Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

chlorsäure, giebt. Hieraus ergiebt sich dann das, was man Ato-
mengewichte nennt, von selbst. Die Abwägung zeigt, daß 88,9
Gewichtstheile Sauerstoff mit 11,1 Gewichtstheilen Wasserstoff
Wasser bilden; da wir in dem letztern Gewichte, wegen des doppel-
ten Volumens doppelt so viel Atome als im erstern annehmen, so
ist 88,9 zu 5,55, oder 100 zu 6,24, das Verhältniß der Atomen-
gewichte beider Körper, und wenn wir 100 als das Atomengewicht
des Sauerstoffs annehmen, so ist das des Wasserstoffs 6,24, das
des Wassers = 112,5, (nämlich 100 und zweimal 6,24.)

Um Sie nicht mit allzuvielen Zahlen zu unterhalten, will ich
nur die oben angeführten Beispiele noch auf die Atomenzahlen zu-
rückführen. Wenn das Atomengewicht des Schwefels = 201 ge-
setzt wird, so gehen die vier Verbindungen mit dem Sauerstoff
hervor, wenn sich 2 Atome Schwefel mit 2 Atomen oder mit 4
Atomen oder mit 5 Atomen oder mit 6 Atomen Sauerstoff ver-
binden *). In der letzten Verbindung, welche unter dem Namen
Schwefelsäure bekannt genug ist, sind also an
1 Atom Schwefel = 201,
3 Atome Sauerstoff = 300, gebunden, und das Ato-
mengewicht der Schwefelsäure muß = 501 sein.

Eben die Gründe veranlassen zu der Voraussetzung, daß 2
Atome Sauerstoff mit 2 Atomen Eisen (oder 1 Atom mit 1 Atom)
verbunden Eisen-Oxydul geben, und 2 Atome Eisen mit 3 Ato-
men Sauerstoff verbunden, Eisen-Oxyd. Hiernach wären also
1 Atom Eisen = 339
1 Atom Sauerstoff = 100
also ein Atom Eisen-Oxydul = 439,
als Atomengewicht des
Eisen-Oxyduls. Das Eisen-Oxydul bildet mit der Schwefelsäure
das bekannte Salz, den Eisenvitriol, grünen Vitriol, schwefelsau-
res Eisen-Oxydul, und zwar entsteht dieses aus 501 Gewichts-
theilen Schwefelsäure gegen 439 Gewichtstheilen Eisen-Oxydul,
so daß man sagen darf, 1 Atom Schwefelsäure verbindet sich mit

*) 1 Atom Schwefel mit 1 Atom Sauerstoff giebt die erste, 1
Atom Schwefel mit 2 Atomen Sauerstoff die zweite, 2 Atome Schwe-
fel mit 5 Atomen Sauerstoff die dritte, 1 Atom Schwefel mit 3 Ato-
men Sauerstoff die vierte.

chlorſaͤure, giebt. Hieraus ergiebt ſich dann das, was man Ato-
mengewichte nennt, von ſelbſt. Die Abwaͤgung zeigt, daß 88,9
Gewichtstheile Sauerſtoff mit 11,1 Gewichtstheilen Waſſerſtoff
Waſſer bilden; da wir in dem letztern Gewichte, wegen des doppel-
ten Volumens doppelt ſo viel Atome als im erſtern annehmen, ſo
iſt 88,9 zu 5,55, oder 100 zu 6,24, das Verhaͤltniß der Atomen-
gewichte beider Koͤrper, und wenn wir 100 als das Atomengewicht
des Sauerſtoffs annehmen, ſo iſt das des Waſſerſtoffs 6,24, das
des Waſſers = 112,5, (naͤmlich 100 und zweimal 6,24.)

Um Sie nicht mit allzuvielen Zahlen zu unterhalten, will ich
nur die oben angefuͤhrten Beiſpiele noch auf die Atomenzahlen zu-
ruͤckfuͤhren. Wenn das Atomengewicht des Schwefels = 201 ge-
ſetzt wird, ſo gehen die vier Verbindungen mit dem Sauerſtoff
hervor, wenn ſich 2 Atome Schwefel mit 2 Atomen oder mit 4
Atomen oder mit 5 Atomen oder mit 6 Atomen Sauerſtoff ver-
binden *). In der letzten Verbindung, welche unter dem Namen
Schwefelſaͤure bekannt genug iſt, ſind alſo an
1 Atom Schwefel = 201,
3 Atome Sauerſtoff = 300, gebunden, und das Ato-
mengewicht der Schwefelſaͤure muß = 501 ſein.

Eben die Gruͤnde veranlaſſen zu der Vorausſetzung, daß 2
Atome Sauerſtoff mit 2 Atomen Eiſen (oder 1 Atom mit 1 Atom)
verbunden Eiſen-Oxydul geben, und 2 Atome Eiſen mit 3 Ato-
men Sauerſtoff verbunden, Eiſen-Oxyd. Hiernach waͤren alſo
1 Atom Eiſen = 339
1 Atom Sauerſtoff = 100
alſo ein Atom Eiſen-Oxydul = 439,
als Atomengewicht des
Eiſen-Oxyduls. Das Eiſen-Oxydul bildet mit der Schwefelſaͤure
das bekannte Salz, den Eiſenvitriol, gruͤnen Vitriol, ſchwefelſau-
res Eiſen-Oxydul, und zwar entſteht dieſes aus 501 Gewichts-
theilen Schwefelſaͤure gegen 439 Gewichtstheilen Eiſen-Oxydul,
ſo daß man ſagen darf, 1 Atom Schwefelſaͤure verbindet ſich mit

*) 1 Atom Schwefel mit 1 Atom Sauerſtoff giebt die erſte, 1
Atom Schwefel mit 2 Atomen Sauerſtoff die zweite, 2 Atome Schwe-
fel mit 5 Atomen Sauerſtoff die dritte, 1 Atom Schwefel mit 3 Ato-
men Sauerſtoff die vierte.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0066" n="52"/>
chlor&#x017F;a&#x0364;ure, giebt. Hieraus ergiebt &#x017F;ich                         dann das, was man Ato-<lb/>
mengewichte nennt, von                         &#x017F;elb&#x017F;t. Die Abwa&#x0364;gung zeigt, daß                         88,9<lb/>
Gewichtstheile Sauer&#x017F;toff mit 11,1 Gewichtstheilen                         Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toff<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er                         bilden; da wir in dem letztern Gewichte, wegen des doppel-<lb/>
ten Volumens                         doppelt &#x017F;o viel Atome als im er&#x017F;tern annehmen,                         &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t 88,9 zu 5,55, oder 100 zu 6,24, das                         Verha&#x0364;ltniß der Atomen-<lb/>
gewichte beider Ko&#x0364;rper,                         und wenn wir 100 als das Atomengewicht<lb/>
des Sauer&#x017F;toffs                         annehmen, &#x017F;o i&#x017F;t das des                         Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toffs 6,24, das<lb/>
des                         Wa&#x017F;&#x017F;ers = 112,5, (na&#x0364;mlich 100 und zweimal                         6,24.)</p><lb/>
          <p>Um Sie nicht mit allzuvielen Zahlen zu unterhalten, will ich<lb/>
nur die oben                         angefu&#x0364;hrten Bei&#x017F;piele noch auf die Atomenzahlen                         zu-<lb/>
ru&#x0364;ckfu&#x0364;hren. Wenn das Atomengewicht des                         Schwefels = 201 ge-<lb/>
&#x017F;etzt wird, &#x017F;o gehen die vier                         Verbindungen mit dem Sauer&#x017F;toff<lb/>
hervor, wenn &#x017F;ich                         2 Atome Schwefel mit 2 Atomen oder mit 4<lb/>
Atomen oder mit 5 Atomen oder                         mit 6 Atomen Sauer&#x017F;toff ver-<lb/>
binden <note place="foot" n="*)">1 Atom Schwefel mit 1 Atom Sauer&#x017F;toff giebt die                             er&#x017F;te, 1<lb/>
Atom Schwefel mit 2 Atomen Sauer&#x017F;toff                             die zweite, 2 Atome Schwe-<lb/>
fel mit 5 Atomen Sauer&#x017F;toff                             die dritte, 1 Atom Schwefel mit 3 Ato-<lb/>
men Sauer&#x017F;toff die                             vierte.</note>. In der letzten Verbindung, welche unter dem                         Namen<lb/>
Schwefel&#x017F;a&#x0364;ure bekannt genug i&#x017F;t,                         &#x017F;ind al&#x017F;o an<lb/><hi rendition="#et">1 Atom Schwefel =                             201,<lb/>
3 Atome Sauer&#x017F;toff = 300, gebunden, und das                             Ato-<lb/>
mengewicht der Schwefel&#x017F;a&#x0364;ure muß = 501                             &#x017F;ein.</hi></p><lb/>
          <p>Eben die Gru&#x0364;nde veranla&#x017F;&#x017F;en zu der                         Voraus&#x017F;etzung, daß 2<lb/>
Atome Sauer&#x017F;toff mit 2 Atomen                         Ei&#x017F;en (oder 1 Atom mit 1 Atom)<lb/>
verbunden                         Ei&#x017F;en-Oxydul geben, und 2 Atome Ei&#x017F;en mit 3                         Ato-<lb/>
men Sauer&#x017F;toff verbunden, Ei&#x017F;en-Oxyd.                         Hiernach wa&#x0364;ren al&#x017F;o<lb/><hi rendition="#et">1 Atom                             Ei&#x017F;en = 339<lb/>
1 Atom Sauer&#x017F;toff =                             100<lb/>
al&#x017F;o ein Atom Ei&#x017F;en-Oxydul = 439,</hi> als                         Atomengewicht des<lb/>
Ei&#x017F;en-Oxyduls. Das Ei&#x017F;en-Oxydul                         bildet mit der Schwefel&#x017F;a&#x0364;ure<lb/>
das bekannte Salz,                         den Ei&#x017F;envitriol, gru&#x0364;nen Vitriol,                         &#x017F;chwefel&#x017F;au-<lb/>
res Ei&#x017F;en-Oxydul, und zwar                         ent&#x017F;teht die&#x017F;es aus 501 Gewichts-<lb/>
theilen                         Schwefel&#x017F;a&#x0364;ure gegen 439 Gewichtstheilen                         Ei&#x017F;en-Oxydul,<lb/>
&#x017F;o daß man &#x017F;agen darf, 1                         Atom Schwefel&#x017F;a&#x0364;ure verbindet &#x017F;ich                             mit<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0066] chlorſaͤure, giebt. Hieraus ergiebt ſich dann das, was man Ato- mengewichte nennt, von ſelbſt. Die Abwaͤgung zeigt, daß 88,9 Gewichtstheile Sauerſtoff mit 11,1 Gewichtstheilen Waſſerſtoff Waſſer bilden; da wir in dem letztern Gewichte, wegen des doppel- ten Volumens doppelt ſo viel Atome als im erſtern annehmen, ſo iſt 88,9 zu 5,55, oder 100 zu 6,24, das Verhaͤltniß der Atomen- gewichte beider Koͤrper, und wenn wir 100 als das Atomengewicht des Sauerſtoffs annehmen, ſo iſt das des Waſſerſtoffs 6,24, das des Waſſers = 112,5, (naͤmlich 100 und zweimal 6,24.) Um Sie nicht mit allzuvielen Zahlen zu unterhalten, will ich nur die oben angefuͤhrten Beiſpiele noch auf die Atomenzahlen zu- ruͤckfuͤhren. Wenn das Atomengewicht des Schwefels = 201 ge- ſetzt wird, ſo gehen die vier Verbindungen mit dem Sauerſtoff hervor, wenn ſich 2 Atome Schwefel mit 2 Atomen oder mit 4 Atomen oder mit 5 Atomen oder mit 6 Atomen Sauerſtoff ver- binden *). In der letzten Verbindung, welche unter dem Namen Schwefelſaͤure bekannt genug iſt, ſind alſo an 1 Atom Schwefel = 201, 3 Atome Sauerſtoff = 300, gebunden, und das Ato- mengewicht der Schwefelſaͤure muß = 501 ſein. Eben die Gruͤnde veranlaſſen zu der Vorausſetzung, daß 2 Atome Sauerſtoff mit 2 Atomen Eiſen (oder 1 Atom mit 1 Atom) verbunden Eiſen-Oxydul geben, und 2 Atome Eiſen mit 3 Ato- men Sauerſtoff verbunden, Eiſen-Oxyd. Hiernach waͤren alſo 1 Atom Eiſen = 339 1 Atom Sauerſtoff = 100 alſo ein Atom Eiſen-Oxydul = 439, als Atomengewicht des Eiſen-Oxyduls. Das Eiſen-Oxydul bildet mit der Schwefelſaͤure das bekannte Salz, den Eiſenvitriol, gruͤnen Vitriol, ſchwefelſau- res Eiſen-Oxydul, und zwar entſteht dieſes aus 501 Gewichts- theilen Schwefelſaͤure gegen 439 Gewichtstheilen Eiſen-Oxydul, ſo daß man ſagen darf, 1 Atom Schwefelſaͤure verbindet ſich mit *) 1 Atom Schwefel mit 1 Atom Sauerſtoff giebt die erſte, 1 Atom Schwefel mit 2 Atomen Sauerſtoff die zweite, 2 Atome Schwe- fel mit 5 Atomen Sauerſtoff die dritte, 1 Atom Schwefel mit 3 Ato- men Sauerſtoff die vierte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/66
Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/66>, abgerufen am 11.05.2024.