gegen befindet die ganze untere Fläche des Deckels sich unter dem mächtigen Einflusse der ihm so nahe liegenden negativen Harz- fläche. Man kann sich dies so versinnlichen. Gesetzt der Deckel ruhte, (Fig. 87.) auf den wenigen Harzspitzen, a, b, c, so würden freilich die äußersten Puncte dieser Vorragungen eine geringe Menge negativer Electricität an den Deckel FG abgeben, dagegen aber würde, weil wegen der Nichtleitung des Harzes keine weitere Mittheilung statt findet, die abstoßende Kraft der ganzen Fläche ac bewirken, daß die obere Seite des Deckels FG negativ, die untere positiv wird; die in FG enthaltene electrische Materie wird durch Vertheilung so getrennt, daß sich die positiv-electrische Ma- terie nach der untern Seite, die negativ-electrische Materie nach der obern Seite begiebt. Berührt man nun bloß die obere Seite des Deckels, ohne zugleich die Form mit zu berühren, so nimmt man die dort angehäufte, negativ-electrische Materie fort. Die auf der obern Fläche des Harzes CD (Fig. 86.) angehäufte nega- tive Materie hat jetzt nahe über sich an der Unterseite des Deckels EF und nahe unter sich an der Unterseite des Harzes positive Elec- tricität; die letztere wurde gebunden gehalten, so lange der Zug von EF her noch nicht statt fand, sie ist also jetzt zum Theil frei gewor- den und tritt in die das Harz umgebende metallene Form zurück, durch deren Berührung man sie ableitet und so den Zug nach dieser Seite schwächt, wodurch EF fähig wird, noch mehr positive Elec- tricität aufzunehmen. Bei wiederholter abwechselnder Berührung des Deckels und der Form würde so nach und nach etwas positive Electricität aus der Form entlassen und nach dem Deckel hinüber- geführt, und dieses geschieht in einem einzigen, stechenden Schlage oder Uebergange, wenn man Deckel und Form zugleich berührt, indem dann so viel + E als nöthig ist, von der Form auf den Deckel übergeht, und dieser nun offenbar positiv geladen ist. So lange der Deckel so nahe in der Nachbarschaft der negativen Elec- tricität bleibt, die sich auf der Oberfläche des Harzes befindet, ist diese positive Ladung gebunden, man kann den Deckel oben berüh- ren, ohne sie wegzunehmen; aber wenn man den Deckel aufhebt, so entzieht man die positive Electricität der Wirkung der auf sie einwirkenden Kraft, der Deckel zeigt sich als geladen und giebt einen Funken.
gegen befindet die ganze untere Flaͤche des Deckels ſich unter dem maͤchtigen Einfluſſe der ihm ſo nahe liegenden negativen Harz- flaͤche. Man kann ſich dies ſo verſinnlichen. Geſetzt der Deckel ruhte, (Fig. 87.) auf den wenigen Harzſpitzen, a, b, c, ſo wuͤrden freilich die aͤußerſten Puncte dieſer Vorragungen eine geringe Menge negativer Electricitaͤt an den Deckel FG abgeben, dagegen aber wuͤrde, weil wegen der Nichtleitung des Harzes keine weitere Mittheilung ſtatt findet, die abſtoßende Kraft der ganzen Flaͤche ac bewirken, daß die obere Seite des Deckels FG negativ, die untere poſitiv wird; die in FG enthaltene electriſche Materie wird durch Vertheilung ſo getrennt, daß ſich die poſitiv-electriſche Ma- terie nach der untern Seite, die negativ-electriſche Materie nach der obern Seite begiebt. Beruͤhrt man nun bloß die obere Seite des Deckels, ohne zugleich die Form mit zu beruͤhren, ſo nimmt man die dort angehaͤufte, negativ-electriſche Materie fort. Die auf der obern Flaͤche des Harzes CD (Fig. 86.) angehaͤufte nega- tive Materie hat jetzt nahe uͤber ſich an der Unterſeite des Deckels EF und nahe unter ſich an der Unterſeite des Harzes poſitive Elec- tricitaͤt; die letztere wurde gebunden gehalten, ſo lange der Zug von EF her noch nicht ſtatt fand, ſie iſt alſo jetzt zum Theil frei gewor- den und tritt in die das Harz umgebende metallene Form zuruͤck, durch deren Beruͤhrung man ſie ableitet und ſo den Zug nach dieſer Seite ſchwaͤcht, wodurch EF faͤhig wird, noch mehr poſitive Elec- tricitaͤt aufzunehmen. Bei wiederholter abwechſelnder Beruͤhrung des Deckels und der Form wuͤrde ſo nach und nach etwas poſitive Electricitaͤt aus der Form entlaſſen und nach dem Deckel hinuͤber- gefuͤhrt, und dieſes geſchieht in einem einzigen, ſtechenden Schlage oder Uebergange, wenn man Deckel und Form zugleich beruͤhrt, indem dann ſo viel + E als noͤthig iſt, von der Form auf den Deckel uͤbergeht, und dieſer nun offenbar poſitiv geladen iſt. So lange der Deckel ſo nahe in der Nachbarſchaft der negativen Elec- tricitaͤt bleibt, die ſich auf der Oberflaͤche des Harzes befindet, iſt dieſe poſitive Ladung gebunden, man kann den Deckel oben beruͤh- ren, ohne ſie wegzunehmen; aber wenn man den Deckel aufhebt, ſo entzieht man die poſitive Electricitaͤt der Wirkung der auf ſie einwirkenden Kraft, der Deckel zeigt ſich als geladen und giebt einen Funken.
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[287/0301]
gegen befindet die ganze untere Flaͤche des Deckels ſich unter dem
maͤchtigen Einfluſſe der ihm ſo nahe liegenden negativen Harz-
flaͤche. Man kann ſich dies ſo verſinnlichen. Geſetzt der Deckel
ruhte, (Fig. 87.) auf den wenigen Harzſpitzen, a, b, c, ſo wuͤrden
freilich die aͤußerſten Puncte dieſer Vorragungen eine geringe
Menge negativer Electricitaͤt an den Deckel FG abgeben, dagegen
aber wuͤrde, weil wegen der Nichtleitung des Harzes keine weitere
Mittheilung ſtatt findet, die abſtoßende Kraft der ganzen Flaͤche
ac bewirken, daß die obere Seite des Deckels FG negativ, die
untere poſitiv wird; die in FG enthaltene electriſche Materie wird
durch Vertheilung ſo getrennt, daß ſich die poſitiv-electriſche Ma-
terie nach der untern Seite, die negativ-electriſche Materie nach
der obern Seite begiebt. Beruͤhrt man nun bloß die obere Seite
des Deckels, ohne zugleich die Form mit zu beruͤhren, ſo nimmt
man die dort angehaͤufte, negativ-electriſche Materie fort. Die
auf der obern Flaͤche des Harzes CD (Fig. 86.) angehaͤufte nega-
tive Materie hat jetzt nahe uͤber ſich an der Unterſeite des Deckels
EF und nahe unter ſich an der Unterſeite des Harzes poſitive Elec-
tricitaͤt; die letztere wurde gebunden gehalten, ſo lange der Zug von
EF her noch nicht ſtatt fand, ſie iſt alſo jetzt zum Theil frei gewor-
den und tritt in die das Harz umgebende metallene Form zuruͤck,
durch deren Beruͤhrung man ſie ableitet und ſo den Zug nach dieſer
Seite ſchwaͤcht, wodurch EF faͤhig wird, noch mehr poſitive Elec-
tricitaͤt aufzunehmen. Bei wiederholter abwechſelnder Beruͤhrung
des Deckels und der Form wuͤrde ſo nach und nach etwas poſitive
Electricitaͤt aus der Form entlaſſen und nach dem Deckel hinuͤber-
gefuͤhrt, und dieſes geſchieht in einem einzigen, ſtechenden Schlage
oder Uebergange, wenn man Deckel und Form zugleich beruͤhrt,
indem dann ſo viel + E als noͤthig iſt, von der Form auf den
Deckel uͤbergeht, und dieſer nun offenbar poſitiv geladen iſt. So
lange der Deckel ſo nahe in der Nachbarſchaft der negativen Elec-
tricitaͤt bleibt, die ſich auf der Oberflaͤche des Harzes befindet, iſt
dieſe poſitive Ladung gebunden, man kann den Deckel oben beruͤh-
ren, ohne ſie wegzunehmen; aber wenn man den Deckel aufhebt,
ſo entzieht man die poſitive Electricitaͤt der Wirkung der auf ſie
einwirkenden Kraft, der Deckel zeigt ſich als geladen und giebt
einen Funken.
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/301>, abgerufen am 25.11.2024.
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