sind; aber nach Ermans Versuche, wo Glasröhren mit durch- bohrten Korkstöpseln zu einer sehr langen Röhre vereinigt ange- wandt wurden, ist die Wasserzersetzung noch merklich, wenn auch 18 Fuß Wasser sich zwischen den Drathspitzen einer gut wirkenden, aus 100 Plattenpaaren bestehenden Säule befinden. Wenn die Drathspitzen ihre immer gleiche Stellung behalten, so kann die Menge der aus dem Wasser hervorgehenden Luft zu einem Maaße der chemischen Wirksamkeit verschiedener Säulen dienen. Bischoff hat zu diesem Zwecke, nämlich um die Zeit, in welcher ein bestimm- tes Maaß der beiden Luft-Arten hervorgeht, zu beobachten, mit Vortheil eine vertical stehende Röhre AB (Fig. 113.) angewandt, in welcher der von oben eintretende eingeschmelzte PlatindrathCD dem von der Seite eintretenden Drathe EF gegenüber steht. Ist hier zu Anfang des Versuches die Röhre mit reinem ausgekochtem Wasser gefüllt, so fängt, sobald die Säule in Thätigkeit ist, ein Hinaufsteigen der Luft-Arten von beiden Platindräthen D, E, an, und diese dauert fort, bis beide Drathspitzen sich nicht mehr im Wasser befinden; bemerkt man also den Augenblick, da man die Dräthe ihre Wirkung anfangen läßt, und da sie wegen auf- gehobener Leitung zwischen D, E, aufhört, so hat man die Zeit, in welcher das immer gleiche Luftvolumen bei gleicher äußerer Tem- peratur und gleichem Luftdrucke, aber unter verschiedenen Einwir- kungen der Säule hervorgegangen ist.
Außer der Annäherung der Drathspitzen gegen einander hat auch auf die vermehrte Menge der entwickelten Luft die Art der Metalle Einfluß, aus welchen die Dräthe bestehen. Ein Drath von einem in der Reihe der Electromotoren als sehr stark positiv erkannten Metalle ist am positiven Pole am wirksamsten, um viel Wasserstoffgas am andern Pole zu erhalten, und dies in solchem Grade, daß Marechaux die achtfache Menge Wasserstoffgas erhalten zu haben angiebt, als er am positiven Pole statt des Gold- drathes einen Zinkdrath anbrachte. Will man an beiden Polen gleiche Dräthe anbringen, so sind Dräthe aus einem positiven Me- talle besser, als die aus einem negativen Metalle, geeignet, um viel Wasserstoffgas zu geben. Wenn die Flüssigkeit, die man der Zersetzung unterwirft, kein reines Wasser ist, sondern Säuren oder Salze enthält, so vermehrt sich die durch Wasserzersetzung erhaltene
ſind; aber nach Ermans Verſuche, wo Glasroͤhren mit durch- bohrten Korkſtoͤpſeln zu einer ſehr langen Roͤhre vereinigt ange- wandt wurden, iſt die Waſſerzerſetzung noch merklich, wenn auch 18 Fuß Waſſer ſich zwiſchen den Drathſpitzen einer gut wirkenden, aus 100 Plattenpaaren beſtehenden Saͤule befinden. Wenn die Drathſpitzen ihre immer gleiche Stellung behalten, ſo kann die Menge der aus dem Waſſer hervorgehenden Luft zu einem Maaße der chemiſchen Wirkſamkeit verſchiedener Saͤulen dienen. Biſchoff hat zu dieſem Zwecke, naͤmlich um die Zeit, in welcher ein beſtimm- tes Maaß der beiden Luft-Arten hervorgeht, zu beobachten, mit Vortheil eine vertical ſtehende Roͤhre AB (Fig. 113.) angewandt, in welcher der von oben eintretende eingeſchmelzte PlatindrathCD dem von der Seite eintretenden Drathe EF gegenuͤber ſteht. Iſt hier zu Anfang des Verſuches die Roͤhre mit reinem ausgekochtem Waſſer gefuͤllt, ſo faͤngt, ſobald die Saͤule in Thaͤtigkeit iſt, ein Hinaufſteigen der Luft-Arten von beiden Platindraͤthen D, E, an, und dieſe dauert fort, bis beide Drathſpitzen ſich nicht mehr im Waſſer befinden; bemerkt man alſo den Augenblick, da man die Draͤthe ihre Wirkung anfangen laͤßt, und da ſie wegen auf- gehobener Leitung zwiſchen D, E, aufhoͤrt, ſo hat man die Zeit, in welcher das immer gleiche Luftvolumen bei gleicher aͤußerer Tem- peratur und gleichem Luftdrucke, aber unter verſchiedenen Einwir- kungen der Saͤule hervorgegangen iſt.
Außer der Annaͤherung der Drathſpitzen gegen einander hat auch auf die vermehrte Menge der entwickelten Luft die Art der Metalle Einfluß, aus welchen die Draͤthe beſtehen. Ein Drath von einem in der Reihe der Electromotoren als ſehr ſtark poſitiv erkannten Metalle iſt am poſitiven Pole am wirkſamſten, um viel Waſſerſtoffgas am andern Pole zu erhalten, und dies in ſolchem Grade, daß Marechaux die achtfache Menge Waſſerſtoffgas erhalten zu haben angiebt, als er am poſitiven Pole ſtatt des Gold- drathes einen Zinkdrath anbrachte. Will man an beiden Polen gleiche Draͤthe anbringen, ſo ſind Draͤthe aus einem poſitiven Me- talle beſſer, als die aus einem negativen Metalle, geeignet, um viel Waſſerſtoffgas zu geben. Wenn die Fluͤſſigkeit, die man der Zerſetzung unterwirft, kein reines Waſſer iſt, ſondern Saͤuren oder Salze enthaͤlt, ſo vermehrt ſich die durch Waſſerzerſetzung erhaltene
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ſind; aber nach Ermans Verſuche, wo Glasroͤhren mit durch-
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18 Fuß Waſſer ſich zwiſchen den Drathſpitzen einer gut wirkenden,
aus 100 Plattenpaaren beſtehenden Saͤule befinden. Wenn die
Drathſpitzen ihre immer gleiche Stellung behalten, ſo kann die
Menge der aus dem Waſſer hervorgehenden Luft zu einem Maaße
der chemiſchen Wirkſamkeit verſchiedener Saͤulen dienen. Biſchoff
hat zu dieſem Zwecke, naͤmlich um die Zeit, in welcher ein beſtimm-
tes Maaß der beiden Luft-Arten hervorgeht, zu beobachten, mit
Vortheil eine vertical ſtehende Roͤhre AB (Fig. 113.) angewandt,
in welcher der von oben eintretende eingeſchmelzte PlatindrathCD
dem von der Seite eintretenden Drathe EF gegenuͤber ſteht. Iſt
hier zu Anfang des Verſuches die Roͤhre mit reinem ausgekochtem
Waſſer gefuͤllt, ſo faͤngt, ſobald die Saͤule in Thaͤtigkeit iſt, ein
Hinaufſteigen der Luft-Arten von beiden Platindraͤthen D, E,
an, und dieſe dauert fort, bis beide Drathſpitzen ſich nicht mehr
im Waſſer befinden; bemerkt man alſo den Augenblick, da man
die Draͤthe ihre Wirkung anfangen laͤßt, und da ſie wegen auf-
gehobener Leitung zwiſchen D, E, aufhoͤrt, ſo hat man die Zeit,
in welcher das immer gleiche Luftvolumen bei gleicher aͤußerer Tem-
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kungen der Saͤule hervorgegangen iſt.
Außer der Annaͤherung der Drathſpitzen gegen einander hat
auch auf die vermehrte Menge der entwickelten Luft die Art der
Metalle Einfluß, aus welchen die Draͤthe beſtehen. Ein Drath
von einem in der Reihe der Electromotoren als ſehr ſtark poſitiv
erkannten Metalle iſt am poſitiven Pole am wirkſamſten, um viel
Waſſerſtoffgas am andern Pole zu erhalten, und dies in ſolchem
Grade, daß Marechaux die achtfache Menge Waſſerſtoffgas
erhalten zu haben angiebt, als er am poſitiven Pole ſtatt des Gold-
drathes einen Zinkdrath anbrachte. Will man an beiden Polen
gleiche Draͤthe anbringen, ſo ſind Draͤthe aus einem poſitiven Me-
talle beſſer, als die aus einem negativen Metalle, geeignet, um
viel Waſſerſtoffgas zu geben. Wenn die Fluͤſſigkeit, die man der
Zerſetzung unterwirft, kein reines Waſſer iſt, ſondern Saͤuren oder
Salze enthaͤlt, ſo vermehrt ſich die durch Waſſerzerſetzung erhaltene
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/374>, abgerufen am 24.11.2024.
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