Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

zündung derselben im Innern seiner Lampe wahrnimmt, und selbst
wenn die Menge der brennbaren Luft noch mehr zunimmt, nur
das als schlimmsten Fall zu fürchten hat, daß die Luftmischung
nicht mehr genug Sauerstoff, um fortzubrennen, enthält, wo
dann seine Lampe erlischt.

Damit das Drathnetz den Zweck, die Flamme zurückzuhalten,
erfülle, muß es mit vollkommener Sorgfalt gemacht und unter-
halten sein, damit nirgends eine größere Oeffnung sich finde; der
Drath muß so fein sein, daß er nur ungefähr Zoll stark ist;
denn obgleich, wie Davy sagt, auch stärkerer Drath im Glühen
noch nicht die explodirenden Wetter zündet, so ist es doch sicherer,
einen dünnen Drath, der weniger Hitze abgeben kann, zu wählen;
vor allem aber müssen die Maschen so eng sein, daß sie nur
Zoll Zwischenraum lassen, damit nicht die in die Oeffnungen ein-
dringende Flamme, in der Mitte zu wenig abgekühlt, durch das
Gewebe hindurch dringen kann. Diese Lampe hat unten ihr Oel-
gefäß, das abgeschraubt und mit Oel gefüllt werden kann; dann
zündet man die Lampe an und verschließt durch das Aufschrauben
des Drathcylinders jeden andern Zutritt der äußern Luft. Fig. 38
stellt diese Lampe dar.

Die Erfahrung hat an zahlreichen Beispielen gezeigt, daß die
Sicherung durch diese Davysche Sicherheitslampe als vollkommen
angesehen werden kann, und sie ist daher auch außer England in
Bergwerken, die durch schlagende Wetter Gefahren darbieten, ein-
geführt. Sie hat in Kohlenbergwerken, wo man Gegenden kannte,
die nie ohne Gefahr besucht werden konnten, wo der Bergmann
kein andres Licht als die einzelnen Funken eines Feuer schlagenden
Stahles hin bringen durfte, den entschiedensten Nutzen gewährt
und ist als eine der segenvollsten Erfindungen anerkannt worden.
Nach Blessons Erfahrungen schützt sie auch gegen die Entzün-
dungen des Schießpulverstaubes, der in Pulvermühlen die Luft
erfüllt, und ist daher da, wo man solche Räume im Dunkeln besu-
chen muß, anwendbar. Ebenso kann sie die so oft vorgekommenen
Entzündungen großer Massen spirituöser Flüssigkeiten, deren Däm-
pfe so leicht die Entzündung veranlassen, verhüten, wenn man
sich statt der gewöhnlichen Lichter auch dort der Sicherheitslampe
bedient.


N 2

zuͤndung derſelben im Innern ſeiner Lampe wahrnimmt, und ſelbſt
wenn die Menge der brennbaren Luft noch mehr zunimmt, nur
das als ſchlimmſten Fall zu fuͤrchten hat, daß die Luftmiſchung
nicht mehr genug Sauerſtoff, um fortzubrennen, enthaͤlt, wo
dann ſeine Lampe erliſcht.

Damit das Drathnetz den Zweck, die Flamme zuruͤckzuhalten,
erfuͤlle, muß es mit vollkommener Sorgfalt gemacht und unter-
halten ſein, damit nirgends eine groͤßere Oeffnung ſich finde; der
Drath muß ſo fein ſein, daß er nur ungefaͤhr Zoll ſtark iſt;
denn obgleich, wie Davy ſagt, auch ſtaͤrkerer Drath im Gluͤhen
noch nicht die explodirenden Wetter zuͤndet, ſo iſt es doch ſicherer,
einen duͤnnen Drath, der weniger Hitze abgeben kann, zu waͤhlen;
vor allem aber muͤſſen die Maſchen ſo eng ſein, daß ſie nur
Zoll Zwiſchenraum laſſen, damit nicht die in die Oeffnungen ein-
dringende Flamme, in der Mitte zu wenig abgekuͤhlt, durch das
Gewebe hindurch dringen kann. Dieſe Lampe hat unten ihr Oel-
gefaͤß, das abgeſchraubt und mit Oel gefuͤllt werden kann; dann
zuͤndet man die Lampe an und verſchließt durch das Aufſchrauben
des Drathcylinders jeden andern Zutritt der aͤußern Luft. Fig. 38
ſtellt dieſe Lampe dar.

Die Erfahrung hat an zahlreichen Beiſpielen gezeigt, daß die
Sicherung durch dieſe Davyſche Sicherheitslampe als vollkommen
angeſehen werden kann, und ſie iſt daher auch außer England in
Bergwerken, die durch ſchlagende Wetter Gefahren darbieten, ein-
gefuͤhrt. Sie hat in Kohlenbergwerken, wo man Gegenden kannte,
die nie ohne Gefahr beſucht werden konnten, wo der Bergmann
kein andres Licht als die einzelnen Funken eines Feuer ſchlagenden
Stahles hin bringen durfte, den entſchiedenſten Nutzen gewaͤhrt
und iſt als eine der ſegenvollſten Erfindungen anerkannt worden.
Nach Bleſſons Erfahrungen ſchuͤtzt ſie auch gegen die Entzuͤn-
dungen des Schießpulverſtaubes, der in Pulvermuͤhlen die Luft
erfuͤllt, und iſt daher da, wo man ſolche Raͤume im Dunkeln beſu-
chen muß, anwendbar. Ebenſo kann ſie die ſo oft vorgekommenen
Entzuͤndungen großer Maſſen ſpirituoͤſer Fluͤſſigkeiten, deren Daͤm-
pfe ſo leicht die Entzuͤndung veranlaſſen, verhuͤten, wenn man
ſich ſtatt der gewoͤhnlichen Lichter auch dort der Sicherheitslampe
bedient.


N 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0209" n="195"/>
zu&#x0364;ndung der&#x017F;elben im Innern &#x017F;einer Lampe wahrnimmt, und &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
wenn die Menge der brennbaren Luft noch mehr zunimmt, nur<lb/>
das als &#x017F;chlimm&#x017F;ten Fall zu fu&#x0364;rchten hat, daß die Luftmi&#x017F;chung<lb/>
nicht mehr genug Sauer&#x017F;toff, um fortzubrennen, entha&#x0364;lt, wo<lb/>
dann &#x017F;eine Lampe erli&#x017F;cht.</p><lb/>
          <p>Damit das Drathnetz den Zweck, die Flamme zuru&#x0364;ckzuhalten,<lb/>
erfu&#x0364;lle, muß es mit vollkommener Sorgfalt gemacht und unter-<lb/>
halten &#x017F;ein, damit nirgends eine gro&#x0364;ßere Oeffnung &#x017F;ich finde; der<lb/>
Drath muß &#x017F;o fein &#x017F;ein, daß er nur ungefa&#x0364;hr <formula notation="TeX">\frac{1}{40}</formula> Zoll &#x017F;tark i&#x017F;t;<lb/>
denn obgleich, wie <hi rendition="#g">Davy</hi> &#x017F;agt, auch &#x017F;ta&#x0364;rkerer Drath im Glu&#x0364;hen<lb/>
noch nicht die explodirenden Wetter zu&#x0364;ndet, &#x017F;o i&#x017F;t es doch &#x017F;icherer,<lb/>
einen du&#x0364;nnen Drath, der weniger Hitze abgeben kann, zu wa&#x0364;hlen;<lb/>
vor allem aber mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die Ma&#x017F;chen &#x017F;o eng &#x017F;ein, daß &#x017F;ie nur <formula notation="TeX">\frac{1}{20}</formula><lb/>
Zoll Zwi&#x017F;chenraum la&#x017F;&#x017F;en, damit nicht die in die Oeffnungen ein-<lb/>
dringende Flamme, in der Mitte zu wenig abgeku&#x0364;hlt, durch das<lb/>
Gewebe hindurch dringen kann. Die&#x017F;e Lampe hat unten ihr Oel-<lb/>
gefa&#x0364;ß, das abge&#x017F;chraubt und mit Oel gefu&#x0364;llt werden kann; dann<lb/>
zu&#x0364;ndet man die Lampe an und ver&#x017F;chließt durch das Auf&#x017F;chrauben<lb/>
des Drathcylinders jeden andern Zutritt der a&#x0364;ußern Luft. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Fig. 38</hi></hi><lb/>
&#x017F;tellt die&#x017F;e Lampe dar.</p><lb/>
          <p>Die Erfahrung hat an zahlreichen Bei&#x017F;pielen gezeigt, daß die<lb/>
Sicherung durch die&#x017F;e Davy&#x017F;che Sicherheitslampe als vollkommen<lb/>
ange&#x017F;ehen werden kann, und &#x017F;ie i&#x017F;t daher auch außer England in<lb/>
Bergwerken, die durch &#x017F;chlagende Wetter Gefahren darbieten, ein-<lb/>
gefu&#x0364;hrt. Sie hat in Kohlenbergwerken, wo man Gegenden kannte,<lb/>
die nie ohne Gefahr be&#x017F;ucht werden konnten, wo der Bergmann<lb/>
kein andres Licht als die einzelnen Funken eines Feuer &#x017F;chlagenden<lb/>
Stahles hin bringen durfte, den ent&#x017F;chieden&#x017F;ten Nutzen gewa&#x0364;hrt<lb/>
und i&#x017F;t als eine der &#x017F;egenvoll&#x017F;ten Erfindungen anerkannt worden.<lb/>
Nach <hi rendition="#g">Ble&#x017F;&#x017F;ons</hi> Erfahrungen &#x017F;chu&#x0364;tzt &#x017F;ie auch gegen die Entzu&#x0364;n-<lb/>
dungen des Schießpulver&#x017F;taubes, der in Pulvermu&#x0364;hlen die Luft<lb/>
erfu&#x0364;llt, und i&#x017F;t daher da, wo man &#x017F;olche Ra&#x0364;ume im Dunkeln be&#x017F;u-<lb/>
chen muß, anwendbar. Eben&#x017F;o kann &#x017F;ie die &#x017F;o oft vorgekommenen<lb/>
Entzu&#x0364;ndungen großer Ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;pirituo&#x0364;&#x017F;er Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeiten, deren Da&#x0364;m-<lb/>
pfe &#x017F;o leicht die Entzu&#x0364;ndung veranla&#x017F;&#x017F;en, verhu&#x0364;ten, wenn man<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;tatt der gewo&#x0364;hnlichen Lichter auch dort der Sicherheitslampe<lb/>
bedient.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">N 2</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0209] zuͤndung derſelben im Innern ſeiner Lampe wahrnimmt, und ſelbſt wenn die Menge der brennbaren Luft noch mehr zunimmt, nur das als ſchlimmſten Fall zu fuͤrchten hat, daß die Luftmiſchung nicht mehr genug Sauerſtoff, um fortzubrennen, enthaͤlt, wo dann ſeine Lampe erliſcht. Damit das Drathnetz den Zweck, die Flamme zuruͤckzuhalten, erfuͤlle, muß es mit vollkommener Sorgfalt gemacht und unter- halten ſein, damit nirgends eine groͤßere Oeffnung ſich finde; der Drath muß ſo fein ſein, daß er nur ungefaͤhr [FORMEL] Zoll ſtark iſt; denn obgleich, wie Davy ſagt, auch ſtaͤrkerer Drath im Gluͤhen noch nicht die explodirenden Wetter zuͤndet, ſo iſt es doch ſicherer, einen duͤnnen Drath, der weniger Hitze abgeben kann, zu waͤhlen; vor allem aber muͤſſen die Maſchen ſo eng ſein, daß ſie nur [FORMEL] Zoll Zwiſchenraum laſſen, damit nicht die in die Oeffnungen ein- dringende Flamme, in der Mitte zu wenig abgekuͤhlt, durch das Gewebe hindurch dringen kann. Dieſe Lampe hat unten ihr Oel- gefaͤß, das abgeſchraubt und mit Oel gefuͤllt werden kann; dann zuͤndet man die Lampe an und verſchließt durch das Aufſchrauben des Drathcylinders jeden andern Zutritt der aͤußern Luft. Fig. 38 ſtellt dieſe Lampe dar. Die Erfahrung hat an zahlreichen Beiſpielen gezeigt, daß die Sicherung durch dieſe Davyſche Sicherheitslampe als vollkommen angeſehen werden kann, und ſie iſt daher auch außer England in Bergwerken, die durch ſchlagende Wetter Gefahren darbieten, ein- gefuͤhrt. Sie hat in Kohlenbergwerken, wo man Gegenden kannte, die nie ohne Gefahr beſucht werden konnten, wo der Bergmann kein andres Licht als die einzelnen Funken eines Feuer ſchlagenden Stahles hin bringen durfte, den entſchiedenſten Nutzen gewaͤhrt und iſt als eine der ſegenvollſten Erfindungen anerkannt worden. Nach Bleſſons Erfahrungen ſchuͤtzt ſie auch gegen die Entzuͤn- dungen des Schießpulverſtaubes, der in Pulvermuͤhlen die Luft erfuͤllt, und iſt daher da, wo man ſolche Raͤume im Dunkeln beſu- chen muß, anwendbar. Ebenſo kann ſie die ſo oft vorgekommenen Entzuͤndungen großer Maſſen ſpirituoͤſer Fluͤſſigkeiten, deren Daͤm- pfe ſo leicht die Entzuͤndung veranlaſſen, verhuͤten, wenn man ſich ſtatt der gewoͤhnlichen Lichter auch dort der Sicherheitslampe bedient. N 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/209
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/209>, abgerufen am 25.11.2024.