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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

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dem einen Lichte D oder die den zwei Lichtern C zugehörende Er-
leuchtung die stärkere ist, und wenn man D so lange näher rückt
oder weiter entfernt, bis das Auge die Erleuchtung beider beschat-
teter Räume als gleich erkennt, so hat man das beabsichtigte Expe-
riment vollendet. Der wirkliche Versuch zeigt, daß die Entfernung
DH sich zu CH wie 5 zu 7 verhalten muß, wenn die Erleuchtung
durch ein Licht D eben so stark, als durch zwei Lichter C sein soll,
und da 5 mal 5 = 25, 7 mal 7 = 49, die letztere Zahl fast
genau die doppelte der ersten ist, so giebt das Experiment eine
Bestätigung des oben gefundenen Satzes. Hätte man in C vier
Lichter vereiniget, so müßte DH nur halb so groß sein, als CH,
weil ein Licht in der halben Entfernung viermal so stark erleuch-
tet, als ein Licht in der ganzen Entfernung.

Diese eine photometrische Bestimmung leitet uns zu meh-
reren. Schon eine sich von selbst darbietende Erfahrung lehrt uns,
daß die Erleuchtung schwächer wird, wenn wir das Licht unter
einem kleinen Winkel auf die erleuchtete Ebene fallen lassen, und
wir fragen daher auch hier nach dem Gesetze der Erleuchtung, sofern
sie von dem Einfallswinkel der Lichtstrahlen abhängt. Sehen wir
auf die Menge der Lichtstrahlen, so erhellt leicht, daß die Ebene
AB (Fig. 26.) nur von eben so vielen Lichtstrahlen, als AC,
getroffen wird, wenn aA, bB die von dem leuchtenden Puncte
herkommenden Lichtstrahlen sind; ist also die schiefe Fläche AB
doppelt so groß, als AC, so ist AB in jedem Puncte nur halb so
stark erleuchtet, als es AC sein würde, wenn AC eine die Strahlen
auffangende Ebene wäre. Der Versuch, den man auf ähnliche
Weise, wie den vorigen, durch Vergleichung zweier Schatten an-
stellen kann, bestätigt diese Behauptung; würde er so angestellt,
daß ein Licht die Fläche in senkrechter Richtung erleuchtete, eines
dagegen in sehr schiefer Richtung, so würde das senkrecht erleuch-
tende Licht viel weiter als das andere hinausgerückt werden müssen,
damit die Erleuchtung als gleich erscheine. Die vorhin angeführten
Erfahrungen über den lebhaften Glanz eines in senkrechter Richtung
von der Sonne beleuchteten Gegenstandes erhalten hierdurch ihre
vollkommene Erklärung.


dem einen Lichte D oder die den zwei Lichtern C zugehoͤrende Er-
leuchtung die ſtaͤrkere iſt, und wenn man D ſo lange naͤher ruͤckt
oder weiter entfernt, bis das Auge die Erleuchtung beider beſchat-
teter Raͤume als gleich erkennt, ſo hat man das beabſichtigte Expe-
riment vollendet. Der wirkliche Verſuch zeigt, daß die Entfernung
DH ſich zu CH wie 5 zu 7 verhalten muß, wenn die Erleuchtung
durch ein Licht D eben ſo ſtark, als durch zwei Lichter C ſein ſoll,
und da 5 mal 5 = 25, 7 mal 7 = 49, die letztere Zahl faſt
genau die doppelte der erſten iſt, ſo giebt das Experiment eine
Beſtaͤtigung des oben gefundenen Satzes. Haͤtte man in C vier
Lichter vereiniget, ſo muͤßte DH nur halb ſo groß ſein, als CH,
weil ein Licht in der halben Entfernung viermal ſo ſtark erleuch-
tet, als ein Licht in der ganzen Entfernung.

Dieſe eine photometriſche Beſtimmung leitet uns zu meh-
reren. Schon eine ſich von ſelbſt darbietende Erfahrung lehrt uns,
daß die Erleuchtung ſchwaͤcher wird, wenn wir das Licht unter
einem kleinen Winkel auf die erleuchtete Ebene fallen laſſen, und
wir fragen daher auch hier nach dem Geſetze der Erleuchtung, ſofern
ſie von dem Einfallswinkel der Lichtſtrahlen abhaͤngt. Sehen wir
auf die Menge der Lichtſtrahlen, ſo erhellt leicht, daß die Ebene
AB (Fig. 26.) nur von eben ſo vielen Lichtſtrahlen, als AC,
getroffen wird, wenn aA, bB die von dem leuchtenden Puncte
herkommenden Lichtſtrahlen ſind; iſt alſo die ſchiefe Flaͤche AB
doppelt ſo groß, als AC, ſo iſt AB in jedem Puncte nur halb ſo
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auffangende Ebene waͤre. Der Verſuch, den man auf aͤhnliche
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ſtellen kann, beſtaͤtigt dieſe Behauptung; wuͤrde er ſo angeſtellt,
daß ein Licht die Flaͤche in ſenkrechter Richtung erleuchtete, eines
dagegen in ſehr ſchiefer Richtung, ſo wuͤrde das ſenkrecht erleuch-
tende Licht viel weiter als das andere hinausgeruͤckt werden muͤſſen,
damit die Erleuchtung als gleich erſcheine. Die vorhin angefuͤhrten
Erfahrungen uͤber den lebhaften Glanz eines in ſenkrechter Richtung
von der Sonne beleuchteten Gegenſtandes erhalten hierdurch ihre
vollkommene Erklaͤrung.


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[68/0082] dem einen Lichte D oder die den zwei Lichtern C zugehoͤrende Er- leuchtung die ſtaͤrkere iſt, und wenn man D ſo lange naͤher ruͤckt oder weiter entfernt, bis das Auge die Erleuchtung beider beſchat- teter Raͤume als gleich erkennt, ſo hat man das beabſichtigte Expe- riment vollendet. Der wirkliche Verſuch zeigt, daß die Entfernung DH ſich zu CH wie 5 zu 7 verhalten muß, wenn die Erleuchtung durch ein Licht D eben ſo ſtark, als durch zwei Lichter C ſein ſoll, und da 5 mal 5 = 25, 7 mal 7 = 49, die letztere Zahl faſt genau die doppelte der erſten iſt, ſo giebt das Experiment eine Beſtaͤtigung des oben gefundenen Satzes. Haͤtte man in C vier Lichter vereiniget, ſo muͤßte DH nur halb ſo groß ſein, als CH, weil ein Licht in der halben Entfernung viermal ſo ſtark erleuch- tet, als ein Licht in der ganzen Entfernung. Dieſe eine photometriſche Beſtimmung leitet uns zu meh- reren. Schon eine ſich von ſelbſt darbietende Erfahrung lehrt uns, daß die Erleuchtung ſchwaͤcher wird, wenn wir das Licht unter einem kleinen Winkel auf die erleuchtete Ebene fallen laſſen, und wir fragen daher auch hier nach dem Geſetze der Erleuchtung, ſofern ſie von dem Einfallswinkel der Lichtſtrahlen abhaͤngt. Sehen wir auf die Menge der Lichtſtrahlen, ſo erhellt leicht, daß die Ebene AB (Fig. 26.) nur von eben ſo vielen Lichtſtrahlen, als AC, getroffen wird, wenn aA, bB die von dem leuchtenden Puncte herkommenden Lichtſtrahlen ſind; iſt alſo die ſchiefe Flaͤche AB doppelt ſo groß, als AC, ſo iſt AB in jedem Puncte nur halb ſo ſtark erleuchtet, als es AC ſein wuͤrde, wenn AC eine die Strahlen auffangende Ebene waͤre. Der Verſuch, den man auf aͤhnliche Weiſe, wie den vorigen, durch Vergleichung zweier Schatten an- ſtellen kann, beſtaͤtigt dieſe Behauptung; wuͤrde er ſo angeſtellt, daß ein Licht die Flaͤche in ſenkrechter Richtung erleuchtete, eines dagegen in ſehr ſchiefer Richtung, ſo wuͤrde das ſenkrecht erleuch- tende Licht viel weiter als das andere hinausgeruͤckt werden muͤſſen, damit die Erleuchtung als gleich erſcheine. Die vorhin angefuͤhrten Erfahrungen uͤber den lebhaften Glanz eines in ſenkrechter Richtung von der Sonne beleuchteten Gegenſtandes erhalten hierdurch ihre vollkommene Erklaͤrung.

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/82>, abgerufen am 12.05.2024.