Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Gas-Erleuchtung.

Die Bemerkung, daß es die aus dem brennbaren Körper
entweichenden brennbaren Luft-Arten sind, welche die Flamme
hervorbringen, leitete schon vor längerer Zeit darauf hin, einzu-
sehen, daß beim Verkohlen des Holzes im Freien eine Menge
brauchbarer Stoffe verloren gehe, und daß es daher vortheilhaft sei,
das Holz in geschlossenen Räumen der Hitze und so der Verkohlung
auszusetzen, damit theils die im Rauche fortgeführten bei dieser
Hitze noch nicht brennbaren Körper (die Holzsäure zum Beispiel)
aufgefangen, theils die brennbaren Luft-Arten benutzt werden
könnten. Auf dieser Betrachtung beruhten die Thermolampen, die
Lebon schon 1799 so anwandte, daß die entweichenden Gas-
Arten zur Erleuchtung gebraucht wurden; Murdoch hatte ähn-
liche Versuche schon 1792 angestellt, ohne sie damals weiter zu
verfolgen. Diese Erfindung, die auch in Deutschland nachgeahmt
wurde, und deren Nutzen, theils um durch die brennbaren Luft-
Arten zu erleuchten, theils um das Feuer zu verstärken, in welches
man sie nach der Entwickelung aus den in geschlossenen Räumen
verkohlten Holzstücken leitete, man sehr wohl anerkannte, ward
indeß nur wenig benutzt, bis Winsor durch eine Reihe von
Versuchen sich in Stand gesetzt fand, die Sache mehr ins Große
zu treiben, und sich 1804 ein Patent auf eine Gas-Erleuchtung
durch das in den Steinkohlen enthaltene Gas geben ließ. Seit
dem hat diese Gas-Erleuchtung großes Aufsehen gemacht, und
man hat sowohl das aus Steinkohlen, als das aus Oelen und
Thran entwickelte Gas dazu angewandt, indem man von den Ge-
fäßen, die das Gas enthalten, Röhren zu den Puncten hin, wo
man eine Flamme fordert, leitet, hier das Gas aus einer Oeff-
nung hervordringen läßt, und die Luft entzündet, die dann, nach
Verschiedenheit der Oeffnungen, größere oder kleinere Flammen giebt.

Die brennbaren Körper enthalten alle Kohlenstoff, Wasserstoff
und meistens nur eine geringe Menge Sauerstoff, welche Stoffe bei
der Zerstörung des Körpers durch die Hitze sich in andern Verhält-
nissen wieder verbinden. Aus den bei einer noch nicht bis zum
Brennen gehenden Hitze erzeugten Stoffen gehen bei größerer Hitze
jene Bestandtheile hervor, die sich theils zu kohlensaurer Luft

Gas-Erleuchtung.

Die Bemerkung, daß es die aus dem brennbaren Koͤrper
entweichenden brennbaren Luft-Arten ſind, welche die Flamme
hervorbringen, leitete ſchon vor laͤngerer Zeit darauf hin, einzu-
ſehen, daß beim Verkohlen des Holzes im Freien eine Menge
brauchbarer Stoffe verloren gehe, und daß es daher vortheilhaft ſei,
das Holz in geſchloſſenen Raͤumen der Hitze und ſo der Verkohlung
auszuſetzen, damit theils die im Rauche fortgefuͤhrten bei dieſer
Hitze noch nicht brennbaren Koͤrper (die Holzſaͤure zum Beiſpiel)
aufgefangen, theils die brennbaren Luft-Arten benutzt werden
koͤnnten. Auf dieſer Betrachtung beruhten die Thermolampen, die
Lebon ſchon 1799 ſo anwandte, daß die entweichenden Gas-
Arten zur Erleuchtung gebraucht wurden; Murdoch hatte aͤhn-
liche Verſuche ſchon 1792 angeſtellt, ohne ſie damals weiter zu
verfolgen. Dieſe Erfindung, die auch in Deutſchland nachgeahmt
wurde, und deren Nutzen, theils um durch die brennbaren Luft-
Arten zu erleuchten, theils um das Feuer zu verſtaͤrken, in welches
man ſie nach der Entwickelung aus den in geſchloſſenen Raͤumen
verkohlten Holzſtuͤcken leitete, man ſehr wohl anerkannte, ward
indeß nur wenig benutzt, bis Winſor durch eine Reihe von
Verſuchen ſich in Stand geſetzt fand, die Sache mehr ins Große
zu treiben, und ſich 1804 ein Patent auf eine Gas-Erleuchtung
durch das in den Steinkohlen enthaltene Gas geben ließ. Seit
dem hat dieſe Gas-Erleuchtung großes Aufſehen gemacht, und
man hat ſowohl das aus Steinkohlen, als das aus Oelen und
Thran entwickelte Gas dazu angewandt, indem man von den Ge-
faͤßen, die das Gas enthalten, Roͤhren zu den Puncten hin, wo
man eine Flamme fordert, leitet, hier das Gas aus einer Oeff-
nung hervordringen laͤßt, und die Luft entzuͤndet, die dann, nach
Verſchiedenheit der Oeffnungen, groͤßere oder kleinere Flammen giebt.

Die brennbaren Koͤrper enthalten alle Kohlenſtoff, Waſſerſtoff
und meiſtens nur eine geringe Menge Sauerſtoff, welche Stoffe bei
der Zerſtoͤrung des Koͤrpers durch die Hitze ſich in andern Verhaͤlt-
niſſen wieder verbinden. Aus den bei einer noch nicht bis zum
Brennen gehenden Hitze erzeugten Stoffen gehen bei groͤßerer Hitze
jene Beſtandtheile hervor, die ſich theils zu kohlenſaurer Luft

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0203" n="189"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Gas-Erleuchtung</hi>.</head><lb/>
          <p>Die Bemerkung, daß es die aus dem brennbaren Ko&#x0364;rper<lb/>
entweichenden brennbaren Luft-Arten &#x017F;ind, welche die Flamme<lb/>
hervorbringen, leitete &#x017F;chon vor la&#x0364;ngerer Zeit darauf hin, einzu-<lb/>
&#x017F;ehen, daß beim Verkohlen des Holzes im Freien eine Menge<lb/>
brauchbarer Stoffe verloren gehe, und daß es daher vortheilhaft &#x017F;ei,<lb/>
das Holz in ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Ra&#x0364;umen der Hitze und &#x017F;o der Verkohlung<lb/>
auszu&#x017F;etzen, damit theils die im Rauche fortgefu&#x0364;hrten bei die&#x017F;er<lb/>
Hitze noch nicht brennbaren Ko&#x0364;rper (die Holz&#x017F;a&#x0364;ure zum Bei&#x017F;piel)<lb/>
aufgefangen, theils die brennbaren Luft-Arten benutzt werden<lb/>
ko&#x0364;nnten. Auf die&#x017F;er Betrachtung beruhten die Thermolampen, die<lb/><hi rendition="#g">Lebon</hi> &#x017F;chon 1799 &#x017F;o anwandte, daß die entweichenden Gas-<lb/>
Arten zur Erleuchtung gebraucht wurden; <hi rendition="#g">Murdoch</hi> hatte a&#x0364;hn-<lb/>
liche Ver&#x017F;uche &#x017F;chon 1792 ange&#x017F;tellt, ohne &#x017F;ie damals weiter zu<lb/>
verfolgen. Die&#x017F;e Erfindung, die auch in Deut&#x017F;chland nachgeahmt<lb/>
wurde, und deren Nutzen, theils um durch die brennbaren Luft-<lb/>
Arten zu erleuchten, theils um das Feuer zu ver&#x017F;ta&#x0364;rken, in welches<lb/>
man &#x017F;ie nach der Entwickelung aus den in ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Ra&#x0364;umen<lb/>
verkohlten Holz&#x017F;tu&#x0364;cken leitete, man &#x017F;ehr wohl anerkannte, ward<lb/>
indeß nur wenig benutzt, bis <hi rendition="#g">Win&#x017F;or</hi> durch eine Reihe von<lb/>
Ver&#x017F;uchen &#x017F;ich in Stand ge&#x017F;etzt fand, die Sache mehr ins Große<lb/>
zu treiben, und &#x017F;ich 1804 ein Patent auf eine Gas-Erleuchtung<lb/>
durch das in den Steinkohlen enthaltene Gas geben ließ. Seit<lb/>
dem hat die&#x017F;e Gas-Erleuchtung großes Auf&#x017F;ehen gemacht, und<lb/>
man hat &#x017F;owohl das aus Steinkohlen, als das aus Oelen und<lb/>
Thran entwickelte Gas dazu angewandt, indem man von den Ge-<lb/>
fa&#x0364;ßen, die das Gas enthalten, Ro&#x0364;hren zu den Puncten hin, wo<lb/>
man eine Flamme fordert, leitet, hier das Gas aus einer Oeff-<lb/>
nung hervordringen la&#x0364;ßt, und die Luft entzu&#x0364;ndet, die dann, nach<lb/>
Ver&#x017F;chiedenheit der Oeffnungen, gro&#x0364;ßere oder kleinere Flammen giebt.</p><lb/>
          <p>Die brennbaren Ko&#x0364;rper enthalten alle Kohlen&#x017F;toff, Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toff<lb/>
und mei&#x017F;tens nur eine geringe Menge Sauer&#x017F;toff, welche Stoffe bei<lb/>
der Zer&#x017F;to&#x0364;rung des Ko&#x0364;rpers durch die Hitze &#x017F;ich in andern Verha&#x0364;lt-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;en wieder verbinden. Aus den bei einer noch nicht bis zum<lb/>
Brennen gehenden Hitze erzeugten Stoffen gehen bei gro&#x0364;ßerer Hitze<lb/>
jene Be&#x017F;tandtheile hervor, die &#x017F;ich theils zu kohlen&#x017F;aurer Luft<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0203] Gas-Erleuchtung. Die Bemerkung, daß es die aus dem brennbaren Koͤrper entweichenden brennbaren Luft-Arten ſind, welche die Flamme hervorbringen, leitete ſchon vor laͤngerer Zeit darauf hin, einzu- ſehen, daß beim Verkohlen des Holzes im Freien eine Menge brauchbarer Stoffe verloren gehe, und daß es daher vortheilhaft ſei, das Holz in geſchloſſenen Raͤumen der Hitze und ſo der Verkohlung auszuſetzen, damit theils die im Rauche fortgefuͤhrten bei dieſer Hitze noch nicht brennbaren Koͤrper (die Holzſaͤure zum Beiſpiel) aufgefangen, theils die brennbaren Luft-Arten benutzt werden koͤnnten. Auf dieſer Betrachtung beruhten die Thermolampen, die Lebon ſchon 1799 ſo anwandte, daß die entweichenden Gas- Arten zur Erleuchtung gebraucht wurden; Murdoch hatte aͤhn- liche Verſuche ſchon 1792 angeſtellt, ohne ſie damals weiter zu verfolgen. Dieſe Erfindung, die auch in Deutſchland nachgeahmt wurde, und deren Nutzen, theils um durch die brennbaren Luft- Arten zu erleuchten, theils um das Feuer zu verſtaͤrken, in welches man ſie nach der Entwickelung aus den in geſchloſſenen Raͤumen verkohlten Holzſtuͤcken leitete, man ſehr wohl anerkannte, ward indeß nur wenig benutzt, bis Winſor durch eine Reihe von Verſuchen ſich in Stand geſetzt fand, die Sache mehr ins Große zu treiben, und ſich 1804 ein Patent auf eine Gas-Erleuchtung durch das in den Steinkohlen enthaltene Gas geben ließ. Seit dem hat dieſe Gas-Erleuchtung großes Aufſehen gemacht, und man hat ſowohl das aus Steinkohlen, als das aus Oelen und Thran entwickelte Gas dazu angewandt, indem man von den Ge- faͤßen, die das Gas enthalten, Roͤhren zu den Puncten hin, wo man eine Flamme fordert, leitet, hier das Gas aus einer Oeff- nung hervordringen laͤßt, und die Luft entzuͤndet, die dann, nach Verſchiedenheit der Oeffnungen, groͤßere oder kleinere Flammen giebt. Die brennbaren Koͤrper enthalten alle Kohlenſtoff, Waſſerſtoff und meiſtens nur eine geringe Menge Sauerſtoff, welche Stoffe bei der Zerſtoͤrung des Koͤrpers durch die Hitze ſich in andern Verhaͤlt- niſſen wieder verbinden. Aus den bei einer noch nicht bis zum Brennen gehenden Hitze erzeugten Stoffen gehen bei groͤßerer Hitze jene Beſtandtheile hervor, die ſich theils zu kohlenſaurer Luft

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/203
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1832, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre03_1832/203>, abgerufen am 28.11.2024.