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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831.

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die Theilchen des festen Körpers angezogen werden, vermindert sich
in dem Maaße, wie die Verbindung zu Stande gebracht ist, und
endlich tritt eine Sättigung ein, wobei alle fernere Einwirkung
aufhört.

Die Umstände, welche die schnellere Auflösung eines festen
Körpers in einem flüssigen befördern, lassen sich hieraus leicht er-
klären. Ist der feste Körper durch Pulverisirung in kleine Stücke
zerlegt, so bietet er mehr Oberfläche als in größern Stücken dar,
und ist daher dem Auflösen mehr ausgesetzt. Wenn man die Flüs-
sigkeit umrührt oder umschüttelt, so befördert man die Auflösung,
weil die noch ungesättigten Theile besser mit dem aufzulösenden
Körper in Berührung kommen. Auch die Erhöhung der Tempe-
ratur wirkt zum Theil mechanisch auf die schnellere Beförderung
der Auflösung, theils indem sie eine innigere Berührung der Ober-
fläche des aufzulösenden Körpers bewirkt, theils indem sie durch
Strömung eine fortwährende Mischung der noch ungesättigten
Theile mit den gesättigten hervorbringt; aber allerdings zeigt die
Wärme auch noch einen andern wesentlichen Einfluß, indem sie
in vielen Fällen das auflösende Mittel fähig macht, eine größere
Menge des aufzulösenden Körpers in sich aufzunehmen. Diese
Verschiedenheit zwischen einem sehr erhitzten flüssigen Körper und
eben dem Körper im abgekühlten Zustande ist oft so groß, daß sich
beim Abkühlen zahlreiche Crystalle des vorhin aufgelösten Körpers
niederschlagen. Alaun zum Beispiel löset sich in kochendem Wasser
so reichlich auf, daß fast auf jeden Gewichtstheil Wasser auch ein
Gewichtstheil Alaun kömmt, dagegen bei 8° Reaum. ungefähr
18 Theile Wasser nur 1 Theil Alaun auflösen; er crystallisirt
daher in der Kälte, wenn eine kochende Auflösung der Sättigung
nahe war. Dieser Umstand macht die Darstellung von Körbchen,
die wie aus Crystall zusammengesetzt aussehen, möglich, wenn man
durch Metallstäbchen, die ein Körbchen bilden, die Crystalle veran-
laßt, an diese angelegt, eine regelmäßige Anordnung anzunehmen.

Nicht bloß die Wärme, sondern auch das Licht hat in manchen
Fällen Einfluß auf die Affinitäts-Erscheinungen, wovon in der
Folge Beispiele vorkommen werden. Aber einen noch wichtigern
Einfluß zeigt die Electricität, so daß die electrische Beschaffenheit
der Körper als höchst wichtig in Beziehung auf die Verwandtschafts-

die Theilchen des feſten Koͤrpers angezogen werden, vermindert ſich
in dem Maaße, wie die Verbindung zu Stande gebracht iſt, und
endlich tritt eine Saͤttigung ein, wobei alle fernere Einwirkung
aufhoͤrt.

Die Umſtaͤnde, welche die ſchnellere Aufloͤſung eines feſten
Koͤrpers in einem fluͤſſigen befoͤrdern, laſſen ſich hieraus leicht er-
klaͤren. Iſt der feſte Koͤrper durch Pulveriſirung in kleine Stuͤcke
zerlegt, ſo bietet er mehr Oberflaͤche als in groͤßern Stuͤcken dar,
und iſt daher dem Aufloͤſen mehr ausgeſetzt. Wenn man die Fluͤſ-
ſigkeit umruͤhrt oder umſchuͤttelt, ſo befoͤrdert man die Aufloͤſung,
weil die noch ungeſaͤttigten Theile beſſer mit dem aufzuloͤſenden
Koͤrper in Beruͤhrung kommen. Auch die Erhoͤhung der Tempe-
ratur wirkt zum Theil mechaniſch auf die ſchnellere Befoͤrderung
der Aufloͤſung, theils indem ſie eine innigere Beruͤhrung der Ober-
flaͤche des aufzuloͤſenden Koͤrpers bewirkt, theils indem ſie durch
Stroͤmung eine fortwaͤhrende Miſchung der noch ungeſaͤttigten
Theile mit den geſaͤttigten hervorbringt; aber allerdings zeigt die
Waͤrme auch noch einen andern weſentlichen Einfluß, indem ſie
in vielen Faͤllen das aufloͤſende Mittel faͤhig macht, eine groͤßere
Menge des aufzuloͤſenden Koͤrpers in ſich aufzunehmen. Dieſe
Verſchiedenheit zwiſchen einem ſehr erhitzten fluͤſſigen Koͤrper und
eben dem Koͤrper im abgekuͤhlten Zuſtande iſt oft ſo groß, daß ſich
beim Abkuͤhlen zahlreiche Cryſtalle des vorhin aufgeloͤſten Koͤrpers
niederſchlagen. Alaun zum Beiſpiel loͤſet ſich in kochendem Waſſer
ſo reichlich auf, daß faſt auf jeden Gewichtstheil Waſſer auch ein
Gewichtstheil Alaun koͤmmt, dagegen bei 8° Reaum. ungefaͤhr
18 Theile Waſſer nur 1 Theil Alaun aufloͤſen; er cryſtalliſirt
daher in der Kaͤlte, wenn eine kochende Aufloͤſung der Saͤttigung
nahe war. Dieſer Umſtand macht die Darſtellung von Koͤrbchen,
die wie aus Cryſtall zuſammengeſetzt ausſehen, moͤglich, wenn man
durch Metallſtaͤbchen, die ein Koͤrbchen bilden, die Cryſtalle veran-
laßt, an dieſe angelegt, eine regelmaͤßige Anordnung anzunehmen.

Nicht bloß die Waͤrme, ſondern auch das Licht hat in manchen
Faͤllen Einfluß auf die Affinitaͤts-Erſcheinungen, wovon in der
Folge Beiſpiele vorkommen werden. Aber einen noch wichtigern
Einfluß zeigt die Electricitaͤt, ſo daß die electriſche Beſchaffenheit
der Koͤrper als hoͤchſt wichtig in Beziehung auf die Verwandtſchafts-

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[37/0051] die Theilchen des feſten Koͤrpers angezogen werden, vermindert ſich in dem Maaße, wie die Verbindung zu Stande gebracht iſt, und endlich tritt eine Saͤttigung ein, wobei alle fernere Einwirkung aufhoͤrt. Die Umſtaͤnde, welche die ſchnellere Aufloͤſung eines feſten Koͤrpers in einem fluͤſſigen befoͤrdern, laſſen ſich hieraus leicht er- klaͤren. Iſt der feſte Koͤrper durch Pulveriſirung in kleine Stuͤcke zerlegt, ſo bietet er mehr Oberflaͤche als in groͤßern Stuͤcken dar, und iſt daher dem Aufloͤſen mehr ausgeſetzt. Wenn man die Fluͤſ- ſigkeit umruͤhrt oder umſchuͤttelt, ſo befoͤrdert man die Aufloͤſung, weil die noch ungeſaͤttigten Theile beſſer mit dem aufzuloͤſenden Koͤrper in Beruͤhrung kommen. Auch die Erhoͤhung der Tempe- ratur wirkt zum Theil mechaniſch auf die ſchnellere Befoͤrderung der Aufloͤſung, theils indem ſie eine innigere Beruͤhrung der Ober- flaͤche des aufzuloͤſenden Koͤrpers bewirkt, theils indem ſie durch Stroͤmung eine fortwaͤhrende Miſchung der noch ungeſaͤttigten Theile mit den geſaͤttigten hervorbringt; aber allerdings zeigt die Waͤrme auch noch einen andern weſentlichen Einfluß, indem ſie in vielen Faͤllen das aufloͤſende Mittel faͤhig macht, eine groͤßere Menge des aufzuloͤſenden Koͤrpers in ſich aufzunehmen. Dieſe Verſchiedenheit zwiſchen einem ſehr erhitzten fluͤſſigen Koͤrper und eben dem Koͤrper im abgekuͤhlten Zuſtande iſt oft ſo groß, daß ſich beim Abkuͤhlen zahlreiche Cryſtalle des vorhin aufgeloͤſten Koͤrpers niederſchlagen. Alaun zum Beiſpiel loͤſet ſich in kochendem Waſſer ſo reichlich auf, daß faſt auf jeden Gewichtstheil Waſſer auch ein Gewichtstheil Alaun koͤmmt, dagegen bei 8° Reaum. ungefaͤhr 18 Theile Waſſer nur 1 Theil Alaun aufloͤſen; er cryſtalliſirt daher in der Kaͤlte, wenn eine kochende Aufloͤſung der Saͤttigung nahe war. Dieſer Umſtand macht die Darſtellung von Koͤrbchen, die wie aus Cryſtall zuſammengeſetzt ausſehen, moͤglich, wenn man durch Metallſtaͤbchen, die ein Koͤrbchen bilden, die Cryſtalle veran- laßt, an dieſe angelegt, eine regelmaͤßige Anordnung anzunehmen. Nicht bloß die Waͤrme, ſondern auch das Licht hat in manchen Faͤllen Einfluß auf die Affinitaͤts-Erſcheinungen, wovon in der Folge Beiſpiele vorkommen werden. Aber einen noch wichtigern Einfluß zeigt die Electricitaͤt, ſo daß die electriſche Beſchaffenheit der Koͤrper als hoͤchſt wichtig in Beziehung auf die Verwandtſchafts-

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Zitationshilfe: Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/51>, abgerufen am 22.11.2024.