z. B., der nahen Verwandtschaft der Gallussäure auf Eisen unge- achtet, dennoch das Eisen an die Körper, von welchen man es zu trennen hoffte, fester gebunden wäre, so daß die Trennung nicht statt fände, und so in ähnlichen Fällen bei Reagentien für andere Körper *).
Die Reagentien sind desto brauchbarer, je sicherer ihre Ver- wandtschaft zu dem aufzusuchenden Körper das Uebergewicht über die meisten oder über alle Verwandtschaften eben des Körpers hat, und je deutlicher selbst sehr kleine Quantitäten des aufzusuchenden Körpers durch deutliche Färbung und ähnliche Veränderungen sicht- bar werden. Einige Beispiele sind schon bei Gelegenheit der großen Theilbarkeit der Körper vorgekommen.
Die verschiedenen Mittel, deren man sich bedient, um bald in den durch Hitze geschmolzenen, bald in den durch Auflösung in flüssigen Zustand versetzten, zuweilen auch in den in fester Gestalt unter einander gemischten Körpern diejenigen Aenderungen hervor- zubringen, welche durch die Verwandtschaft hervorgehen können, lassen sich hier nicht umständlicher angeben, indem es hier nur mein Zweck ist, die allgemeinsten Grundlagen der Chemie anzudeuten. Wenn ein den festen Körper berührendes Fluidum die Theilchen des festen Körpers stärker anzieht als diese einander, und so stark, daß die Cohäsionskraft überwunden wird, so gehen die Bestandtheile des festen Körpers nicht allein in die zunächst anliegenden flüssigen Theile über, sondern diese treten sie auch an die entfernteren ab. Jedes Theilchen des flüssigen Körpers, das noch keinen Theil des festen Körpers erhalten hat, übt seine ganze Gewalt auf diese ihm nahe verwandten Theile, die sich in den benachbarten flüssigen Theilen schon befinden, aus, und indem die dem festen Körper anliegenden flüssigen Theilchen die Bestandtheile des festen Körpers den entferntern abtreten, werden sie selbst desto mehr wieder fähig, mehr Theile des festen aufzunehmen. Haben nach und nach alle Theilchen schon viel von dem aufzulösenden Körper aufgenommen, so geht die Auflösung immer langsamer fort, die Kraft, mit welcher
*) So z. B. ist das Eisen mit der färbenden Substanz des Blutes so fest verbunden, daß es sich durch die gewöhnlichen Reagentien nicht davon trennen läßt. Poggend. Ann. VII. 84.
z. B., der nahen Verwandtſchaft der Gallusſaͤure auf Eiſen unge- achtet, dennoch das Eiſen an die Koͤrper, von welchen man es zu trennen hoffte, feſter gebunden waͤre, ſo daß die Trennung nicht ſtatt faͤnde, und ſo in aͤhnlichen Faͤllen bei Reagentien fuͤr andere Koͤrper *).
Die Reagentien ſind deſto brauchbarer, je ſicherer ihre Ver- wandtſchaft zu dem aufzuſuchenden Koͤrper das Uebergewicht uͤber die meiſten oder uͤber alle Verwandtſchaften eben des Koͤrpers hat, und je deutlicher ſelbſt ſehr kleine Quantitaͤten des aufzuſuchenden Koͤrpers durch deutliche Faͤrbung und aͤhnliche Veraͤnderungen ſicht- bar werden. Einige Beiſpiele ſind ſchon bei Gelegenheit der großen Theilbarkeit der Koͤrper vorgekommen.
Die verſchiedenen Mittel, deren man ſich bedient, um bald in den durch Hitze geſchmolzenen, bald in den durch Aufloͤſung in fluͤſſigen Zuſtand verſetzten, zuweilen auch in den in feſter Geſtalt unter einander gemiſchten Koͤrpern diejenigen Aenderungen hervor- zubringen, welche durch die Verwandtſchaft hervorgehen koͤnnen, laſſen ſich hier nicht umſtaͤndlicher angeben, indem es hier nur mein Zweck iſt, die allgemeinſten Grundlagen der Chemie anzudeuten. Wenn ein den feſten Koͤrper beruͤhrendes Fluidum die Theilchen des feſten Koͤrpers ſtaͤrker anzieht als dieſe einander, und ſo ſtark, daß die Cohaͤſionskraft uͤberwunden wird, ſo gehen die Beſtandtheile des feſten Koͤrpers nicht allein in die zunaͤchſt anliegenden fluͤſſigen Theile uͤber, ſondern dieſe treten ſie auch an die entfernteren ab. Jedes Theilchen des fluͤſſigen Koͤrpers, das noch keinen Theil des feſten Koͤrpers erhalten hat, uͤbt ſeine ganze Gewalt auf dieſe ihm nahe verwandten Theile, die ſich in den benachbarten fluͤſſigen Theilen ſchon befinden, aus, und indem die dem feſten Koͤrper anliegenden fluͤſſigen Theilchen die Beſtandtheile des feſten Koͤrpers den entferntern abtreten, werden ſie ſelbſt deſto mehr wieder faͤhig, mehr Theile des feſten aufzunehmen. Haben nach und nach alle Theilchen ſchon viel von dem aufzuloͤſenden Koͤrper aufgenommen, ſo geht die Aufloͤſung immer langſamer fort, die Kraft, mit welcher
*) So z. B. iſt das Eiſen mit der faͤrbenden Subſtanz des Blutes ſo feſt verbunden, daß es ſich durch die gewoͤhnlichen Reagentien nicht davon trennen laͤßt. Poggend. Ann. VII. 84.
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[36/0050]
z. B., der nahen Verwandtſchaft der Gallusſaͤure auf Eiſen unge-
achtet, dennoch das Eiſen an die Koͤrper, von welchen man es zu
trennen hoffte, feſter gebunden waͤre, ſo daß die Trennung nicht
ſtatt faͤnde, und ſo in aͤhnlichen Faͤllen bei Reagentien fuͤr andere
Koͤrper *).
Die Reagentien ſind deſto brauchbarer, je ſicherer ihre Ver-
wandtſchaft zu dem aufzuſuchenden Koͤrper das Uebergewicht uͤber
die meiſten oder uͤber alle Verwandtſchaften eben des Koͤrpers hat,
und je deutlicher ſelbſt ſehr kleine Quantitaͤten des aufzuſuchenden
Koͤrpers durch deutliche Faͤrbung und aͤhnliche Veraͤnderungen ſicht-
bar werden. Einige Beiſpiele ſind ſchon bei Gelegenheit der großen
Theilbarkeit der Koͤrper vorgekommen.
Die verſchiedenen Mittel, deren man ſich bedient, um bald
in den durch Hitze geſchmolzenen, bald in den durch Aufloͤſung in
fluͤſſigen Zuſtand verſetzten, zuweilen auch in den in feſter Geſtalt
unter einander gemiſchten Koͤrpern diejenigen Aenderungen hervor-
zubringen, welche durch die Verwandtſchaft hervorgehen koͤnnen,
laſſen ſich hier nicht umſtaͤndlicher angeben, indem es hier nur mein
Zweck iſt, die allgemeinſten Grundlagen der Chemie anzudeuten.
Wenn ein den feſten Koͤrper beruͤhrendes Fluidum die Theilchen
des feſten Koͤrpers ſtaͤrker anzieht als dieſe einander, und ſo ſtark,
daß die Cohaͤſionskraft uͤberwunden wird, ſo gehen die Beſtandtheile
des feſten Koͤrpers nicht allein in die zunaͤchſt anliegenden fluͤſſigen
Theile uͤber, ſondern dieſe treten ſie auch an die entfernteren ab.
Jedes Theilchen des fluͤſſigen Koͤrpers, das noch keinen Theil des
feſten Koͤrpers erhalten hat, uͤbt ſeine ganze Gewalt auf dieſe ihm
nahe verwandten Theile, die ſich in den benachbarten fluͤſſigen
Theilen ſchon befinden, aus, und indem die dem feſten Koͤrper
anliegenden fluͤſſigen Theilchen die Beſtandtheile des feſten Koͤrpers
den entferntern abtreten, werden ſie ſelbſt deſto mehr wieder faͤhig,
mehr Theile des feſten aufzunehmen. Haben nach und nach alle
Theilchen ſchon viel von dem aufzuloͤſenden Koͤrper aufgenommen,
ſo geht die Aufloͤſung immer langſamer fort, die Kraft, mit welcher
*) So z. B. iſt das Eiſen mit der faͤrbenden Subſtanz des Blutes
ſo feſt verbunden, daß es ſich durch die gewoͤhnlichen Reagentien nicht
davon trennen laͤßt. Poggend. Ann. VII. 84.
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Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1831, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brandes_naturlehre02_1831/50>, abgerufen am 27.07.2024.
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