig
die Wichtigkeit dieſer nuͤtzlichen Erfindung beſtaͤtigt, indem ſelbſt
in den noͤrdlichen Gegenden die Lage der Nadel bei allen Wen-
dungen des Schiffes nur um 3 oder 4 Grade ſchwankte, wenn
man die Platte an ihrer Stelle ließ, obgleich Schwankungen von
40° eintraten, wenn man die Platte wegnahm.
Barlow hat uͤbrigens bei Gelegenheit dieſer Verſuche meh-
rere wichtige Bemerkungen gemacht, von denen ich einige kurz mit-
theilen will. Bei der Herumfuͤhrung der Eiſenmaſſe um die Ma-
gnetnadel laͤßt ſich bei jeder Stellung die Ablenkung der Nadel
ſtrenge berechnen. Sie iſt am groͤßeſten, wenn die Eiſenmaſſe in
Oſten oder Weſten ſteht und die Richtungslinie zu ihr hin um 45°
gegen den magnetiſchen Aequator geneigt iſt. Die Ablenkungen
nehmen bei nicht zu großen Ablenkungswinkeln umgekehrt wie
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ſoliden Kugeln die Ablenkungen *), wenn ſie klein ſind, unter
ſonſt gleichen Umſtaͤnden wie die Maſſen zu; aber unerwartet iſt
es, daß hohle Eiſenkugeln, wenn die Schale nur nicht allzu duͤnne
war, eben ſo ſtark wirkten, als ſolide Kugeln von eben der Groͤße,
woraus Barlow glaubte ſchließen zu duͤrfen, daß die magnetiſche
Kraft vorzuͤglich nur in den aͤußeren Theilen wirkſam ſei; — eine
Folgerung, die ich noch naͤher beurtheilen werde.
Aber auch Folgerungen andrer Art knuͤpfen ſich an dieſe Be-
trachtungen. Es iſt eine lange bekannte Erfahrung, daß Stangen,
die nicht aus weichem Eiſen oder Stahl ſind, ſondern einige Haͤr-
tung haben, wenn ſie lange vertical oder noch lieber in der Rich-
*) Eigentlich die trigonom. Tangenten der Ablenkungswinkel.
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/469>, abgerufen am 22.11.2024.
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